Chap 51: Fear from fading
Jungkook
Meinen Kopf tief im Kissen vergraben, liege ich auf der Couch von Jin und weiß absolut nicht, was ich tun soll. Seit Tagen oder auch Wochen habe ich nicht mehr so schlecht geschlafen wie diese Nacht. Kopfschmerzen, Lustlosigkeit und die Bilder von gestern plagen mich. Immer wenn ich an gestern denke, zieht sich mein Herz zusammen und wird im gleichen Atemzug von einem warmen Kribbeln abgelöst. Tae hat mich angerufen... Ich bin ihm doch irgendwie wichtig und er distanziert sich nicht von mir wegen dieser beschissenen Narbe.
Lange habe ich gestern noch nachgegrübelt, was ich tun soll. Um ihm eine Nachricht zu schreiben, war ich irgendwie zu unsicher... Außerdem wollte ich ihn auch nur ungern wecken, aber eigentlich hätte er sich sicher gefreut, hätte ich eine Nachricht geschickt...
Auf einmal ist es irgendwie so komisch zwischen uns gewesen... Ist zwar größtenteils auch meine Schuld, weil ich erstens so dumm war und nicht mitgedacht hab und zweitens habe ich ihn nicht mehr an mich rangelassen und wollte einfach nur noch weg. Ich bin so dumm, aber mir hätte doch eigentlich klar sein müssen, dass ich so reagieren würde. Ich bin so unendlich dumm...
In dem Moment hat einmal nicht die unsichere Seite aus mir gesprochen. Ich war wie benebelt durch die Müdigkeit und die Kälte und irgendwie war es einfach verlockend, sich von Tae helfen zu lassen. Er ist mein fester Freund... Und meine Reaktion war definitiv auch übertrieben, auch wenn es mich echt verletzt hat, wie er sich nicht getraut hat die Narbe anzufassen oder mich in die Arme zu nehmen... Ich habe ihn aber mindestens genauso verletzt, weil ich einfach weggerannt bin...
Aber was habe ich bitte erwartet, natürlich wären wir irgendwann auch weitergegangen und was dann? Dann hätte er es auch gesehen und es mir nie verziehen, wenn ich es ihm vorher nie erzählt habe... Egal, wie ich es mache, entweder für Tae oder für mich wäre das ganze im Endeffekt eh nicht schön gewesen, aber das gestern hätte ich echt nicht tun sollen... Das war so ein wahnsinnig dummer Fehler...
Aber eigentlich kann ich nicht verlangen, dass er mir danach um den Hals fällt und sich bedankt, dass er durch Zufall den Schlüssel zu meiner Vergangenheit gefunden hat, das ist nicht mein Recht und ich kann nicht erwarten, dass Tae darauf Luftsprünge macht, aber ich war einfach überfordert und mir war irgendwie einfach alles zu viel... Ich hatte ja noch nicht einmal den Mumm, es ihm selbst zu sagen... Aber das kann ich leider jetzt nicht mehr ändern...
Ich muss mich bei ihm entschuldigen... Schon wieder... Und ich weiß echt nicht, wie er das annehmen kann... Wie er so viel Verständnis für mich aufbringen kann. Aber, dass es Tae wegen mir gestern Abend dreckig ging, das verzeihe ich mir so schnell nicht... Ich bin so ein verdammter Idiot... Und Tae liebt mich trotz dessen. Das hat er schon gesagt, als ich noch bei ihm war und ich hab das gar nicht für voll genommen, aber er meinte das vollkommen ernst und ich Vollhorst checke es einfach nicht... Er denkt bestimmt, ich würde ihm nicht vertrauen und dass das alleine seine Schuld war... Aber das stimmt nicht... Ich bin schuld...
Ich schlage mir mein Kissen gegen den Kopf, um mich dann wieder darauf sinken zu lassen und meine Hand an meine Stirn zu legen. Wie gerne würde ich jetzt einfach nochmal für ein paar Stunden schlafen. Mit Minuten wäre ich auch schon zufrieden, aber ich bin grade einfach so extrem k.o. Aber ohne Tae geht das nicht...
Ich wünschte, Tae wäre hier... Ich vermisse es, mit ihm zu kuscheln und ich bereue es jetzt so sehr, gestern gegangen zu sein. Zum einen, weil ich ihn halt so verletzt hab und zum anderen, weil ich ihn so sehr vermisse und er mir so wichtig ist. Ich habe ihn nach der Aktion eigentlich gar nicht mehr verdient... Und trotzdem bemüht er sich so sehr...
„Kookie? Wieso bist du denn schon wach?", kommt es aus Richtung Treppe, weshalb ich stark zusammenzucke und Jin erstmal meinen Blick zuwende. Er kommt auf mich zu und lässt sich auf dem Rand der Couch nieder. Ich seufze leise und massiere meine Schläfen, in der Hoffnung die Kopfschmerzen würden dadurch verschwinden, aber das ist mir natürlich nicht vergönnt.
Ich halte meine Augen geschlossen und murmele: „Hab nicht gut geschlafen."
Mehr antworte ich darauf nicht, denn logischerweise waren wieder Albträume an meiner Schlaflosigkeit schuld. Aber dieses Mal nicht von Jihoon sondern von Tae.
Immer wenn ich mal wieder eingeschlafen war, waren wir beiden zusammen, glücklich. Und dann hat er meine Narbe entdeckt und hat sich von mir entfernt. Hat mich geschockt angesehen und ist zurückgewichen, wenn ich ihm näher kam, bis er irgendwann einfach verblasst war und ich auf einmal in irgendeinem dunklen Raum stand und dann erklang dieses Lachen. Saikos Lachen... Als wäre es immer noch eine Genugtuung, mich leiden zu sehen, obwohl er nicht weiß, wo ich bin...
„Hey... Kookie... Was ist denn los, rede mit mir...", kommt es von Jin, der mich besorgt anschaut und erst jetzt merke ich, dass Tränen über meine Wange rollen. Diese Vorstellung ist so grässlich und ich will Tae einfach nur zurück... Ich wünsche mir so sehr, er wäre jetzt hier...
Ich lege meinen Kopf zurück auf das Kissen und streiche mir die Tränen wieder weg, bevor ich zu Jin schaue.
„Hat Tae noch irgendwas gesagt gestern..?", frage ich hoffnungsvoll. Ich hoffe ja darauf, dass er mich sehen will. Weil ich ihn genauso wie er mich vermisst.
Jin schaut mich überrascht und unsicher an: „Er will heute Vormittag vorbeikommen und mit dir reden.."
Sofort setze ich mich wieder auf und schaue ihn aus einer Mischung aus Überraschung, Freude und vielleicht auch etwas Angst an. Aber in erster Linie bin ich froh. Unendlich glücklich ihn in wenigen Stunden wieder in den Arm nehmen zu können. Ich will ihn dann nie wieder loslassen...
„Wirklich..? Du verarschst mich jetzt nicht... Oder..?", flehend schaue ich ihn an. Wenn das jetzt nicht ernst war, dann weiß ich nicht, was ich tun soll.
„Ja wirklich... Kookie, was auch immer vorgefallen ist. Tae gibt dir keine Schuld. So wie es klang, kann er deine Reaktion auch irgendwie verstehen. Mach dir keine Sorgen, er wird froh sein, dich zu sehen und zu wissen, dass es dir gut geht."
Er lächelt mich an und ich schwinge meine Beine von der Couch, mit so viel Schwung, dass ich fast runterfalle, was Jin dazu bringt, mich auszulachen. Leicht schmollend schaue ich ihn an. Ich freue mich doch nur so sehr...
„Was hältst du davon, wenn wir vorher noch frühstücken gehen. Mein Freund arbeitet in einem Café und sie haben jetzt schon geöffnet. Es ist immerhin erst halb sieben und bis um acht wird Tae, denke ich, nicht hier sein. Was hältst du davon?", fragt er, woraufhin ich kurz überlege, aber dann doch einwillige. Wenn ich ehrlich bin, hab ich schon Hunger und Tae ist eigentlich ein Langschläfer... Und ich denke, er würde, selbst wenn er jetzt auch schon wach ist, später kommen, einfach weil er auf mich Rücksicht nehmen will...
Ich nicke leicht mit meinem Kopf und meine wirr liegenden Haare fliegen etwas durch die Gegend, sodass sie mir vor den Augen hängen. Ich schiebe sie zur Seite und stehe dann auf.
„Jetzt gleich?", frage ich. Schulternzuckend richtet sich Jin neben mir auch auf und zuckt grinsend mit den Schultern. Etwas verwirrt schaue ich an mir runter und realisiere, dass die Klamotten, die ich grade anhabe nicht unbedingt geeignet sind, um in ein Café zu gehen bzw. sich allgemein nicht in der Öffentlichkeit sehen zu lassen.
„Ähm... sind meine Sachen vielleicht schon trocken?", frage ich ihn und schaue an mir runter. Sind das seine Klamotten, die ich trage? Wahrscheinlich schon. Sie passen mir nicht wirklich und pink ist auch nicht so meine Farbe. Da trage ich dann doch lieber die Shirts von Tae... Sie riechen so schön nach ihm und ich kann mich so schön hineinkuscheln.
„Deine normalen Klamotten dürften trocken sein, aber deine Jacke, das wird bisschen schwierig sein. Die ist viel zu dick", er zuckt mit den Schultern und bedeutet mir, ihm zu folgen. Wir laufen die Treppe nach oben zurück ins Badezimmer, wo meine Klamotten hängen, die gestern noch komplett durchnässt sind. Zum Glück sind sie tatsächlich getrocknet, aber es würde mich echt nicht wundern, wenn Jin sie in den Wäschetrockner geworfen hätte. Anders wäre es schwer geworden.
„Ich hoffe, du kannst damit leben, wenn ich dir eine Jacke leihe. So kannst du definitiv nicht gehen."
„Das ist echt lieb von dir... Aber ich brauche eigentlich keine...", Jin unterbricht mich aber, bevor ich weiterreden kann.
„Nein, bestimmt nicht, es ist eh ein Wunder, dass du bis jetzt noch nicht von gestern krank geworden bist... Du ziehst eine Jacke an. Ich hab Tae versprochen, ich passe auf dich auf, solange er das nicht macht und jetzt los. Zieh dich an", er läuft zur Tür und verschließt sie hinter sich, damit ich gar nicht erst noch versuchen kann, zu widersprechen. Tae meinte, Jin soll auf mich aufpassen? Leicht fange ich tatsächlich an, zu lächeln, weil er sogar das auf Jin übertragen hat, weil ich ihn nicht an mich rangelassen hab. Verträumt schaue ich durch das Bad, bis mein Blick auf meine Sachen fällt und ich danach greife. Ich rieche an meinem Shirt, was eigentlich von Tae ist, aber leider hat es seinen Geruch längst verloren... Schade...
Seufzend wechsele ich meine Klamotten und schaue mich im Spiegel an, welcher über dem weißen Waschbecken, welches in einen weißen Schrank eingelassen ist, hängt.
Und wenn ich mich jetzt so anschaue, muss ich feststellen, dass ich echt schrecklich aussehe. Augenringe bis zu den Füßen in Verbindung mit geschwollenen Augen und einem blassen Gesicht. Alles in allem sehe ich mehr tot als lebendig aus... Ich hoffe einfach mal, dass es keinen juckt, wie ich aussehe. Aber wirklich wohl fühle ich mich nicht damit, dass Tae mich so sehen muss... Meine Haare sind auch eine einzige Katastrophe. Mit meinen Händen versuche ich, sie etwas in Form zu bringen, damit ich wenigstens annähernd tauglich für die Öffentlichkeit bin.
Schließlich lasse ich es dann einfach sein, weil ich merke, dass es das nicht unbedingt besser macht, bevor ich einfach etwas frustriert das Bad verlasse. Egal...
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