Prolog: Der Schleichende Tod
Die kühle Nachtluft empfing Leofried, als er durch die Tür seines Hauses nach draußen ging. Er hielt einen Moment inne und schaute sich um, sein Dorf Kakariko war zu dieser Tageszeit sehr schön, die vielen Glühwürmchen tauchten alles in ein grünliches Licht. Eigentlich wollte Leofried nur seine Freundin Ciara besuchen, doch leider kam sie nicht aus Kakariko, sie war nämlich eine Hylianerin, und aufgrund des Misstrauens der Dorfbewohner gegenüber Fremden, hatte er noch niemandem von ihr erzählt. Die einzige Möglichkeit sie regelmäßig zu sehen hatte der junge Krieger damit nachts, wenn alle außer den Wachen vor dem Haus der Dorfältesten Impa schliefen. Leise schlich Leofried durch das Dorf, der Ninja-Anzug, den er trug, machte ihn fast vollkommen lautlos. Seit der Wiederkehr der großenVerheerung vor 100 Jahren hatte sein Stamm, die Shiekah, ihr Dorf fast nicht mehr verlassen und kaum jemand trug mehr einen Ninja-Anzug, auch wenn nahezu jeder im Dorf einen besaß.
Wie immer gelang es Leofried sich aus Kakariko zu stehlen, ohne dass es jemand bemerkte und sobald er sich etwas vom Dorfeingang entfernt hatte beschleunigte er seine Schritte. Da Kakariko im Tal eines kleinen Gebirges lag, führte der Weg leicht abwärts, wodurch er noch etwas beschleunigte, bis er anfing zu rennen. Lächelnd dachte er daran, wie er vor ungefähr einem Jahr diesen Weg entlang ging und nicht ahnte, dass er sich noch am selben Tag unsterblich verlieben würde. Damals war er zum Stall der Zwillingsberge geschickt worden, um Vorräte zu besorgen. Zwar gab es in Kakariko beinahe alles, was das Herz begehrte, aber ein paar Sachen bekam man nur von außerhalb. Der Stall der Zwillingsberge lag direkt hinter zwei dicht beieinander stehenden Bergen, die man die Zwillingsberge nannte und dem Stall seinen Namen gegeben hatten. Ställe gab es überall in Hyrule und anders als ihr Name andeutete, waren sie nicht nur Unterstände für Pferde, sondern auch Herbergen und Handelsplätze für Reisende. Da dort täglich viele Menschen vorbeikamen, waren sie perfekt, wenn man schnell und möglichst unauffällig einige Dinge beschaffen musste.
Vor einem Jahr jedenfalls wurde Leofried geschickt, um einige Vorräte zu beschaffen. Wie jeder Shiekah, der Kakariko verließ, verkleidete er sich dafür als hylianischer Reisender, um nicht aufzufallen. Nachdem er die Brücke von Kakariko vor dem Stall überquert hatte, traf er auf ein hylianisches Mädchen, was wie er selbst 17 Jahre alt und auch auf dem Weg zum Stall war. Wie die Göttin Hylia es so wollte, stolperte das Mädchen und ließ den Korb voller Fische, den sie mit sich trug, fallen. Hilfsbereit, wie Leofried war, eilte er sofort zu ihr, um ihr dabei zu helfen die Fische zurück in den Korb zu legen, so lernte er Ciara kennen. Noch am selben Abend wussten beide, dass sie füreinander geschaffen waren und er hatte ihr auch erzählt, dass er aus Kakariko kam. Bald schon sah Leofried die Brücke von Kakariko, blieb stehen und zog die Ninja-Maske, die seinen Mund verhüllte unter sein Kinn, kurz darauf erschien Ciara und beide fielen sich in die Arme. „Du kommst spät", stellte Leofried fest. „Glaub mir, es ist nicht einfach sich mal kurz von meinem Vater davon zu stehlen", antwortete Ciara und lächelte, mit einem Lächeln, das Leofried immer wieder bezauberte.
„Wir müssen reden", meinte sie, „mein Vater will bald weiterziehen. Er sagt, die Flüsse hier hätten nicht mehr genug Fische und es kämen auch immer mehr Monster. Wenn er geht, nimmt er mich mit, du musst jetzt sofort mit den Dorfältesten reden damit ich nach Kakariko ziehen kann." „Das geht nicht", erwiderte Leofried, „die Dorfälteste Impa ist etwas gereizt, wie alle anderen in Kakariko, da angeblich ein Yiga in der Nähe des Dorfes gesichtet wurde. Wenn ich sie jetzt frage, ob du ins Dorf ziehen darfst, werden sie es sofort verbieten. Ich brauche eine Woche, besser zwei, dann werden sie sich beruhigt haben und ich kann sie überzeugen, aber nicht vorher." „Dann bin ich aber schon längst weg", warf Ciara ein, „wenn du mich wirklich liebst, gehst du morgen zu dieser Impa und überzeugst sie, mich in euer Dorf ziehen zu lassen. Sofort danach gehst du hierher und stellst dich meinem Vater vor, andernfalls sehen wir uns vielleicht nie wieder!" „Ich liebe dich", sagte Leofried nach einer Weile, „na gut, wenn ich das Gespräch richtig angehe, könnte ich es vielleicht schaffen, sie zu überreden." „Ich weiß, dass du das schaffst", meinte Ciara, zog ihn in eine Umarmung und küsste ihn.
Plötzlich ließ sich Ciara auf den Rücken fallen und zog ihn mit runter, dabei rief sie: „Hinter dir!" Erschrocken sah Leofried hoch und bemerkte zwei Pfeile, die im Dunkel der Nacht verschwanden und ihn mit Sicherheit getroffen hätten, wenn Ciara nicht gewesen wäre. Schnell rappelte Leofried sich auf und zog sein Zanshin-Kurzschwert, jetzt war er froh darüber, dass er Kakariko nie ohne es und seinen Isshin-Bogen verließ. Schleunigst sah er in die Richtung, aus der die Pfeile gekommen sein mussten, doch dort war niemand. Gerade als Leofried sein Schwert wieder wegstecken wollte sah er eine Bewegung auf der Felswand links über ihm. Schnell sprang Leofried zur Seite, keine Sekunde zu spät, denn dort, wo eben noch sein Kopf war, sirrten nun zwei Pfeile durch die Luft. Da er nun wusste, wohin er schauen musste, erkannte Leofried eine Gestalt in einem engen, rot-schwarzen Anzug, mit einer weißen Maske und einem Bogen auf den Felsen hocken. „Ein Yiga!", dachte Leofried erschrocken, zu Ciara rief er laut: „Verschwinde von hier Ciara! Lauf zum Stall und hol Hilfe!"
Als er wieder zu dem Yiga blickte sah er, dass dieser gleich nochmal auf ihn schießen würde. So schnell Leofried nur konnte, hechtete er in Sicherheit, als zwei weitere Pfeile sich genau dort in die Erde bohrten, wo er eben noch gestanden hatte. „Feigling!", rief Leofried zu dem Yiga hoch, „Du erledigst deine Drecksarbeit wohl am liebsten aus sicherer Entfernung! Komm hier runter und kämpfe wie ein Mann, wenn du den Mut dazu hast!" Er hatte nicht wirklich eine Antwort erwartet, doch tatsächlich bekam er eine. „Du hast recht, ich arbeite lieber aus sicherer Distanz", antwortete ihm eine kalte, zischende Stimme, „aber in diesem ganz speziellen Fall, werde ich mit dem größten Vergnügen einmal eine Ausnahme machen." Anschließend hörte Leofried ein seltsames Geräusch, eine Sekunde später leuchtete vor ihm auf dem Weg ein ebenso seltsames orangenes Licht, um das viele kleine Papierzettel flogen, auf. Bevor Leofried überhaupt begriff, was hier geschah, erschien der Yiga genau dort, wo eben noch das Licht geschienen hatte.
Schnell musterte Leofried seinen Gegner, welcher, wie er vorher schon erkannte hatte, einen engen, rot-schwarzen Anzug, sowie eine weiße Maske trug. Auf der Maske war mit roter Farbe das Symbol der Yiga gemalt, welches dem Symbol von Leofrieds Stamm, den Shiekah, sehr ähnlich sah. Es war ein großes Auge mit drei dreieckigen Wimpern und einer großen Träne, die aus dem Auge herauslief, nur war das Yiga-Zeichen verkehrt herum, sodass die Träne quasi nach oben lief. Sein Haar hatte der Yiga am Hinterkopf zu einem nach oben laufendem Zopf zusammengebunden. Auf dem Rücken trug er einen Bogen und in der rechten Hand hielt er eine Art Schwert, das eher an die Sichel eines Bauern, als an eine wirkliche Waffe erinnerte. Betont langsam fuhr er die äußere Form der Klinge vom Griff bis zur Spitze nach. „Diese Waffe wurde nach alter Yiga-Tradition gefertigt", meinte der Yiga, „Wir nennen sie Kopfsammler. Erlaube mir dir zu zeigen warum."
Schnell wie der Wind rannte der Yiga auf Leofried zu und hieb mit seiner Klinge nach dessen Kopf, was dieser jedoch erwartet hatte und den Angriff parierte. Funkensprühend prallten die Waffen aufeinander. Leofried stieß den Kopfsammler des Yiga weg und versuchte seinen Gegner von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte aufzuschlitzen. Allerdings sprang der Yiga schnell zurück, wodurch Leofrieds Schlag ins Leer lief. Wütend preschte der Yiga vor und reihte einige der kompliziertesten Schläge aneinander, die Leofried je gesehen hatte. Auf die Klinge seines Gegners konzentriert wehrte Leofried Angriff um Angriff ab und wartete auf eine günstige Gelegenheit, um zurückzuschlagen. Jedoch ließ der Yiga bereits nach einigen Sekunden von seiner Taktik ab und tänzelte wieder zurück. „Er ist schlau", dachte Leofried, „Er weiß, dass er meine Verteidigung nicht so einfach überwinden kann und schont deshalb seine Kräfte, da er nicht weiß wie lange das hier noch dauert."
Beide Kontrahenten umkreisten sich anschließend eine Weile lang und warten auf den nächsten Zug des jeweils anderen. Dabei bemerkte Leofried, dass Ciara noch immer wie angewurzelt dastand und den Kampf beobachtete. Als Leofried zwischen ihr und dem Yiga stand rief er ihr zu: „Was tust du da, Ciara? Ich sagte doch du sollst verschwinden!" Kaum merklich bewegte der Yiga seinen Kopf, als würde er an Leofried vorbei zu Ciara schauen. „Hehehe, warum kommst du nicht her Ciara und lässt mich dich einen hübschen Kopf kürzer machen?", fragte er anscheinend amüsiert. Das war zu viel, mit einem Aufschrei der Wut stürzte sich Leofried auf den Yiga und schlug mit aller Kraft zu, die er besaß. In diesem einen Moment war ihm Strategie und Taktik vollkommen egal, er wollte nur noch eines, den Yiga tot sehen. Allem Anschein nach etwas erschrocken wich der Yiga zurück und sagte dabei hämisch: „Oh, da hat wohl jemand einen wunden Punkt. Soll ich sie dann vielleicht zuerst töten?" Immer noch brüllend holte Leofried zu einem gewaltigen Schlag aus, den der Yiga mühelos abfing. Wütend stürzte Leofried sich mit seinem ganzen Gewicht auf seinen Gegner und rang ihn so zum Boden. „Ciara, jetzt lauf endlich!", rief Leofried und drehte seinen Kopf kurz in ihre Richtung. Er sah, dass sich Ciara nun endlich umdrehte und in Richtung des Stalls davonlief.
In diesem Moment bemerkte Leofried eine Bewegung aus der Richtung des Yiga und riss sein Schwert gerade rechtzeitig hoch um den Kopfsammler seines Gegners abzuwehren. Wütend warf sich Leofried noch einmal gegen den Yiga und rammte ihm dabei seinen rechten Ellenbogen in die Brust. Trotz allem schaffte es der Yiga sich auf den Beinen zu halten, wich aber ein gutes Stück zurück. Dann rannte er jedoch wieder auf Leofried zu und hob seine Waffe um den Kampf zu beenden. Auch Leofried holte mit seinem Schwert aus und legte all seine verbliebene Kraft in diesen Schlag. Krachend trafen die Klingen aufeinander und der Kopfsammler des Yiga brach ziemlich genau in der Mitte der sichelförmigen Klinge entzwei. Vor Schreck völlig antriebslos trottete der Yiga noch einige Schritte an Leofried vorbei und betrachtete ungläubig seine kaputte Waffe.
Leofried drehte sich indessen um, ging auf den Yiga zu und hielt sein Schwert von hinten über die rechte Schulter an den Hals seines Gegners. „Du bist geschlagen!", stellte er fest. „In der Tat", antwortete der Yiga, „und doch werde ich meinen Preis einfordern." Mit diesen Worten löste er sich in einer Wolke aus Rauch und denselben merkwürdigen Papierzetteln, die auch zuvor bereits erschienen waren, auf. Alarmiert sah sich Leofried um und entdeckte seinen Gegner wieder auf der Felswand mit einem Bogen sitzen, doch er zielte nicht auf die Stelle wo Leofried stand. Voller Schreck erkannte dieser, dass der Yiga auf die noch immer flüchtende Ciara zielte. Instinktiv steckteLeofried sein Zanshin-Kurzschwert weg, zog seinen Isshin-Bogen, sowie einen Pfeil, zielte auf den Yiga und schoss. Genau eine Sekunde bevor Leofrieds Pfeil ihn traf, ließ der Yiga die Sehne seines eigenen Bogens los und die beiden, darin gespannten Pfeile flogen durch die Nacht. Leofrieds Schuss traf den linken Unterarm des Yiga und mit einem schmerzerfüllten Aufschrei verschwand er erneut in einer Rauchwolke. Hastig sah Leofried zu Ciara und ihm wurde schlagartig kalt. Seine Freundin trottete nur noch kraftlos über die Brücke und brach bereits nach wenigen Schritten zusammen. „Ciara!", rief Leofried, steckte den Bogen weg und rannte zur Brücke, „Ciara! CIARA!"
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