Chap 21: Surprise
Jungkook
Ich sitze alleine auf dem Schulhof, meinen Kopf gegen einen Baum gelehnt und Gedankenverloren knabbere ich an meinem Apfel herum.
Das gestern hat mich alles so sehr verwirrt, es hat mir irgendwie gefallen, mehr über Taehyung zu erfahren, auch wenn er sich vermutlich mehr Antworten von mir erhofft hat.
Aber ich bin nicht der Mensch, der sich anderen sofort öffnet...
Ich schaue nach oben in die Baumkrone und seufze leise. Eins weiß ich jetzt schon, wenn Taehyung irgendwann einfach so wieder verschwindet, weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich merke, dass er das, was er gesagt hat, echt ernst meint und er glaubt daran, dass ich es schaffen kann. Und ich wünsche mir das auch. Aber ohne seine Hilfe wird das nie was, auch wenn es so auch ewig dauern wird...
Meine Hand wandert zu meiner Brust und krampft sich dort leicht zusammen. Ich weiß genau, was sich dort befindet. Ich wünschte, es wäre nicht da und würde mich nicht jeden Tag daran erinnern...
Diese Narbe wird für immer und ewig da prangen und mich markieren...
„-Kook? Jungkook?! Ist alles in Ordnung?", fragt mich eine tiefe Stimme und reißt mich somit aus meinen unschönen Gedanken.
„Hm? Ähm... Ja. Ja, mit mir ist alles in Ordnung...", ich schaue überrascht zu ihm und lasse meine Hand sinken. Er mustert mich skeptisch, aber gibt es dann doch auf, als nichts anderes von mir kommt.
„Du hast nicht reagiert und sahst irgendwie sehr verkrampft aus...", meint Taehyung und ich schaue ihn etwas perplex an. Hatte ich das echt nicht gemerkt und vor allem, was macht er überhaupt hier? Sollte er die Pause nicht eigentlich mit Jimin und so verbringen?
„Ich wollte fragen, ob du vielleicht mit zu unserer kleinen Gruppe kommen willst?"
Ich wende den Blick unsicher ab und schüttele nur mit dem Kopf, während ich meine Hände in meinen Schoß sinken lasse. Eigentlich ja schon, aber ich habe Angst, dass mich die anderen nicht mögen...
„Nein... Danke", unterstütze ich die Geste noch mit Worten. Vielleicht könnte ich mich irgendwann zu ihnen setzen, aber wann dieses Irgendwann ist, weiß ich momentan noch nicht.
„Schade... Bist du dir sicher?", versichert er sich, woraufhin er nur wieder ein Nicken meinerseits erhält. Ich halte meinen Blick immer noch gesenkt und traue mich nicht, meinen Kopf zu heben.
„Naja... Wenn du nicht willst, zwinge ich dich nicht dazu, aber ich habe eine kleine Überraschung für dich nach der Schule. Ich hoffe, du hast Zeit?", fragt er und jetzt schaue ich doch mehr als verwirrt in sein Gesicht. Hat er grade „Überraschung” und „für mich" in einem Satz gesagt?
Er lächelt mich leicht an, während ich ihn mit riesigen Augen anstarre. Meint er das ernst oder ist das nur ein Scherz?
„Meinst... d-du das w-wirklich e-ernst?", meine Stimme zittert leicht, woraufhin er mich nur breiter anlächelt und dann nickt. Wieso macht er sowas für mich? Wir haben gestern das erste Mal richtig miteinander geredet... Und jetzt schon eine Überraschung? Was für eine?
„Wieso..?", frage ich ihn unsicher, woraufhin er mich fragend ansieht, „Na... Wieso... hast du eine Überraschung für mich... Ich hab das doch gar nicht verdient...", nuschele ich leise und wende wieder meinen Blick ab. Wieso ist er so nett zu mir... Er hat was besseres verdient, als sich um mich zu kümmern...
„Na, weil ich dir helfen will. Du hast es dir doch nicht doch noch anders überlegt?", fragt er mich verwirrt und ich spiele leicht nervös mit meinen Fingern.
„Naja... Nein... Aber ich verstehe nicht, wie du so zu mir sein kannst. Ich hab sowas gar nicht verdient...", flüstere ich, woraufhin er sich neben mich sinken lässt und mir eine Hand auf den Arm legt. Ich starre wie paralysiert auf die Hand, die sich warm um meinen Arm schmiegt.
„Jungkookie... Hör auf, das zu sagen. Du hast es nicht verdient, dass du mit deinen Problemen alleine bist. Und es ist nur eine kleine Überraschung. Sag schon ja, bitte", fleht er mich an und drückt meinen Kopf nach oben, damit ich in sein Gesicht sehen muss.
Er schaut mich so extrem niedlich an, dass ich gar nicht anders kann, als einzuwilligen.
„Na gut... Aber ich weiß nicht, wie ich mich revanchieren soll...", flüstere ich leise, aber er schüttelt nur energisch mit dem Kopf.
„Das musst du auch gar nicht", versucht er mich zu überzeugen.
„Aber..."
„Nein, kein Aber", unterbricht er mich und ich schaue weg.
Ich werde einfach ruhig und starre auf einen Punkt vor mir. Ich fühle mich aber jetzt schon so, als wäre ich ihm etwas schuldig. Falls er es wirklich schaffen sollte, dass ich meine Leben irgendwie wieder genießen kann, weiß ich nicht, wie ich mich dann je bei ihm bedanken könnte...
„Hey, jetzt hab doch kein schlechtes Gewissen, solange du dich darüber freust, reicht mir das vollkommen", er drückt meinen Arm etwas stärker und ich nicke kaum merklich.
„Okay... Dann... freue ich mich auf heute Nachmittag", murmele ich und überlege schon jetzt, was das werden könnte, aber weiter nachfragen wollte ich jetzt auch nicht. Das werde ich dann gleich schon sehen...
[...]
Nach der Stunde warte ich unruhig am Schultor auf Taehyung. Ich halte meinen Kopf gesenkt, um den Blicken der anderen Schüler auszuweichen, von denen ich das Gefühl habe, komisch angeschaut zu werden. Aber ich will ihre Blicke nicht sehen. Sie sind bestimmt abwertend...
Ich kaue leicht nervös auf meiner Lippe herum und knete meine Hände, was mich irgendwie etwas beruhigt.
Ein paar mir bekannte Schuhe tauchen in meinem Sichtfeld auf und ich hebe zaghaft meinen Kopf, um in Taehyungs lächelndes Gesicht zu schauen.
„Hey Kookie", begrüßt er mich und bleibt neben mir stehen.
„Hey T-Tae...", gebe ich leise zurück, woraufhin er leise auf quietscht. Ich sehe ihn überrascht an.
„Was war denn jetzt?", frage ich leicht überfordert. Ich hab grade echt keine Ahnung, was ich damit anfangen soll.
„Du warst nur grade so ultra niedlich", gibt er zurück und dieser Satz reicht, um mir die Röte ins Gesicht zu treiben. Meine Wangen glühen förmlich und ich vergrabe schnell mein Gesicht hinter meinen Händen.
„Sag sowas nicht...", nuschele ich. Tae zieht meine Hände von meinem Gesicht und lächelt mich warm an, weshalb ich dieses Lächeln anstarre. Es wirkt so schön und so echt und so glücklich. Und es passt echt gut zu ihm.
„Kookie? Du starrst", grinst er mich an und ich senke peinlich berührt mein Gesicht. Warum muss er das auch noch merken...
„Das... war doch nur weil... dein Lächeln...", versuche ich mich zu rechtfertigen.
„Ja? Was ist denn damit?", ich kann das Lächeln aus seiner Stimme heraushören.
„Dein Lächeln ist so schön... Es wirkt so glücklich. Dein ganzes Gesicht strahlt dabei und... es wirkt so echt und ernst gemeint..."
Ich lächele leicht traurig und weiche seinem Blick weiter aus. Aber auch ohne, dass ich ihn ansehe, kann ich mir Taes Reaktion vorstellen.
„Hey Kookie, sieh mich an", fordert er mich auf, aber ich komme seiner Aufforderung nur zögerlich nach.
„Hey, sei nicht traurig... Aber du hast recht, das Lächeln war ernst gemeint und weißt du auch, wer dafür verantwortlich war?", fragt er, aber ich schüttele nur mit dem Kopf.
„Na du. Ich habe wegen dir gelächelt", meint er sanft und schaut mich wieder mit diesem schönen Lächeln an. Er hat wirklich wegen mir gelächelt..?
„Hey guck nicht so ungläubig, aber vielleicht schaffe ich es ja auch, dir ein kleines Lächeln auf die Lippen zu zaubern mit meiner Überraschung."
„Was ist es denn?", frage ich jetzt doch etwas neugierig, was ihm zu gefallen scheint.
„Das wirst du sehen, wenn wir da sind. Wollen wir langsam los? Jimin wartet schon."
Jimin? Was hat er denn jetzt damit zu tun?
Ich schaue Tae verwirrt an, aber nicke dann, weshalb er mich am Arm mit sich zieht. Ich folge ihm einfach und konzentriere mich darauf, nicht hinzufallen, da er ganz schön schnell läuft.
„Wohin gehen wir denn?", will ich wissen, aber Taehyung schweigt einfach weiterhin, weshalb ich es dann lasse, nachzufragen, weil er mir keine Antwort geben wird.
Nach einiger Zeit laufen wir auf ein recht hohes Hochhaus zu, welches wir dann auch betreten. Drinnen angekommen, schaue ich mich um und realisiere, wo wir sind. Aber... Ich kann nicht mehr tanzen... Und dann auch noch vor Taehyung, nein...
Ich fange leicht an zu zittern, was Tae dann auch mitkriegt, weil seine Hand immer noch an meinem Arm liegt.
„Hey, was ist denn los?", fragt er mich leicht besorgt und schiebt mich zu einem der grünen Sessel in der Eingangshalle.
„Ich... Ich kann das nicht... Ich kann nicht mehr tanzen...", flüstere ich leise und senke wieder meinen Kopf, damit er die Tränen nicht sehen kann, die in meine Augen treten...
Ich will ja so gerne, aber ich kann das nicht mehr... Nicht mehr so gut wie früher...
„Hey... Ich bin mir sicher, dass du es noch kannst... Ich würde dich dabei echt gerne beobachten. Und du brauchst dich nicht zu schämen, du bist bestimmt großartig", versucht er mich zu überzeugen. Ich will eigentlich nicht, dass er mich dabei beobachtet, aber er hat sich so viel Mühe gegeben, mir eine Freude zu machen... Da kann ich jetzt nicht einfach abhauen, also nicke ich dann langsam. Es kostet mich einiges an Überwindung, aber das Lächeln, was er mir dann schenkt, war es auf jeden Fall wert.
Er zieht mich hoch, während ich immer noch von seinem Lächeln fasziniert bin. Als er losläuft, werde ich aber aus meinen Gedanken gerissen. Wir laufen einen Gang entlang, bis Tae einen Raum auf der linken Seite öffnet, aus dem gedämpfte Musik kommt. Wir betreten ihn langsam.
Mir bleibt fast der Mund offen stehen, als ich Jimin dabei sehe, wie er sich zu der Musik bewegt. Es wirkt so leicht und er bewegt sich so anmutig, die Bewegungen genau auf die Musik angepasst.
„Wow...", entkommt mir, woraufhin Jimin uns bemerkt und uns ein Lächeln schenkt. Er winkt uns zu, während er die Musikanlage ausschaltet.
„Na ihr zwei? Tae hat erzählt, dass du gerne getanzt hast früher und da dachten wir, warum nicht", meint er lächelnd. Ich kaue aber nur nervös auf meiner Lippe herum. Das sah grade eben so gut aus... Wenn ich jetzt tanze, dann bin ich dagegen hundertpro total schlecht.
Ich schlucke leicht und schaue kurz zu Tae, der mich aufmunternd ansieht.
„Willst du mal?", fragt Jimin mich freundlich, woraufhin ich aber zögere.
„I-ich weiß nicht...", setze ich an.
„Ich meine, du musst nicht, aber wir lachen auch nicht oder so."
Er versichert mir das und ich willige dann schließlich doch ein. Irgendwas fordert mich dazu auf, zu tanzen, auch wenn ich nicht gut sein sollte, ich habe es geliebt.
„Doch... Ich will es versuchen", meine ich und ziehe meine Jacke aus, um dann unsicher auf die Fläche zu laufen.
Jimin lächelt leicht und macht mir dann platz. Er stellt Musik ein und ich schließe meine Augen. Komm schon, wenigstens ein kleines bisschen, auch wenn du schlechter geworden bist, es macht dir Spaß...
Ich lasse die Musik auf mich wirken und wie von alleine, fange ich irgendwann an, zu tanzen. Meine Augen lasse ich dabei geschlossen, um die Musik besser fühlen zu können. Ich merke noch nicht einmal, dass irgendwann Tränen anfangen, über mein Gesicht zu laufen. Es sind aber keine Tränen, weil ich traurig bin, sondern weil ich erleichtert bin. Es fühlt sich so verdammt gut an...
Es fühlt sich so an, als wäre ich nicht mehr Herr meines Körpers, sondern als würde die Musik mich steuern. Ich kann einfach nicht aufhören zu tanzen und auch wenn ich meine Augen immer noch geschlossen habe, weiß ich, wo ich lang musst, als würde mich ein unsichtbares Band leiten.
Immer mehr Tränen verlassen meine Augen, aber auch ein kleines Lächeln scheint sich auf meine Lippen zu legen.
Ich merke nicht mal mehr die Anwesenheit von Jimin und Taehyung. Sie sind für mich nicht mehr anwesend. Ich befinde mich in einer Luftblase, abgeschottet von allem. Es gibt nur noch mich und die Musik...
Als das Lied zu Ende ist, bleibe ich einen Moment stehen und schaue mich dann doch im Wandspiegel an.
Hatte ich grade wirklich wieder getanzt? Hat es sich wirklich so gut angefühlt?
Hinter mir nehme ich ein leises „Wow" wahr, was mich jetzt endgültig zurück in die Realität holt. Aus Erleichterung, Überforderung und wegen den tausenden Gefühlen, die durch meinen Körper ziehen, sinke ich auf meine Knie. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und fange leise an zu schluchzen.
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Hello👋,
ich bin immer noch zu Hause wegen Corona, aber irgendwie komme ich trotzdem nicht wirklich öfters dazu, zu schreiben, aber naja...🤦
Ich hoffe, es ist nicht schlimm, dass es wohl vorerst bei einem Kapitel pro Woche bleiben wird.
Ich würde mich über ein kleines Feedback freuen und ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.
Horse_girl
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