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N E U N

Der erste Gedanke, der mir am Morgen in den Sinn kommt, ist...

»Scheiße! O'Connor!«

Wie von der Tarantel gestochen springe ich aus dem Bett und tigere unruhig in meinem Zimmer umher, immer noch im Halbschlaf.

Meine Träume waren wirr und unangenehm, glücklicherweise aber nicht allzu schlimm. Auf einer Skala von Eins bis Zehn würde ich sie auf einer soliden Vier platzieren.

Grummelnd richte ich mich auf und murmle noch weitere Verwünschungen vor mich hin. Manchmal kommt es mir wirklich vor, als würde ich in einem Misthaufen an Problemen untergehen. Immer wenn ich denke, dass es das jetzt war, kommt der nächste Kack, mit dem ich mich herumschlagen muss. Als wäre es nicht genug, mich mit dem Im-Zaum-halten meiner dunklen Erinnerungen abzukämpfen, muss ich mir heute sogar noch Gedanken darum machen, was ich später anziehen will. Wie bescheuert.

Zu Schulzeiten und auch noch danach war es für mich fast schon ein Hobby, den geilsten Scheiß zu tragen. Ich war Chefin der Cheerleader-Mannschaft und gleichermaßen gefürchtet, sowie geliebt – alle anderen High-School-Klischees erfüllte ich allerdings bewusst nicht. Zum Beispiel war ich nie wasserstoffblond und trug auch kein Pink. Ich kreischte nicht zu jeder sich bietenden Gelegenheit, dass das ›unser Jahr‹ werden würde. Aber am Wichtigsten: Ich hatte Stil.

Doch seit dem Tag, an dem Dave sich etwas von mir nahm, von dem er dachte, dass es ihm einfach zustehen würde... etwas, das ich ihm nicht geben wollte... seit diesem Tag empfinde ich kaum noch Freude für irgendwas. Mir kommt es so vor, als würde all meine Energie dafür draufgehen, meine Gedanken und Gefühle zu kontrollieren, damit sie mich nicht vollends unter sich begraben. Ich habe nicht einmal eine ruhige Sekunde, in der ich irgendwo in mir einen Appetit für Essen oder Freude an Mode aufbringen kann. Es scheint mir schier unmöglich.

Alles, was ich tue, ist rennen, rennen, rennen.

Doch heute werde ich eine Ausnahme machen. Heute will ich einen Teil der alten, unerschrockenen Uma an die Oberfläche holen. Sie und ich sind so lange Hand in Hand gegangen. Ich bin es ihr schuldig, sie nicht komplett in einer dunklen Ecke meines Herzens vor sich hin vegetieren zu lassen.

Außerdem will ich Hayes O'Connor auf Augenhöhe begegnen. Für einen Abend will ich nicht die verlotterte, düstere Frau mit den fetten Augenringen sein. Ich will nicht, dass er mich anschaut und eine bemitleidenswerte Kreatur sieht. Ich will, dass er mich sieht, mich, in all meiner Größe und Stärke. Hayes O'Connor soll heute nicht Uma Cunnings, das Vergewaltigungsopfer, sehen.

Nein, er soll die Uma sehen, die ich wirklich bin. Die, die ich vor alledem war.

Er soll die furchterregende Schönheit, die in mir wohnt, bewundern! Er soll sich an meiner messerscharfen Zunge schneiden und in meinem Händedruck nichts als das blühende Leben selbst zu spüren bekommen!

Er soll mich sehen! Mich, und niemand anderen.

Bevor ich zu der Version meiner selbst wurde, die ich nun bin, hatte ich einige Hobbys. Von manchen habe ich erzählt, von manchen nicht. Und über ein ganze bestimmtes Hobby habe ich niemals ein Sterbenswort verloren. Im Grunde genommen empfinde ich es als unpassend, es überhaupt ein Hobby zu nennen. Viel mehr ist es etwas, das ich tun musste, etwas, das ich brauchte, wie die Luft zum Atmen.

Ich habe getanzt.

Immer dann, wenn alle in ihren Betten lagen und gerade keiner aufpasste, habe ich getanzt, bis mein Körper meinem Bewegungsdrang nicht mehr nachgehen konnte. Und mit Tanzen meine ich nicht das Cheerleader-Rumgehüpfe, dem ich sonst nachging, sondern etwas komplett anderes. Diese Art von Tanz, die ich praktizierte, war roh, unschön und ehrlich bis auf die letzte Bewegung.

Ich habe zwei Geheimnisse: Das erste ist das, was in jener Nacht mit Dave geschah. Das zweite ist mein Tanzen.

Ich erinnere mich nicht an das letzte Mal, als ich getanzt habe. Doch ich weiß, dass ich es heute tun werde. Mit jedem einzelnen Sprung, mit jeder Drehung und mit jedem Schritt hole ich einen kleinen Teil der Uma an die Oberfläche, die ich damals war.

Ich ziehe mir eine schwarze Leggings mit hoher Taille und den dazu passenden schwarzen Sport-BH an. Beides passt mir überraschenderweise noch gut, obwohl ich seit damals etwas an Gewicht verloren habe. Ich stecke mir Bluetooth-Kopfhörer in die Ohren, schließe meine Zimmertür ab und schalte die Musik ein. Etwas Leichtes, Klassisches zum Anfang. Mozart dürfte perfekt passen.

Nachdem ich mich ein wenig in der Mitte meines Zimmers aufgewärmt habe, lege ich los. Ich lasse mich von den Klängen der Instrumente tragen, spare jedoch an Bewegungen. Meine Ausdauer entspricht nicht mehr der, über die ich damals verfügte, deshalb muss ich langsam machen. Ich will nicht schon gleich wieder aufhören müssen.

Es fühlt sich an, wie wenige Minuten später, als mein Körper schließlich doch kapitulieren muss. Doch ein Blick auf meine Playlist zeigt mir, dass sie schon fast komplett durchgespielt wurde. Mit zitternden Knien komme ich zum Stehen und mache mich an den Cooldown. Abrupt aufzuhören ist nie eine gute Idee, die Muskeln danken es einem nicht.

Eine Weile später stehe ich unter der Dusche und genieße das Gefühl, meinen Körper angestrengt zu haben, das leichte Zittern in meinen Muskeln und den Schweiß, der zusammen mit dem Schaum meines Duschgels im Abfluss verschwindet.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass O'Connor in nicht einmal zwei Stunden auf der Matte stehen wird. Ich schaue aus dem Fenster und sehe, dass es bereits anfängt zu dämmern. Wie konnte die Zeit bloß so schnell vergehen?!

In einen flauschigen Bademantel gehüllt tapse ich zurück in mein Zimmer. Vor dem Eingang zu meinem begehbaren Kleiderschrank komme ich zum Stehen und stemme die Hände auf die Hüften. Jetzt kommt der schwierige Teil: Was ziehe ich an?

So, wie ich meine Eltern kenne, bestehen sie auf Abendrobe. Mein Vater wird sich in seinen besten Smoking schmeißen und meine Mutter ihr schönstes Kleid anziehen.

Ich betrete den kleinen Raum und lasse meine Augen über die einzelnen Fächer und Stangen wandern. In den letzten Monaten habe ich mich lediglich von der Abteilung mit den weiten, bequemen Freizeitklamotten bedient – aber heute ist der Moment für etwas mehr... Kawumm.

Ich entledige mich meines Bademantels und stelle mich, wie Gott mich geschaffen hat, vor den hohen Spiegel an der Wand. Meine Brüste sind definitiv kleiner geworden. Von einem D mindestens auf ein C. Meine Oberschenkel haben einiges an Fett verloren und die Rundung meiner Hüften ist etwas zurückgegangen. Trotzdem sehe ich noch gut aus, das weiß ich. Aber irgendwie erfüllt mich nicht die gleiche Zufriedenheit, die ich sonst immer verspürte, wenn ich mich selbst betrachtet habe.

Ich glaube nicht an Gott. Dafür gibt es einen simplen Grund: Er hat mir nie gezeigt, dass er da ist. Sobald das einmal passieren sollte, werde ich bereit sein, meine Meinung zu ändern.

Und trotzdem stehe ich jetzt hier und danke Gott. Ich danke ihm dafür, dass er mir keine Flashbacks von jener Nacht durch den Kopf jagt, während ich meinen Körper im Spiegel anschaue, Zentimeter für Zentimeter. Mir geht es gut. Für den Moment zumindest.

Resigniert wende ich mich ab und suche mir Unterwäsche heraus. Wenn ich mich schon in Schale schmeiße, kann ich gleich bei den Basics anfangen. ich krame einen dunkelroten Spitzen-BH ohne Bügel, sowie den dazu passenden Slip aus einer Schublade und ziehe beides an. Den BH muss ich am Verschluss um eine Stufe enger machen, doch beides passt.

Nachdem ich minutenlang vor den Kleidern stehe und mich partout nicht entscheiden kann, ziehe ich kurzerhand ein schlichtes, Bordeaux-farbenes Schlauchkleid, welches langärmlig ist und bis zum Boden geht. An den Armen, sowie Oberkörper und Oberschenkel liegt es passend am Körper, ab den Knien fließt es senkrecht nach unten. Ein Schlitz, der hinten angebracht ist und bis zu den Kniekehlen geht, verschafft mir Bewegungsfreiheit.

Bis auf ein paar ringförmiger Piercings in meinen Ohren verzichte ich komplett auf Schmuck. Auch beim Make-up spare ich. Nur meine Lippen schminke ich in den gleichen Rot, wie das Kleid und die Augen betone ich ein wenig. Meine etwas mehr als kinnlangen, rötlich braunen Haare lege ich in sanfte Wellen, dann bin ich fertig.

Anschließend überprüfe ich meine Erscheinung nochmal im Spiegel. Das Kleid liegt nicht ganz so knalleng an, wie vor einigen Monaten, passt aber trotzdem. Mit einem zufriedenen Nicken schlüpfe ich in ein paar hautfarbener High-Heels und gehe nach unten, wo mir meine Mutter bereits mit gestresst flatternden Händen entgegenkommt. ›Mein Gott, es ist doch nur der Bürgermeister‹, denke ich und verdrehe die Augen.

»Uma! Mister O'Connor ist gleich da und das Dessert –«

Jetzt scheint sie meine Aufmachung erst richtig zu registrieren. Verwundert nimmt sie mich von Kopf bis Fuß in Augenschein. »Du siehst wirklich... präsentabel aus.« Sie wirkt, als würde  sie gleich aus allen Wolken fallen. Höchstwahrscheinlich hat sie erwartet, dass ich in Jogginghose und Holzfällerhemd erscheine.

»Danke«, erwidere ich knapp. Ich will mich schon vom Acker machen, doch sie hält mich mit einem Griff am Arm auf. »Warte! In der Küche gibt es gerade ein paar Probleme, um die ich mich kümmern muss. Das Catering hat einen Fehler bei den –«

»Komm auf den Punkt, Mutter«, dränge ich ungeduldig. Wenn man diese Frau nicht stoppt, redet sie bis in alle Ewigkeit weiter. Sie seufzt unwillig. »Also schön, ich werde in der Küche gebraucht und dein Vater ist gerade anderweitig verhindert. Der Bürgermeister wird gleich da sein, weshalb du ihn empfangen wirst.«

Fassungslos starre ich meine Mutter an. Das muss doch ein beschissener Scherz sein!

Bevor ich mich jedoch weigern kann, ist sie auch schon geschäftig davon marschiert. Es ist eine Sache, mit O'Connor am Tisch zu sitzen und hohle Konversation zu betreiben. Aber es ist etwas ganz anderes, ihn für wer weiß wie lange als Gastgeberin zu bespaßen!

Als ich schon mit dem Gedanken spiele, heimlich durch die Hintertür zu verschwinden, ertönt der schwere, melodische Klang Türklingel. »Verdammt Scheiße!«, zische ich und marschiere genervt zur Tür.

Ich lasse mir keine Zeit dazu, mich zu sammeln. Ich ziehe die wuchtige Tür sofort auf.

Vor mir steht ein großer Mann, den ich – leider – nicht zum ersten Mal sehe. Das freundliche Lächeln, welches er sich zuvor scheinbar ins Gesicht gepflastert hat, ist wie weggewischt, sobald er mich erkennt.

»Hallo«, sage ich lustlos. Er verengt die dunklen, fast schon schwarzen Augen zu Schlitzen und reibt sich über den rötlich-braunen Dreitagebart. Sein welliges, kurzes Haar in derselben Farbe ist ordentlich zurückfrisiert und Röte zieht sich über seine leicht gebräunte, sommersprossige Haut. Kurz: Er sieht mega angepisst aus.

»Miss Cunnings«, brummt er unwillig und nickt mir knapp zu. Mit einer lustlosen Bewegung bitte ich ihn herein. Als er sich an mir vorbeischiebt, steigt mir kurz ein herber, leicht zitroniger Duft in die Nase. Ich schließe die Tür hinter ihm, dann breite ich ironisch die Arme aus.

»Willkommen im Casa Del Cunnings. Fühlen Sie sich, wie daheim.«

Er lacht humorlos auf. Dann legt er seinen schwarzen Mantel aus gebürsteter Wolle ab und drückt ihn mir in die Hände. Mit einem Funkeln in den Augen beugt er sich zu mir herunter und raunt: »Worauf Sie wetten können.«

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