𝒅𝒊𝒆 𝒗𝒐𝒓𝒉𝒂𝒆𝒏𝒈𝒆
Am Fenster stand sie.
An dem Fenster in ihrem Schlafzimmer, mit den rosaroten Vorhängen, die bis auf den Boden reichten und die sie bei starkem Mondeslicht zuzog.
An dem Fenster, an das sie Blumentöpfe mit violetten Hyazinthen gestellt hatte, gleich neben den roten Nelken in der zerbrechlichen Porzelanvase, die sie von Oma bekommen hatte.
Draußen war es still, die dreckigen Straßen unbelebt.
Ihre Wohnung war ordentlich, fast zu ordentlich wurden da die Teller in den Wandschränken gestapelt und die Stühle zurückgeschoben, die Messer in dem Messerblock nach Größe sortiert und die Kleidung gefaltet in den Kleiderschrank gelegt.
So ordentlich waren ihre kleinen Hände. Die Nägel gefeielt und babyblau lackiert, die Haut ganz weich, als hätte sie noch nie gearbeitet.
Ihre Haare waren offen und fielen sanft über ihre schmalen Schultern.
Sie trug einen Morgenmantel, der ihre Knie nicht bedeckte.
Diese kleinen Knie, die zu schwach für diesen winzigen Körper aussahen.
Ihre Augen waren ausdruckslos und ihre Finger setzten an der Scheibe an.
Diese dünnen Finger begannen einen Kreis zu zeichnen.
Sie fuhr die Linien des Mondes nach.
Ordentlich, so ordentlich, waren die unsichtbaren Kreise, die dort an der Scheibe entstanden.
Am Fenster stehst du.
An dem Fenster in deinem Schlafzimmer, mit den rosaroten Vorhängen, die bis auf den Boden reichen und die du bei starkem Mondeslicht zuziehst.
An dem Fenster, auf der anderen Straßenseite, das meinem gegenüber liegt.
An dem Fenster, an dem ich dich stehen sehe und durch welches ich dir so oft zusehe und dich beobachte, wie du deinen Tag verbringst.
Allein, mit diesen kleinen Händen, an diesem winzigen Körper mit den schmalen Schultern und den schwachen Knien.
Du bist alles, was ich mir erträume, in den tiefen, finsteren Nächten, in denen ich zu oft nachts wachliege.
Und dann sehe ich dich.
Aber siehst du mich?
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