Jenna hielt es genau drei Tage lang aus geduldig zu sein. Als sie am Morgen des vierten Tages mit ihren Freunden am Frühstückstisch saß, platzte es aus ihr heraus:

"Okay aber ehrlich, wieso sagt er mir denn nichts?!"

Lily, Alice und Marlene schauten sie alle irritiert an. Nach kurzem Schweigen fragte Alice:

"Öhm... Was genau meinst du?"

"Dumbledore. Er hat mir versprochen, dass er mich informieren würde sobald er Neuigkeiten aus Brasilien hat."

"Jenna, das war vor drei Tagen. Sowas erfordert viel Planung und Ausklügelung. Er hat wahrscheinlich einfach noch keine Informationen für dich."

"Ja, aber..."

Sie ließ leicht verärgert ihre Schultern sinken.

"Du hast ja Recht. Er wird sich schon bei mir melden."

Nach weiteren zwei Tagen wurde sie wieder ungeduldig.

"Okay, also so langsam könnte er mir aber mal was sagen."

Marlene blickte augenrollend von ihrem Aufsatz für Verteidigung gegen die dunklen Künste auf, den sie als Hausaufgabe morgen abgeben sollten.

"Er ist der Schulleiter Jenna, der Mann ist beschäftigt. Sobald er was weiß wird er es dir sicher mitteilen."

"Jaaa, aber-"

"Nein, kein aber. Gib ihm einfach noch etwas Zeit."

Schmollend wendete Jenna sich wieder ihren Hausaufgaben zu.

Als insgesamt zehn Tage vergangen waren, fing Jenna an zu zweifeln. Da sie sich sicher war, dass die Mädels ihr den Kopf abreißen würden, wenn sie sich nochmal über die Situation beschweren würde, ging sie dieses Mal zu den Rumtreibern.

Es war bereits abends, das heißt sie konnten nur im Gemeinschaftsraum oder in ihrem Schlafsaal sein. Im Gemeinschaftsraum waren sie nicht, also peilte sie den Schlafsaal an. Ohne sich weiter Gedanken über die Situation zu machen, öffnete sie die Tür und trat ein.

"Hey Leute, denkt ihr das Dumbledore vielleicht-"

Sie wurde prompt von einem kurzen Aufschrei unterbrochen.

"Jenna! Was zur Hölle? Kannst du nicht anklopfen?", fauchte James sie an.

"Kann ich schon, hab ich nur nicht. Habs vergessen, sorry. Aber ist ja kein Problem. Also, wie ich schon-"

Aber James war offenbar noch nicht fertig. 

"Kein Problem? Kein Problem?! Ähm halloooo, ich hätte mir gern vorher noch ein Shirt übergezogen?"

Tatsächlich fiel Jenna erst in diesem Moment aktiv auf, dass James gar kein Oberteil anhatte. 

"Oh ja, das ist natürlich nachvollziehbar. Ups. Na dann mach mal schnell."

Sie drehte sich betont langsam um und hob zur Beschwichtigung die Hände hoch. Hinter ihr hörte sie, wie James schnell aufstand und den Raum durchquerte, um an etwas zum Überziehen zu gelangen. Nach einem Moment drehte sie sich wieder um.

"Hey James, ich hab da einen Tipp für dich. Vielleicht solltest du mal oben ohne in den Gemeinschaftsraum kommen wenn Lily da ist. Ich hab das Gefühl, dass ihr der Anblick gefallen würde."

Daraufhin mussten alle vier grinsen, James schaute dabei ein wenig verlegen zur Seite.

"Vielen Dank für den Hinweis, möglicherweise teste ich das die Tage mal."

"Das solltest du auf jeden Fall Tatze, ich würde nur zu gern Evans Gesicht sehen", schaltete sich nun auch Sirius ein.

Bevor noch jemand etwas dazu sagen konnte, schaltete sich Jenna wieder ein: 

"Okay okay, ich helfe doch wo ich kann. Jetzt aber bitte wieder zurück zum eigentlichen Thema, alles klar?"

Die vier schauten sie nur verwirrt an. Dann fragte Remus:

"Was ist denn das eigentliche Thema?"

Jenna stöhnte genervt auf.

"Jungs... Dumbledore natürlich!"

Alle vier rollten mit den Augen.

"Wag es ja nicht, Jenna. Wir wurden schon von Alice darüber informiert, dass du wegen der ganzen Dumbledore-Brasilien-Sache voll die Paranoia schiebst, du brauchst es gar nicht zu versuchen jetzt uns damit zuzuquatschen", sagte Sirius bestimmt.

"Aber... Was wenn er es vergessen hat? Ich habe ihn vor über einer Woche gefragt, und es kommt einfach überhaupt nichts von ihm!"

"Jenna. Er ist der Schulleiter, ein guter noch dazu. Er hat dein Anliegen ganz sicher nicht vergessen, aber mal ganz abgesehen davon, dass er noch tausende andere Sachen zu tun hat, braucht es auch viel Zeit so etwas wie eine Studienfahrt zu planen und umzusetzen", versuchte Remus ihr zu erklären. Jenna atmete einmal fest aus.

"Genau das haben mir die Mädels auch schon gesagt."

"Ja, und sie haben Recht damit. Pass auf, wenn du nach insgesamt einem Monat noch nichts gehört hast, frag noch einmal nach. Aber bis dahin... Gedulde dich."

Schmollend verließ Jenna wieder den Schlafsaal. Geduld.... Na das war nun wirklich nicht ihr Ding.

Insgesamt dauerte es etwa zweieinhalb Wochen, bis Jenna etwas von Dumbledore hörte. Sie wollte gerade mit ihren Freunden die große Halle verlassen, als Professor McGonagall sie aufhielt:

"Miss Weim?"

Jenna drehte sich um und blickte sie fragend an. Professor McGonagall hielt ihr ein fein säuberlich zusammengeschnürtes Blatt Pergament entgegen.

"Eine Nachricht vom Schulleiter für sie. Ich schätze, ich sollte Ihnen meine Glückwünsche aussprechen. Das ist das erste Mal, dass etwas derartiges in Hogwarts stattfinden wird. Alle bereits eingeweihten Personen sind sehr gespannt, wie das Ganze wohl ablaufen wird."

Damit nickte sie allen noch einmal kurz zu und ging in die andere Richtung. Jenna blickte ihr strahlend hinterher.

"Ohhhh mein Gott, habt ihr das gehört? Es hat funktioniert! Es werden echt ein paar Leute aus Brasilien hierhin kommen!"

"Na siehst du mal, alles ist super. Und du warst komplett umsonst zwei Wochen lang total angespannt. Wir haben dir doch gesagt, dass alles klappen wird", sagte Lily schmunzelnd.

"So, und jetzt mach gefälligst die Nachricht auf, wir wollen wissen, was Dumbledore noch so zu sagen hat", ergänzte Alice grinsend.

Hastig rupfte Jenna das Bändchen vom Pergament ab und rollte es auf. Darin stand:

Miss Weim,
ich darf Ihnen erfreut mitteilen, dass tatsächlich eine von Ihnen gewünschte Studienfahrt stattfinden wird. Es wird für insgesamt zehn Schülerinnen und Schüler aus Brasilien die Möglichkeit geben, in der Zeit vom dritten bis zum elften November Hogwarts zu besuchen.
Morgen werde ich eine kurze Ansprache an alle Schüler aus Hogwarts halten und mehr Details bekannt geben, aber ich wollte Ihnen als erstes Bescheid geben. Ich darf Ihnen gratulieren, Miss Weim. 
Mit freundlichem Gruß
Albus Dumbledore

Quietschend hüpfte Jenna auf und ab.

"Seht ihr das? Zehn Leute! Es werden zehn Leute nach Hogwarts kommen! Das ist sooooo cool!"

"Das ist wirklich der Wahnsinn. Ich bin so gespannt auf deine ehemaligen Mitschüler!", erwiderte Marlene nicht weniger euphorisch.

"Heißt das, dass Jennas verrückter Plan tatsächlich funktioniert hat?", fragte eine Stimme hinter ihnen.

Sie drehten sich alle um. Die Rumtreiber hatten anscheinend auch soeben ihr Mittagessen beendet und den letzten Teil des Gesprächs mitbekommen.

"Hey, mein Plan war nicht verrückt! Alles in allem ist das eine super Idee. Und ich kann Hannah Hogwarts zeigen. Ich sehe noch absolut keinen Nachteil an der ganzen Sache."

"Hm ich weiß ja nicht, was wenn die alle total komisch sind?", fragte Peter unsicher.

"Peter. Ich komme auch von dieser Schule. Bin ich etwa komisch?"

"Ähm, nun ja... Ehrlich gesagt, ja, ziemlich."

Die anderen Rumtreiber nickten zustimmend.

"Also so schlimm ist es ja wohl auch nun wieder nicht. Für mich wart ihr am Anfang auch alle ganz seltsam, und trotzdem verstehen wir uns jetzt sehr gut. Das wird mit den anderen aus Brasilien tendenziell nicht anders sein."

"Mal sehen. Wieviele kommen denn ingesamt?", fragte nun Remus.

"Maximal zehn Leute, je nachdem wie groß die Nachfrage ist."

"Hmm, in Ordnung. Wird der Rest von Hogwarts auch noch darüber informiert, dass wir bald Besuch kriegen?", wollte James wissen.

"Na klar. Dumbledore wollte morgen eine kurze Ansprache halten", antwortete Lily ihm.

"Okay, wunderbar. Ich bin sehr gespannt, was er so zu sagen hat."

Als nur wenige Momente nach dem das Mittagessen begonnen hatte der Schulleiter plötzlich nach vorn ans Pult trat, wurde es schlagartig still in der großen Halle. Er räusperte sich einmal, was absolut nicht nötig gewesen wäre, da er sowieso schon die Aufmerksamkeit der gesamten Schülerschaft hatte.

"Liebe Schülerinnen, liebe Schüler, ich würde ihnen allen gerne eine erfreuliche Nachricht überbringen. Schon bald werden wir Besuch aus Brasilien empfangen, von zehn Schülerinnen und Schülern sowie einer Lehrkraft. Sie werden teilweise am Unterricht teilnehmen und zudem am Nachmittag Workshops anbieten, in denen alle hier Anwesenden etwas neues über Magie lernen können, denn nicht jede magische Schule unterrichtet die gleichen Fachbereiche der Magie. Wir haben zwei leerstehende Klassenzimmer als Schlaf- und Unterbringungsmöglichkeit umfunktioniert, damit auch alle genug Platz haben.
Auch wenn ich von nichts anderem ausgehe, erwarte ich selbstverständlich, dass alle unsere Gäste mit größtem Respekt und Freundlichkeit behandeln. Es wird einige von ihnen geben, die kein oder nur wenig Englisch sprechen. Sollte es also Probleme bei der Verständigung geben, sprechen sie einen der Schüler an, der Englisch spricht oder fragen sie die brasilianische Lehrkraft. Und wer weiß, vielleicht lernt der ein oder andere sogar ein paar Wörter auf portugiesisch. 
Nähere Informationen zum Ablauf während des Unterrichts werden sie kurzfristig noch von mir erhalten. Unsere Gäste werden am dritten November anreisen und bis zum elften November bleiben.
Sollten sie weitere Fragen bezüglich der Studienfahrt haben, sprechen sie bitte ihren Hauslehrer an. Sie sind alle umfassend informiert und können ihnen sicherlich weiterhelfen. Doch nun, lassen sie sich alle ihr Mittagessen schmecken!"

Und damit endete seine Rede und er verließ das Pult. Für einen Moment war es noch still, dann entbrannten überall Gespräche. Alle waren wahnsinnig gespannt auf diese paar Tage im November und nahmen die Neuigkeiten gut auf. Jenna war darüber sehr froh, denn wäre die gesamte Schülerschaft eher gegen das Projekt, dann würden diese acht Tage sehr anstrengend werden. Aber danach sah es im Moment nicht aus.

Doch die Neuigkeiten waren noch gar nicht zu Ende, zumindest nicht für Jenna. Sie wollte sich gerade wieder ihrem Essen zuwenden, als sie plötzlich eine Eule zum Fenster hereinfliegen sah. Für gewöhnlich kamen alle Eulen zum Frühstück, doch sie kannte eine, die sich überhaupt nicht an festgelegte Zeiten hielt: Castanho. Und tatsächlich, die Eule steuerte auf sie zu und landete vor ihr auf ihrem Teller.

Vorsichtig entfernte Jenna den kleinen Zettel am Bein der Eule, gab ihr einen Sickel und schob sie schnell wieder weg. Eine Eule mitten am Tag war recht ungewöhnlich und ein paar Leute starrten schon, sie wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen als sie sowieso schon hatte.

Lily blickte sie fragend an.

"Von Hannah?"

Davon ging Jenna aus. Sie nickte und rollte den Zettel auf. Schon prangte ihr Hannahs hübsche Handschrift entgegen.

Hey Jenna, 
...

Ratet mal, wer noch lebt! Ja richtig, ich bins. Für alle die, die lange auf ein Update gewartet haben, sorryyy! Aber hier ist jetzt eins. 
Einmal eine kurze Erklärung, warum ich so lange von der Bildfläche verschwunden war:
Zum einen, ich hatte wenig Zeit. Ich habe grundsätzlich nicht wahnsinnig viel Freizeit, aber ich habe mich häufig dagegen entschieden das hier weiterzuschreiben, selbst wenn ich Zeit hatte und in Schreiblaune war. Das lag nämlich an Punkt 2:
Im letzten halben Jahr habe ich mich sehr von Harry Potter und allem was dahinter steht distanziert. Viele von euch werden sicherlich mitbekommen haben, dass JKR sich als transphobes Miststück entpuppt hat, und so etwas kann und werde ich weder akzeptieren noch tolerieren. Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Gebt einfach auf Google "JKR transphobe" ein, ihr werdet mit Artikeln und Informationen zugeballert. Bei weiteren Fragen könnt ihr mich aber auch sehr gerne anschreiben.
Aufgrund ihrer absoluten Arschlochaktion habe ich mich sehr von Harry Potter distanziert, überhaupt kein neues bzw. lizensiertes Merch mehr gekauft (ja ich weiß, diese Frau hat eh schon Massen an Geld aber ich muss das Ganze ja nicht noch mehr unterstützen) und vieles von meinem Merch (ich habe/hatte wirklich etliche Sachen) aus meinem Haus entfernt. Ich war auch anfangs sehr unmotiviert, diese Story hier weiterzuführen (wie der eine oder andere vielleicht gemerkt hat), aber ich habe mich trotz allem dazu entschlossen, diese Geschichte zu einem Ende zu bringen. Auch, weil ich ungerne Dinge unvollständig lasse.

Naja, soviel zu mir. Ich hoffe, dass es euch soweit allen gut geht und ihr alle von Corona verschont bleibt.

Ihr könnt gerne mal in die Kommentare schreiben, ob ihr die ganze JKR Geschichte mitbekommen habt und wie ihr damit umgegangen seid, das würde mich sehr interessieren.
Eine Sache, die ich diesbezüglich noch erwähnen sollte: Kommentare wie "nee, die ist nicht transphob weil ..." werden sofort gelöscht und die jeweiligen User geblockt. Sie ist ein transphobes Arschloch und das ist Fakt. Sollte jemand nicht genau verstehen wieso und inwiefern, fragt gerne nach. Ich erkläre das gern. Aber sollte irgendwer auf die geniale Idee kommen, sie verteidigen zu wollen, naja... Byeee.

Alles klar, das wars auch schon von mir. Ihr werdet bald wieder von mir hören!
Bis dahin,
~ A ~