🦋Kapitel 20🦋
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Seit meinem Geburtstag sind bereits mehrere Wochen vergangen und Leya hat sich seitdem nicht mehr bei mir gemeldet beziehungsweise reagiert weder auf Anrufe noch auf SMS von mir. Und diese Gala, wo das Foto, das sie von mir gemacht hat, vorgestellt werden sollte, wurde ja leider nicht nachgeholt. Und da auch sonst nichts deshalb stattgefunden hat, wo ich Leya eventuell hätte sehen können, habe ich sie seitdem auch nicht mehr getroffen. Ich war natürlich auch in der Zeit ein paar Mal im Fotostudio, aber sobald sie mich erblickt hat, verschwand sie ins Büro oder Ben sagte, sie ist nicht da. Mit Ben habe ich schon versucht zu reden und ihn gefragt, ob er nicht zwischen uns vermitteln kann. Er meinte aber, dass er Leya versprochen hat, sich rauszuhalten, und dass er ihr nicht in den Rücken fällt. Irgendwann habe ich es dann aufgegeben, ihr hinterherzulaufen, und muss mich wohl damit abfinden, dass sie mich nicht sehen geschweige denn mit mir sprechen möchte. Das Problem ist nur, dass ich sie vermisse, ganz schrecklich vermisse. Und seit unseren heißen Küssen vermisse ich sie nicht nur als gute Freundin, nein, ich vermisse es auch, sie wieder zu küssen, sie wieder zu spüren. Ja, es ist kompliziert, und das nicht gerade wenig, aber als wir uns geküsst haben, war es nicht problematisch, es war einfach. Kann es nicht immer so sein? Verdammt, warum sind scheinbar beide unserer Leben nicht problemlos? Während ich seufzend darüber nachdenke, klebe ich mir noch das Kleeblatt-Tattoo auf meine rechte Wange und rücke meinen grünen Hut und meine grüne Fliege zurecht, auf denen ebenfalls Kleeblätter drauf sind. Zudem stopfe ich mein weißes Hemd in meine dunkle Jeans und lege mir meine grünen Hosenträger an. Darüber trage ich eine grüne Jacke. Auch wenn mir heute absolut nicht danach ist, aber um den St. Patricks Day, unseren irischen Nationalfeiertag, zu feiern, wage ich mich vor die Tür. Zumal ich einige Model- Kumpels, die ich aufgrund unseres Jobs nur selten sehe und die heute in der Stadt sind, nicht enttäuschen möchte und mit ihnen heute um die Häuser ziehe. Seufzend schnappe ich meinen Wohnungsschlüssel, mein Handy und mein Portemonnaie, verstaue alles in den Innentaschen von meiner Jacke, gebe Nuala nochmal etwas zu fressen und frisches Wasser und mache mich dann zu dem vereinbarten Treffpunkt auf. Da die Stadt heute sehr voll durch die ganzen Einheimischen und Touristen ist, beschließe ich, zu laufen. Somit komme ich nach circa fünfzehn Minuten am Treffpunkt an, wo auch schon meine Kumpels auf mich warten. Nachdem wir uns alle begrüßt haben, beschließen wir erstmal, Bier zu besorgen, wovon es an vielen Verkaufsständen heute nicht mangelt. Ganz traditionell ist das Bier heute grün eingefärbt und schmeckt somit echt süß, aber das gehört heute einfach dazu. Wir beschließen, zu der großen Parade hier in Dublin zu gehen, die unter anderem an unserem Fluss Liffey, der heute auch grün eingefärbt ist, entlangführt. Als wir einen guten Platz gefunden haben und die Parade beginnt, auf der Tänzer, Leute in Kostümen wie zum Beispiel dem irischen Kobold Leprechau oder Musiker zu sehen sind, rempelt mich auf einmal jemand von hinten an. »Oh, Entschuldigung«, entschuldigt sich derjenige. Da ich die Stimme aber kenne, drehe ich mich grinsend um und vor mir stehen plötzlich Ben, Chris und... Leya.
»Matt, was für eine Überraschung«, begrüßt mich Ben mit einem Schulterklopfer, was ihm Chris gleichtut.
»Na ihr«, begrüße ich die beiden, bevor mein Blick zu Leya huscht. Sie trägt einen grünen Haarreif mit einer grünen Schleife daran und ebenso ein grünes Kleeblatt-Tattoo auf ihrer linken Wange. Zudem sind ihre Augen mit grünem Glitzer-Lidschatten betont. Ihr restliches Outfit kann ich leider nicht so gut erkennen, da es augenblicklich voller wird und wir alle aufeinander gedrängt werden. Leya wird dabei etwas unsanft auf mich geschoben, weshalb ich den Typen, der dafür verantwortlich ist, anblaffe. »Hey, du Idiot, kannst du nicht aufpassen?« Dieser schaut mich aber nur doof an und gerade, als er etwas erwidern möchte, wird auch er weitergeschoben.
»Ist alles in Ordnung?«, wende ich mich an Leya, die noch immer ziemlich dicht vor mir steht.
Ben dreht sich zu uns um und schaut Leya fragend an. Diese nickt nur und er dreht sich wieder zu den anderen um.
»Ja, danke. Es geht schon«, antwortet sie und schaut zu mir hoch. Verdammt, dieser Blick bringt mich gerade um den Verstand und dazu noch ihre wunderschönen Lippen, die sich nun zu einem leichten Lächeln verziehen. Ich bin echt geliefert, aber so was von.
»Leya, es... wir...«, fange ich meinen Satz an, weiß aber nicht, wie ich fortfahren soll, da ich sie nicht - schon wieder - bedrängen möchte. Denn das habe ich sie ja letztens scheinbar. Zudem wird sie plötzlich noch mehr auf mich geschoben, somit sind wir uns so nah, dass wir jeweils den Atem des anderen spüren können. Dadurch erstirbt ihr Lächeln augenblicklich und sie tippt Ben an. Dieser dreht sich sofort zu ihr um.
»Ben, es tut mir leid, aber ich muss hier weg. Ich wünsche euch noch viel Spaß«, sagt sie zu ihm. Aufgrund ihrer Aussage spanne ich mich an. Was ist denn nun los?
»Schade, aber ok. Schaffst du das, oder sollen wir mitkommen?«, fragt Ben sie.
»Nein, bleibt ruhig noch hier. Ich schaffe das schon«, erwidert sie und dreht sich herum. Da sich gerade hinter uns eine Lücke aufgetan hat, kann sie so auch schnell zwischen den Menschen hindurchschlüpfen. Ohne lange zu überlegen, folge ich ihr. Ich lasse sie nicht schon wieder weglaufen. Dabei sehe ich auch ihr Kostüm besser. Sie trägt grün/weiß gestreifte Overknee-Strümpfe, einen grünen Tüllrock mit Kleeblättern darauf und oben herum ein grünes Longsleeve. Darüber eine dünne helle Jacke, die offen ist.
»Leya, bitte warte...«, rufe ich ihr nach und versuche, mit ihr mitzuhalten, da sie doch ganz schön schnell wegläuft.
Sie reagiert aber nicht und eilt weiter durch die Menschenmenge hastig davon. Da sie ständig den Leuten ausweichen muss und dadurch immer wieder aus meinem Blickfeld verschwindet, ist es gar nicht so einfach, ihr zu folgen. Als sie schließlich in eine kleine Seitengasse abbiegt, hole ich sie endlich ein. Ich umfasse ihr rechtes Handgelenk und halte es sanft fest. Dabei beginnen meine Finger sofort zu prickeln, so wie nahezu immer, wenn ich sie berühre.
»Leya, bitte, bleib stehen«, fordere ich sie auf. Was sie dann auch tut und sich schließlich zu mir umdreht. Dabei sehe ich, dass sie Tränen in den Augen hat, und lasse ihr Handgelenk los.
»Was ist, Matt?«, fragt sie mit belegter Stimme und schaut mich direkt an. »Hab ich dir in der letzten Zeit nicht deutlich zu verstehen gegeben, dass ich keinen Kontakt mehr zu dir möchte? Dass es besser so ist«, fährt sie fort und eine kleine Träne läuft ihre Wange hinab.
»Hältst du es wirklich für besser? War das, was auf meinem Geburtstag passiert ist, wirklich so schlimm? Ich hatte eigentlich einen anderen Eindruck. Aber falls ich irgendetwas falsch gemacht habe, tut es mir leid. Ich weiß ja leider noch immer nicht, was dich beschäftigt. Vielleicht würde ich, wenn ich es wüsste, auch dein Verhalten besser verstehen«, sage ich zu ihr und ich würde sie am liebsten umarmen, um sie zu trösten. Dass sie weint, habe ich nicht erwartet und es tut mir weh, sie so zu sehen.
»Ja, Matt, es ist besser. Und nein, es war nicht schlimm, es war wundervoll. Nur sind unsere beiden Leben zu schwierig, als dass es funktionieren könnte. Das wurde mir durch deinen Vater noch deutlicher gemacht«, erwidert sie mit brüchiger Stimme und ihre Lippen zittern.
»Durch meinen Vater?«, frage ich sie verwundert, weil ich absolut nicht weiß, was er mit der ganzen Situation zu tun hat.
»Ja, er hat mich angeschaut wie jemanden aus der zweiten Klasse. Und seien wir mal ehrlich, das bin ich doch auch. Ich habe zum Beispiel nicht so viel Geld wie du. Und durch meine Probleme, die ich habe, wurde mir nun noch deutlicher, dass es nicht funktionieren würde. Es sind zu viele Päckchen, die wir wohl beide miteinander herumtragen«, flüstert sie und schaut auf den Boden.
Oh, wie recht sie doch hat. Wir haben unsere Päckchen zu tragen. Aber könnten wir es nicht trotzdem versuchen? Auch wenn ich damit Gefahr laufe, dass ich sie mit einem meiner Päckchen verlieren könnte. Aber diesen Gedanken schiebe ich lieber schnell zur Seite. Ich möchte nicht ständig daran denken, ich möchte sie, ich möchte Leya. Und das nicht nur als gute Freundin. Ich möchte sie als Partnerin, ich möchte sie als die Frau an meiner Seite.
»Leya, bitte, lass uns endlich über unsere, über deine Sorgen und Ängste reden. Für mich bist du niemand aus der zweiten Klasse. Ich dachte, ich hätte dir klar gemacht, dass mir so etwas nicht wichtig ist. Dass für mich der Mensch zählt. Dass du für mich zählst«, wispere nun auch ich, trete näher an sie heran, lege meinen rechten Zeigefinger unter ihr Kinn und hebe es an, damit sie mich wieder anschaut. Anschließend wische ich ihr mit meinen Daumen ihre Tränen von den Wangen.
»Ich... ich kann nicht, Matt, es tut mir leid«, sagt sie leise, mir traurig in die Augen schauend, und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund, der sich wie ein Lufthauch anfühlt. Sie tritt etwas von mir weg, sagt noch »Mach es gut«, dreht sich herum und läuft nun endgültig davon.
Ich bleibe dieses Mal stehen und schaue ihr ebenfalls niedergeschlagen nach, da mir bewusst wird, dass ich sie scheinbar wirklich verloren habe.
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