t h i r t y t w o
bedankt euch bei gnaetzka für den Kitsch der heute kommt
... it's Hollywood in diesem Kapitel
anyone — justin bieber
you are the only one
i'll ever love
i gotta tell ya, gotta tell ya
you, if it's not you
it's not anyone
——
date: november 2022
location: dortmund, germany
——
point of view: sergio
„Sieh mal an, Blondie hat sogar noch Fans hier!", stellte ich lachend fest und folgte mit meinem Blick den Menschenhorden, die sich unhöflich an mir vorbeiquetschten, weil sie dringend vor mir in der Schlange stehen wollten — schließlich war es nicht so, als hätte man im Stadion Tickets reserviert.
„Ist Blondie jetzt sein Name?", schlussfolgerte Marco und sah über den Rand der aufgesetzten Sonnenbrille zu mir herüber. Marco sah aus, wie ein kleiner Räuber, so befand ich, komplett in schwarz gehüllt mit der Mütze, die ihm etwas zu groß war und abstand, wie ich es eigentlich von Wichtelmützen kannte. Außerdem war vorne auf ihr nkd in knalligem rot gestickt und ich war mir ziemlich sicher, dass Marco das noch nicht bemerkt hatte.
„Lukasz ist langweilig und Giftzwerg hat eine unangenehme Konnotation, meinte der Therapeut!"
Beim Wort Therapeut stöhnte Gerard sofort auf.
„Alter Schwede, du und der Therapeut, das ist schlimmer, als Lewis und Gott!", befand er. Sofort sahen wir alle zu Lewis, warteten darauf, ob Gerards Worte ihn verletzten, aber Lewis befand bloß, dass Sergio seinen Therapeuten wirklich, wie einen Gott behandelte.
„Ihr seid nur eifersüchtig, weil ich jetzt so eine positive Lebenseinstellung habe!", brummte ich und stellte mich nach vorne in Richtung der Ticketscanner.
„Genau und, weil du so positiv bist, hast du letztens die rote Karte kassiert, weil du dem Gegner gesagt hast, dass du ihm die Füße ausreißt, wenn er dich nochmal fault. Hast du deinem Therapeuten eigentlich auch gesagt, womit du ihm gedroht hast oder nicht?"
ich hab behauptet, dass der Schiri ein Foul gesehen hat, wo keines war
„Natürlich, ich sage immer die Wahrheit!"
„Und Amen", sang Daniel. Wir drehten uns alle zum Australier, der bislang zählbar viele Worte gesagt hatte und davon war keines lustig gewesen.
„Es war nicht länger auszuhalten!", grunzte Daniel.
Die Schlange bewegte sich weiter vor und wir zeigten unsere VIP Tickets vor und gelangten in den abgesperrten Bereich des Signal Iduna Parks, den ich bislang nur als Spieler erlebt hatte, aber das Fußballfieber packte mich auch so. Gerard schien auch Fieber gepackt zu haben — bloß der anderen Sorte, so rot, wie er war.
„Jo Jungs, hier!", Nico winkte uns aufgeregt zu und wir steuerten auf ihn zu, der neben Arthur und Ollie saß. Ich kannte die beiden Nachwuchsfahrer nicht, deswegen ließ ich Daniel und Lewis den Vortritt sich neben Arthur zu setzen. Ich nahm den Platz zwischen Gerard und Nico ein und sah auf das bislang noch leere Feld.
„Jo Geri", rief Nico. Gerard bewegte sich nur langsam vor und sah zum Polen.
„Jude meinte, dass du nur die Treppen runter in die Mixzone sollst. Er holt dich ab!"
„Mhm, mhm, okay", flüsterte Gerard und dann lehnte er sich zurück.
„Sergio?", murmelte er.
„Ja?", fragte ich.
„Erinnere mich daran, dass ich dich umbringen muss, weil du immer so dämliche Pläne hast!"
Ich lachte leise in mich hinein und blickte dann zu Nico, der dem ganzen Geschehen, was heute noch geplant war, genauso gespannt entgegenblickte, wie ich. Jeder war gespannt darauf. Jeder freute sich. Jeder machte sich fast in die Hosen.
— zeitgleich —
point of view: lewis
„Wir müssen es also nicht machen?", flüsterte Arthur und sah mich unschlüssig an. Ich schüttelte sofort meinen Kopf und legte eine Hand auf Arthurs Schulter. Ich beugte mich über seinen Schoß auch zu Ollie vor und meinte: „Jeder weiß, dass ihr jünger seid und vielleicht noch nicht bereit für die Entscheidung seid. Ihr fahrt Formel 3, noch nicht mal Formel 2. Lasst euch nicht von Jude und Nico leiten, nur, weil sie mitmachen. Im Fußball ist das was anderes, sie sind jetzt schon an der Spitze.
Es ist eure freie Entscheidung. Wenn ihr wollt, macht ihr es, wenn ihr aber wisst, dass ihr es bereuen werdet, dann nicht, okay?"
„Aber ihr macht es alle?", fragte Ollie. Er sah an mir vorbei zu Daniel, der sich gerade seinem Handy widmete, aber, als ich mit meinem Fuß nach ihm austrat, fiel es ihm aus der Hand.
„Idiot!", beschwerte er sich, aber die liebevolle Beleidigung ließ mich lachen, weil sie mich an den alten Daniel erinnerte, den ich noch nicht begraben hatte.
„Sei jetzt eine Hilfe!", forderte ich ihn auf. Daniel verdrehte erst seine Augen und steckte seinen Kopf dann neben meinen.
„Macht mit, Jungs!"
„Nein, sei eine Hilfe und keine Hürde!", grunzte ich und sah ihn genervt an.
„Mach ihnen keinen Stress!"
„Mache ich nicht. Ich sage nur, wie es ist — macht mit, sonst werdet ihr es bereuen!", erklärte er. Ich seufzte schwer. Wie sollte ich jetzt gegen so klare Worte von Daniel ankommen und an Arthurs und Ollies eigene Gefühle appellieren?
Ich warf mich zurück auf den Sessel und sah wütend zu Daniel, der aber nur seinen Finger warnend hob.
„Keine Lektion von eigener Entscheidung und so. Die beiden haben noch keine Ahnung, worauf sie sich einlassen, wenn sie nicht mitmachen!", stellte er klar und war dabei ziemlich deutlich.
„Trotzdem", grunzte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
— nach dem Spiel —
point of view: lukasz
Es war eine schöne Idee gewesen die Meister von 2012 gegen das Team meiner letzten Saison spielenzulassen, um somit meine letzte Erinnerung mit einer meiner ersten zu versiegeln. Die Fans, die mein Trikot auf einer Plane über sich gespannt hielten, taten dann den Rest. Ich bereute es nicht länger dem Abschlussspiel zugesagt zu haben, auch wenn ich beim Umziehen bemerkt hatte, dass ich mich nicht noch eine Saison durch den Profisport kämpfen könnte. Das war ein abgeschlossenes Kapitel für mich, heute wurde lediglich der Epilog dafür geschrieben.
„Na, willst du jetzt doch wieder aus der Rente auftauchen?", fragte mich Mats neckend und legte seine Hände auf meine Schultern. Er drückte seine Daumen in den Nacken und ich spürte einen eisigen Schauer, der mir über den Rücken lief, als er dies tat.
„Immer noch keine Rente!", brummte ich im Witz und fuhr dann zur Tribüne herum. Die Fans sangen im Chorus meinen Namens und solche Momente sorgten noch immer dafür, dass meine Wangen sich rosa färbten. Ich drehte mich verlegen zu Kuba und Marco.
„Komisch!", gab ich zu: „Ganz, ganz komisch fühlt sich das an!"
„Solange es ein gutes Komisch ist, ist alles in Ordnung mit dir!", lachte Marcel. Ein gutes Komisch war es auf jeden Fall. Fußballspielen war ja immer noch meine Leidenschaft. Bei all den Problemen, die damit einhergingen, vergaß ich gerne einmal selbst, wie sehr ich es eigentlich liebte hinter dem Ballfetzen hinterherzulaufen. 90 Minuten auf dem Platz waren die einzigen 90 Minuten im Leben in denen ich meine Gedanken mal komplett abschalten konnte und mir aufhören konnte Sorgen zu machen, ob und wie jemand herausfinden würde, dass ich schwul war. Aber den Fußball gab auf der professionellen Ebene eben nicht ohne die Homophobie, ohne die Presse, ohne die prüfenden Blicke und deswegen trauerte ich meiner Profikarriere nicht hinterher.
„Ich geh mal kurz zu Jude!", erklärte ich und verließ meine Freunde dann. An Tagen wie heute hatte ich nicht den Eindruck, dass ich log, wenn ich sie Freunde nannte, aber in zwei Tagen könnte gut der Moment kommen, an dem ich mich dafür schämte ihnen die gesamte Wahrheit erzählt zu haben, weil es einen Pfahl zwischen uns stemmte. Solange sie nicht die ganze Wahrheit um meine Person kannten, würden sie „nur" Freunde sein, niemals gute Freunde, niemals beste Freunde, niemals Familie und das stimmte mich traurig, weil das alles Männer waren, die ich gerne tiefer in meinem Leben verflochten haben wollte, aber wie sollte ich das machen, ohne mich zu outen?
Ich hing dem Gedanken hinterher, als ich mich von ihnen immer weiter löste und Jude auf dem Spielfeld suchte, mit dem ich auch noch einen Moment teilen wollte. Ich hielt bei Julian und Marwin und fragte nach Jude.
„Ne der ist in die Katakomben verschwunden!", erklärte Julian. Ich wollte mich umdrehen und auch den Weg in die Katakomben suchen, hatte Angst, dass Jude womöglich eine Panikattacke heimgesucht hatte, aber dann trat auf einem ausgerechnet Gerard aus dem Schatten des Spielertunnels und kam geradewegs auf mich zu. Ich blieb wie angewurzelt stehen, als würde mein Körper vor meinem Gehirn wissen, dass jetzt was Großes kam. Gerard war sichtlich nervös, als er vor mir zum Stehen kam und mich mit einem Blick ansah, den ich einfach nicht deuten konnte.
„Uhm ja?", fragte ich irritiert. Gerard nickte, als würde er sich selbst Mut zusprechen. Und dann sagte er „Lass mich nicht hängen" und ging auf ein Knie. Ich spürte sofort das laute OH durch das gesamte Stadion schallen, vom grünen Rasen zwischen den Spielern, bis hin zu den Tribünen mit den Fans, als Gerard eine Schatulle aus der Hosentasche halten. Nicht, eine Schatulle, es war diese Schatulle. Ich war wie gelähmt, meine ganze Aufmerksamkeit war an ihn verloren, ich hörte auf den Rest der Welt um mich herum zu beachten, sondern beobachtete nur noch Gerard, der die Schatulle mit zittrigen Fingern öffnete. Ich hatte ihn noch nie in meinem Leben so zittern sehen und ich hatte Champions League Finals mit ihm erlebt.
„Babe, du bist der einzige, den ich jemals lieben werde, wenn es nicht du bist, dann wird es niemals jemand sein!", flüsterte Gerard: „Also lass mich jetzt nicht hängen und sag ja, weil es von mir ein fettes Ja ist!"
Was machte er nur? Was machte er nur? Was machte er nur?
Was machte ich, als ich nickte? Es war mir in dem Moment egal, an dem Gerard auf meine Frage hin anfing zu strahlen, so breit, dass ich das Gefühl hatte, als sei in meine ganze Welt gerade Frieden gekehrt.
Er stand auf, trat einen Schritt vor und drückte dann euphorisch seine Lippen auf meine. Ich wurde vollkommen von seinen Armen verschlungen, die sich um mich schlangen und seinen Lippen, die mein ganzes Gesicht küssten, mir irgendwo in seinem selbstverstalteten Chaos den Ring ansteckte, bis er sein Gesicht in meine Schulter presste und mich hochhob. Damit ging dann auch ein Ventil in meinen Ohren auf und ich bekam den Applaus mit, der von überall auf uns einprasselte. Ich legte meine Hände um Gerards Hals und drückte mein Gesicht an seine Schulter. Als ich über diese hinwegsah, entdeckte ich Jude und Nico im Spielertunnel, die aufgeregt beide Daumen in die Luft hoben und fing dann an zu lachen.
„Wer wusste davon?", flüsterte ich Gerard ins Ohr. Der Katalane hob seinen Kopf in den Nacken und schnalzte mit der Zunge.
„Alle – sogar deine Familie!"
„Oh Gott", kicherte ich berührt und drückte mich wieder an Gerard, weil ich noch nicht bereit war mich der Menge zu stellen.
„Ich glaube, da ist ein Haufen Freunde, der mich kennenlernen will!", meinte Gerard irgendwann. Ich hob meinen Kopf aus seiner Schulter und bemerkte meine Freunde, die mich gespannt anschauten.
„Sie sehen nicht sauer aus!", versicherte mir Gerard. Ich hatte ab und zu, eigentlich oft, die Sorge, dass sie sauer auf mich sein würden, dass ich ihnen dieses Geheimnis niemals anvertraut hatten. Davon erzählt hatte ich nur Gerard.
„Lass mich bitte runter!", bat ich ihn, was er auch sogleich tat. Meine Beine waren zwar so zittrig, als seien sie aus Gelee, aber jetzt war sowieso alles vorbei. Nur war es diesmal ein gutes vorbei. So einen Eindruck hatte ich zumindest jetzt.
„Ich geh zu ihnen!", befand ich und sah zu Gerard, der nickte. Aber ehe ich ihn hinterher ziehen konnte, sprang Jude ihm auf einmal auf den Rücken.
„Sorry, Nico hat versucht mich zurückzuhalten!", lachte er und schlug Gerard dann auf die Brust und auf den Kopf.
„Du hast es gemacht!"
Gerard lachte leise und deutete mir mit seinem Blick an, dass ich gehen konnte. Ich löste meine Hand von ihm und lief dann zu den anderen. Ich könnte mich jetzt den mehreren zehn Tausend Blicken widmen, die mir folgten, aber ehrlich gesagt besaß ich dazu nicht die Kraft.
Also, war das einzige, was ich auf Mats fragendes Grinsen hin tat, mich in seine Arme zu werfen und laut genug, damit die ganze Gruppe es hörte, ihnen zu versichern: „Dass ich es euch nicht erzählt hatte, hatte niemals etwas mit euch zu tun!"
— zeitgleich —
point of view: neymar
Ich hatte meine Arme gerade um Marco gehängt und ließ mich von der Euphorie tragen, die durch meine Venen floss, wagte es noch nicht mit Sorgen um die Folgen der Postings, die wir bei Abpfiff hochgeladen hatten, zu machen, als ich auf einmal ein Räuspern vernahm.
Ich war der letzte in der Reihe, also war hinter mir die Treppen auf die verschiedenen Reihen der Tribüne. Ich drehte mich um und entdeckte dann ausgerechnet ihn.
„Ey!"
Ich schlug auf Marcos Brust, damit er sich auch umdrehte, was er auch tat.
„Nein", lachte Marco: „Oder?"
„Oder doch!"
Max hob seine Arme und präsentierte sich mit ihnen vor uns.
„Jo, Jungs, wir sind komplett!", rief ich nach hinten und sprang dann aus der Reihe hervor, um Max in eine Umarmung zu ziehen.
„Ich hab schon gedacht, dass du nicht kommst!", lachte ich überglücklich, woraufhin Max meinte: „Sieben Einladungen kann ich schlecht ausschlagen!"
author's note
ˏˋ°•*⁀➷
hier ist die ganze Palette von Kitsch hahs
ich hoffe sie gefällt euch 🎈
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