🦋Kapitel 18🦋
**〜🦋〜**
Weil ich Leya nicht mehr zwischen den Gästen entdecke, da ich mit ihr sprechen möchte, frage ich direkt Ben, wo sie ist. Er meint, sie wollte nach Nuala sehen. Deshalb gehe ich zu dem Tisch, auf dem die Geschenke für mich drauf liegen, nehme das von Leya, das sehr flach und leicht ist, und gehe ebenfalls nach oben. Als ich allerdings in mein Schlafzimmer gehe, sehe ich, dass meine Terrassentür offen ist und draußen Licht brennt. Ich trete leise in den Türrahmen und lehne mich dagegen. Leya steht ganz vorne an meinem Terrassengeländer, hat die Arme um ihren Oberkörper geschlungen und blickt in die Ferne. Dabei flattern ihre blonden Haare und ihr Kleid leicht im Wind. Ihr Anblick raubt mir buchstäblich den Atem und ich kann meine Augen nicht von ihr lösen.
Schließlich bemerkt mich aber Nuala, die neben Leya sitzt und die sich Schwanz wedelnd zu mir umdreht. Als Leya ihrem Blick folgt, begegnen sich unsere Blicke. Ich löse mich deshalb von dem Türrahmen und trete, ohne meine Augen von ihr abzuwenden, auf Leya zu.
»Hi«, sage ich leise. »Ich habe dich unten nicht mehr gesehen. Ben sagte mir dann, dass du hier bist.«
»Ja, ich wollte ein wenig frische Luft schnappen. Und außerdem mal nach Nuala schauen«, erwidert sie ebenso leise und schaut lächelnd Nuala an. »Ich hoffe, das ist in Ordnung, dass ich alleine hier hoch bin?«, fährt sie fort und schaut mich wieder an.
»Natürlich ist das ok. Ich würde das nicht jedem einfach so erlauben, in mein Schlafzimmer zu gehen. Aber du darfst das«, raune ich ihr zu. Ich sehe, wie sie plötzlich etwas verlegen wird. »Weil du ja nach Nuala schauen wolltest«, sage ich noch.
Sie wendet ihren Blick von mir ab und schaut wieder in die Ferne. »Die Aussicht ist wirklich atemberaubend.«
»Ja, das ist sie. Sie war auch einer der Gründe, warum ich die Wohnung schließlich gekauft habe«, erwidere ich und stelle mich neben Leya. Als ich sie wieder anschaue, bemerke ich, dass sie etwas zittert. »Dir ist kalt. Komm her«, wispere ich und lege meinen Arm um sie. Sie dreht sich überraschenderweise zu mir um, sodass sie ihren Kopf auf meine Brust legen und ihre Arme um meine Taille schlingen kann. Ihr Geschenk noch immer festhaltend, lege ich auch, so gut es geht, meinen anderen Arm um sie. Dabei steigt mir wieder der bekannte Duft von Granatapfel in die Nase.
»Besser?«, flüstere ich, nachdem wir, uns festhaltend, eine Weile dagestanden haben. Sie hebt ihren Kopf von meiner Brust und schaut mir so tief in die Augen, dass es in meinem Bauch zu kribbeln anfängt und mein Hals ganz trocken wird.
»Ja, viel besser. Danke«, haucht sie. »Warum hast du eigentlich das Geschenk von mir dabei?«, fährt sie fort.
Ich räuspere mich und löse mich etwas von ihr. »Ich dachte mir, ich packe es in deiner Gegenwart aus. Wollen wir uns hier auf die Sitzinsel setzen?« Dabei deute ich auf die Sitzmöglichkeit schräg hinter uns.
Sie nickt, geht an mir vorbei und setzt sich schließlich hin. Ich tue es ihr gleich und platziere mich links neben sie. Damit sie nicht weiter friert, lege ich ihr Geschenk kurz neben mich und decke uns unsere Beine mit der Decke zu, die zu meiner Linken liegt. »Damit du nicht weiter frierst«, sage ich leise zu ihr.
»Danke. Ja, es ist wirklich kühl hier oben. Wahrscheinlich habe ich auch ein wirklich unpassendes Outfit an, aber ich wollte das Kleid heute unbedingt anziehen. Leider kann ich es ja am Montag nicht anziehen, da die Veranstaltung ja wegen des dortigen Wasserschadens buchstäblich ins Wasser fällt«, erwidert sie.
»Ja, es ist wirklich schade und ärgerlich, dass sie ausfällt. Hat Mr Isaac schon verlauten lassen, was nun ist?«, frage ich sie, weil auch ich noch nichts Neues gehört habe.
»Noch nicht so richtig. Er meinte, er meldet sich nochmal bei mir, wie er das mit der Vorstellung des Bildes statt der Gala machen möchte«, antwortet sie schulterzuckend.
»Na gut, dann müssen wir abwarten. Ich denke, ich bekomme dann auch noch Bescheid. Denn ich sollte ja als das Model, das auf dem Bild dabei ist, laut Mr Isaac auch dabei sein. Aber nun lass uns mal schauen, was sich unter dem tollen Geschenkpapier verbirgt«, sage ich lächelnd, lege ihr Geschenk auf meinen Schoß und beginne, das schwarz glänzende Geschenkpapier an der oberen Ecke zu öffnen.
Sie schaut mich nun direkt an und ich sehe, wie sie ihre Finger leicht zu kneten beginnt. »Ich hoffe wirklich sehr, dass dir das Geschenk gefällt«, wispert sie etwas aufgeregt.
»Das wird es bestimmt«, erwidere ich und öffne es weiter. Nachdem ich schließlich das Geschenk von dem Papier befreit habe, erkenne ich ein edles, aus schwarzem Leder gebundenes Fotoalbum. Ich streiche sanft mit meiner rechten Hand darüber, ehe ich es vorsichtig öffne. Schon auf der ersten Seite sehe ich ein Bild von dem Feriencamp vor fast zehn Jahren, und ein Lächeln umspielt meine Lippen. Als ich schließlich weiterblättere, sage ich kein Wort und Leya sitzt auch völlig still neben mir. Bei jeder Seite, die ich umblättere, wird mein Grinsen breiter, denn es kleben nicht nur Bilder darin, nein, auch etwas von dem Sand und ein paar der Muscheln, die wir gesammelt haben, ebenso wie ein paar der getrockneten Kleeblätter. Als ich letztendlich bei dem Bild angekommen bin, das uns an dem Tag zeigt, an dem ich abgereist bin, an dem Tag nach unserem Kuss, schaue ich Leya an.
Sie sitzt noch immer völlig regungslos da und sieht mich ebenfalls an. Nachdem ich noch immer nichts gesagt habe, ergreift sie als Erstes das Wort. »Ich dachte mir, weil du letztens, als du meine Bilder angeschaut hast, meintest, du hast leider keine greifbaren Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit im Camp, schenke ich dir welche. Deshalb habe ich die Bilder von mir nachmachen lassen. Ich hoffe, das Album gefällt dir. Dahinter sind noch mehr Seiten, um neue Erinnerungen einzukleben.«
Sie nimmt mir das Album ab und blättert weiter, da sehe ich, dass tatsächlich noch mehr Bilder darin kleben. Einmal das von unserer Dublin-Tour. Außerdem wurde eins am Abend des Mini-Konzerts von uns gemacht und dann noch eins von dem Bar-Abend mit Ben und Chris letztens.
»Siehst du?«, deutet sie nun auf die Bilder und lächelt mich an.
»Wow, Leya, das ist mit Abstand das beste und rührendste Geschenk, das du mir machen konntest«, sage ich schließlich, schlinge meine Arme um Leyas Oberkörper, ziehe sie an mich, flüstere ihr ein »Danke, mo féileacán« ins Ohr und hauche ihr einen Kuss auf ihre Wange. Als ich mich langsam wieder von ihr löse, brennen sich unsere Blicke förmlich ineinander und unsere Gesichter sind sich wieder so nah wie letztens in der Bar. Ich räuspere mich und weiche etwas zurück, weil mich diese Nähe fast um den Verstand bringt und meine Selbstbeherrschung sich langsam, aber sicher verabschiedet.
»Gern geschehen, freut mich, wenn es dir gefällt«, sagt sie leise und sie schluckt hart.
Als auf einmal das Lied "Catch me if you can" von Walking on Cars von unten ertönt, stehe ich auf und halte Leya meine Hand hin. Sie schaut mich fragend an.
»Da ich ja leider am Abend der Abschlussfeier nicht mehr im Feriencamp war und somit damals nicht mit dir tanzen konnte, würdest du mir heute die Ehre erweisen und mit mir tanzen?«, frage ich sie erwartungsvoll, weil ich sie endlich im Arm halten möchte.
Sie lächelt mich wieder an, legt ihre Hand in meine und steht auf. »Ja, das würde ich sehr gerne«, wispert sie und legt ihre Hände behutsam auf meine Taille. Ich lege indessen meine Hände sanft auf ihren Rücken. Langsam beginnen wir, uns im Takt der Musik zusammen hin und her zu bewegen, und schauen uns an. Schließlich legt sie ihren Kopf auf meine Brust und schließt ihre Augen. Ich schließe meine Arme fester um sie und atme wieder ihren tollen Granatapfel-Duft ein. Obwohl das Lied mittlerweile schon längst vorbei ist und bereits ein anderes läuft, halten wir uns noch immer fest und bewegen uns langsam zusammen.
»Leya«, flüstere ich schließlich nach einer Weile. Darauf hebt sie ihren Kopf wieder an und schaut mir in die Augen. »Ich würde gerne, also...«, beginne ich leicht stotternd, ehe ich mich räuspernd fortfahre. »Denkst du, wir könnten mal für ein paar Minuten vergessen, dass es kompliziert ist und dass wir Freunde sind, und wieder für einen kurzen Moment fünfzehn und siebzehn sein?«
Sie sieht mich fragend an. »Wie meinst du das?«, wispert sie.
»Nun, wenn wir zusammen bei der Abschlussfeier im Camp gewesen wären, würde ich dich nun an dieser Stelle küssen«, flüstere ich, hebe meine Hand an und fahre mit meinem rechten Daumen über ihre Unterlippe. Durch meine Geste bemerke ich, wie sich ihr Atem beschleunigt. Plötzlich beginnt die Luft um uns herum heftig zu knistern.
»Dann, dann tue es bitte endlich...«, haucht sie mir mit zitternder Stimme und mir tief in die Augen schauend, für mich doch etwas überraschend zu.
Ich überlege allerdings nicht lange und ergreife meine Chance. Meine Hände auf ihre Hüfte legend, ziehe ich sie behutsam an mich. Sie legt sachte ihre Hände auf meine Brust und unsere Blicke haften weiterhin ineinander.
Langsam nähere ich mein Gesicht ihrem. Kurz bevor ich ihre Lippen mit meinen berühre, stoppe ich und flüstere »Endlich«, ehe ich schließlich meine Lippen sanft auf ihre lege. Ein Kribbeln rauscht durch meinen Körper, als sich unsere Münder sofort in völligem Einklang aufeinander bewegen. Als sie leise in den Kuss hinein seufzt, ziehe ich sie noch etwas näher an mich. Endlich ist das wahr geworden, nach dem ich mich schon seit Wochen sehne, endlich halte ich sie in meinen Armen und küsse sie.
**〜🦋〜**
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro