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Bevor ich mich zu Alizées Worten äußern und meinem Frust Luft machen kann, tritt Martin aus dem Zimmer und geht auf uns zu. Ehe er uns erreicht, lehne ich mich zu ihr und zische: »Behalte deine Gruselgeschichten in Zukunft für dich.« Kurz huscht ein Ausdruck der Enttäuschung über ihre Miene, doch dann nickt sie lediglich ungerührt. Ich bin nicht sonderlich scharf darauf, mir von dieser Frau die restlichen Tage meines Praktikums hier versauen zu lassen. Nicht, dass ich sonderlich viel Spaß hätte...

Ich werde sie dennoch im Auge behalten müssen, gruselig hin oder her. Sie hat sich mehr als nur einmal verdächtig verhalten und weder ich noch Hayes schließen es aus, dass sie in irgendeiner Form in den Skandal verwickelt sein könnte. Auch wenn ich sie wirklich nicht leiden kann, sagt mir mein Instinkt, dass es nicht so ist... trotzdem – irgendwas ist an ihr jedenfalls gewaltig faul. Leider kann ich nicht genau den Finger darauf legen.

Unwillkürlich erfasst mich das starke Verlangen, mit Hayes zu reden, obwohl ich ihn erst letzte Nacht gesehen habe. Ich sehne mich nach seinem scharfen Verstand, wenn man so will. Doch das ist nicht alles. Mittlerweile muss ich mir selbst eingestehen, dass ich an einem Punkt angelangt bin, an dem es sinnlos wäre, meine wachsende Zuneigung für ihn zu leugnen. Ist ja nicht so, als wäre die ganze Situation schon kompliziert genug...

Martin bedeutet uns wortlos, ihm zu folgen. Während Alizee sich im Gang umsieht und das rege Treiben um uns herum aufzusaugen scheint wie ein Schwamm, beugt er sich ein Stück zu mir und murmelt: »Wie geht es deiner Schwester? Ich hoffe, es ist alles in Ordnung?«

Augenblicklich erstarre ich. »Was soll mit ihr sein?« Wieso zum Geier fragt er mich nach Stella?! Wir haben nie über sie geredet. Gegen das schlechte Gewissen, weil ich sie in letzter Zeit erfolgreich aus meinem Leben geschnitten habe, kann ich nichts tun. Es ist besser für sie, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass sie das anders sieht. Doch das ist ein Thema, bei dem Kane und ich uns das erste (und vermutlich auch letzte) Mal einig sind.

Er räuspert sich. »Ihre Mutter ist verstorben.« Für eine irrwitzige Sekunde will ich ihn schon korrigieren und sagen, dass ihre Mutter – unsere Mutter – sehr wohl am Leben ist. Doch dann wird mir die Bedeutung dessen klar, was er mir da sagt und das schlechte Gewissen droht mich zu Ersticken.

»Wurde auch mal Zeit, dass diese alte Hexe abkratzt«, brumme ich missbilligend und schlucke danach energisch den Kloß in meinem Hals herunter, woraufhin Martin mir einen geschockten Seitenblick zuwirft. »Was denn? Du kanntest sie nicht. Dank ihr war Stellas Leben die reinste Hölle.« Dass ich zu eben dieser Hölle auch einen großzügigen Anteil geleistet habe, binde ich ihm nicht auf die Nase.

Er nickt bedächtig. »Das verstehe ich. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass es sie einigermaßen mitnehmen wird.«

Ich weiß, dass er recht hat. Aber es gefällt mir nicht, dass er so tut, als würde er so wahnsinnig gut Bescheid wissen. Denn er weiß rein gar nichts.

»Wie geht es Stella?«, kommt er auf seine ursprüngliche Frage zurück. »Ich habe keine Ahnung«, antworte ich wahrheitsgemäß. Auf ihre Nachrichten und Anrufe habe ich schon seit einer ganze Weile nicht mehr geantwortet. Es wundert mich, dass sie bisher noch nicht auf meiner Türschwelle stand. Vermutlich hat Kane ihr irgendwie verklickern können, dass es so am besten wäre. Der Gedanke stimmt mich traurig, auch wenn es nicht so sein sollte.

Doch ehe ich noch tiefer in diesen Strudel aus düsteren Gedanken versinken kann, erreichen wir bereits das erste Patientenzimmer.

Am Ende des Tages bin ich so entkräftet, dass ich in der Umkleide beinahe einschlafe. Breitbeinig sitze ich auf der Holzbank vor den Spinden, den Hinterkopf an den Meinen gelehnt und die Augen auf Halbmast. Allein die Vorstellung, mich erheben und umziehen zu müssen, lässt mich das Gesicht verziehen.

Schließlich stehe ich doch auf, gepeinigt stöhnend, und öffne die metallene Tür zu meinem Spind. Langsam ziehe ich mir die rosa Krankenhauskluft aus und fröstele in meiner Unterwäsche. Schnell werfe ich mir einen ausgeleierten Sweater über, schlüpfe in meine Leggings und die tannengrünen Schnürstiefel.

Bevor ich nach draußen gehe, checke ich noch kurz mein Spiegelbild – und zucke prompt zurück. Überrascht stelle ich fest, dass ich sehr viel besser aussehe, als noch vor einigen Wochen. Woran genau das liegt, kann ich nicht festmachen. Die Albträume suchen mich nach wie vor regelmäßig heim, wenn auch nicht ganz so oft...

Oh, mein Gott.

Meine Albträume. Sie sind weniger geworden. Und dieses Gewicht auf meiner Brust ist auch nicht mehr ganz so drückend. Ist es möglich, dass mir dieser ›Staatsstreich‹, wie Hayes und ich diese Sache hier mittlerweile scherzhaft nennen, tatsächlich gut tut? Meine Vermutung, dass ich diese Ablenkung bitter nötig hätte, hat sich scheinbar als wahr herausgestellt.

Nachdem ich meine Sachen aus dem Spind geholt habe, mache ich mich, in Gedanken versunken, auf den Weg nach draußen. Diesmal wartet Martin nicht auf mich, die Pflicht ruft mal wieder. Zwar fand kein Zugunglück in näherem Umkreis statt, doch eines der Beatmungsgeräte einer Patientin hat spontan einen Defekt bekommen. Glücklicherweise konnte man rechtzeitig reagieren, aber die Aufregung ist nach wie vor da. Martin bleibt noch eine Weile im Dienst um sicherzugehen, dass es der Patientin gut geht. Nicht, dass das unbedingt nötig wäre, schließlich ist er nicht der einzige Arzt um Krankenhaus. Helfersyndrom lässt grüßen, vermute ich.

Und als ich auf den Flur hinaustrete, bin ich schließlich so in meinen eigenen Gedanken versunken, dass ich prompt in einen massigen Körper hineinlaufe. Der herbe, leicht zitronige Geruch verrät mir wer es ist, noch bevor ich den Blick hebe.

»Hayes?! Was zur Hölle tust du hier?«, zische ich und blicke mich leicht panisch um. Wir sollten nicht zusammen gesehen werden, schon gar nicht hier im Krankenhaus!

Doch er tritt nur einen Schritt zurück und sagt ungerührt: »Ich bin als Bürgermeister hier. Wir zwei kennen uns gar nicht.« Zuerst huscht ein undefinierbarer Ausdruck über seine Miene. Doch dann wagt er es tatsächlich, zu zwinkern. Er zwinkert! Und mein dummes Herz macht einen Satz.

Bevor ich in irgendeiner Form darauf reagieren kann, ist er auch schon wieder weg.

»Also, ich mag ihn. Bringt mal wieder frischen Wind in die Stadt, nicht wahr?«

Verdattert drehe ich mich zu der älteren Krankenschwester um, die Hayes versonnen hinterher sieht. »Kann schon sein«, murmle ich. Kopfschüttelnd wende ich mich ab und gehe zum Fahrstuhl.

Sobald ich die Eingangstür öffne, sehe ich meine Eltern vor mir stehen, Arm in Arm. Irritiert stolpere ich leicht zurück. Dann komme ich rein und schließe die Tür hinter mir, die Rädchen in meinem Kopf auf Hochtourend laufend.

»Nettes... Empfangskommitee«, murmle ich misstrauisch ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Wie aufs Stichwort richtet mein Vater sich auf und meine Mutter streicht sich über die Bluse. »Wir wollten nur wissen, wie es dir bei deinem, äh, Praktikum gefällt?«, stammelt er.

Ich zucke die Schultern. »Ist in Ordnung, schätze ich.« Kurz verweilen wir in leicht unangenehmem Schweigen. Doch als ich mich schließlich abwenden will, räuspert sich meine Mutter. »Nun, wir haben uns gefragt, wie es zu dieser Entscheidung kam?«

Ich runzele die Stirn. Was sollen denn diese ganzen Fragen plötzlich? Entweder, sie wollen was aus mir herausbekommen, oder aber, das hier ist ein linkischer Versuch, sich nach mir zu erkundigen.

»Martin hat mich auf den Gedanken gebracht.« Es ist zwar nicht die ganze Wahrheit, aber auch keine komplette Lüge. Beide sehen mich jetzt an, als würde ihnen noch etwas auf der Zunge brennen – und zwar gewaltig. »Spuckt es schon aus«, seufze ich ungeduldig.

Nervös wischt sich meine Mutter über die Lippen. »Nun, wir haben uns gefragt, ob du uns deinen Partner offiziell vorstellen würdest. Uns ist nicht entgangen, dass du Abends oft weg bist und... ja, ihr wurdet des Öfteren zusammen gesehen.« Sie blickt auf und schenkt mir ein schmallippiges Lächeln.

Das kann nicht ihr Ernst sein.

Mit offener Kinnlade starre ich ihnen entgegen. Das ist schlecht. Das ist sehr schlecht. Nicht nur, dass man Hayes und mich trotz unserer Vorsicht scheinbar zusammen gesehen hat, sondern auch, dass meine Erzeuger nun denken, dass ich einen verdammten Freund habe!

Mein Vater meldet sich zu Wort: »Doktor Bold scheint mir ein guter Mann zu sein, soweit sehr angesehen und geschätzt in der Stadt.« Und da begreife ich, dass sie keineswegs vom Bürgermeister, sondern von Martin reden. Fast hätte ich aufgelacht.

»Nein, wir sind nur Freunde«, beteuere ich, was meinen Eltern nicht so ganz zu schmecken scheint. »A-aber die Leute... also, ich habe gehört, dass –«

»Ich habe keine Ahnung, was Bonding Hills schon wieder seine Nase in die Angelegenheiten anderer steckt, aber es ist nicht wahr.«

Bevor beide reagieren können – oder ich irgendwas sage, das ich noch bereuen werde – laufe ich an ihnen vorbei und stürme die Treppen nach oben.

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