03
In die Ecke gedrängt, stand ich an einer Mauer und schluchzte.
Die Stadt wurde überfallen.
Eine Gruppe Krimineller stand vor mir, die Blaster auf mich gerichtet hielten. Jegliche Fluchtversuche waren zwecklos, weswegen ich nur hier flehend dastand und nicht wegkam. Spöttisch lächelten sie über meine Angst und schienen es zu genießen.
„Das Mädchen sieht ängstlich aus", kam es belustigt von einem und ließ mich schwer schlucken.
„Wir sollten sie erlösen", erwiderte ein anderes lachend. Ergeben schloss ich meine Augen und drückte mich noch weiter an die Wand. Die anderen stimmten in dieses Lachen mit ein und kurz war nichts anderes zu hören, da verstummte plötzlich alles.
Unsicher sah ich wieder zu ihnen und mit einem Mal sahen mich nur noch ernste Gesicht an. Ich hoffte bereits, dass es sich damit erledigt hatte, doch zogen sie plötzlich ihre Waffen und das Feuer begann. Ich spürte förmlich, wie sich die heißen Laser in meine Haut bohrten und schrie auf.
Schreiend und zappelnd wachte ich auf.
Jemand hielt beruhigend meine Hand und drückte mich leicht zurück in die Matratze. Dennoch erhob ich mich und suchte schnappend nach Luft, bevor mein Blick panisch durch den Raum ging und sich versuchte zu erinnern, was geschehen war. Dann wurde mir genau das wieder bewusst.
"Ruhig", kam es ungewöhnlich sanft von Kylo, der sich vor mir hingehockt hatte.
"Ich... äh", stotterte ich, doch fand ich nach keinen Worten
"Schlaf weiter. Es war nur ein Albtraum."
Gerade wollte er sich wieder erheben und gehen, da packte ich ihn ein wenig fester und hielt ihn so davon ab: "Kannst du bitte bei mir bleiben?"
Was mir erst jetzt auffiel war, dass er seine Maske abgenommen hatte. Das war auch der Grund dafür, weswegen ich in seinen Augen pures Misstrauen lesen konnte. Ich wusste ja nicht einmal selbst, was mit mir los war, immerhin war er ein blutrünstiges Monsters, welches ebenso so tötet, wie die Leute aus meinem Traum.
Er war der gefährlichste Mann der Galaxie und ich fragte ihn, ob er bei mir bleiben könnte, weil ich schlecht geträumt hatte.
Kein Wunder, weswegen nun Stille herrschte und doch nickte er irgendwann.
Kylo zog sich einen Stuhl heran, auf den er sich setzte, bevor ich nach seiner Hand griff, welche er mir allerdings nur widerwillig gab.
Er wirkte angespannt, doch nach einiger Zeit lockerte sich seine Hand.
Überraschenderweise fand ich wieder den Weg, in den Schlaf und träumen tat ich auch nicht mehr, sodass er erholend und ruhig war.
Als meine Nase begann zu kitzeln, wachte ich auf. Meine Sicht wurde von einem schwarzen Haarschopf verdeckt, was mir zeigte, dass Kylo eingeschlafen sein musste und dabei schien er nach vorne gekippt zu sein, denn sein Kopf lag auf meiner Brust.
Ich dachte darüber nach, wie weich sich sein Haar wohl anfühlen würde und bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wie dämlich dieser Gedanke doch war, hob ich langsam meine Hand und fuhr mit meinen Fingerspitzen durch ein paar seiner Strähnen.
Sofort hörte ich aber ruckartig auf, als mir erst so richtig bewusst wurde, was ich gerade tat. Was war nur los mit mir? Ich kannte diesen Mann seit ungefähr einem Tag und vor kurzem hatte dieser mich noch gefangen genommen und gefoltert. Er war gefährlich und bösartig, doch gerade schien er so liebevoll und als könnte er niemandem ein Haar krümmen. Zudem musste ich ungewollt zugeben, dass er mich mit seiner Art faszinierte, denn seine Bewegungen waren so elegant und sein Auftreten so geheimnisvoll. Außerdem erschien er mir so machtvoll.
Eigentlich sollte ich ihn hassen, was ich bis vor kurzem auch getan hatte, doch jetzt fühlte ich keinen Hass, auch keine Angst, eher so etwas wie Respekt, Faszination, aber auch Dankbarkeit, was am absurdesten war.
Doch dieser Mann hatte mir geholfen, als es mir schlecht gegangen war.
Erst jetzt wurde ich mir über die Bedeutung meiner Gedanken bewusst.
Ich war so naiv, dass es schon traurig war. Das einzige, was wichtig war, war, dass ich mich zusammenriss und von hier verschwand, denn nichts anderes hatte Priorität. Ich wollte gar nicht wissen, was geschehen würde, wenn ich noch länger hier bleiben würde.
Ich konzentrierte mich wieder auf den Kopf von Kylo, welcher schwer auf meinem Oberkörper lag. Er erschwerte mir ein wenig das Atmen, weswegen ich erneut ein paar Strähnen nahm und an diesen zog, sodass er wach werden würde. Zwar hatte ich damit gerechnet, dass er langsam den Kopf heben würde, doch riss er diesen stattdessen erschrocken nach oben.
Einen Moment lang benötigte er sichtlich, um zu realisieren, was passiert war, bevor er ohne ein Wort zu sagen aufstand. Er schnappte sich einfach seine Maske und verschwand, ohne mich ein letztes Mal anzusehen.
Verwirrt starrte ich zur Tür.
Was war denn jetzt passiert?
Ich schwang meine Beine aus dem Bett und stand auf, da ich bemerkte, wie mein Magen begonnen hatte zu Knurren, doch sah ich hier nirgendwo etwas essbares. Allerdings würde ich mich für den Anfang auch erst einmal mit einer Dusche abfinden.
Mit schnellen Schritten ging ich auf eine Art Schrank zu, wo sich viele Uniformen drin befanden. Etwas weiter hinten entdeckte ich sogar ein schwarzes T-Shirt, welches mir wahrscheinlich bis zu den Knien gehen würde, da Kylo gefühlt zwei Meter größer war, als ich. Ich dachte wieder einmal nicht darüber nach, was ich tat. Irgendwie begann mein Körper einfach zu handeln, bevor mein Kopf verstand, was ich machte. Ich nahm mir einfach wie selbstverständlich die Kleidung von einem fremden Mann, welcher dazu nicht normal war.
Danach trat ich zu einer Tür, welche den jetzigen Raum von einem kleinem Bad trennte.
Ich zog schnell meine Kleidung aus und stieg unter das prasselnde Wasser, welches sich so gut anfühlte. Es lockerte meine steifen Glieder und ließ mich etwas wacher werden. Als ich dann fertig war, trocknete ich mich kurz ab, bevor ich das schwarze T-Shirt von Kylo überzog.
Mein Blick fiel dann auf den kleinen Spiegel, welcher an der Wand hing. Als ich allerdings hineinsah, erschrak ich ungewollt, denn meine orange-braunen Haare erschienen so stumpf und meine Augen waren blutunterlaufen.
Schnell wandte ich meinen Blick ab und trat wieder in den Raum. Nachdenklich blickte ich dabei auf mein Füße, weswegen ich gar nicht bemerkte, dass ich nicht mehr alleine war.
„Fertig?" Im letzten Moment unterdrückte ich einen Aufschrei. Mein Blick ging zu einem rothaarigen Mann, welcher auf einem Stuhl saß und mich grinsend anblickte. Er war erstaunlich blass und trug ebenfalls eine schwarze Uniform.
„Bitte?" Fragte ich leicht eingeschüchtert. Seine Augen fixierten mich und wanderten über meinen Körper. Schließlich blieben sie bei meinen nackten Beinen hängen. Sofort fühlte ich mich unwohl und verschränkte meine Hände vor meinem Körper.
"Gab er dir keine Kleidung?" Kam es belustigt von dem Rothaarigen.
"Er... verschwand", gab ich so gut es mir gelang kühl zurück.
"Aus diesem Grund bin ich auch hier."
Stille herrschte dann zwischen uns, bevor ich erneut anfing zu sprechen: "Mir geht es besser. Sie müssen nicht-" Ich dachte daran, was Kylo gesagt hatte. Die Medidroiden wollten, dass jemand bei mir blieb, deswegen dachte ich auch das wäre der Grund, weswegen er hier war, doch dem war nicht so.
"Doch muss ich. Freiwillig spiele ich sicher nicht den Aufpasser, auf ein Mädchen, dessen Nutzen ich nicht verstehe", unterbrach er mich.
"Wer hat Sie geschickt?" Meine Stimme zitterte ungewollt und doch probierte ich meine Worte fest klingen zu lassen.
"Der Supreme Leader Snoke. Der Ritter weigert sich."
Ren weigerte sich?
Und der Supreme Leader... Snoke... hatte ihn geschickt?!
Ich machte einen hektischen Schritt nach vorne.
"Wer seid ihr?"
"Mein Name ist General Hux."
Meine Augen weiteten sich.
Ich starrte ihn einfach nur an, nicht fähig etwas zu sagen.
Sowie bei Kylo Ren hatte ich bereits viel über diesen Mann gehört.
Wie viele Planeten er schon zerstört hatte.
Wie viele wegen seinen Befehlen bereits gefallen waren.
Und nun saß er dort, mit der Aufgabe auf mich aufzupassen.
"Warum?" Fragte ich ehrlich interessiert.
Schulterzuckend schaute er mich an: "Wenn ich das wüsste."
Misstrauisch ging ich weiter auf ihn zu.
"Warum lebe ich dann noch?"
"Würde es nach mir gehen, wäre das nicht der Fall", komischer Weise lachte ich über seine Worte. Der Mann schien sehr einfühlsam.
"Da du sichtlich nur dieses Orberteil hast, musst du mich wohl so begleiten."
"Wohin?" Fragte ich und die alt bekannte Angst machte sich wieder bemerkbar.
Anstatt mir zu antworten, stand er einfach auf und ging aus dem Raum.
Als wäre es selbst verständlich, dass ich ihm folgen würde, ging er, ohne sich zu mir umzudrehen und ich folgte ihm tatsächlich. Einfach so. Ließ mich die Angst handeln, was passieren würde, wenn ich ihm nicht folgen würde? Ich wusste es nicht, doch tat ich es.
Er brachte mich durch diese ganzen Gänge, bevor wir in einem großen Raum ankamen. Er riesiger Tisch stand in diesem und hatte Unterlagen auf sich verteilt, was ein Chaos darstellte. An den Wänden standen mehrere Regale.
Ich ließ meinen Blick weiter durch den Raum schweifen, welcher schließlich an einem Fenster hängenblieb. Fasziniert trat ich an dieses heran.
"Schön nicht wahr?" Fragte Hux überraschend sanft.
"Ja, ich habe... so etwas wunderschönes noch nie gesehen", gab ich fasziniert von mir.
An die Zeit mit den Schrottsammlern konnte ich mich nicht erinnern und wie sie mich nach Alderaan gebracht hatten.
Nur an die Bäume, dem Wasser, dem Gras und dem Wind.
„Wo bin ich?"
"Das du jetzt erst fragst", kam es belustigt von Hux, welcher mich schmunzelnd betrachtete.
"Ich hatte andere Probleme", erwiderte ich verlegen und kratzte mir am Kopf.
Meine Worte brachten ihn noch mehr zum Lachen: "Du befindest dich an einem fremden Ort, hast aber besseres zu tun, als zu fragen, wo du dich befindest? Interessant."
Kurz herrschte Stille, doch dann fuhr er fort: "Auf der Finalizer."
Geschockt schnappte ich nach Luft: "Auf diesem riesigen Kampfschiff?"
Der General antwortete mit einem Nicken.
Ich drehte mich zurück zum Fenster.
Auch wenn ich mich an diesem gefährlichem Ort befand, war ich weniger eingeschüchtert, als gedacht.
"Ich werde etwas arbeiten. Setz dich einfach irgendwohin", wies Hux mich an und trat zu seinem Tisch. Er begann mehrere Scheiben zu beäugen, welche allerdings elektronisch waren und ständig ihre Bilder wechselten.
Ich ließ mich dagegen seufzend auf einen Hocker plumpsen. Dabei legte ich meinen Kopf an die Wand und schloss erneut die Augen.
----------
Mittlerweile waren mehrere Wochen vergangen und ich hatte Kylo kein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Ich wurde zwar ständig von Sturmtrupplern oder Hux beaufsichtigt, doch Ren zeigte sich nicht einmal. Leider konnte ich nicht verleugnen, dass es mir absolut egal war, denn ein wenig war ich sauer auf den Ritter den Ren.
Ich schlief trotz der Abwesenheit von Kylo in seinem Raum und Hux hatte mir Kleidung gebracht. Jeden Tag bekam ich etwas zu Essen und eigentlich konnte ich mich nicht beschweren, denn es war mir nie besser ergangen. Ich war zwar eine Gefangene und doch konnte ich an einem warmen Platz schlafen und mein Magen war immer gefüllt.
Heute war wieder einer dieser Tage, wo ich nur auf dem Bett saß. Dösend schaute ich an die Wand und dachte nach. Als sich plötzlich die Tür öffnete, hätte ich mich normalerweise erschrocken, denn änderte es heute nichts an meiner Starre. Ich rechnete damit, dass es wieder Hux war oder ein Stormtrooper. Schritte erklangen und hallten an den Wänden wieder, bevor mir eine schwarze Figur kurz die Sicht verschleierte. Dann erklang ein Geräusch, welches ertönte, wenn Metall auf Metall traf und ließ mich schließlich doch aufschauen. Ich erblickte überraschenderweise Kylo, welcher so eben seine Maske abgesetzt hatte.
Sein Anblick ließ mich ungewollt genervt aufstöhnen und ins Bad gehen. Dort lehnte ich mich nach wie vor nachdenklich an die Wand und blickte an die gegenüberliegende.
Ein Klopfen ließ mich zur Tür blicken: "Was ist passiert?"
"Du bist passiert", gab ich genervt zurück.
Wieder schüttelte ich den Kopf über mein Verhalten. Ich kannte diesen Typen nicht, warum kümmerte es mich also, dass er sich lange nicht blicken lassen hat.
Da ich bemerkte, dass ich meine Gedanken nicht mehr aushielt, stürmte ich wieder aus dem Bad.
"Ich bin bei General Hux", sagte ich kühl und steuerte die Tür an.
Kylo stoppte mich, in dem er mich am Arm festhielt: "Warum?"
"Dort kriege ich bessere Gesellschaft", antwortete ich pampig.
"Du bleibst hier und ich werde dir beweisen, dass ich ebenfalls eine gute Gesellschaft sein kann."
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust: "Na schön."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro