Es war Nacht. Was man daran erkennen konnte, das es ruhiger wurde. Die nachtaktiven Fische kamen aus ihren Verstecken und durchquerten die Gewässer. Vorsichtig öffnete ich mein Fenster und schwamm hinaus. Die Nachtwächter hielten gerade ihre Patrouille. Ich schwamm zwischen Säulen und Statuen, um nicht entdeckt zu werden. Nach einem gefühlt ganzen Parcour schwimmen, erreichte ich den Ausgang.

Im Meer war es ruhig und friedlich. Ich schloss die Augen und genoss die Freiheit. Als ich jünger war, habe ich oft mit meinem Brüdern nachts das Meer unsicher gemacht. Jetzt, wo wir älter sind, mache ich das nur noch alleine. In der ganzen Zeit, haben wir uns generell auseinander gelebt. Ich atmete tief durch und Konzertierte mich auf den Weg. Da ich nicht wusste wo die Meereshexe - eigentlich eher Meereshexer, lebt, musste ich gefühlt den ganzen Ozean durchsuchen.

"Suchst du nach jemanden?" Durchbrach eine tiefe Stimme die Nacht. Erschrocken drehte ich mich um. "Sie mal einer an. Der Prinz und dann noch der jüngste." Boshaft lächelte der Meereshexer. Etwas verunsichert kam ich ihm näher. "Ich habe dich gesucht." "Oh, wirklich?" Die Krake umkreiste mich. "Und was verschafft mir die Ehre?" Mein Blick folgte ihn. "Ich will, also ich wollte gern." Mit einem breiten Grinsen kam er auf mich zu. "Nicht so schüchtern, einfach raus damit, was du willst..." Entschlossen schloss ich die Augen und nickte. "Ich will ein Mensch werden." "Ein Mensch?!" Brüllte der Meereshexer vor lachen. "Der Prinz will also ein Mensch werden!" Stur schaute ich ihn an. "Wenn du es kannst, dann hilf mir." "Oh. Auch noch so fordernd." Er kam mir näher. "Nagut, ich helfe dir... aber dafür möchte ich etwas von dir." Ich schaute ihn zu, wie er um mich herum schwamm. "Was ist es?" Er kam mir ganz nahe und grinste verschworen. "Deine Stimme." Ich wich zurück. "Meine Stimme?" Ich fasste an meinen Hals. "Ganz richtig. Ich will deine Stimme. Kein Meeresbewohner hat so eine bezaubernde Stimme." Der Meereshexer schaute mich abwartend an. "Und? Was sagst du dazu, Deal?" Ich zögerte. "Ich... weiß nicht so Recht." "Entweder deine Stimme oder du bleibst für immer hier gefangen." Seine letzten Worte brüllte er. Ich wollte fliehen aber es packte mich mit seinem Tentakel.

"Gib mir deine Stimme!" Verzweifelt versuchte ich mich zu befreien. "Nein!" Der Meereshexer näherte sich meinen Gesicht bedrohlich und schaute mir hypnotisierend in die Augen. "Sing." Gegen meinen Willen sang ich. Ich sah wie meine Stimme, wie in einem unheimlichen grünen Licht von mir zum Meereshexer überging. "Ich habe sie!" Erschöpft glitt ich zum Meeresboden. Er lachte. "Und jetzt erfülle ich dir deinen Wunsch. Meeresprinz verschwind zum Menschen wirst du geschwind. Schmerzen Soll er haben beim Laufen, bis zum Blut." Es krachte laut und überall qualmte Rauch auf. Meine Flosse verschwand und ich bekam Beine. Als ich erschrocken nach Luft schnappte, konnte ich nicht atmen. Panisch schwamm ich zur Oberfläche. Gefolgt von den grausamen lachen aus der Tiefe.