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Kapitel 52 - Der Löwe

Warum konnte nie etwas gut ausgehen?

Eve fragte sich wirklich, was sie getan hatte, dass das Karma ihr eine solche Abrechnung bescherte. Kaum hatte sie Hoffnung geschöpft, platzte die Seifenblase auch schon wieder.

'Nein, hör auf. Beruhige dich', sagte sie sich und atmete ein paar Mal tief durch. Sie musste sich damit abfinden. Manchmal war eben alles scheiße. Aber nach jedem Sturm gab es auch wieder Sonnenschein. 'Steh das durch. Jammern bringt dich nicht weiter, das weißt du.'

Langsam wandte sie den Blick zu Ray und strich dem erschöpften Mann eine der braunen Strähnen aus der Stirn. »Danke Ray ... für alles«, flüsterte sie etwas leiser. Er hatte Liam den ganzen Weg getragen und sie konnte nicht in Worte fassen, wie erleichtert und dankbar sie dafür war.

»Keine Sorge, ich ... werde später mit ihm darüber reden, was passiert ist«, sagte Eve schließlich, wobei sie offen ließ, ob sie den Vorfall mit dem Kuss oder mit der Grube meinte.

Das war nicht nötig.

Liam war ein kluger Junge. Er war immer sehr verständnisvoll, und Eve war unglaublich glücklich, einen so lieben Sohn zu haben. In solchen Dingen war Liam immer sehr erwachsen gewesen. Das tat ihr in der Seele weh, denn sie fragte sich, ob es daran lag, was er zu Hause alles hören und verarbeiten musste.

Sie hatte ihm schon viel zu viel zugemutet ... Umso mehr wärmte es ihr das Herz, dass er hier einfach wieder das Kind sein konnte, das er eigentlich war. Er durfte weinen, er durfte schreien, er durfte seine Gefühle zeigen. Nur weglaufen, das würde sie nicht noch einmal dulden.

Wenn sie ihm sagte, dass sie Ray mochte, würde er es verstehen. Nicht in diesem komplizierten Ausmaß, aber für den Moment würde es reichen.

Sie selbst wusste es noch nicht, und auch mit Ray würde sie noch darüber reden müssen, WAS zwischen ihnen war und wohin es führen sollte. Aber Liam mochte Ray und sie war sich sicher, dass er nur etwas Zeit brauchte, um zu verstehen, dass sein Vater nicht mehr Teil ihres Lebens war.

Endlich kam die Hütte in Sicht. Ihre Füße schmerzten und sie musste sich nun wirklich zwingen, jeden weiteren Schritt zu gehen. Die kleinsten Steine taten ihr an den Fußsohlen so weh, dass sie am liebsten wie ein Kind gejammert hätte und stehen geblieben wäre. Aber das konnte sie natürlich nicht, und nach Hause kommen würde sie so auch nicht.

Keuchend fuhr sie sich mit der Hand über die Augen, strich sich die leicht verschwitzten Strähnen ihrer roten Locken zurück und versuchte, nicht wie eine Idiotin zu keuchen, denn diese "kleine" Wanderung war viel länger und anstrengender geworden als geplant. Jetzt sehnte sie sich wie ein Verdurstender in der Wüste danach, die Schuhe auszuziehen, zu duschen und sich ein wenig hinzusetzen.

Ihre grünblauen Augen ruhten auf ihrem Sohn, dessen Arme schlaff nach vorne über Rykers Schultern hingen und dessen Wange auf Rykers Rücken lag. Liam döste vor sich hin, viel zu friedlich für das, was gerade geschehen war.

»Mein tapferer Junge«, murmelte Eve, und wie von selbst schlich sich ein liebevolles Lächeln auf ihre Lippen.

Als sie ihre Sachen packte, um Oregon zu verlassen, hatte er sie nur kurz gefragt, ob sie nun zusammen gehen würden. Nachdem Eve ihre Kleider und das Nötigste verstaut hatte, kam sie zu ihm - nur um festzustellen, dass Liam schon vieles auf dem Bett vorbereitet und sogar seinen Rucksack gepackt hatte. Die Schubladen waren ausgeräumt und er hatte nur seine Lieblingssachen eingepackt. Der Junge weinte auch nicht, als sie ins Auto stiegen, was ihr den schweren Schritt wirklich leichter machte, als sie befürchtet hatte.

Jetzt waren sie hier.

In Sicherheit und umgeben von Menschen, die sie liebten und unterstützten. Für das Dorf spielte es keine Rolle, ob sie schon lange nicht mehr hier gewesen war oder erst seit ein paar Monaten fest hier lebte. Sie gehörten zur Gemeinschaft und damit zur Familie. Und vor ihnen lag ihr Neuanfang.

Die Sonnenstrahlen fielen auf das Pineview Cottage und hüllten es in goldgelbes Licht. Bunte Blätter lagen verstreut auf dem grauen Dach und verliehen ihm mit der Feuchtigkeit schimmernde Farbtupfer, während der Wind über den See wehte und leichte Wellen an den Kiesstrand trieb. Es hatte etwas Harmonisches, wie sich das Schilf im Rhythmus wiegte und die kleine Schaukel hin und her schwang.

'Alles wird besser. Alles wird gut. Ihr schafft das. Du schaffst das', sagte sie sich immer wieder. 'Du bist stark und du schaffst alles ...'

Eves Blick traf die Gestalt auf der Veranda und die Gedanken zerflossen wie Aquarellfarbe mit zu viel Wasser auf einer Palette.

Das Licht der Herbstsonne glitt über das Haar eines dunkelbraunen Schopfes. Weiche Wellen des mahagonibraunen Haares umrahmten ein kantiges Gesicht mit einem kantigen Kiefer unter einer graden Nase. Die von vielen Einsätzen in fernen Ländern gebräunte Haut hatte einen kupferfarbenen Ton und passte zu den rehbraunen Augen. Der weite Anorak betonte die breiten Schultern und die muskulösen Arme. Der hochgewachsene Mann trug dunkle Jeans und feste Stiefel, unter denen das Holz der Veranda leise ächzte, als er aus dem Schatten trat und die Stufen hinabstieg, den Blick wie ein Raubtier auf seine Beute gerichtet.

Dylan Conner war ein attraktiver Mann. Das war er immer gewesen. Aber er erinnerte sie an einen Löwen - beeindruckend und schön anzusehen, solange man seine Zähne nicht im eigenen Fleisch spürte.

Reflexartig hielt Eve inne und sog scharf die Luft in ihre Lungen. Ein Zittern durchlief ihren Körper von den Haarspitzen bis zu den Zehenspitzen und durchströmte sie mit eisiger Kälte. Sie fühlte sich, als hätte man sie mitten im Winter unvorbereitet in den eiskalten See geworfen.

Mit den Händen in den Hosentaschen blieb er unten an der Treppe stehen, ließ den Blick über die kleine Gruppe gleiten und runzelte die Stirn.

Missbilligend? Vorwurfsvoll? 

»Kaylen«, erklang seine Stimme so klar wie der kühle Herbstwind in der drückenden, knisternden Stille. Mit wenigen großen Schritten hatte er die Distanz zu ihnen überbrückt.

Die sichere Entfernung schmolz dahin.

Ein Schritt. Noch ein Schritt. Noch ein Schritt.

Verdammter Mist! Das war kein Alptraum, keine Fatamorgana, keine Einbildung aufgrund von Erschöpfung.

Panik erstickte jeden vernünftigen Gedanken in ihr.

Evelyns Körper verkrampfte sich und wurde stocksteif, als Dylan nicht stehen blieb, sondern sie plötzlich in seine Arme zog. Sie prallte gegen seine harte Brust, dann schlangen sich seine starken Arme um sie.

Völlig fassungslos setzte ihr Herz für eine Sekunde aus und Eve blinzelte. Der nächste Atemzug blieb ihr im Hals stecken. Die junge Frau fühlte sich plötzlich wie eine Maus im Würgegriff einer Schlange oder wie ein Reh im grellen Scheinwerferlicht - Sekunden vor dem tödlichen Aufprall.

»Ich habe euch überall gesucht!«, ertönte seine raue Stimme dicht an ihrem Ohr. Zitterte seine Stimme? War es Wut oder ehrliche Erleichterung?

»Geht es euch gut?«, fuhr er fast ungewohnt hektisch fort und drückte ihr unvermittelt einen Kuss auf den Scheitel.

In Eves Ohren rauschte es, als stünde sie neben einem Wasserfall. Ihre Finger zitterten so heftig, dass sie sie zu Fäusten ballen musste, um sie zu verbergen, während sich all ihre Gedanken und Gefühle gleichzeitig überschlugen.

Dann bemerkte sie, wie Dylan den Kopf drehte und seinen Blick auf Ryker und Liam richtete. Eve spürte, wie sich die Muskeln in Dylans Armen anspannten ... und dann endlich zerbrach ihre Schockstarre wie Glas.

»Lass mich los!«, zischte sie und presste sich sofort grob gegen Dylans Brust, damit er sie losließ. »Was soll das?« Sie stolperte buchstäblich einen Schritt von ihm weg.

So schwach, wie ihre Beine plötzlich waren, war es ein Wunder, dass diese nicht einfach unter ihr nachgaben.

»Was das soll?« Dylan klang wirklich, als verstünde er nicht, was mit ihr los war. Wieder hob er die Hände und griff nach ihren Schultern, als hätte sie den Verstand verloren oder wäre verwirrt und wüsste nicht, wovon sie sprach. »Ich bin fast verrückt geworden vor Sorge«, sagte er, und seine Züge waren hart und ernst. »Ich bin dein Ehemann, Kaylen.«

Er sagte es so fest, als wolle er ihr diese Tatsache in den Kopf hämmern. Er wirkte wirklich wie der besorgte Ehemann, der von ihr ungerecht behandelt worden war. Und er war verdammt überzeugend. Doch sie ließ sich nicht täuschen.

Im Gegenteil - es machte sie nur noch wütender, denn sie war sich sicher, dass er diese verdammte Show nur wegen Ryker abzog. Dylan war schon immer gut in zwei Dingen gewesen: Erstens, sich selbst und ihr einzureden, dass im Grunde alles ihre Schuld war. Und zweitens, vor anderen so zu tun, als sei er der vorbildliche, wunderbare Ehemann und ihre Ehe so süß und perfekt wie rosa Zuckerwatte. Und alle glaubten ihm.

Eve war übel, schwindelig, heiß und kalt zugleich. Sie spürte, wie ihr bittere Galle und das magere Frühstück die Kehle hinaufstiegen, und für einen kurzen Moment kämpfte sie gegen den Impuls an, zur Seite zu taumeln und sich in den nächsten Busch zu übergeben.

'Reiß dich zusammen! Du musst jetzt einen kühlen Kopf bewahren!'

Ihre Zähne pressten sich so fest aufeinander, dass ihr Kiefer schmerzte. Bevor ihr verdammter Ex wie eine Kuh mit Verdauungsproblemen noch mehr Scheiße aus sich herauspressen konnte, drehte sie sich fast schon fahrig zu Ryker um.

»Ray, kannst du Liam bitte reinbringen, ihm beim Waschen helfen und ...«, sie stockte kurz. »Dich um ihn kümmern? Ich muss das hier... klären.«

'Er darf das auf keinen Fall mitbekommen', gab sie unterschwellig zu verstehen. Es tat ihr leid, dass sie Ray jetzt die Verantwortung für Liams Pflege aufbürdete. Das war das Letzte, was sie normalerweise tat und wollte, und Ray wusste das sicher auch. Aber Eve konnte nicht sagen, dass Liam verletzt war. Das würde nur Dylan in die Hände spielen.

Die junge Mutter unterdrückte den Impuls, ihre Hand auf Rays Arm zu legen, um ihm zu zeigen, wie wichtig ihr Anliegen war... und um selbst etwas Kraft zu schöpfen. Eve sehnte sich danach, sich an ihm zu halten und wünschte, er könnte bleiben um sie zu unterstützen aber... den MIst hatte sie sich selbst eingebrockt. Sie hatte Ray nicht die Wahrheit gesagt, was sie und Liam anging und... shit, jetzt schien sie das in den Arsch zu beißen.

So oder so, sie durfte sich jetzt nicht zu vertraut verhalten, denn Evelyn wusste, dass Dylan wie ein Feuerwerkskörper explodieren konnte, wenn er es in den falschen Hals bekam - oder besser gesagt, wenn er vielleicht erfuhr, was zwischen ihr und Ray keimte. Es war ganz offensichtlich, dass er seinen Besitzanspruch auch jetzt noch nicht aufgegeben hatte...

Also presste sie stattdessen ein flehendes »Bitte, Ray, ich erklär's dir später« heraus und hoffte, dass Ray die Dringlichkeit in ihrer Stimme hörte.

An Rays Haltung erkannte sie sofort, dass er die Stimmung in der Luft richtig gedeutet hatte. Obwohl er nicht wusste, was hier vor sich ging, reagierte auch Chief sofort instinktiv, und Ray schien die Signale ebenfalls aufgenommen zu haben.

Der Schäferhund fletschte warnend die Zähne, doch Dylan ließ sich davon offenkundig nicht einschüchtern. Er kannte sie zu gut und wusste, dass sie es nicht ertragen konnte, wenn jemand verletzt wurde.

Die Luft knisterte frostig und geladen. Kein Wunder. Es war die typische Spannung, die in der Luft lag, wenn ein Ex oder bald Ex dem ... neuen Liebhaber gegenüberstand. Die ganze absurde Szene hätte man auch in einer Reality-Show zeigen können.

»Bitte provoziere ihn nicht«, flehte Eve leise, kaum mehr als ein Flüstern. »Ich ... ich kümmere mich darum.« Sie bemühte sich, ihre Stimme fest und hart klingen zu lassen. So wie der Klumpen in ihrem Magen, den sie für eine Weile fast vergessen hatte und der jetzt mit einem Mal wieder da war, um sie von der Wasseroberfläche in die Tiefe zu ziehen.

Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf und bildeten ein wildes, wirres Chaos. Wie sollte sie Ray erklären, dass sie ihn angelogen hatte und ihr Mann gar nicht tot war? Sie fühlte sich schrecklich, weil ihr verdammter Ex jetzt vor dem Cottage aufgetaucht war. Gleichzeitig zog es ihr den Boden unter den Füßen weg.

Wie hatte er sie finden können?! Was sollten sie jetzt tun?! Nein - nein! Jetzt musste sie erst einmal diesen offensichtlichen Schlamassel in Ordnung bringen.

Auch wenn Ray früher Soldat gewesen war ... sie kannte Dylan. Sie wusste, wozu er fähig war. Scheiße, er war ein verdammter Seal und Ray nur ein verwundeter Soldat im Ruhestand. Außerdem wollte sie auf keinen Fall, dass die Situation eskalierte. Nicht vor Liam und ... auch nicht so. Dylan hatte recht, sie verabscheute Gewalt. Und so wie Rays Beschützerinstinkt bei Liam eingesetzt hatte, traute sie ihm zu, dass er sich auch zwischen sie und Dylan werfen würde. Allein der Gedanke, dass er dabei verletzt werden konnte, drehte ihr den Magen um.

Sie musste unbedingt versuchen, die Sache anders zu regeln.

»Und wer ist das?«, fragte Dylan, den Blick auf Ryker geheftet. Etwas Merkwürdiges lag in seinem Tonfall, und Eve fragte sich, ob er den Braten schon roch. Fuck, hatte sie einen Knutschfleck an Hals? Gerade noch so konnte Eve sich bremsen, ehe ihre Hände nervös an ihren Kragen wanderten ...

»Das ist Ray. Er arbeitet für uns. Und das geht dich eigentlich nichts an.« Eve holte tief Luft und verzog die Lippen, während sie sich zwang, wenigstens einigermaßen ... neutral zu klingen.

»Tatsächlich?«, fragte Dylan, der Ryker nun genauer musterte. Seine Stimme versuchte nicht einmal zu verbergen, dass er kein Wort glaubte. »Ihr scheint euch gut zu verstehen«, stellte er mit einem seltsamen Tonfall fest.

Irgendwie lag etwas... kühles und bissiges darin, dass sie nurnoch unruhiger machte. Ihr Magen war flau und aufgewühlt. Als wäre sie eine Teenagerin, die von ihrem Freund beim Fremdgehen erwischt worden war. Dylans ganze Haltung vermittelte das Gefühl, dass Ray gegen ihn eine lächerliche Wahl wäre. Und sie hasste es, dass er es schaffte, dass sie sich schuldig oder unwohl fühlte, ohne dafür Worte einzusetzen.

Von der knisternden Spannung, die in der Luft lag, hätte man das ganze Haus mit Strom versorgen können. Eve hätte sich nicht gewundert, wenn sie kleine Schläge bekommen hätten, sobald man die Hand hob oder etwas berührte. Alle waren bis zum Zerreißen gespannt.

»Lasst uns ins Haus gehen«, stieß Eve zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Drinnen fühlte sie sich sicherer. Es war ihr vertraut, ihr Revier. Sicherer Boden. »Es ist kalt hier draußen.«

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