Kapitel 16 - Leute
Die darauf folgenden Tage waren sehr harmonisch und ich hoffte, dass es nicht nur daran lag, dass ich toll blasen konnte. Harry wirkte insgesamt entspannter. Er hatte auch kein Homorette mehr?
Ja, das war kein offizieller Ausdruck und das Phänomen für eine Patentierung wohl auch zu selten. Aber ich hatte dringend ein Wort für seine plötzlich auftretenden homophoben Äußerungen gebraucht. Da sie so unvorhersehbar waren und ihr Sprecher teils scheinbar selbst nicht so ganz genau wusste, was er da eigentlich so von sich gab, entschied ich mich, Homophobie mit dem Tourette-Syndrom zu kombinieren. Also hieß es nun eben Homorette. Die Frage bei uns war nur, wer mehr darunter litt. Harry oder ich.
So lange wir in der Wohnung waren, fand ich, führten wir eine normale Beziehung. Eine mit anfassen, küssen, sich gegenseitig ein bisschen aufziehen. Das volle Programm. Außer dem Sex. Aber das hatte ich ja am Wochenende vor zu ändern. Und tat auch nichts zur Sache.
Das Ding war, dass Harry komisch wurde, wenn wir gemeinsam die Wohnung verließen. Er ging auf Abstand. Dann störte ihn das und er suchte wieder meine Nähe und dann ging das Ping Pong mäßig hin und her. Ich hatte keine Ahnung, was das Problem war. Egal ob wir einkaufen, einen Kakao im Park tranken oder ins Kino gingen. Ich verstand es einfach nicht. Wenn ich ihn drauf ansprach, winkte er ab und meinte, das wäre nicht so.
Es war Wochenende und damit wollte ich meinen Plan in die Tat umsetzen. Mein Plan war denkbar einfach. Mit Harry Party machen gehen, gucken, dass er genug, aber nicht zu viel trank und dann würde ich ihn, wenn wir zu Hause waren einfach irgendwie zum Sex bekommen.
Auf der Party ließ er meine Hand sofort los. Genervt schnaubte ich. War ich ihm peinlich?
Er lief sogar so schnell vor mir her, dass ich durch das Gedränge nicht hinterher kam. Tja. An den Händen halten war eben nicht nur schnuckig sondern auch Leute festhalten. Da ging er also hin.
Ich schnaubte und ging demonstrativ in die andere Richtung. Wehe, der wäre nachher zu besoffen, um noch einen Orgasmus haben zu können. Noch schlimmer: Wehe, der wäre nachher zu besoffen, um einen Hoch zu kriegen.
"Hey Lou. Wo ist Harry?"
"Hey, äh... Irgendwo. Keine Ahnung. Wir kamen zusammen an und seither, also so seit zehn Minuten habe ich ihn nicht mehr gesehen.", Antwortete ich, während ich Niall umarmte.
Auch Liam begrüßte ich mit einer Umarmung. Abgefahrene Supermarkt-Schlangen -Bekanntschaft hatten die da.
Aber Niall vernachlässigte seine Pflichten kein Stück. Er versorgte uns sehr zuverlässig mit Getränken. Keine Ahnung warum, aber er holte eigentlich immer Getränke. Meine Vermutung war, dass er dann auch immer gleichkeine irgendwas aß. Aber ich hatte keine Beweise.
Und so stand ich eben bei Liam und Niall. Allein. Als würde es Harry gar nicht geben. Zwischendurch sah ich ihn. Er hatte offensichtlich mit einer Horde Typen Spaß. Nein, Halt! Stop! Die feierten keinen Gangbang oder so. Sondern lachten einfach zu laut und spielten, wenn ich das richtig sah, irgendwelche Saufspiele oder so. Ich mochte sowas nicht. Saufen war super. Aber diese Horden junger Erwachsener, die auf diese Weise unangenehm wurden, mochte ich nicht. Am besten noch pöbelnd in der Stadt, wenn man selbst nüchtern war und einfach nur nach Hause wollte.
Ich entschied, nach dem dritten Cocktail, dass ich Harry nicht hinterher laufen würde. Wer war ich? Mama-Ente, die auf ihr Küken gucken musste? Nein. Also war ich Mal richtig erwachsen und ging das Ganze mit kaltem, analytischem Sachverstand an. Ich würde darüber gehen. Aber nicht wie eine Entenmama, sondern wie... Keine Ahnung... Böse jedenfalls.
Also latschte ich rüber.
"Stör ich?", Fragte ich Harry genervt von hinten. Der trank Grad irgendein Zeug und ich machte mir direkt wieder Sorgen um sein späteres Standvermögen.
"Uuuuhhuuu hey Louis!", Grölte er mir direkt ins Ohr.
Jop. Genau solche Typen fand ich unangenehm.
"Ey, Harry, wer ist denn der Gartenzwerg?", Fragte einer dieser Halbprimaten. War der Taub?! Harry hatte meinen Namen mit bestimmt 95 Dezibel in mein Ohr gebrüllt. Vermutlich klingelten selbst meinen Ahnen noch die Ohren.
"Leute, das ist Louis. Er ist cool. Louis, das sind -"
Ich grinste. Leute?
" -Mick, Elton, Michael, Callum, Ashton, Luke, John, James und Shawn."
Äh. Ja genau. Einigen wir uns auf Leute
Wie hieß der erste nochmal?
"Komm saufen, Louis!", Grölte ein Mensch der Leute.
Gartenzwerg? Na, da die sich direkt hatten sympathisch machen wollen, wollte ich dem natürlich in nichts nachstehen.
"Sorry, ich bin Antialkoholiker."
Zirp, Zirp. Im übertragenen Sinne konnte ich die Grille förmlich hören. Das mit einer Fahne bis nach Australien musste man erstmal nüchtern rüber bringen.
Ich war schon ein talentiertes Bürschen.
"Äh? Bist du gar nicht?", Fragte Harry verwirrt.
"Nein, aber ich würde in einer Stunde gehen."
"Oh, gut zu wissen. Bis dann.", Grinste Harry.
Wie bitte?! Ich hatte mich ja wohl verhört.
Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging. Arschloch. Harry war süß und lieb, wenn wir allein waren. Mal abgesehen von seinem Homorette.
Aber was bitte stimmte mit dem nicht in Gesellschaft? Schämte er sich wirklich für mich?!
Dann half es auch nicht, wenn er an sich okay war. Ein Arschloch wurde eben keine Vase, nur weil man eine Rose rein steckte. Es war dann eben ein Arschloch mit einer Rose drin.
"Egal, was passiert ist. Bewerte es bitte nicht zu sehr.", Murmelte Liam unwohl, sobald ich wieder bei ihm und Niall war.
"Schwierig...", Grummelte ich nur zurück.
"Die Typen sind alle in seiner Mannschaft."
"Mannschaft?"
"Fußball?"
"Echt?"
"Wow. Äh... Ich dachte, du wüsstest, dass er spielt."
"Äh...ne, ist mir neu."
"Tja, jedenfalls, sind die immer so, wenn sie zusammen los ziehen."
"Trichtern die ihm sein komisches Weltbild ein?", Fragte Louis interessiert.
"Auch..."
"Aha. Sehr sympathisch. Na, dann gehe ich eben doch tanzen."
Es ging mir nicht darum Männchen anzulocken und Harry eifersüchtig zu machen. Ich meine, für so einen Mist war ich zu alt. Ich würde ihn fertig machen. Aber Psycho.
Also tanzte ich. Schob Gestalten, die sich mir anschließen wollten resolut weg. Es dauerte rund eine halbe Stunde, bis er da war. Ich erkannte ihn schon an der Art, wie er sich hinter mich stellte.
"Ich dachte, du tanzt nur für mich so."
"Tue ich doch auch."
"Gut."
"Küss mich."
"Hier?"
"Ja."
Hui... Äh.. ja eigentlich sollte das Mittwoch schon kommen und dann war ich drüber weg. Tschuldigt. Dafür gibt's jetzt drei Kapitel in drei Tagen. Das ist auch was, oder?
Also bis morgen.
Viele Grüße 🤗
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