Chap 72: Endless waiting for the indefinite
Yoongi
Fest drücke ich die Hand von Jimin fester und streiche mit dem Daumen leicht über seinen Handrücken, um ihn zu beruhigen. Seitdem Tae uns vorhin erzählt hat, was sie vorhaben und dass Namjoon der Gehilfe von Saiko also Hoseok ist, ist Jimin in sich gekehrt und hat kein Wort mehr gesagt. Er hat lediglich Tae in den Arm genommen und sonst saß er einfach nur teilnahmslos da und hat vor sich hin gestarrt. Ich habe die ganze Zeit über versucht, zu ihm durchzudringen, aber mehr als ein leises „Hm" hat er nicht von sich gegeben.
Das hat sich auch auf dem Weg zu der Lagerhalle, vor der wir uns jetzt befinden, nicht geändert und ich mache mir auch Sorgen um meinen kleinen Mochi, aber ich will ihm nicht zu nahe treten... Das habe ich in letzter Zeit gelernt, dass Jimin seine Zeit braucht und von alleine kommt, wenn er bereit dazu ist, zu reden. Deshalb bin ich einfach nur für ihn da und lasse meine Gedanken etwas abdriften. Sie stoppen wieder bei unserer momentanen Situation... Wie sollte es auch anders sein...
Normalerweise bin ich ein Mensch, den das alles nicht jucken würde, aber wenn ich ehrlich bin, merkt man mir meine Unruhe auch deutlich an. Jungkook hat zwar nicht so sonderlich viel mit mir zu tun. Wir hatten zwar seit Tae und er in einer Beziehung sind, etwas mehr Kontakt, aber wir sind lediglich befreundet. Klar mache ich mir auch irgendwie Sorgen, aber ich will mir gar nicht ausmalen, wie es grade in Tae aussieht. Wäre Jimin an der Stelle von Jungkook, ich würde durchdrehen. Ich würde sofort in das Gebäude reinstürmen und mir einen Weg zu ihm verschaffen. Ich würde keine Sekunde zur Ruhe kommen, bis er wieder bei mir wäre... Und genau so sieht es jetzt sehr wahrscheinlich auch in Tae aus...
Er läuft immer wieder hin und her, seine Hände ballen sich immer wieder zur Faust und öffnen sich dann langsam wieder. Seine Kiefer stechen scharf hervor und seine Stirn ist etwas gerunzelt. Seine Anspannung ist deutlich sichtbar und spürbar und auch seine Erschöpfung, die mit den letzten Tagen verbunden ist, ist ihm deutlich anzusehen. Aber ich kann nicht sagen, dass jemand von uns auch nur ansatzweise besser aussehen würde... Diese Situation hat an unser aller Nerven gezehrt... Desto erleichterter bin ich, wenn Jungkook hier durch die Tür kommt, lebendig... Hoseok in Handschellen und Namjoon... Ich weiß echt nicht, was ich glauben soll oder nicht, aber wären wir hier, würde er Jungkook wirklich etwas böses wollen? Vermutlich nicht und das ist auch die einzige Chance, die geblieben ist... Namjoon zu vertrauen...
Während ich Tae beobachte, merke ich, wie leicht etwas an meiner Jacke zieht. Beziehungsweise nicht etwas sondern jemand. Ich wende Jiminie meinen Blick zu und schenke ihm ein kleines Lächeln, auch wenn mir nicht wirklich danach zumute ist. Er erwidert meinen Blick etwas unsicher und knabbert leicht auf seiner Unterlippe herum.
„Nicht..", flüstere ich leise und streiche mit meinem Daumen vorsichtig über seine vollen Lippen. Er wirkt so klein und zerbrechlich, sodass ich fast Angst habe, ihn mit meiner sanften Berührung zu verletzen, was natürlich nicht der Fall ist. Er schließt leicht seine Augen und genießt meine sanften Streicheleinheiten, die ich an seiner Wange fortsetze. Ich beobachte ihn mit deutlicher Besorgnis, die er wahrscheinlich auch in meinen Augen erkennen könnte, würde er seine öffnen und mit mir Augenkontakt aufbauen.
„Jiminie..?", frage ich leise, in der Hoffnung, er würde mit mir reden, aber er lässt vorerst seine Augen geschlossen und seufzt leise. Ich mustere sein Gesicht genau, aber grade kann ich daraus nicht lesen, was er denkt... Was ihn die ganze Zeit schon so fertig macht, dass er so still ist. Die Situation ist schrecklich... Ja... Aber vor ein paar Tagen, hatte er noch vor, denjenigen umzubringen, der dafür verantwortlich ist. Das Verhalten gerade passt nicht zu Jimin... Er ist nie still... So kenne ich ihn nicht...
Er seufzt nochmal, bevor er so leise, dass selbst ich es kaum verstehen kann, anfängt zu sprechen: „Guck nicht so... Alles ist gut. Ich bin grade nicht derjenige, um den du dir Sorgen machen musst... Es ist nur..."
Er macht eine kleine Pause und scheint zu überlegen, ob er das Gesagte überhaupt fortführen soll. Diese Entscheidung nehme ich ihm allerdings ab. Ich nicke ihm zustimmend zu und schenke ihm ein kleines Lächeln, was ihm etwas Mut machen soll. Das klappt zum Glück auch: „Es ist nur so, dass wir Hoseok und Namjoon schon so lange kennen und jetzt stellt sich einfach heraus, dass der eine Saiko und der andere dessen Helfer ist... Ich hätte die beiden nie so eingeschätzt, Hoseok zum einen nicht, weil er wie die glückliche, loyalste Person rüberkommt, die es gibt und zum anderen, weil er Gefühle für Tae hat... Aber wie kann man, wenn man eine Person liebt, sie so sehr quälen... Dadurch kommt die Person doch auch nicht mit ihm zusammen, vor allem nicht, wenn er Taes große Liebe umbringt... Oder er ist einfach so versessen in seinen Plan, dass er das gar nicht sieht... Oder ihn interessiert schlichtweg einfach nur seine Rache, weil er Jungkook damals nicht töten konnte... Ich verstehe es nicht... Und Namjoon... Er könnte keiner Fliege was zuleide tun, ist hilfsbereit und um jeden besorgt. Er ist eigentlich durch und durch ein guter Mensch... Es mag naiv sein, ihm zu glauben, ja... Aber ich vertraue ihm... Yoongi, wir kennen ihn schon so lange... Ich spüre irgendwie, dass Namjoon nicht lügt... Welchen Grund hätte er dann, uns auch mit hier her zu bringen..? Damit riskiert er auch sein Leben, denn wenn Hoseok das rausbekommt, ist Namjoon ganz schnell einen Kopf kürzer... Aber er will das richtige tun... Ich habe es im Gefühl... Aber das alles macht mich einfach so unglaublich fertig... Jeder anderen Person hätte ich es zugetraut, aber nicht unseren ,Freunden'. Und bei jeder anderen Person hätte es mich nicht gejuckt, was die Polizei mit ihnen macht. Es wäre mir egal, aber jetzt ist da ein riesiges Fragezeichen und ich will wissen, warum...", ich nehme Jimin in den Arm und streiche ihn leicht über den Rücken, während ich mir genauer durch den Kopf gehen lasse, was er grade gesagt hat. An einer bestimmten Stelle stocke ich und schaue geschockt auf meinen Freund. Hoseok liebt Tae..?
„Warte... Was? Hoseok liebt Tae. Wie... Wie kommst du denn bitte darauf? Das ist doch Wahnsinn und totaler Schwachsinn... Das kann doch nicht sein... Woher weißt du das?", tatsächlich etwas geschockt schaue ich zu meinem Freund. Hoseok... Verliebt in Tae? Wenn das wirklich so ist, dann weiß Tae definitiv nichts davon und das ist wahrscheinlich auch besser so. Er würde ausrasten, da bin ich mir sicher und das können wir grade echt nicht gebrauchen... Aber woher weiß Jimin das dann bitte..? Hätte ich Angst haben müssen, dass ihm auch was passiert wäre, wenn Hoseok heute nicht eingeknastet werden würde?
„Keine Sorge Yoongi, ich hab es nur durch Zufall bemerkt. Wenn wir mit Tae im Café waren, habe ich oft gesehen, wie Hoseok Tae beobachtet hat. Ja ich weiß, ich weiß, das beweist überhaupt nichts. Aber er hat ihn schon fast mit Herzchenaugen angestarrt und irgendwie... sehnsuchtsvoll. Ich kann mich natürlich auch geirrt haben... Aber eigentlich ist das ja auch nebensächlich. Zwischen den beiden ist nie was gewesen und wird auch nie etwas sein. Und ich glaube, Tae wäre nicht mal ansatzweise davon begeistert. Wichtig ist jetzt, dass alles wieder ins Lot kommt", er seufzt leise auf und lehnt sich gegen meine Schulter. Ich brumme zustimmend, während ich einen Arm um ihn lege. Das was Jimin mir da grade erzählt hat, ist mir nicht einmal ansatzweise aufgefallen. Aber bei solchen Sachen bin ich dann wohl doch zu unaufmerksam. Ich habe es damals nicht mal bei Jimin gecheckt, dass er mich auch immer so angeschaut hat... Darüber sollte ich mir aber jetzt keine Gedanken machen. Es gibt eindeutig wichtigere Sachen, als Hoseoks Gefühle für Tae. Von mir aus kann er an seinen Gefühle verrecken...
Aber mal ehrlich, wie lange müssen wir hier noch stehen, bis irgendwas passiert? Wo bleibt die Polizei? Und ist es eher ein gutes oder schlechtes Zeichen, dass man von da drinnen nichts mitbekommt? Ich hab kein Plan, auch nicht, wie lange wir hier schon stehen, aber eindeutig schon viel zu lange. Das scheint Tae auch so zu sehen, als er mit seinem hin und her Laufen stoppt und zu uns und Jin neben uns schaut, der die ganze Zeit noch nichts gesagt hat und ähnlich wie Jimin in seinen Gedanken versunken zu sein scheint.
„Wenn die in fünf Minuten noch nicht da sind, gehe ich da alleine rein und hole Kookie da raus! Ich halte das nicht mehr aus. Keine Sekunde länger!", macht er uns klar. Ich kaue mir etwas auf der Lippe rum und nicke es aber zustimmend ab. Ich werde Tae unterstützen, das haben Kookie und er verdient, dass wir uns jetzt für sie einsetzen. Und auch Jimin und Jin scheinen meiner Meinung zu sein. Sie stimmen ihm zu, doch bevor noch jemand etwas sagen kann, hört man, das klirren von Metall.
Jimin zuckt stark zusammen, während mein Blick förmlich zu der Tür der Halle fliegt und sich darauf heftet. Hatte ich nicht grade noch gemeint, dass ich mir wünsche, dass irgendwas passiert? Hatte mich tatsächlich jemand erhört? Wie gebannt starre ich auf den Eingang zu der Lagerhalle. Wer ist das und was erwartet uns jetzt..? Werden wir jetzt sterben? Die Tür öffnet sich leicht nach innen, während ich die Luft anhalte und Jimin etwas näher an mich drücke. Langsam kann man die Silhouette einer Person erkennen, weshalb ich unbewusst den Griff noch mehr verstärke... Wenn das Hoseok ist, sind wir verloren...
Die Zeit scheint wie in Zeitlupe zu vergehen, bis die Person sich von der Tür löst und auf schwankenden Beinen nach draußen stolpert. Erleichtert atme ich auf, als ich feststelle, dass es nicht Hoseok ist. Doch wer ist dieser schwarzhaarige Junge? Er schwankt etwas auf uns zu. Jedoch geben nach einigen Schritten, seine Beine unter ihm nach und er sackt in sich zusammen. Ich bin der Erste, der sich aus seiner Starre löst und laufe auf ihn zu. Er wirkt komplett kraftlos und zittert am ganzen Körper. Langsam lasse ich mich vor ihm ebenfalls auf den Boden sinken. Jetzt wo ich etwas näher an ihm dran bin, erkennt man deutlich, wie unterernährt er ist, seine Klamotten hängen in Fetzen an seinem Körper herunter und seine Schultern beben stark.
„Wer bist du..?", frage ich vorsichtig. Er kennt mich natürlich nicht und wirkt komplett verschreckt.
„I-Ich b-bin A-Aiko...", murmelt er weinerlich. Erschöpft hebt er den Kopf und erst jetzt erkenne ich, dass er weint und bei dem Anblick seiner trüben Augen, die von dunkelgrauen Schatten umrandet sind, ziehe ich scharf Luft ein... Seine Augen spiegeln Panik, Trauer und Schmerz wider... Er scheint seelisch gebrochen... Aber auch körperlich komplett am Ende zu sein...
„I-Ich flehe e-euch a-an... H-Holt K-Kookie d-da r-raus... E-Er i-ist n-noch d-da drin... U-Und... B-Bitte h-holt i-ihn d-da r-raus... E-Er d-darf n-nicht sterben..."
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