Kapitel 9 - Von Fußmatten
Wir fuhren zusammen zur Party. Ich kannte niemanden außer Niall und inzwischen Liam vom Sehen. Beide grinsten, als sie uns sahen und ich hatte das Gefühl, dass ich etwas verpasst hatte. Egal.
Harry kannte viele Leute. Er schien eher so der Niall unter den Menschen zu sein, als der Louis. Mir fiel auf, dass er eben in der Tube noch ganz dicht bei mir gewesen war und jetzt eher auf Abstand ging. Wie aus diesem eigenartigen Kontakt, den wir hatten, wieder so etwas wurde wie ein Kumpel. Nur aufgrund der Entfernung die er einnahm. Mein Herz und ich waren uns einig mit meinem Hirn: das war Scheiße von ihm.
Das war mir zu doof und ich war genervt. Ich nahm das Bier, was er mir in der Küche reichte und ging zu Niall. Sollte er weiter mit Hinz und Kunz Smalltalk halten.
"Hey, Lou. Na? Du hast dich die ganze Woche nicht gemeldet.", Begrüßte mich Niall.
"Hey. Tschuldige. Ich... Äh... War beschäftigt."
"Das freut mich.", Meinte Niall aufrichtig.
Äh... Okay. Was war hier bitteschön los?
"Wo ist Harry?", Fragte Liam. Himmel, der Typ sah aus wie ein Teddybär. Nicht nur die braunen Augen. Er guckte auch so.
"Äh... Zuletzt gesehen habe ich ihn in der Küche. Er scheint hier sehr viele zu kennen.", Gab ich möglichst unbeeindruckt von mir.
Liam und Niall hatten beide kurz eine Nuance von Genervtheit im Gesicht und ich hätte wohl nachgefragt, wäre es eben nicht nur eine Nuance gewesen. So aber ignorierte ich es. Trank mein Bier und gab es kurz drauf Niall. Heute war kein Bier-Abend.
Ich ging in die Küche und dachte, mir fallen die Augen raus. Harry knutschte eine Frau. Eine, die, soweit ich das erkennen konnte, nicht die war, die ich für seine Freundin hielt. Für eine Sekunde überlegte ich, ob ich das Recht hatte, ihm eine zu scheuern. Oder ihm eine Flasche über den dummen Schädel zu ziehen. Aber dann entschied ich, Erwachsen zu sein. Nein. Ich hatte kein Recht. Wir hatten keine Beziehung. Er war nur ein Typ, der meine Wäsche wusch, für mich kochte, meine Arbeitsplatte abputzte und Nachts mit mir kuschelte. Okay, Scheiße. Ich war so Erwachsen, wie ein neugeborenes und mein Fuß hatte das dringende Bedürfnis seine Eier zu zermatschen.
Aber ich war Erwachsen. Und ich war Louis.
"Tschuldigt, ihr Süßen. Lasst euch nicht stören. Ich bin sofort wieder weg.", Sprach ich möglichst laut und fröhlich, schubste die beiden um und aus meinem Korn-Cola wurde reiner Korn.
Harry sah mich an, als hätte er eine Erscheinung gesehen, während die dumme Tussi über mich meckerte.
"Prost.", Rief ich noch fröhlich und verließ die Küche. So, mein Herz, jetzt feiern wir. Wir feiern ein weiteres Arschloch, dem du hinterher rennst. Wir sollten Armor ein Bein stellen und ihn anschreien: ja, Guck! Da gucken wir Mal, wo die Liebe hinfällt.
Aber nein, meinem Herz war nicht mehr nach Party machen. Es hatte ein zu Hause gesucht. Hatte eine Matte vor die Tür gelegt. Und dann hatte es beim Bücken einen Arschtritt gekriegt. Von der Tür. Ich wollte es trösten. Ihm sagen, dass alles gut wird. Aber wie? Wie sollte es mir das glauben? Wir waren schon öfter enttäuscht worden.
Mein Herz schlief unter Alkoholeinfluss. Also trank ich. Und schließlich tanzte ich. Liam und Niall hatten mich noch ein paar Mal in eine Gespräch verstricken wollen. Aber sie hatten diese komischen Blick drauf, dem jeder mit gebrochenem Herzen lieber aus dem Weg ging. Es war dieser: Wir-verstehen-dich-komm-reden-
Blick. Böse böse. Ich würde heulen wie ein Schloßhund und ich sah weder Unmengen Eis noch Schokolade. Also kein guter Zeitpunkt zum Heulen. Ich tanzte.
Schließlich spürte ich nach kürzester Zeit einen Arm um mich. Ich wollte Harry eine rein hauen. Aber es war gar nicht Harry. War der noch in der Küche? Mit der dummen Tussi abgezogen? Egal.
Ich war ungebunden. Frei. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Also tanzte ich mit den Typen. Er sah gut aus. Oder war das der Alkohol? Es war mir schon öfter passiert. War ich nüchtern, hatte ich sehr hohe Ansprüche. War ich besoffen, reichte ein einigermaßen aufrechter Gang.
Mein Blick fiel, als ich noch immer mit dem Kerl tanzte, zu Niall und Liam. Und da stand Harry. Sah zu mir und sah traurig aus. Sofort wandte ich mich ab. Der Vollhorst hatte ja Mal sowas von kein Recht dazu. Okay, vielleicht war Madame auch ohne ihn abgezogen und er war deshalb traurig. Das dürfte es sein.
Der komische Typ der seine seltsam behaarten Arme um mich gewickelt hatte wie ein Oktopus, war ein klassischer 10-10-1-Typ. 10 Minuten tanzen, 10 Minuten ficken und eine Minute Tschüss sagen. Ich hatte keinen Bock. Ließ mich aber Richtung Klo ziehen. Brauchte ich mir nicht selbst den Weg zwischen den ganzen Leuten freikämpfen.
"Mach's gut.", Sagte ich, löste mich von ihm und statt ihm und seinen komischen Augenwackeln ins Bad zu folgen, verließ ich die Wohnung. Ließ die laute Musik hinter mir. Hatte einfach genug. Ich würde Niall schreiben, wenn ich zu Hause war.
Ich lief die Straße herunter zur Tube. Es war kalt. Hatte begonnen zu regnen. Ich wurde an der Hand gepackt und drehte mich erschrocken um. Ich hatte nicht mehr mit ihm gerechnet.
Es ging schnell. Zu schnell für mich. Ich wollte kein Experiment sein. Kein Selbstversuch. Kein Abenteuer. Und doch ließ ich ihn. Ich ließ Harry seine Arme um mich schließen. Ließ ihn mit seinem Gesicht näher kommen und ließ ihn schließlich seine Lippen auf meine senken. Ich ließ zu, dass er mich küsste. Erst nur zwei Lippenpaare aufeinander. Aber dann fordernder. Mit Zunge. Mit seiner Hand in meinem Nacken und an meiner Hüfte. Mit meinen Händen in seinen Haaren. Mit zitterndem Atem.
Ich spürte förmlich, wie mein Herz seine Fußmatte gerade zog und die Tür streichelte. Über die Stelle an der sie es getreten hatte. Mein Herz war noch naiver als ich.
Harry hielt mich fest, als habe er Angst, ich könnte ihm entgleiten. Dabei tat er es doch. Ständig. Immer wieder.
Es war so schnulzig. Im Londoner Regen stehen und sich küssen wie Ertrinkende. Mein Herz glaubte zu Hause zu sein, während mein Kopf schrie, dass es wieder brechen würde. Dass Männer wie er, etwas anderes suchten als mich. Eine Entdeckung. Ein Abenteuer ein Experiment. Aber keine Liebe. Aber wie immer, war meinem Herzen das egal. Es wollte bei Harry zu Hause sein.
Schließlich unterbrach ich den Kuss. Blickte ihm in die, sich langsam öffnenden, Augen.
"Ich weiß nicht, was du von mir willst, aber... Mich gibt's nur ganz oder gar nicht."
"Ganz.", Sagte Harry und küsste mich wieder.
Huch. Was ist denn da los? Uah, ich bin so gespannt, auf eure Meinungen.
Ich weise nochmal drauf hin: das hier ist nur Louis' Sicht.
Harrys kommt erst noch. Und vielleicht sieht er manche Sachen ganz anders?
Bis Samstag.
Viele Grüße ^_^
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