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Lena saß immer noch ganz aufrecht da und starrte ihn andauernd ungläubig an.
Ihr Magen grummelte ganz komisch und ihr Herz klopfte ihr bis zum Halse hinauf. Sie konnte jeden einzelnen Schlag davon hören wie auch ihren viel zu lauten und zu schnellen Atem.
Oh Mann... Totsicher konnte er nun gerade wieder ihre Gedanken lesen, sogar supertot- sicher, denn er spürte es ja sofort, wenn sie beunruhigt war und das war sie gerade auch.. mehr als nur beunruhigt – eher schon halb in Panik, oder?
Sie hatte noch nie mit einem Jungen oder Mann im selben Bett geschlafen... außer früher vielleicht, als sie ganz klein gewesen war bei ihren Eltern im Schlafzimmer. Doch dann hatte sie immer alleine oder nur mit ihrer Freundin Helena die manchmal bei ihr übernachten durfte im Bett gelegen und über Jungs geredet... oder die Schule... oder ihre Tiere.
Was, wenn sie sich nun in der Nacht zu unruhig bewegte und ihn anstieß? Oder wenn er im Schlaf schnarchte, oder sie?
Wenn sie auf einmal irgendwie an ihn gekuschelt liegen würde, so wie Ina einmal im Zeltlager, als sie im Umdrehen quasi auf dem Schoß des Betreuers gelandet war? - Okay das war witzig gewesen. Aber bei Kyl auf dem Schoß zu landen...?
Er war ein Krieger, ein Schwertkämpfer, so wie die Maskenkeute und kam aus einer anderen Welt. Er könnte das alles irgendwie missverstehen, aber andererseits hatte sie ihm ja auch schon gesagt dass sie keine Jungfrau mehr war. Und noch mehr weh tun als damals konnte es bestimmt auch nicht, oder?
Außerdem war er jetzt ja ihr Mann und ziemlich nett zu ihr. Und wenn sie sich nun aber immer noch so fürchtete oder ihn in ihren Gedanken mitbietet Angst beleidigte...
HerrgottimHimmelnochmal!
Was würde nur ihre Mutter dazu sagen, wenn sie sie jetzt sehen könnte?
Sie hatte ihr doch noch hoch und heilig versprochen erst dann zu heiraten und Kinder zu kriegen wenn sie mindestens dreiundzwanzig war und jetzt war sie doch gerade mal kurz vor Weihnachten siebzehn geworden...
Kyl zuckte plötzlich heftig zusammen, als hätte sie ihn geschlagen und öffnete aufkeuchend die Augen.
„Lena... wirklich?", fragte er sie nun seinerseits
um Fassung ringend und setzte sich abrupt wieder auf. „Du bist wirklich erst siebzehn – und das gerade erst geworden?", fragte er sie arg betroffen.
Seine Augen wirkten beinahe schwarz vor Schreck in seinem bleich gewordenen Gesicht.
„Ähm... hm... ja, äh....", murmelte Lena nur verwirrt von seiner total schockierten Art. „Ich meine... was dachtest du denn bitte wie alt ich bin?", fragte sie ihn seltsam zittrig.
Er sah kurz stöhnend zur Raumdecke hinauf und runzelte nun ebenfalls zutiefst besorgt die Stirn, so wie sie auch.
„Ich weiß es nicht mehr was ich dachte, aber habe doch sehr gehofft du wärst achtzehn oder neunzehn. Du wirkst doch schon in vielen Dingen so viel älter und reifer auf mich. Und Euer Gesetz verbietet doch das heiraten unter achtzehn, nicht wahr?", fragte er sie rau klingend.
„Hm... ja aber ab sechzehn geht es in Ausnahmefällen auch... nur ...dann braucht man auch noch das Einverständnis der Eltern, wenn man heiratet. Die Türken und Iraner heiraten zu Hause oft auch schon mit sechzehn oder in ihrem Land sogar noch viel früher ... manchmal sogar mit zwölf.", wandte sie nun doch sehr besorgt ein, ob dass jetzt vielleicht alles wieder ändern könnte.
Er ergriff sachte ihre zitternde Hand
„Was sollte sich denn ändern, Lena?", fragte er sie bemüht ruhig.
„Ich... ich weiß es nicht.
U...und es verwirrt mich gerade massiv, wenn du nun dauernd meine Gedanken liest und mir antwortest obwohl ich dich doch rein gar nichts gefragt hab, ehrlich mal.", gestand sie ihm hilflos und schon wieder mit den Tränen kämpfend. Hätte sie doch bloß nichts gedacht... Er hörte ihr zu, wenn sie sich fürchtete. Er hörte immer zu und sie hatte ihn nun mit ihrem Alter schockiert.
Er hatte wirklich geglaubt sie sei schon erwachsen und nun wusste er aber das sie noch ein halbes Kind war, oder? Was das jetzt wieder alles ausmachen würde? Vielleicht würde er diese Verbindung für ungültig erklären ... aber er hatte doch gesagt die wäre unauflösbar... oder? Ach egal, aber wenn die anderen Tak das rausbekommen würden war sicher die Hölle los, so wie er selbst gerade darauf reagiert hatte. Was wenn dieser Rat sie deshalb nicht als seine Lady-Königin akzeptieren würde? Was wenn er deshalb den Menschen auf der Erde nicht mehr helfen konnte? Sie sah wieder zu ihm hin und wusste er hatte das jetzt auch wieder alles gehört, denn er schüttelte langsam den Kopf.
„Da brauchst du keine Angst zu haben.", flüsterte er leise und streckte die Hand nach ihrer aus, aber diesmal war sie schneller und zuckte vor ihm zurück, krabbelte noch etwas weiter über das riesige Bett bis ganz an die Kante der anderen Seite und sah von dort aus erst wieder zu ihm zurück. Seine Stirnrunzeln waren noch tiefer geworden. Lena erzitterte unwillkürlich wieder.
„Ich... ich glaub ich schlafe jetzt einfach, gute Nacht.", legte sie sich so weit wie möglich an die Außenkante des Bettes um ihn auch ja nicht im Schlaf zu berühren – mit dem Rücken zu ihm, bewusst tief ein und ausatmend, aber immer noch viel zu schnell.
Schlaf, ein, schlaf ein, komm schon schlaf einfach ein Lena und bleib genau so liegen. Bloss nicht rumrollen oder Schlafwandeln oder ihn berühren, einfach nur schlafen..., sagte sie sich dauernd in Gedanken und lauschte gleichzeitig auf Geräusche, ob er sich nun auch wieder hinlegen würde.
Er seufzte statt dessen laut und plötzlich lag er ganz dicht neben ihr und berührte sachte ihr Haar, strich mit seinen Fingern hindurch, was sie verwirrt zusammenfahren ließ, doch es fühlte sich nicht schlecht an und auch nicht anzüglich oder hart, also rührte sie sich nicht und wartete nur ab, was er jetzt weiter tun würde.
„Siehst du Lena? Das ist eine Berührung von mir. Und es wird dir nicht wehtut, wenn wir einander berühren. Sei also bitte nicht so in Sorge, um deine Sicherheit, wenn du dich bewegst. Nun da ich weiß wie jung du tatsächlich noch bist werde ich auch noch viel länger darauf warten, bis du bereit bist diese Verbindung zu vollziehen. Die achtzehn Jahre solltest du wenigstens schon erreicht haben finde ich. Vorher bist du ja auch noch nicht einmal erwachsen.", stellte er leise fest und strich nur wieder über ihre weichen Locken. Lena drehte sich nun doch wieder, weil beunruhigt, zu ihm um und schluckte mehrmals hart, bevor sie den Mut fand wieder zu ihm aufzusehen. Er hatte sich auf einen Arm aufgestützt und sah nun ebenfalls schrecklich jung aus und auch schon wieder besorgt.
„Ich... ich möchte mich wenn's geht nicht so über mein Alter unterhalten, Kyl. Ich seh wahrscheinlich wirklich viel erwachsener aus, das hat Mama auch immer zu mir gesagt. Das liegt an den Haaren, glaub ich und... und der weißen Haut. Und das ich schon so groß bin, größer noch als meine Mutter war ... und sie hat uns immer so erzogen, dass wir möglichst schnell selbstständig und verantwortungsbewusst gewesen sind. Und wegen der Haut... na ja, Ich werde nicht braun, selbst wenn ich Tagelang in der Sonne sitze nicht... und - ich habe übrigens keine Angst davor gehabt das es mir vielleicht irgendwie weh tut wenn ich aus versehen an dich ranrolle. Ich will nur nichts ... Provozieren... Oder dass du irgendwie denkst, ich mache das absichtlich. ... Nur das du es weißt,", wehrte sie sich verunsichert, weil er gerade immer noch sachte mit ihren Locken spielte.
Er brummte nur irgendwas und strich hauchleicht über ihren Kopf und schließlich über ihren Nacken.
„Ich falle auch dann nicht wie ein Raubtier über dich her, wenn du direkt auf mir liegst, sondern werde dich vermutlich nur ein wenig betrachten, wenn ich vor dir erwachen sollte. - Weil ich es schließlich auch nicht gewohnt bin mit einem anderen Wesen im selben Bett zu schlafen, Lena.", verriet er ihr ruhig. Ein leises Lächeln umspielte nun seinen Mund.
„Du ... würdest mich ansehen wollen?", fragte sie
ihn verdutzt „Wieso?
„Weil du ein Mensch bist vielleicht.", zuckte er nur gelassen die Schulter. „Du bist anders als die anderen Geehrten, also Mädchen und Frauen, die ich kenne, ehrlicher und offener und tiefgründiger, mit einer Weisheit die dein tatsächliches Alter weit übersteigt und da ist ja nun auch wirklich viel an dir zu sehen und zu betrachten.
Dieses außergewöhnliche Haar zum Beispiel, dieses tiefe Rot auf den schneeweißen Fellen. Das ist eine reine Pracht. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. - Zugegeben, es fasziniert mich.
Im übrigen geistert diese eine Frage noch in deinem Kopf herum, die ich dir gerne beantworten möchte, wenn du gestattest?", fragte er sie und Lena wagte es nur ebenfalls die Schultern zu zucken, weil sie gerade nicht wusste was er meinte.
Sie hatte furchtbar viele Fragen, die sie aber nur sich selbst stellte und niemand anderem.
Kyl schmunzelte ob ihrer neuen Gedanken nur wieder so engelhaft nett und schön das es Lena prompt atemlos machte.
„Doch diese eine Frage könntest du mir ruhig stellen. Nun deine Gedanken reichen mir auch aus, auch wenn sie eher ängstlicher Natur sind, also lass mich dir sagen: Umgerechnet in die Jahreseinheiten der Menschen stehe ich nun unmittelbar vor dem vollendeten neunzehnten Lebensjahr. Ist das für dich noch jung genug oder vielleicht schon etwas zu alt?", fragte er
sie ernsthaft.
Lena drehte sich stirnrunzelnd zu ihm um. „Du bist wirklich nur zwei Jahre älter als ich?", fragte sie ihn verblüfft staunend. Er ergriff ihre Hand und führte sie an seine Lippen.
„Also zu jung?", fragte er sie verschmitzt neckend.
„Oh... nein. Das sicher nicht.", meinte sie verwirrt. „Meine Eltern waren drei Jahre auseinander. Meine Mam hat immer gesagt das ist der perfekte Abstand zwischen Mann und Frau, weil der Mann in der Regel viel später als die Frau erwachsen wird und in der emotionalen Entwicklung dann so ungefähr mit dem Mädchen gleichzieht, also dann wenn sie sechzehn ist und er neunzehn. Aber wie kannst du jetzt schon Herrscher sein und dein Vater dankt ab, wenn er doch noch lebt und du selbst noch so jung bist? Ich dachte ernsthaft du wärst auch schon älter... so Anfang bis Mitte zwanzig rum, weil du.. auch so groß bist und so stark und ein so guter Krieger... Kämpfer... was auch immer.", murmelte sie verlegen und wich seinem Blick aus, als er nun wieder ihre nervös am Fell zupfende Hand in seiner umdrehte und mit dem Finger die Linien darauf nachzuzeichnen begann.
„Deine Worte ehren mich, Lierjah. Dass du mich tatsächlich auch in deinen Gedanken stattlich genug findest, groß und stark und hast doch aber so viele Krieger heute gesehen die es noch mehr sind als ich, noch um einiges größer und Stärker und viel breiter gebaut..."
„Ahem...", meinte sie nur verwirrt und wollte die Hand aus seiner zurückziehen, doch er ließ sie nicht los, sah ihr nun tief in die Augen.
„Ich werde dich nie zu etwas zwingen, Lena. Ich habe nicht vor die Verbindung zu segnen und zu festigen, bevor du das nächste volle Jahr erreicht haben wirst, doch was ich sehr gerne von dir möchte ist ein klein wenig Zugewandheit. Vielleicht auch ein wenig Nähe, wenn du dazu bereit bist nur neben mir zu liegen und so ganz beruhigt zu schlafen.
Mach dir keine Sorgen mehr, das bitte ich dich. Überlege dir nicht was passiert wenn du schläfst oder ob du mich vielleicht störst, wenn du dich bewegst.
Es ist meine Pflicht dafür zu sorgen das dein Schlaf sicher und bewacht ist und das dich keiner in deinen Träumen stört, es sei denn es handelt sich um böse Träume. Dann werde ich sie mit deiner Erlaubnis vertreiben, damit du dich nicht quälst. - Und jetzt leg dich einfach hierher ... in die Mitte des Bettes!", zog er sie plötzlich, noch ehe sie reagieren oder auch nur keuchen konnte ein weites Stück vom Rand zurück und drückte sie sachte auf die weichen Felle nieder, als sie prompt hochfahren wollte.
„Kyl...", flüsterte sie unsicher, während er schon ein weiteres Fell über ihre zierliche und zitternde Gestalt zog und deckte sie damit äußerst fürsorglich zu.
Dann legte er sich daneben und seufzte leise auf. „So kann ich dich nun viel besser beschützen, wenn uns Gefahren drohen, Attentäter hier eindringen wollen und ich kämpfen muss. Ach, und falls ich wirklich schnarchen sollte, was immer das auch ist, mach mich bitte darauf aufmerksam, denn das möchte ich zu gerne einmal wissen... ob ich das mache.", grinster er nun schon wieder so freundlich, locker und jungenhaft zu ihr rüber.
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