Kapitel 7 - Gehirn und Herz
Ich war bedient und wollte am liebsten wieder umdrehen. Aber ehrlich: ich hatte Hunger. Sollte der doch gehen. Arschlochfreie Zone. Ätsch Bätsch. Paris Athen - Auf Wiedersehen.
"Hallo zusammen.", Grüßte ich in die Runde und setzte mich also auf den einzigen freien Stuhl und damit neben ihn.
"Hi Lou.", Grüßte Niall überschwänglich, als wüsste er, dass ich wegen irgendwas nicht so ganz begeistert sein konnte.
Wir holten uns alle zusammen was zu Essen und verfielen in Gespräche. Ich versuchte Harry neutral zu behandeln. Nicht besonders unfreundlich, aber auch nicht vertrauter. Als sei er einfach ein Bekannter. Ein Bekannter und kein Affenarsch, der mich erst küsste und dann ignorierte. Wow! Ich war ja voll drüber weg. Super Louis...
"Hey, alles okay bei dir?", Fragte Harry mich leise lächelnd.
"Ja, klar.", Gab ich nur zurück.
"Oh, gut. Dachte Grad, du wärst irgendwie komisch."
Okay. Affenarsch zu dem Typen zu sagen, war eine Beleidigung. Für jeden Arsch eines Affen.
Danach schaffte ich es tatsächlich, mich nicht mehr in Gespräche mit ihm verwickeln zu lassen. Das war nicht so leicht, weil Liam und Niall einfach sehr dicke miteinander waren.
Schließlich ging ich wieder. Ich hatte die Nase voll. Ich hatte ja auch nicht darum gebeten, dass Niall noch andere mitnahm zum Nandos-Samstag.
Ich löschte danach sogar Harrys Handynummer. Es brauchte nur wenige Klicks. Aus meinen Gedanken ließ er sich natürlich nicht so leicht vertreiben.
Alles änderte sich am Freitag darauf. Ich lag im Bett schlief schon. Es war Nachts um eins, als es klingelte. Zuerst dachte ich, dass Lizzo, die unter mir wohnte, sich ausgesperrt hätte. Das war ihr schon öfter passiert und dann klingelte sie immer bei mir um an den Schlüssel unter ihrer Fußmatte zu kommen. Sonst hätte ich es vermutlich einfach ignoriert.
So aber öffnete ich. Ohne mich zu erkundigen, wer dort war. Manche Dinge sollten wohl einfach so passieren.
Denn schließlich hörte ich ein Klopfen an meiner Tür, als ich schon wieder auf dem Weg ins Bett war. Nicht Lizzo.
Ich öffnete und Harry lief an mir vorbei in meine Wohnung. Ähm... Hallo?, Dachte ich und sah ihn an.
Er sah aus, als würde er mit sich hadern. Toll. Zweifelnd sah ich ihm dabei zu, wie er sich die Haare raufte und immer wieder im Kreis drehte. Ohne irgendwas zu mir zu sagen. Was sollte das denn werden?
"Okay... Also Pass auf: Die Sache ist die... Also..."
Okay, wäre es nicht mitten in der Nacht würde ich vermutlich lachen. So stand ich nur in meiner Schlafhose da und fragte mich, ob der mich einfach nur in den Wahnsinn treiben wollte.
"Ähm... Also... Tja... Weißt du..."
"Also ich wüsste jetzt wirklich gern, was Sache ist...", Schnaubte ich, als er so dämlich vor sich hin stammelte.
"Ich... Ich habe es versucht. Wirklich .. aber... Ich kann nicht anders."
Ich könnte schwören, dass er eben noch ein ganzes Stück von mir weg gestanden hatte. Aber jetzt stand er vor mir. Direkt vor mir. Und küsste mich.
Jedem, der mir von dieser Situation erzählen würde, würde ich raten, den Typen zum Teufel zu jagen. Wirklich. Kein Pardon.
Aber... Es erzählte mir niemand. Es war ich. Ich in meiner Schlafanzughose völlig verschlafen mitten in der Nacht. Viel zu lange ohne körperliche Nähe zu jemand anderes. Es war anders, wenn man es selbst war. Ganz anders.
Was soll ich sagen? Ich legte meine Arme um seinen Hals. Kam ihm entgegen. Er schob mich immer weiter vorwärts. Bis gegen die Wand. Direkt neben meinen Kalender.
Ich spürte nur einen Augenblick später seine Zunge. Es war fast schon ein Reflex ihn reinzulassen und so öffnete ich ihm meinen Mund. Spürte direkt seine Zunge in meinem Mund. Seine Hände, die meine Hüfte umklammert hielten, als konnte ich mich einfach in Luft auflösen. Konnte ich nicht. Auch ohne blaue Flecken nicht. Aber ich ließ ihn. Vielleicht gehörte er einfach so? Ungestüm? Vielleicht ein bisschen zu heftig? Unvorhersehbar?
Eine ganze Zeit verging, in der wir nur da standen und Speichel austauschten. Wie gerne wollte ich zu dem Zeitpunkt so nüchtern darüber denken? Überraschung: Ging nicht.
Ich schwebte längst wieder auf Wolke sieben. Er schmeckte nach Captain Cola und nach einem langen Abend. Nach Unsicherheit und Aufregung.
"Harry... Harry... Stopp...", Brachte ich schwer über meine Lippen.
Harry sah mich an wie ein geprügelter Welpe.
"Ich... Ich will kein Versuchskaninchen sein... Ich... Ich kann das nicht... Hörst du? Ich kann das nur, wenn du ein ernstes Interesse an mir hast."
"Hab ich doch."
"Äh... Aber nach dem letzten Kuss da..."
"War ich mir noch nicht sicher."
"Ach und jetzt bist du es?"
"Ja... Ich... Es geht nicht anders... Du hast meine Welt auf den Kopf gestellt und... Ich kann nicht ohne... Und...", Weiter sprach Harry nicht. Er küsste mich wieder. Noch bestimmter.
Zwei Möglichkeiten... Nein. Eigentlich nicht. Ich war doch längst in ihn verschlossen, selbst wenn er ein Affenarsch gewesen war und vielleicht wieder sein würde. Mein Herz interessierte so etwas ja nicht. Was mein Hirn wusste und dachte konnte es nicht fühlen. Es fühlte nur... nur für Harry.
Und so erwiderte ich. Ließ mich von ihm ins Schlafzimmer schieben. Wow! Okay. Sex ging nicht. Ich war nicht rasiert untenrum. So spontan war ich dann doch nicht. Außerdem hatte Harry garantiert noch nie was mit einem Kerl gehabt und hatte getrunken. Wenn ich schon ein Fehler für ihn sein würde, wollte ich doch zumindest, dass er sich hinterher daran erinnern und die Entscheidung dafür nicht auf sein besoffenes Hirn schieben können würde. Aber scheinbar erwartete Harry auch gar keinen Sex.
Er drückte mich aufs Bett und zog sich selbst bis auf die Shorts aus, bevor er sich zu mir ins Bett legte.
"Bist du morgen noch da?", Fragte ich ein bisschen ängstlich.
"Ich war die ganze Zeit hier.", Antwortete Harry. Himmel. In einem anderen Kontext könnte ich jetzt nicht mehr schlafen, weil das echt gruselig wäre.
Harry drückte meinen Rücken an seinen Bauch und umklammerte mich.
"Bis du morgen auch körperlich noch da?"
"Ich gehe nicht weg."
War das eine Antwort auf meine Frage? Oder war das eher eine sinnbildliche Antwort?
Ich schloss die Augen. Umarmte mit meinen Armen seine, die sich vor meiner Brust kreuzten. Als könnte ich ihn so festhalten.
Ich schloss die Augen. Spürte ihn hinter mir. Direkt hinter mir. Seine nackte Brust an meinen Schulterblättern und das letzte was ich denken konnte war, dass es sich richtig anfühlte.
Oh? Ist das so eine gute Idee? Was meint ihr?
Bis Samstag.
Viele Grüße ^_^
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