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Hebronar lachte als erster tief und dröhnend los, ebenso wie Nialkaron, Kitoma und Nijah.
Auch Kyl grinste nun sichtlich erheitert.
„Wenn du es irgendwann doch noch anders wünschst kannst du hier jederzeit übernehmen, Schwester.", versprach er Nijah ernsthaft, die aber nur mit nun großen Augen den Kopf schüttelte.
„Mein Gefährte würde die Erde niemals im Stich lassen, solange die Samurai-Gildach dort wüten, Kyl. Und mein Platz ist nun ebenfalls an seiner Seite. Also nein. Aber ich bin glücklich zu sehen das deine Gefährtin doch wohl nicht allzu unglücklich mit ihrer neuen Stellung ist und wirklich zu dir steht, wie auch zu deinen eigentlichen Wünschen nach einem friedlichen einfachen Leben, Bruder.", seufzte sie noch einmal. Und legte Kyl dann vortretend ihre zarte feingliedrige Hand auf die Brust, bevor sie ergeben den Kopf neigte und tief knickste.
„Mein Hochlord...", erkannte sie ihn nun offiziell an und wandte sich dann auch lieblich guckend zu ihr um, ergriff ihre herabhängende Hand.
„Meine Hochlady... Lena-Sophie?!"
„Ach... Nenn mich einfach nur Lena. Sophie sagt keiner zu mir den ich kenne und mag.", winkte sie nur kurz durchatmend ab.
„Hm, dann habe ich wohl nicht die Ehre deiner Zuneigung.", brummelte Nialkaron etwas amüsiert und Natalie trat ihn derbe vors Schienbein.
„Das ist alleine ihre Sache, wem sie das anbietet und wem nicht.", zischte sie ihn an.
„Oh ihr könnt mich natürlich alle Lena nennen!", meinte sie nur wieder leicht benommen und müde fühlend. Hier war wirklich alles ganz schrecklich kompliziert, fand sie niedergeschlagen.
„Natalie! Du sollst doch nicht so brutal zu Meinem Bruder sein, wenn wir in edler Gesellschaft sind. So was macht eine hohe Lady nicht, die du nun durch sein Feelah-Sein bist! - frag Kitoma, wenn du mir nicht glaubst. Sie predigte mir dies Triadenlang und ich bin ehrlich froh es heute auch an dich weitergeben zu können, Schwester... ", mischte sich Nijah da wieder weich und lieblich lächelnd ein.
Natalie wandte sich zuerst mit echt beängstigend böser Miene an sie, bis sie den Blick senkte und dann auch ihrer Schwiegermutter zu, die hübsch errötete.
„Frieden!", befahl Kyl nur auflachend und hob erneut Lenas Hand an seinen Mund. „Meine wunderschöne Hochlady muss sich nun ausruhen. Nach dem neuerlichen Attentat gegen sie ist sie noch immer sehr schwach und Tarrek hat es so befohlen. Möchtest du jetzt also zurück nach Hause, Lena?", fragte er sie leiser und sie sah prompt bedrückt zu Boden.
„Ja, klar.", seufzte sie leise.
„Du musst nicht alles machen was er dir sagt. Du kannst auch sagen: „Lass mich in Ruhe und lauf ruhig schon mal vor!", regte Natalie sich erneut erbost auf, doch Nialkaron zog sie diesmal energisch an seine Seite und sah sie finster an.
„Natalie!", sagte auch Hebronar warnend.
„Was?", maulte die nur wieder finster und sah zu Lena rüber, die gerade komplett in sich zusammensackte und sich nun ganz, ganz tief durchatmend gegen Kyl sinken ließ.
Er fing sie wortlos auf und hob sie sachte auf seine Arme. Lena vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter hielt sich mit der Hand erzitternd an seinem Umhang fest und brach zum entsetzen aller Umstehenden in Tränen aus.
Nur Kyl schaute ernst und ruhig auf sie herab und flüsterte beruhigende Worte, bevor er sich an die anderen wandte.
„Lena ist nun wirklich sehr erschöpft, der Tag war zu lang und hart für sie. Außerdem habe ich ihr gerade mit meinen unbedachten Worten die Bilder von ihrem früheren zu Hause auf der Erde in Erinnerung gerufen. Sie vermisst ihre Welt und ihre Familie. Vergebt uns also, wenn wir uns jetzt verabschieden. Doch ich hoffe ihr bringt uns bald doch noch gute Nachrichten über ihren vermissten Vater und Bruder.", sagte er noch einmal nachdrücklich zu Nialkaron der ernsthaft nickte.
„Die Suche läuft, Kyliander. Wir fragen überall herum, in jeder Flüchtlingseinrichtung in jedem Camp im Nexus und auch außerhalb wo wir nun sogar eine ausgeweitete Schutzzone eingerichtet haben, um die Menschen abzufangen und durch temporär-Fluxe in den Nexus bringen, noch ehe sie zu den Jägern gelangen.
Zumindest Deutschland wurde derzeit größtenteils gesichert. Alle Samurai-Gildach Krieger in unserer Zone vertrieben, sie befinden sich auf der Flucht oder wurden getötet. Und wir haben zudem Spürwächter aufgestellt, die nach kalter Gesinnung unter den Flüchtigen Ausschau halten.
Es ist alles unternommen worden was derzeit möglich ist, mit so wenigen Kriegern und ich freue mich schon jetzt auf die Unterstützung der Ungebundenen Jemay, Wächter und Tak die demnächst zu uns kommen werden. So können wir vielleict bald ganz Europa in eine Schutzzone verwandeln und die anderen Kontinente dorthin oder auch hierher nach Takolia evakuieren.
Es gefällt meiner Gefährtin zwar nicht, doch mit dem System der freiwilligen Erklärung... dass es Menschen offenstehen darf wo sie leben wollen und sie es zumindest versuchen können, sich hier eine Existenz zu schaffen, nun da du dein Machtwort gesprochen hast, können wir mit den Jemay die Verbindungs-Anträge und die Werbung üben. Jene Attribut sind hier wohl demletzt verloren gegangen, wenn man Lenas Worten glauben schenkt, die sehr erschrocken über die rasche und viel zu unflätige Werbungen der Tak war - auf dem Weg zum Tor."
„Ja, das habe ich auch mitbekommen.", sagte Kyl kurz und sah besorgt auf Lena hinab, die gerade an seiner Schulter eingeschlafen war.
„Sie ist wirklich sehr erschöpft, Kyl. Bring sie besser schnell zurück in die Waldsiedlung!", bat Kitoma ihren Sohn besorgt. Und er nickte nur neigte noch einmal grüßend den Kopf in die Runde und beschleunigte dann auf Jemaygeschwindigkeit.
*
Im Steinhaus hatten die Jemaywächter seines eigenen Jahrganges bereits Stellung bezogen. Jilliar kam besorgt auf ihn zu als er Lena schlaff und ohne Bewusstsein in seines Hochlords und Blutbruders Armen liegen sah.
„Ist etwas passiert, Kyl? Ich dachte mit Nialkaron und Hebronar an eurer Seite..."
„Sie schläft nur, Jilliar. Das war wieder alles etwas überwältigend für meine Lady. Bitte doch die Dienende Restra uns noch etwas zu essen zu bringen, sobald sie zurück ist und hole besser auch die Nahrungsmittel herbei, die Nialkaron für Lena mitgebracht hat.
Wenn sie noch einmal erwacht, sollte sie um sich zu stärken dringend noch mehr essen und trinken."
„Du hast dir selbst heute Ehre gemacht, Kyliander, indem du die alten Rieten aus Drodars Zeit wiederbelebt und das Volk nun doch vereint hast, unter der einen einzigen Bezeichnung Tak, ohne Kasten, ohne Vergünstigungen, ohne den korrupten Rat.
Wir haben übrigens Tak- Leander und Tak Zurrigra festgetzt. Sie begingen Hochverrat an der Hochlady indem sie ihre Eignung zum Richten öffentlich und lautstark hinterfragten und sie darstellten als ein unwissendes, kleines Mädchen von der Erde das unmöglich begreifen kann wie unsere Welt funktioniert."
Kyl lächelte nur unwillkürlich und nickte Jilliar zu ihn zu begleiten.
„Lass sie wieder frei. Lena selbst würde ihnen in einer öffentlichen Anhörung sicher vollkommen Recht geben, denn sie sieht sich ja selbst auch noch nicht als Herrscherin von Takolia, sondern nur als genau das was du gerade sagtest, Jill. Ein einfaches, junges Mädchen von der Erde. Dennoch...", blieb er mit ernstem Blick im Durchgang zu den privaten Gemächern stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um „...dennoch möchte ich von den Ratsherren gerne erfahren für welche Tak sich ihre Töchter entscheiden werden. Aus entstandenem Anlass muss ich da leider mit Nachdruck auf eine Verbindung bis morgen zur Sonnenuntergangszeremonie drängen ... sonst schlage ich persönlich passende Gefährten für sie vor... interessiert, Jill? Zabetha ist doch sehr reizvoll, dachte ich.
„Nur zu dir war sie immer reizvoll, mein Hochlord. - Nein, ich habe mit deiner heutigen Entscheidung schon ein anderes Mädchen ins Auge gefasst, und da wir uns nun gleichgestellt sind hat sie auch keine Ausreden mehr, betreffend der Handlungen des Rates, wenn diese nun mitbekommen das Merada von den Halbweisen mir zugetan ist.", schmunzelte Jill zufrieden.
„Merada von den Tak, Bruder!", berichtigte Kyl ihn ernsthaft und trug Lena dann schmunzelnd durch den Korridor nach hinten und in die Schlafräume hinein.
Restra war bereits zugegen. Nanu? War sie denn geflogen?
„Hast du nicht am Triad teilgenommen, Restra?", fragte er sie ernsthaft und das Mädchen errötete verlegen.
„Natürlich doch, Hochlord, schließlich war dies euer Befehl und ich bin geehrt mich nun eine Tak nennen zu dürfen. Weswegen ich wohl nun auch einige nette Angebote von überaus ansehnlichen Jemay erhielt, auch aus eurem Triadengang sogar, mich freundlicherweise zurück zum Steinhaus zu bringen, um meiner Lady wieder möglichst schnell aufwarten zu können. Meine Mutter ist ganz entzückt über die Aussicht, dass ich nun doch tatsächlich noch eine geehrte Gemaha eines Jemay werden darf. Das soll ich euch von ihr erklären, mein Lord, und... Oh...! Oh, ich rede hier und eurer Lady ist nicht wohl, Hochlord?
Ist ihr etwa wieder schwindelig geworden?", huschte sie besorgt herbei, als sie Lenas geschlossene Augen bemerkte.
„Nein, sie ist nur sehr erschöpft und schläft ein wenig. Der Karibatha hat sie sehr mitgenommen. Bring bitte noch eine große Mahlzeit für sie hierher. Jilliar wird dir die Nahrung aus ihrer Welt überlassen, die mein Bruder für sie mitgebracht hat. Sie kann sich dann etwas davon auswählen, wenn sie erwacht, oder aber auch etwas von unseren Speisen, die sie bereits gegessen und vertragen hat."
„Es war so eine scheußliche Sache, mein Lord.", wisperte das Mädchen nun kurz die Hände ringend. „Sie war so nett zu allen, so lieb und guter Dinge, störte sich auch gar nicht an unseren Fehlern, den Ahnendolchgürtel mit in die Waschgrotte genommen zu haben und ihr ein Kleid in die Auslage zu geben welches einen kleinen geflickten Riss hatte. Früher währen wir für solche unaufmerksamkeit sicherlich ausgepeitscht worden.
Doch sie war so gut und ehrte uns mit ihrem Besuch und ihren Worten über die Wichtigkeit unserer Arbeit.
Wir waren alle zutiefst erschüttert, als wir das mit dem Wurm erfuhren. Wir kamen sofort vor das Steinhaus um für sie zu beten, mein Lord. Sie hat so schrecklich gequält geschrien. - Und meine Mutter ist sogar hingegangen und hat sich bewusst die Hand an einem Feuer verbrannt, weil sie Ashni ein Opfer darbringen wollte, damit sie das Leben der Hochlady verschont. Wir dachten alle sie stirbt euch unter den Händen weg, mein Lord. Und dann diese Tak-Lyrden-Sippe ... Hochlord, wenn ihr erlaubt... dass soll ich euch noch von Hemmes berichten, dem jungen Haflikafänger, der bis vorhin auch noch ein Halbweiser war: Er sah sie zum Mittag alle zusammen stehen, die Alten und die Jungen und sogar Lady Kallila, dort draußen vor dem Steinhaus, welche sich zufrieden beglückwünschten zu ihrem Erfolg.
Vor allem die Attentäterin tat so schrecklich
selbstgefällig und meinte bald wäre wieder alles beim Alten, denn ihr dürftet nicht Führen ohne eine Gemaha an eurer Seite und Kallila wäre bereit dazu, ja, sie wäre sogar die einzige Alternative, wenn ihr nicht Takolia ins Chaos stürzen lassen wolltet.
Oh es war so grausam, deren hämische Worte. Vor allem die des alten Herenfor, der bisher ungestraft blieb. Dabei hat doch er den Karibatha besorgt.
Hemmes erzählte mir wie er sich damit brüstete, auch mit der List diesen im Bade in der Lady Haut einzustreichen. Hättet ihr die Schwester Tak-Lyrdens nicht schon von Jilliar richten lassen, die Halbweisen hätten es noch an euer statt getan. Die Hochlady ist so gütig zu uns. Und... wenn ihr mir noch die Frage erlaubt...", knickste sie verunsichert und Kyl nickte kurz schwer atmend ob dieser ganzen Offenbahrungen zu ihr hin. „Sprich nur Restra..."
Sie nestelte nervös mit ihren Fingern an dem schön gewebten Gürtel herum den sie wohl gerade zum ersten mal im Leben trug... und tragen dürfte. „Wir... hatten fünf Geburten alleine in der letzten Triade, Mein Hochlord, alles Halbweisen und darum auch bisher nicht berechtigt gesegnet zu werden. Doch wenn wir nun alle Tak sind... würde die Herrin unsere Kinder vielleicht auch noch segnen, meint ihr das ginge?", fragte sie den Hochlord vorsichtig.
„Lena wird das tun was sie möchte, gleich wenn sie sich genügend erholt hat. Du kannst sie aber gerne selber fragen. Doch nun ihr Mahl... und meines auch, Restra, ich verhungere nun ebenfalls fast.", entließ er das Mädchen halb scherzend und Lenas Worte benutztend, derweil er ihr kurz zuzwinkerte, um sie nicht zu beunruhigen.
Das Mädchen neigte nur hastig den Kopf, knickste geschwind und eilte davon. Kyl legte Lena nun ganz behutsam auf dem Bett ab, atmete einmal mehr tief durch, löste ihr den Gürtel mit dem Ahnendolch um die Mitte, zog ihr auch den Stirnreif und den Umhang aus und ihre Stiefel, während Jilliar nun langsam hereintrat. Er hatte gewiss alles gehört was das Mädchen erzählt hatte und wartete nur noch auf Kylianders Befehl.
Der nickte auch schließlich nur stumm und sah ihn an. Jilliar nickte ebenfalls. Er durfte noch einmal an seines Blutbruders statt Gerechtigkeit üben und flitzte sofort davon.
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