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Kapitel 22- Die Lüge

Ein leises Seufzen entschlüpfte Rykers Lippen und vermischte sich mit dem steten Prasseln der Wassertropfen, die von seiner Haut auf die Kacheln der Dusche fielen.

Der Dampf tanzte um ihn herum und hüllte ihn in eine sanfte Umarmung. Trotz der Wärme, die die Kälte längst aus seinen Knochen und Muskeln vertrieben hatte, zitterten seine Schultern. Seine Fingerspitzen krampften und zuckten in unregelmäßigen Abständen.

»Verdammte Scheiße«, kam der Fluch tief und rau über seine Lippen.

Ray senkte den Blick, blickte auf seine zitternden Handflächen und beobachtete ein paar Herzschläge lang, wie sie sich mit den prasselnden Tropfen füllten, überquollen und das Wasser seinen Weg fortsetzte. Er spürte die warmen Rinnsale zwischen seinen Fingern, hörte das monotone, beruhigende Plätschern.

Er hatte sich gerade beruhigt.

Das Adrenalin, das seinen Körper unter Strom gesetzt hatte, war abgeklungen.

Liam war nichts passiert. Die Tabletten hatten endlich zu wirken begonnen und dann ...

Erneut fluchend raufte er sich die Haare, die von der ausgiebigen Dusche wieder völlig durchnässt waren und ihm in dicken, dunklen Strähnen ins Gesicht hingen.

Genau in diesem Moment tauchte dieser verdammte Arzt auf!

Es wäre ihm egal gewesen, wenn er den Jungen angesehen hätte. Schließlich war Liam fast ertrunken und zweifellos unterkühlt. Für ein Kind war dieser Zustand gefährlicher als für einen Erwachsenen. Schließlich wollte auch Ray nur, dass es Liam gut ging.

Aber nein, dann wollte Dr. Taylor ihn auch noch untersuchen.

Spätestens in diesem Moment sah er rot. Daran konnten weder Dr. Taylors Worte noch Eves gut gemeinte Beschwichtigungsversuche etwas ändern. Er war alt genug, um selbst zu wissen, wann er die Hilfe eines Arztes brauchte und wann nicht. Schließlich war er nur wenige Minuten im Wasser gewesen und...

Es ging ihm gut.

Es ging ihm immer gut.

Zumindest redete er sich das immer wieder ein. Auch wenn ein Teil von ihm wusste, dass er sich selbst belog.

Die Finger noch immer in den Haaren vergraben, schloss er die Augen. Mit einem leisen Stöhnen ließ er die Stirn gegen die kühlen, beschlagenen Fliesen sinken. Er zwang sich, tief durch die Nase einzuatmen und durch den Mund auszuatmen. Seine Sinne schienen gespannt wie eine Bogensehne und zugleich trüb wie durch einen Schleier. Prasselnd trafen die Wasserstrahlen seine Schultern und seinen Rücken wie kleine Hagelkörner. Langsam lockerte sich der feste Griff um sein Haar, bis er schließlich die Hände sinken ließ.

Schon seit einigen Jahren, genauer gesagt seit seiner Entlassung aus dem aktiven Dienst bei den Seals, vermied er Arztbesuche. Ihm graute schon vor der Erinnerung an weiße Wände, sterile Räume und den beißenden Geruch von Desinfektionsmitteln. Immer wieder sah er die silbernen, mit rotem Blut verschmierten Operationsbestecke vor seinem inneren Auge, hörte das Piepen der Geräte. Es kostete ihn schon viel Kraft und Überwindung, das Rezept für seine Tabletten zu holen.

»Es geht mir gut«, murmelte er, als wollte er sich selbst überzeugen. 

Schon oft hatte man versucht, ihn an solchen Tagen länger in der Praxis zu behalten. Abgelaufene Impfungen, Kontrolle seiner Werte, Anpassung der Medikation - immer wieder fand Dr. Murphy einen neuen Grund.

Doch Ray gelang es auch immer wieder, sich dem Zugriff seines Arztes zu entziehen. Termine, irgendwelche Besuche. Irgendeine Ausrede, um so schnell wie möglich verschwinden zu können.

Instinktiv drehte er bei diesen aufkommenden Gedanken den Arm, so weit, dass es stechend in der Schulter zog. Dann tastete er seinen Rücken ab und zuckte zusammen, als seine Fingerspitzen die von Tinte verdunkelte Haut berührten.

Die Stelle fühlte sich flach und glatt an, aber als er seine Fingerspitzen weiter bewegte, verschwand dieses Gefühl. An ihre Stelle traten unscheinbare Erhebungen, die seine Haut überzogen. Verdeckt von der Tätowierung, für das Auge kaum sichtbar, aber der Tastsinn ließ sich nicht täuschen. Das Narbengewebe schrieb die Geschichte seiner Vergangenheit direkt auf seinen Körper. Ganz gleich, wie sehr er sie verdrängte oder sich einredete, es ginge ihm gut.

Für immer gezeichnet von den Folgen seines letzten Einsatzes fern der Heimat. Er spürte die groben Hände seiner Kameraden und des Militärarztes, die versuchten, die vielen blutenden Wunden abzudrücken, damit er nicht noch mehr Blut und schon im Dreck sein Leben verlor. Er konnte nichts denken. Da war nur Schmerz. Unbeschreiblicher, grauenhafter Schmerz, der seinen Körper schüttelte.

Aber es wurde nur schlimmer. Schlamperei, die sowohl der Entfernung zum nächsten Stützpunkt als auch unzureichendem medizinischem Wissen geschuldet war. Die Ärzte in dem Loch das sich Krankenhaus schimpfte, und er litt noch heute unter den Folgen: Die Splitter in seinem Körper drückten auf seine Nerven und lösten immer wieder Anfälle aus. Zu nah am Rückenmark, hatten sie ihm gesagt. Zu riskant, es zu entfernen. Es sei sicherer, solange sie sich nicht bewegten.

Für ihn Ausreden ... nichts als Ausreden!

Diese Pfuscher hatten die Operation vermasselt. Das Metall der Granatsplitter war in vielerlei Hinsicht ein Risiko. Nicht nur wegen der Anfälle, die ihn fast sein Leben und zuletzt seinen Job bei den Seals gekostet hatten. Die Splitter könnten ihn auf Dauer vergiften, wenn er nicht eines Tages eine lebensgefährliche Operation riskierte.

Nach allem, was geschehen war, sollte er sein Leben also noch einmal in die Hände der Weißkittel legen? Obwohl ihn die Erinnerungen noch heute in seinen Träumen verfolgten? Ihn um den Schlaf brachten, wann immer ein Termin anstand? Nein, er konnte es einfach nicht. Auch wenn er wusste, das ein großer Unterschied zwischen einem Hospital in Amerika und einem im nahen Osten bestand.

Die Narben, körperlich wie seelisch, würden nie ganz verschwinden. Wie die Male auf seinem Körper hatten sich die Erinnerungen tief in seinen Geist eingebrannt und lähmten jede Vernunft wie ein Gift.

Seine Finger fuhren über eine der Erhebungen. Zischend riss er die Augen auf und zog die Hand zurück, als hätte er sich verbannt. Gleichzeitig löste sich sein Kopf von den Kacheln.

»Genug«, knurrte er sich zu, drehte mit einer ruckartigen Bewegung den Wasserhahn zu und stieg aus der Dusche. »Das ist nicht mehr dein Leben, schon lange nicht mehr. Du bist nicht mehr dort.«

Er griff nach einem der Handtücher und hielt kurz inne. Nur einen Hauch von dem weichen Stoff entfernt. Unvermittelt schoss ihm der Anblick von Liam im Sessel und Eves besorgter Blick durch den Kopf.

Das war nicht mehr sein Leben, das stimmte. Aber war dieses Leben, die endlose Schauspielerei und das ständige Lügen wirklich das, wonach er gesucht hatte?

Ray schüttelte den Kopf, griff nach dem Handtuch und rieb sich wild durch die Haare. Ein knarrender Dielenboden ließ ihn innehalten. Vor dem Badezimmer waren eilige Schritte zu hören, die sich noch schneller zu entfernen schienen. Wie von selbst schlich sich ein leichtes Lächeln um seine Mundwinkel. Er reagierte wie eine Blume auf den wärmenden Sonnenschein, den Liam ganz selbstverständlich verbreitete.

Der Junge war nicht zu übersehen. Seine Schritte waren federleicht, nicht so schwer wie seine, Eves oder Rionas. Kurz darauf klickten Chiefs Krallen über die Dielen, und schon hörte er den Jungen wieder leise kichern.

Kurz darauf huschte Ryker wie ein Geist durch den Flur und schloss die Tür seines Zimmers mit einem Klicken. Kurze, hellbraune Shorts und ein altes, grau meliertes Tanktop bedeckten seine Haut, als er durch sein Zimmer lief, und sein Lächeln wollte einfach nicht vergehen.

Liam war unverwüstlich. Kaum merklich schüttelte er den Kopf. Manchmal wünschte er sich, wieder Kind zu sein. Die Unbeschwertheit, die man in diesem Alter hatte, war ein Segen. Man hatte keine Sorgen, keine Probleme. Man dachte nicht an den nächsten Tag, sondern lebte einfach frei und unbeschwert. Selbst wenn düstere Gedanken aufkamen, belasteten sie einen nicht lange. Was Erwachsene fest im Griff halten konnten, wurde im Kinderherzen vom Wind wie ein Blatt davongetragen. Die Angst und der Schock des Unfalls schienen  für den Jungen schon vergessen zu sein, obwohl er sich vor kaum einer Stunde noch schluchzend und würgend an seine Mutter geklammert hatte.

Wie auf Kommando erschütterte ein kehliges Husten seinen Körper und ließ ihn das Gesicht verziehen, als dieser Anfall länger dauerte als die vorherigen. Wieder schmeckte er das Wasser auf der Zunge, spürte die Gänsehaut, die sich auf seinen Armen ausbreitete und ihn schließlich schütteln ließ, als er nach Luft schnappte.

»Scheiße...«, krächzte er. Wie lange würde dieses Wasserspucken noch dauern?

Ein paar Stunden? Tage? Was war normal? Genervt versuchte er sich zu erinnern, jedoch ohne Erfolg.

Für einen Moment lehnte er sich an die Wand, stützte sich ab und lenkte so unweigerlich seinen Blick auf das Chaos, das in seinem kleinen Zimmer herrschte. Die durchnässten Kleidungsstücke lagen auf dem Boden zerstreut. Kleine Pfützen und dunkle Flecken hatten sich bereits unter dem Stoff gebildet. Da fiel ihm Rionas scherzhafte Drohung ein, er solle den Boden nicht mit den Sachen beschädigen.

Stöhnend stieß er sich von der Wand ab und brummte unzusammenhängend in seinen Bart. Seine Muskeln dankten es ihm nicht, als er sich bückte, um Hose und Unterhose vom feuchten Parkett aufzuheben. Kaum war der Stoff vom Boden gehoben, ertönte ein lautes, dumpfes Poltern.

Rykers Augen weiteten sich, dann ging ein Ruck durch seinen Körper.

»Scheiße!«, fluchte er laut, während die schwarze Kiste wie ein gefallener Soldat regungslos auf dem dunklen Holz liegen blieb. Achtlos warf Ryker seine Sachen beiseite und bückte sich, um den Gegenstand aufzuheben.

»Oh nein«, keuchte er nahezu panisch. »Nein, nein, nein! Das darf nicht wahr sein! Bitte, bitte funktioniere!« Seine Stimme klang förmlich flehend, während er hektisch auf den Knopf an der Seite drückte und immer wieder auf das tiefschwarze Display seines Handys starrte.

In der Hektik und wegen der Sorge um Liam hatte er sein Smartphone beim Sprung in den See völlig vergessen. Es hatte den ganzen Badeausflug ins eiskalte Wasser begleitet. Und im Gegensatz zu den modernen Geräten, die die Teenager besaßen, war seines ein verdammtes Fossil. Was nichts anderes bedeutete als: nicht wasserdicht.

Fluchend ließ er das Handy sinken. Das Display blieb schwarz.

»Alles, nur das nicht«, murmelte er und kniff sich in den Nasenrücken. Er konnte das Unausweichliche nicht länger leugnen: vermutlich war es hinüber. Erschöpft und resigniert ließ sich Ray auf das Bett sinken.

Das Handy nützte ihm hier vielleicht nicht viel, aber er brauchte es trotzdem. Kontakte, Termine, Adressen. Er hatte so ziemlich alles darauf gespeichert.

Verdammt.

Das war eindeutig nicht sein Tag.

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