Kapitel 2 - Ernüchterung
Ich hatte hier vorhin aus Versehen ein Update. Tschuldigt. Als Entschädigung jetzt hier das Kapitel.
Viel Spaß 🤗
Ich schrieb ihn an. Noch in der Nacht. Der Alkohol nahm mir die Entscheidung ab. Ich konnte mir denken, dass er nicht an Männern interessiert war. Aber das war okay. Denn unglaublicher Weise war ich mit manchen Männern auch einfach platonisch befreundet. Vielleicht könnten wir Freunde sein?
Ich hörte ewig nichts von ihm. Vermutlich hatte der Liam ihm gesteckt, dass ich schwul war. Wir lebten in einem aufgeklärten Land zu einer aufgeklärten Zeit, aber ein persönlicher Kontakt? Das ging vielen Männern dann doch entschieden zu weit.
Schade.
Ich war bei der Arbeit. Hatte Nachtschicht. Samstags. Die Begegnung mit Harry war schon drei Wochen her.
Ich hatte eben mit Nathalie diskutiert, warum sie Nachts nicht allein durch London laufen durfte. Mit 14.
Ja, so etwas musste ich manchmal erklären. Eigentlich sollten die Jugendlichen immer nur drei Wochen etwa hier bleiben. Aber sie blieben so lange, bis ein Platz für sie gefunden war, wo sie längere Zeit bleiben könnten. Manche waren also ein halbes Jahr da oder so.
Als ich wieder im Büro saß und Nathalie in ihrem Zimmer schmollte, vibrierte mein Handy.
Schöner Harry:
Hey. Na, tanzt du nochmal im Park?
Louis:
Oh, wie gerne ich würde. Aber ich muss heute Nacht arbeiten. 😅
Schöner Harry:
Schade.
Louis:
Hast du nächste Woche Zeit?
Das war's. Wieder keine Antwort. Ich seufzte. Dann eben nicht. Ich mochte Kompliziertes nicht so gern. Ich sollte froh sein. War ich aber nicht.
Am nächsten Morgen war ich völlig gerädert von der vergangenen Nacht. Zwei Weggänge. Für die Jugendlichen klang das nach einem heimlichen Abenteuer in London. Für mich bedeutete es, die Polizei zu informieren, Berichte zu schreiben und so weiter. Entsprechend fertig war ich, als ich zur Tubestation lief.
Schöner Harry:
Bist du schwul?
Toll. Wie ich es mir gedacht hatte. Was sollte ich dazu bitte schreiben? Ich fand das dass eine sehr intime Info war. Klar es war voll in sich vor allen möglichen Leuten zu outen und ich schämte mich nicht für meine Orientierung. Aber oft wurde daraus eben etwas komisches. Nach dem Motto: Ey, ich bin voll tollerant, solange du mich nicht angrabbelst!
Als würde ich jedem menschlichen Wesen mit Penis direkt hinterher steigen. Tat ich nicht. Wirklich. Ich hatte in meinem Leben bisher zwei Beziehungen gehabt, eine davon zu meiner Schulzeit mit einem Mädchen. Uns reichte Küsschen geben, Händchen halten und der erste Knutschfleck. In meiner letzten "Beziehung", erlebte ich mein erstes Mal. Es war... Okay. Himmel, wer fand sein erstes Mal schon voll tutti frutti? Die Male danach wurden besser. Sex gehörte zu einer Beziehung dazu für mich, aber nicht außerhalb. Daher war Jim für mich mein erster und mein letzter gewesen. Ich sprang keine Gestalten an, nur weil sie einen Schwanz in der Hose hatten. Und deshalb war die Frage schwierig. Es wirkte ja auch sehr unhöflich, wenn man dann schrieb: "Ja, aber an dir nicht interessiert." Hatte ich schonmal geschrieben. Ich dachte, geklärte Fronten wären sinnig. Letztlich habe ich Wochen zugebracht, dem hetero Kerl zu erklären, warum er für mich kein potentieller Paarungspartner war und dass er trotzdem toll aussah und toll war und so weiter. Den hatte die Ablehnung in eine halbe Midlife-Crisis gebracht. Von Frauen abgelehnt werden: Doof. Aber von Männern? Undenkbar! Er fühlte sich wohl so schön wie ein Biomülleimer. Das hatte ich ja gar nicht gewollt.
Ich saß in meiner Tube und wusste noch immer nicht, was ich schreiben sollte, als er erneut schrieb:
Schöner Harry:
Es wäre okay.
Louis:
Natürlich wäre es das.
Diesen Satz hatte ich mir angewöhnt. Ich mochte es nicht okay zu sein. Nervig, Scheiße oder von mir aus putzig - aber nicht okay. Es gab viele Eigenschaften die man an mir hassen konnte. Aber meine sexuelle Orientierung sollte nicht dazu gehören.
Harry:
Und?
Louis:
Wieso ist das wichtig?
Harry:
Also ja.
Ich steckte mein Handy weg. Heteros diskutierten sowas nie als erstes durch. Harry konnte ich mir wohl von der Backe putzen. So oder so.
Ich legte mich zu Hause direkt ins Bett. Ich wollte schlafen. Der Nachtdienst hatte mich echt geschlaucht und tiefgreifende, persönliche und intime Fragen von einer Bar Bekanntschaft auch. Vielleicht war Harry doch nur einer von vielen. Vielleicht war es wirklich nur der Zauber der Nacht und vor allem wohl mein in Alkohol eingelegtes Hirn gewesen, was etwas Besonderes in diese Begegnung hinein interpretiert hatte.
Am folgenden Samstag schleppte Niall mich wieder mit. Ich hatte mich entschieden, einfach Mal zufrieden sein zu müssen. Es ging mir doch gut. Ich hatte Niall als besten Freund und einige Bekannte. Genug.
"Hallo Louis.", Sprach mich plötzlich eine dunkle Stimme an. Wir standen gerade draußen. Frische Luft schnappen. Dort drin roch es, wie es eben roch, wenn viele Leute auf zu engen Raum tanzten und Schweiß und Hormone ausdünsteten.
Ich drehte mich herum. Harry.
"Hi.", Grüßte ich nur knapp. Er hatte in der vergangenen Woche noch zwei Mal geschrieben. Einmal hatte er gefragt, was ich so machte und einmal hatte er geschrieben, dass meine Homosexualität ihn nicht stören würde. Na, wow. Danke.
"Darf ich dir wieder ein Getränk ausgeben?"
Ich blickte Harry überrascht an. Das hätte ich jetzt nicht gedacht.
"Ich... Es tut mir leid, so platt gefragt zu haben. In der Nachricht meine ich. Das war nicht doof gemeint. Liam meinte es nur und ich hätte da überhaupt nicht drüber nachgedacht. Ich dachte eben nur, dass wir nur zwei Kerle sind, die zusammen abgehangen haben."
"Und wenn einer schwul ist, geht das mit dem nicht, weil der einen gleich anspringt?"
"Nein. Bitte. Ich möchte mich entschuldigen."
Ich seufzte. Was soll's? Vermutlich hatte er nur ein schlechtes Gewissen, wir würden einen Drink trinken und dann würden wir uns nie wieder sehen. Hallo? Gratis-Drink. Okay.
So saß ich also schließlich auf dem Balkon des Clubs mit einem Cuba Libre in der Hand. Harry trank Bier. Mochte ich auch. Aber hochprozentiges gefiel mir manchmal besser.
Ich gab mir keine Mühe mit einem Gespräch. Niall und Liam standen nur ein paar Meter von uns entfernt.
Wir tranken unsere Getränke, ohne wirklich viel miteinander gesprochen zu haben. Ich ging in dieser Nacht fest davon aus, dass Harry sich nie wieder melden würde. Ich täuschte mich.
So. Jetzt aber bis Samstag.
Viele Grüße ^_^
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