t h i r t y f i v e
long hot summer — keith urban
it's gonna be a
long hot summer
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date: dezember 2022
location: perth , australia
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point of view: nicola
Sich Daniels Ranch in Australien als Sommerurlaubsziel auszuwählen, war die beste Idee, die Lewis und Daniel haben hätten können. Sie war abseits von all dem Trubel, dem wir uns eigentlich stellen müssten, aber für welchen noch keiner von uns bereit war.
Täglich erreichten jeden von uns Interviewanfragen per Instagram, E-Mail und manchmal auch SMS und Anrufe. Wir gingen ihnen alle aus den Weg, genauso, wie wir unsere Socialmedia Aktivität aufs Minimum beschränkt hatten. Ich öffnete mittlerweile nicht einmal mehr Google auf dem Handy, denn beim letzten Mal war die Benachrichtigungsleiste voll von unserer Aktion vergangene Woche. Ich wusste, dass normalerweise Handeln an erster Stelle stand, da die heutige Welt und ihre Neuigkeiten kurzlebig waren und wir nicht in Vergessenheit geraten sollten, aber darum machte ich mir jetzt wirklich keine Sorgen.
Ich war mir sicher, dass diese Neuigkeit eine Pause von ein paar Wochen überleben würde, bis wir uns alle in unserem Kopf zurechtgelegt hatten, wie es jetzt eigentlich weitergehen sollte. Ich hatte mein Leben immer bis zum Outing geplant, nicht darüber hinaus. Danach war alles immer nur eine verschwommene Realität gewesen.
Wir standen nun in Perth am Flughafens, der meines Erachtens nach ein bisschen klein für einen Großstadtflughafen war, aber solange er seinen Zweck erfüllte, war es mir eigentlich Schnuppe. Ich stand neben Jude, dessen Seite ich seit Tagen nicht mehr verlassen hatte. Er war sogar mit mir nach Rom geflogen, um meine Sachen zu holen und wir waren auch gemeinsam wieder nach Düsseldorf geflogen, um von dort aus den Flieger mit allen nach Australien zu nehmen. Ich hatte nur den wichtigsten Personen gesagt, dass ich kurz untertauchen würde und von denen verstand auch jeder.
Mein Blick glitt an Jude vorbei zu Lewis, Marco, Ney und Sergio, die sich über irgendeine Quatsch unterhielten, weiter zu Ollie und Arthur, die beide am Handy waren bis hin zu Lukasz und Gerard, die von uns allen am Entspanntesten schienen. Lukasz hatte sich gegen Gerard gelehnt und dieser ließ das einfach geschehen. Ob es sich für sie komisch anfühlte auf einmal wie ein Pärchen agieren zu können?
Ich kniff meine Augen zusammen und beobachtete die beiden, bis Lukasz meinen Blick erwiderte und nur müde lächelte. Wir waren alle müde und warteten gerade auf Daniel, der schon vor einigen Tagen nach Perth zurückgeflogen war und uns jetzt mit zwei Autos abholen würde.
"Wetten wir, dass Michael das zweite Auto fährt?", lachte Lewis und die anderen nickten und meinten, dass es daran keinen Zweifel gab. Ich hatte nur ganz grob die Geschichte von Michael und Daniel mitbekommen, deswegen wollte ich mich nicht einmischen und wandte mich stattdessen Jude zu. Ich musste irgendetwas reden. Meine Gedanken würden mich sonst noch verrückt machen.
"Findest du Australien oder Neuseeland besser?"
Jude sah mich im ersten Moment irritiert an, aber verstand dann scheinbar die eigentliche Intention hinter der Frage und antwortete: "Australien — mein Bruder ist Neuseeland Fan!"
Wir redeten also darüber, bis Lewis eine Nachricht von Daniel erreichte, dass wir rausgehen könnten. Draußen wurden wir von einer Hitzewelle erschlagen, die mich im ersten Moment keuchen ließ. Daniel stieg aus seinem großen Jeep aus und trug T-Top und Shorts — das waren wohl die Klamotten für die kommenden Wochen. Aus einem zweiten Auto, einem blauen Pickup, stieg eine zweite Person aus, größer als Daniel und breiter gebaut mit blonden Haaren.
"Ist das dieser Michael?", wunderte sich Jude und Arthur bejahte das leise. Daniel umarmte uns alle zur Begrüßung, während Michael uns höflich die Hand schüttelte. Ney und Marco wackelten verräterisch mit den Augenbrauen und ich war auch neugierig, was das Outing jetzt eigentlich zwischen Daniel und Michael bewirkt hatte, traute mich aber nicht zu fragen. Aber als wir dann auf die beiden Autos aufgeteilt wurden und ich mich ins Auto von Daniel gemeinsam mit Gerard, Lukasz, Jude und Lewis setzte, übernahm Gerard das schon für mich: "Und, was gibt's Neues?"
Daniel grinste schief durch den Rückspiegel. Es kam eindeutig etwas Neues!
"Ich hab ein neues Pferd!"
Wir stöhnten alle im Auto und Lewis warf seine Cappy nach Daniel.
"Jetzt red schon!"
Daniel grinste noch ein Stückchen breiter und begann dann zu erzählen, dass Michael und er sich vor ein paar Tagen getroffen hatten und Daniel ihm endlich gestanden hatte, wie sehr er ihn in all den Jahren noch immer geliebt hatte. Michael hatte diese Gefühle erwidert, was Lukasz nur mit einem trockenen was eine Überraschung kommentierte. Michael hatte sich wohl von seinem Noch-Ehemann getrennt und würde in der kommenden Woche den Papierkram für die Scheidung einreichen, damit Daniel und er ein gemeinsames Leben anfangen könnten.
"Das ist zu schön um wahr zu sein", flüsterte ich Jude ins Ohr, der bloß schief grinste. Ich beobachtete sein grinsen ein bisschen zu lange, aber als er das bemerkte, sah ich einfach unschuldig aus dem Fenster.
Wir hatten eine lange Fahrt vom Flughafen vor uns, bis wir bei Daniel auf der großen Ranch ankamen. Jetzt verstand ich wenigstens, warum Daniel gesagt hatte, dass wir kein Hotel bräuchten, sondern alle bei ihm schlafen könnten. Das Ding war riesig.
Wir nisteten uns jeweils zu zweit in Zimmer ein, ich mit Jude, Ollie und Arthur, Ney und Marco, Lewis und Sergio, Lukasz und Gerard und Michael bewohnte scheinbar mittlerweile auch Daniels Schlafzimmer.
"Habt ihr Lust Morgen surfen zu lernen?", fragte Daniel und legte seine Hände auf Michaels Schultern, der auf einem der Baustämme saß neben Lewis, die um ein Lagerfeuer standen.
"Michael und ich können versuchen es euch beizubringen!"
Wir nickten alle mit einem unterschiedlichen Grad an Begeisterung. Ich hatte an sich Lust Surfen zu lernen, ich hatte bloß weniger Lust mich zu blamieren.
"Ey, es ist kalt!", stöhnte ich und zog mir mein Sweatshirt enger. Tagsüber war es unfassbar heiß gewesen, aber der Sonnenuntergang hatte die Hitze mit sich genommen und jetzt war mir sogar in dicker Jogginghose und Sweatshirt zu kalt.
"Hier!"
Jude reichte mir eine Wolldecke, die auf den Gartenstühlen hinter uns hing. Ich band sie sofort um mich und rückte ein wenig näher an die Flamme, um mich aufzuwärmen.
"Und am Sonntag ist Martin Garrix in der Stadt — hab uns Tickets besorgt!"
"Du hast richtig Pläne gemacht!", lachte Gerard.
"Du, das ist der erste Sommer, wo wir machen können, was wir wollen. Also ja, ich habe große Pläne für die kommenden vier Wochen!"
— nächster Tag —
point of view: lukasz
"It's gonna be a long hot summer, we should be together...", sang Gerard und streckte dabei unsere Arme albern in die Luft und brachte uns alle dabei zum Lachen und auch ich krümmte mich, weil Gerards Cover zu Keith Urban keine einzige Note traf.
"Hast du's jetzt?", wunderte sich Daniel irgendwann und deutete dann auf das Surfbrett vor Gerard und mir.
"Was bist du denn jetzt so streng?", brummte Gerard und ließ meine Arme fallen.
"Er will euch was beibringen, da zieht er immer so eine strenge Lehrermaske auf!", antwortete Michael und zeigte dann verräterisch auf Daniel, woraufhin dieser nur empört schnaubte und wir lachten.
Aber Michael sollte Recht behalten, denn Daniel war wirklich streng und fauchte uns nicht nur einmal an, als wir nicht richtig auf dem Brett standen. Von uns nahm das keiner so wirklich ernst, was ihn ab und zu mal verzweifeln ließ — das war dann der Moment, als Michael zur Hilfe kam und die Arbeit annahm. Ich wusste nicht, ob es gut oder Standard war, dass am Ende von drei Stunden alle von uns einigermaßen sicher ein paar Sekunden lang auf dem Bord stehen konnten, zumindest wenn Gerard oder Sergio mich nicht runterschubsten. Daniel gewann dann auch seine Lockerheit wieder und erlaubte Gerard wieder wild zu Keith Urban mitzusingen. Ich hatte mich mit Lewis in den Sand fallen lassen und beobachtete Ollie, Arthur, Jude und Nico dabei, wie sie noch wie kleine Kinder im Wasser spielten.
"Wann wollte Max nachkommen?", fragte ich Lewis.
"Nächste Woche. Er hat wohl noch ein Kind für das er Sorgen muss!"
"Krass, dass er wirklich Vater ist. Ich hätte nicht gedacht, dass er der erste von uns sein wird", murmelte ich.
"Ich hab immer gedacht, dass du der erste wirst, mit Gerard natürlich!"
Ich lächelte schmal und legte meinen Kopf dann auf meine angewinkelten Knie.
"Wollt ihr eigentlich Kinder?"
Ich blickte zu Gerard, der gerade mit Neymar Handstand machte und sich dabei von Marco und Sergio stützen ließ. Ich lachte leise und rieb mir durchs Gesicht.
"Ja, aber noch nicht jetzt", antwortete ich: "Ich will erst mal Heiraten und ein bisschen verliebte Teenager spielen. Dann ja... dann werden wir irgendwann bestimmt Kinder haben!"
"Klingt nach einem Plan!"
"Und wie sieht's mit dir aus? Was ist dein Plan? Du erzählst so wenig aus deinem Leben!"
"Es gibt nichts zu erzählen und was es zu erzählen gibt, erzähle ich!"
Lewis schob sich die Sonnenbrille in die Haare, die er sich mittlerweile angezogen hatte und lächelte, ehe er fortfuhr: "Also lautet mein Plan: Sich ein Leben aufbauen. Ich war die letzten Jahre so damit beschäftigt mich für Menschenrechte einzusetzen und dabei selbst meine eigenen Rechte in den Hintergrund zu stellen und dabei für alle da zu sein, dass ich gar keinen Platz mehr hatte mich um mich selbst zu kümmern. Ich muss mich jetzt mal um mein Leben kümmern, aber ich habe keine Ahnung, wie das geht!"
"Du könntest anfangen auf Dates zu gehen!", schlug ich vor und erhielt dafür nur ein trockenes Lachen von Lewis.
"Dafür müsste ich wen haben mit dem ich auf Dates gehen will!"
"Wir leben in einer Zeit der Dating Websites!"
"Aber dann wird doch jeder wissen, dass..."
"Dass du schwul bist?"
Ich grinste schief, als Lewis mich ertappt ansah.
"Das weiß jetzt jeder!"
Ich stupste ihn an und wir fingen dann beide an zu lachen.
"Glatt vergessen", gab er zu.
"Ahh Babe, Babe, ich... ich... ich..."
"Ich... ich... ich...", ahmte ich Gerard nach und stand dabei auf. Er humpelte gerade auf einem Bein zu mir herüber und stützte sich dann an meiner Schulter ab.
"Ich hab mir meinen Fuß an einer Muschel aufgeschnitten!", jammerte er.
"Zeig!"
Gerard nahm seinen Fuß in die Hand und war gerade dabei dessen Unterseite in meine Richtung zu zeigen, als er auf einmal stattdessen seine Arme um mich schlang und mich über seine Schulter warf. Er rief irgendetwas von wegen reingefallen und kaum eine Minute später wurde ich ins Meer getaucht. Ich hörte, wie Sergio brüllte, dass alle ins Wasser kommen sollten, aber da stürzte sich Gerard wieder auf mich und drückte uns beide unter Wasser. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und wollte ihn eigentlich herumwirbeln, aber stattdessen küsste er mich auf einmal. Ich hatte noch nie jemanden unter Wasser geküsst und es war auch ein komisches Gefühl, aber irgendwie auch lustig. Ich konnte nicht anders, als im Kuss zu lachen, wodurch ich Wasser schluckte und laut zu husten begann. Ich musste auftauchen und hustete da weiter, während Gerard schadenfreudig lachte.
Um uns herum regierte eine laute Geräuschkulisse, weil die anderen auch ins Wasser gestürzt gekommen waren.
"Arschloch!", kommentierte ich Gerards Handlungen, als ich wieder atmen konnte. Mein Verlobter lachte bloß und zog mich an sich ran. Ich ließ meine Arme um seinen Hals wandern und genoss das Gefühl von seinen Lippen an meiner Schläfe, während ich den Rest der Gruppe bei einer Wasserschlacht beobachtete.
"Sag mir bitte, dass das kein Traum ist!", flüsterte ich Gerard zu, weil alles gerade zu schön war, um wahr zu sein. Ich war doch an ein anderes Leben gewöhnt. Mein Leben war doch grau, trist, einsam. Nicht strahlend gelb, glücklich und voller Menschen.
"Das ist kein Traum!", versicherte mir Gerard zwischen zwei Küssen auf meine Schläfe.
author's note
ˏˋ°•*⁀➷
ich hab das Datum dezent verändert
zwei Monate nach vorne, sonst ist ja noch Saison in der Formel 1 und im Fußball... dumb
aber jetzt sind sie einfach in der „Winter" Pause beziehungsweise Sommer, weil sie ja in Australien sind
ich hoffe euch gefällt das sommerliche Kapitel
über Feedback würde ich mich wie immer freuen
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