Prolog
Jungkook
Einsam...
Dieses eine Wort benötigt man, um mich zu beschreiben. Ich habe alles verloren, was mir wichtig war. Meine Eltern, meinen kleinen Bruder, meine Freunde, sogar meine Lebensfreude. Denke ich an meine Vergangenheit zurück, ist da nur diese verdammte Leere, Angst, Trauer und Schuld, vielleicht auch Hass auf mich selbst...
Sie fehlen mir so und ich fühle mich so allein gelassen, dabei bin ich doch derjenige, der seinen kleinen Bruder hat sterben lassen... Ich bin daran Schuld, dass er nicht mehr bei mir ist...
Ich beiße mir wie so oft auf meine bereits wunden und offenen Lippen und versuche die Tränen zu unterdrücken. Aber wie fast immer gelingt es mir nicht. Ich bin so ein Schwächling und nicht mal in der Öffentlichkeit schaffe ich es, mich zu beherrschen. Nur im Heim versuche ich niemandem zu zeigen, wie schlecht es mir wirklich geht, sonst steckt mich womöglich noch jemand in psychiatrische Behandlung und das ist wirklich das letzte, was ich jetzt brauche...
Auch wenn langsam der Verdacht aufkommt, dass irgendwas gewaltig mit mir schief läuft. Ich bin immer alleine, meine Augen sind regelmäßig rot und angeschwollen und ich wechsele dieses Jahr schon zum dritten Mal die Schule.
Ich lasse mich mit einem leisen Schluchzen rückwärts auf mein Bett fallen und verdecke mein Gesicht mit meinen Händen. Ich bin echt erbärmlich, ich schaffe es nicht mal, mich dazu zu überwinden, mich mit jemandem anzufreunden. Ich komme mit meiner Situation nicht klar, auch wenn der Tod meines kleinen Bruders schon über ein Jahr her ist. Seitdem bin ich hier,habe andauernd Panikattacken und Albträume.
Ein ehrliches Lächeln hat man bei mir in diesem Jahr auch nicht wirklich oft gesehen. Es fühlt sich so an,als hätte ich verlernt glücklich zu sein, was im Grunde genommen auch stimmt. Mich plagten in diesem Jahr so enorme Schuldgefühle,aber ich habe nie mit jemandem darüber gesprochen, wie es mir wirklich geht und was mit mir los ist. Die vom Heim wissen nur, dass ich knapp überlebt habe, als mein kleiner Bruder ums Leben kam und das ist alles. Meine Probleme überspiele ich meist mit einem aufgezwungen Lächeln, aber auch das fällt niemandem auf.
Ich wische mir meine Tränen weg, was allerdings sinnlos ist, denn es fließen weitere meine Wangen entlang und nehmen den Platz der Vorherigen ein und ein weiteres verzweifeltes Schluchzen verlässt meine Lippen. Ich will doch nur meine Familie zurückhaben. Ist das denn zu viel verlangt? Habe ich es vielleicht einfach nicht verdient glücklich zu sein? Ist es vom Schicksal so gewollt?
Das ist wahrscheinlich einfach nur die Strafe dafür, dass mein Bruder für mich durch die Hand dieses Psycho's gestorben ist, um mich zu retten... Ich hätte es nicht sein sollen, der das ganze überlebt. Er hätte ein Leben so viel mehr verdient als ich...
Ich setze mich auf und raufe mir meine Haare. Es fühlt sich so an, als würden mich diese Schuldgefühle von innen auffressen. Sie haben mich zu einem komplett anderem Menschen gemacht, ein Mensch, der nur noch an sich zweifelt und nicht mehr in der Lage ist, glücklich zu sein...
Ich hoffe, es geht ihm jetzt besser, dort wo er ist und dass er mir die ganze Sache verziehen hat und er vielleicht auch von da oben auf mich aufpasst...
Ich stehe auf und laufe langsam und mit zitternden Beinen zu meinem Fenster, welches die Aussicht auf einen Park freigibt. Ich setze mich auf das Fensterbrett und starre nach draußen in die Dunkelheit. Er hat es so sehr geliebt sich die Sterne anzusehen, aber ich hatte nicht die Möglichkeit seinem Wunsch danach oft genug nachzugehen...
Ich ziehe meine Beine nahe an meinen Körper und vergrabe mein Gesicht in meinen Knien. Meine Tränen durchnässen den Stoff meiner Jogginghose und ich kann mir auch ein weiteres Schluchzen nicht verkneifen. Warum tut das nur so weh..?
Ich schlinge meine Arme noch fester um meine Beine und bleibe eine Weile so sitzen. Meine Schultern beben durch das ganze Weinen und meine Augen brennen wegen der ganzen Tränen, die nach und nach schließlich doch versiegen. Ich hebe leicht meinen Kopf und stütze mein Kinn auf meinen Knien ab.
Ich starre ein Weile die Wand vor mir an, aus Angst, wieder anzufangen zu heulen, wenn ich wieder nach draußen in die sternenklare Nacht schaue. Irgendwann riskiere ich allerdings doch einen Blick nach draußen und er bleibt an den tausenden funkelnden Punkten hängen, die den schwarzen Himmel zieren. Sternenklare Nächte hat er geliebt...
In meinem Zimmer ist es stockdunkel und es herrscht eine Totenstille. Das einzige, was mein Bett, den Schreibtisch, den Schrank und den Teppich leicht erkennbar macht, ist das Licht der Sterne und des Mondes. Mir entkommt ein leichtes Seufzen und ich lockere den Griff um mich selbst etwas. Wie gerne würde ich doch mal wieder von jemandem in den Arm genommen werden. Die Wärme des anderen spüren und vielleicht auch ein bisschen Liebe für mich darin erkennen...
Ich schlucke schwer und wende meinen Blick schließlich wieder vom Himmel ab, da ich merke, wie es mich wieder so unendlich traurig stimmt, diesen anzusehen.
Mit gesenktem Kopf rutsche ich wieder vom Fensterbrett und laufe in mein kleines Bad und schalte dort das gedimmte Licht an. Mein Abbild im Spiegel über dem Waschbecken erschreckt mich inzwischen auch nicht mehr. Ich trete etwas näher und mustere mein Gesicht.
Meine schwarzen Haare hängen mir strähnig in die Stirn und verdecken leicht meine verheulten braunen Augen. Meine Augenringe sind klar und deutlich zu erkennen, genau wie meine Erschöpfung. Außerdem haben sie jeglichen Glanz verloren, den ich in den Augen von anderen Leuten erkennen kann. Dieser ist in meinen Augen längst erloschen und eine unglaubliche Leere ist in ihnen erkennbar. Das einzige was sie ausstrahlen: Trauer und Schmerz.
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(So sieht Kookie ungefähr aus.)
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