𝐭𝐰𝐨
Das heiße Wasser umspielte Jaemins Körper und weiß glitzernde Schaumblasen schwammen auf der Oberfläche, so dicht und die Konsistenz so fest, dass man eine Perücke formen könnte.
Er lag so tief im Wasser, sodass nur sein Kopf herausragte und auf dem Rand der Wanne lag und seinen Blick auf die weiße Wand gerichtet hatte. Seine Haare waren trocken und wellten sich leicht, während sanfter Wind von draußen hineinströmte.
Die Glastüre des Balkons vom Badezimmer stand offen, der weiße Vorhang in den Raum fliegend. Der Wind war warm, und einladend, als würde er nur darauf warten, dass sich jemand gegen ihn legte und die Kraft der Schwerelosigkeit erlebte.
Jaemin atmete die frische Brise ein, die in diesem Moment durch die Türe stob, doch erschrocken hob er den Kopf, als der Wind einen fremden süßen Duft mit sich brachte. Er drehte den Kopf, um nach draußen zu sehen, doch niemand war zu sehen.
»Hallo...?«, fragte Jaemin vorsichtig , trotz des warmen Wassers überzog Jaemins Körper eine Gänsehaut.
Einige Momente geschah nichts, dennoch löste Jaemin seinen Blick nicht von der offen stehenden Türe. Eine Gestalt erschien, wie aus dem Nichts.
Jaemin wollte schon den Mund öffnen, um zu schreien, dass seine Wachen in sein Zimmer stürzten, doch nach einem Bruchteil einer Sekunde erkannte er den unverkennbaren Körper, die unverkennbaren Augen und Lippen, auf denen ein Lächeln erschien, als Jaemins Gesicht bekannt gab, dass er wusste, wer er war.
»Jeno«, flüsterte Jaemin.
Jenos Gesicht war von keiner Maske halb verdeckt und sein schmales und scharfkantiges Gesicht mit dem kleinen Muttermal unter seinem rechten Auge raubten Jaemin den Atem.
»Es freut mich, Euch zu sehen«, sagte Jeno.
»Wie seid Ihr hier hinein gekommen?«
»Ich bin die Schlossmauer empor geklettert.«
Scharf zog Jaemin die Luft ein und setzte sich soweit auf, dass seine Schultern aus dem warmen Wasser ragten. »Das ist gefährlich, Ihr hättet sterben können!«
»Aber das bin ich nicht, sorgt Euch nicht.«
Jeno trat in den Raum und sah sich um sich, bis sein Blick wieder auf Jaemin lag.
Jaemin räusperte sich peinlich berührt und sah an seinen entblößten Schultern hinab auf den Schaum der Seifen auf dem Wasser schwimmend. »Tut mir leid- Ihr könnt es euch in meinem Zimmer gemütlich machen, bis ich mich zu Euch geselle.«
Jeno schüttelte verneinend den Kopf. »Es ist in Ordnung.« Beruhigend lächelte. »Mich stört es nicht.« Der Satz veränderte etwas in Jenos Augen und Lächeln, was Jaemin erröten ließ.
Langsam trat Jeno näher, kniete sich hinter Jaemin und strich ihm sanft durchs dichte Haar.
»Wurde heute Euer Vater bestattet?«, fragte Jeno zögerlich, nicht wissend, wie Jaemin auf seine Frage reagieren würde.
Jaemin sah einige Sekunden nur schweigend geradeaus, während er schwieg. »Ja«, sagte er schließlich und lehnte seinen Kopf langsam gegen Jenos Brust hinter sich.
»Wie wurde er ermordet?«, fragte Jeno, während er langsam Jaemins Haare um seine Finger wickelte.
»Man hat ihm seine Kehle durchschnitten. Als er gefunden wurde, hatte er schon zu viel Blut verloren, um noch etwas für ihn tun zu können.«
Jaemins Körper verspannte sich leicht, während er seine Arme aus dem Wasser hob und sie auf dem Rand der Badewann ablegte.
Jenos Hände lösten sich aus seinen Haaren und im Augenwinkel sah Jaemin, wie er sich langsam die Ärmel seines Hemdes bis zu den Ellbogen umkrempelte und seinen Händen somit mehr Betonung gab und seine muskulösen Unterarme freilegte.
Behutsam legte Jeno seine Hände auf Jaemins Nacken und strich anschließend hauchzart über seine Schultern seine Arme entlang. Jaemin erschauderte, als er Jenos lange und warme Finger auf seiner Haut spürte, elektrisierend langsam mehr Druck ausübte und abwechselnd seine Schultern mit seinen Handflächen und Fingern berührte oder seine Fingerkuppen so sanft über seine Arme streifen ließ, dass sich winzige Härchen aufstellten.
»Euer Körper ist verspannt. War der Tag sehr anstrengend, Eure Hoheit?«, fragte Jeno mit rauer Stimme in sein Ohr, die heißer als das Wasser war, in dem er lag und noch mehr Röte in seine Wangen sandte. Jaemin kniff seine Lippen und Augen zusammen, um diese Gedanken aus seinem Kopf zu bekommen und brachte auf Jenos Frage hin nur ein schwaches Nicken zu Stande.
»Ich werde in zwei Tagen gekrönt werden. Meine Mutter sagt, wir könnten es uns nicht erlauben, ohne einen König für eine zu lange Zeit zu sein, denn ohne mich gibt es keinen Nachfolger. Sie sagt, eine zu lange Zeit ohne König würde es den Rebellen einfacher machen, das Königshaus zu stürzen.«
»Wollt Ihr denn kein König sein?«, fragte Jeno, während er seine Finger über Jaemins Schulterblätter führte und darunter seine verspannten Muskeln bearbeitete.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Jaemin ehrlich. »Ich fühle mich nicht bereit dafür und auch nicht, als ob ich es je sein würde. Ich habe ihr vorgeschlagen, sie solle doch den Thron besteigen, doch sie war nicht begeistert.« Der Satz ging in ein angeschlagenes Flüstern über und er schloss die Augen.
Er ließ seinen Kopf in Jenos rechte Hand fallen, die seinen Kopf stützte, während seine andere Hand seinen Hals massierte. Jaemins Herz pochte schnell in seiner Brust, als er Jenos warmen Atem an seinem Nacken und seinen Körper hinter sich spüren konnte.
»Habt Ihr euch jemals schon überlegt, wegzulaufen aus diesem Palast, von dieser Pflicht?«
Jaemin nickte. »Doch ich werde es nicht tun. Ich habe hier so viele Menschen, die mir treu sind, die ich liebe, denen ich vertraue. Selbst wenn ich die Pflicht eines Königs nicht nachgehen möchte, so könnte ich die Menschen hier nie verlassen. Ich würde mich fühlen, als hätte ich sie betrogen, hintergangen und ich denke nicht, dass ich meine Vergangenheit zurücklassen könnte, die ich als Kronprinz verbracht habe. Manche vergangenen Geschehen kann man loslassen - soll man loslassen. Aber diese Tatsache könnte ich nicht zurücklassen. Aber ich muss nicht in der Lage sein, alles zu können.«
Jeno antwortete nicht darauf.
Einige Minuten sagte niemand etwas. Sie ließen die angenehme Stille auf sich selbst wirken, genossen die sanften warmen Brisen, der angenehme Sommerduft, der durch den Raum schwebte und Jaemins Seele beruhigte.
»Jeno?«
»Mein Prinz?«
»Wenn Ihr die Wahl hättet, wie Ihr zu sterben vermögt, wie würdet Ihr sterben wollen?«
Jeno schwieg und Jaemin wartete geduldig auf seine Antwort, die er mit jeder Sekunde aufgeregter erwartete.
»Ich würde verbrennen wollen.«
Diesmal hielt Jaemin seine Lippen verschlossen und er ließ die Antwort in seine Gedanken fließen.
»Warum ein solch schmerzhafter Tod?«, fragte Jaemin und Jenos Hände auf seinen Oberarmen kamen zu einem abrupten Stopp, bevor er langsam wieder anfing ihn zu massieren.
»Weil ich keinem anderen sinne.«
»Warum?«
»In meinem Leben habe ich schon zu viel Böses getan, Eure Hoheit«, sagte Jeno.
»Wer entscheidet, ob es Böses war, was ihr bis zu diesem Augenblick getan habt?«
»Jeder entscheidet für sich selbst, was Gut und Böse ist und alles, was dazwischen liegt. Aber sagt mir, wie würdet Ihr sterben wollen, wenn Ihr die Wahl hättet?«
Jaemin zögerte. »Ich würde vergiftet werden wollen. Ein Gift, was langsam und schmerzlos ist, eines, wo ich die letzten Worte mit dem Menschen austausche, der mich vergiftet hat. Ich möchte diesem Menschen in die Augen schauen und keine Reue in ihnen sehen.«
Daraufhin schwiegen sie wieder, bis tief in die Nacht in deren die einzigen Worte Jenos waren, so lange im Wasser zu liegen nicht gut für seine Haut wäre, bis Jeno sich wortlos mit einem sanften Lächeln verabschiedete und vom Balkon die Schlossmauer hinabstieg.
Jeno sah Jaemin noch am Balkon stehen in den dunklen, mit Sternen benetzten Himmel sehen.
Euer Wunsch sei mir Befehl, Eure Hoheit.
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