•°◍ᏔᏆᏞᎠΝᎬՏՏ◍°•
•°◍Taehyung◍°•
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,,W-warum…? W-war-um k-kümmer-st d-u d-ich meh-r u-m mi-ch al-s m-meine ei-gend F-fam-ilie…?! W-WAR-UM!".
Heiße Tränen rinnen über meine Wangen, landen auf seinem schwarzen Shirt, welches ich trage und verschwinden augenblicklich. Ich brauche einige Momente, in denen er kein Wort von sich gibt, um mich zu fassen und einigermaßen normal und mit heißerer, rauer Stimme etwas über meine Lippen zu bringen.
„Wieso kannst du nicht einfach wie jeder um mich herum mich ignorieren, mir aus den Weg gehen, mich ausnutzen...? Wieso bist du so sehr wie sie? Wieso musst du mit mir so gut umgehen? Wieso machst du das alles für mich? Du hast dazu keinen Grund und mit ziemlicher Sicherheit bin ich dir nur ein riesen Klotz am Bein, also warum? Ignorier mich wie mein Vater, verschwinde spurlos wie er, komme nie zurück und lass mich einfach allein wie meine Mutter. Gib mich doch einfach auf und lass mich hier verrotten, ausgeliefert in der Wildniss zurück! Ich nutze dir nichts, sorge nur dafür, dass du noch mehr Probleme bekommst und deine Zeit wegen mir verschwendest. Dieses Zeug...das ganze Essen...du hast es nur für mich geholt, weil du es selbst nicht verträgst. Du hast nach diesem Kraut gesucht, nur wegen mir, um meine Wunden, an denen ich selbst Schuld bin, zu versorgen. Du hast mir das Holz, die Stöcke gebracht, als mein Fuß gebrochen einfach nur da lag. Du hast mehr nachgedacht als ich. Hast mir gezeigt, was genau du von mir wolltest...ohne dich wäre ich wahrscheinlich bis jetzt noch verloren und läge zu 98% in der Klippe und am verrecken. Würde genau IHRE Prophezeiungen erfüllen und nach ihren Worten handeln. Ich bin einfach eins zu eins das, was SIE gesagt hat. Erbärmlich, schwach, unbrauchbar, jämmerlich. Ein Nachzügler der ohne seine große Schwester nie etwas auf die Reihe bekommen hat...Nicht einmal...Es hätte mich schon viel eher treffen sollen...ich hätte es mehr verdient als sie. Sie hätte nicht sterben sollen...Seoyeong hätte nicht sterben müssen...ich hätte nie existieren sollen und sie wäre noch am Leben, hätte es so viel einfacher gehabt...ohne mich...vielleicht wäre er dann auch noch da und nicht einfach nur spürlos verschwunden, beovr ich überhaupt das Licht der Welt erblickt hatte...! Wieso kannst du mich also nicht wie all die anderen Leute behandeln, die mich kennen und kannten...wie meine Familie, meine ehemaligen Schulkameraden, wie jeder einzelne von ihnen...?!“.
Meine Stimme bricht ab und ich sinke in mich zusammen. Zittrig atme ich die kalte Nachtluft um mich herum in meine Lungen ein, recke meinen Kopf leicht in den Himmel und starre abermals auf den hellsten, leuchtensten Stern am dunkelblauen Horizont. Mittlerweile werde ich mir immer sicherer, dass es sie ist...das das Seoyeong ist, die auf mich herab blickt...Nach allem, was ich in diesem Wald erfahren habe, was geht und existiert, kann eine verstorbene Seele auch ein Stern am Himmel sein...!
Selbst jetzt kann sie wegen mir nicht ruhen...selbst nach ihren Tod mach ich ihr nur Probleme...
„Ich habe keine Ahnung von deiner Familie und kann dir dazu eigentlich auch nichts sagen, aber so wie das gerade für mich klingt hat deine Schwester, Seoyeong, nie dich als Last, überflüssig oder sonst etwas gesehen. Dann hätte sie sich nämlich nie die Mühe gemacht und sich um dich gekümmert. Ich kann nicht in ihrem Namen sprechen, einfach weil ich sie nicht kenne, aber eins ist sicher. Keiner macht sich Mühe für jemanden und nutzt die kurze Zeit die man hat für jemand anderen, wenn er einem nicht am Herzen liegt!“.
Ich stocke bei seinen Worten, richte geschockt und verwirrt meinen Blick in seine Richtung und schaue ihm in die silbern, stechenden Augen. Er wendet unüblich zu immer seinen Blick augenblicklich ab, als sich unsere Augen treffen und blickt auf den Felsen rechts von uns. Ich starre ihn weiterhin an, versuche seine Worte zu kompensieren und vor allem erst einmal zu verstehen...
Einige Sekunden sagt keiner von uns etwas. Nur das leise Windrauschen und Blätterrascheln übertönt die Nacht, sonst ist da nichts. Zumindest nicht, bis sich der schwarzhaarige Größere wieder etwas zu mir dreht, zwar immer noch seinen Blick von mir gerichtet hat und sein Gesicht hinter seinen langen Strähnen versteckt, und schließlich abermals seinen Mund öffnet und leise spricht.
„Ich bin nicht wie sie alle...wie die Leute, deine restliche Familie, die du meinstest...ich bin schlimmer, egoistischer, komplett anders...“.
„Was redest du d-...“.
„Lass mich bitte ausreden, Taehyung...Du kannst sagen was du willst, aber das ändert nichts an meiner Meinung und dem einfachen Fakt, dass ich schlimmer bin...ich bin ungerechter zu dir, verlange mehr von dir ab und ändere es dennoch nicht...die Nacht, vor 5 Tagen...ich habe dich hier her gebracht auf diese Lichtung. Verletzt, ohnmächtig, so wie du warst...ich habe dich über den Boden gezerrt im vollen Bewusstsein, dass ich dich dabei noch schlimmer und stärker verletzen würden. Dennoch wollte ich dich so weit wie möglich weg von dem Ort bringen, wo ich dich gefunden habe...weil er zu nah an der Stadt war...an der Grenze, die ich als das was ich bin nicht mehr übertreten kann und darf...Dieser Wald und die Stadt...Seoul...sie sind zwei komplett verschiedene Welten...früher war ich immer von den vielen, hochragenden Bäumen und der weiten Fläche begeistert. Ich war gern hier...habe gern meine Zeit in diesem Wald verbracht, weil ich wusste, dass ich irgendwann wieder heim kehren würde...das ich meinen Weg wieder herausfinden würde, dass da jemand zu Hause war, der auf mich warten würde und der sich sorgen machen würde, wäre ich auf einmal nicht mehr da. Für mich war es nie auch nur ein Problem über die Waldgrenze hinaus und durch das hohe Gras zurück in die Wohnsiedlungen zu gelangen...aber das hat sich geändert...ich hab aufgegeben die Jahre zu zählen, in denen ich bereits hier bin und hier lebe...ich kann mich nur noch unklar an den Tag erinnern, als ich hier her geflüchtet bin, weil es der einzige Ort war, wo ich hingehen konnte...meine Familie hat mich nicht wiedererkannt...logischerweise, ich meine wie will man sein eigenes Kind widererkennen, wenn es fünfmal haariger und tierischer ist...sie haben mich versucht festzuhalten, umzubringen und irgendwie auszuliefern...weil ich ein Wolf in unseren...ihren „sicheren“ vier Wänden war...anfangs hab ich sie noch nachts gesucht...sie waren jedoch weggezogen...ich wurde als vermisst gemeldet. Sie gingen davon aus, dass ich entweder weggelaufen war, in den Wald, oder entführt und ermordet wurde...in diesem Wald...und nach einigen Jahren wurde der Fall abgeschlossen und ich als tot erklärt. Seitdem habe ich diese Grenze nie wieder übertreten, genauso wenig wie mir jemanden auch nur wieder in die Nähe gekommen ist, seitdem ich gestorben bin...mein altes Ich gibt es schon lange nicht mehr...ich bin sicher, dass wir uns sogar verstanden hätten, aber jetzt...“.
Der Schwarzhaarige verstummt plötzlich, wodurch ich ihn mit geweiteten Augen anstarre und wortlos einfach nur flach atmen kann. Seine Arme liegen weiterhin noch halb um mich herum, sind mittlerweile eher in die Höhe meines Beckens gerutscht und ruhen dort bewegungslos. Die Zeit scheint still zu stehen und gleichzeitig jedoch wegzurennen...seine Zeit läuft ab...ich habe keine Ahnung, wie lang er noch hat...hat er deshalb auf einmal gestoppt...spürt er es...das er wieder...wieder zum Wolf wird...kann das sein...? Aber dann würde er doch nicht so...
Ich stocke geschockt, als ich einen Blick auf sein verdecktes Gesicht werfen kann und in seine Augen sehen kann. Auch wenn er mich nicht anschaut, sagen seine Augen mehr als tausend Worte. Das intensive Silber seiner Iris ist verblasst, leuchtet nicht mehr und sieht einfach nur noch drüb und mit einem Schleier bedeckt aus. Seine Gesichtszüge sind gefallen...Seine Miene strahlt so viel... Einsamkeit...Traurigkeit...Schmerz..Reue aus...und ich kann nichts dagegen tun... ich weiß es einfach nicht, was ich tun soll...weil ich machtlos bin...was soll ich bitte sagen...was soll ich bitte von mir geben, was seine Stimmung bessern würde...was soll ich bitte tun...? Ich bin überfordert, mehr als überfordert. Ich konnte so etwas noch nie...zwischenmenschliche Beziehungen waren schon immer schwer und kritisch...ich kann weder jemanden trösten, noch auf jemanden zu gehen oder mich gegen etwas wehren...ich lasse es über mich ergehen...so ist und war es schon immer... mich hat es nie wirklich gestört...so war ich eben. So war es für mich normal...wieso also...wieso verspüre ich auf einmal diesen enormen Drang ihm beizustehen....ihn zu trösten...irgendetwas zu tun...egal was?
„Hätte ich eher gewusst, was einmal passieren würde, hätte ich mehr getan...Dinge anders getan...sodass ich nichts bereuen würde...ich weiß, es klingt komisch von jemanden, der irgendetwas um die Zwanzig sein wird und fast noch am Anfang seines Lebens steht, aber...ich bin bereits vor langer Zeit gestorben...seitdem war ich allein, auf mich gestellt, verloren in der Dunkelheit...man kommt klar...man weiß, wie man überleben kann...wenn man es will...irgendwann wird die Stille des Waldes aber einfach zu laut...viel zu laut...und dann fand ich dich...du standes einfach im Wald, gingst stoisch vor dich hin, schienst nichts um dich herum zu bemerken, nicht einmal mich...ich weiß bis jetzt nicht, was es war, was ich dabei sah und dachte...was dazu führte, dass ich so entschloss....vielleicht war es die Panik, dass du auf einmal ebenso wieder verschwinden würdest als du mich bemerktest...vielleicht war es auch nur ein Jagdtrieb, dass ich dir hinterherrennen musste, als du dich durch das Gebüsch arbeitest...es war nie meine Absicht, dass du dich derart verletzen würdest...das war nie meine Intention...und dennoch war ich seltsam froh darüber...weil es bedeutete, dass du nicht einfach abhauen könntest...du kamst nicht weg von hier, warst genauso in diesem Wald gefangen wie ich seit Jahren...und das machte mich glücklich...ich weiß, dass das unmoralisch ist, mehr als unmoralisch und verwerflich...im Nachhinein bereue ich es auch immer mehr...erst recht, nachdem ich sehen muss, wie es dir hier ergeht...Menschen unserer Zeit, vor allem jemand so fragiles wie du...sind nicht gemacht um in der Wildniss zu leben...erst recht nicht in dem Zustand...du bist stark und kämpfst, aber du gehörst hier nicht her...! Und dennoch bin ich nicht in der Lage dich einfach gehen zu lassen! Ich werde dich nicht von hier verschwinden lassen, egal was du tust! Ich kann und will es nicht, weil du das Einzige bist, was ich jetzt gerade im Moment noch habe. Ich weiß nicht, was mit mir passiern würde, wenn du verschwindest, ich wieder allein in dieser unglaublich lauten Stille gefangen bin...ich weiß nicht, was aus dir wird, aber es ist mir erschreckend gleichgültig. Ich werde dich nicht hier raus lassen...ich werde alles versuchen um dich hier zu halten, dich zu versorgen, mich um dich zu sorgen, dass du bei mir leben kannst, aber ich lasse dich nicht mehr über diese Grenze gehen, Taehyung! Es tut mir wirklich leid, aber ich k-...“.
Seine folgenden Worte verstummen, als ich meine Lippen auf seine presse.
Ich kann es nicht erklären wieso, warum, weshalb ich so handle. Ich habe keine Ahnung, was mich dazu geritten hat, meine Lippen auf seine zu pressen...vielleicht war es der Wille seine verzweifelten Worte zu verstummen, die unkontrolliert über seine Lippen kamen... vielleicht war es mir auch einfach nur ein Bedürfnis... Ich kann es nicht sagen...was ich aber weiß ist, dass ich mich ihm seltsam nah fühle...bereits seit dem ersten Tag war es seltsam zwischen uns...dieses Gefühl was mich immer begleitet hat und was ich nicht erklären konnte...da war etwas...
Manche würden vielleicht behaupten, dass es Liebe auf den ersten Blick ist...aber das ist es nicht...es ist keine Liebe, nichts in diese Richtung. Uns ist beiden bewusst, dass das nie zwischen uns funktionieren würde. Er hat nämlich recht...das hier ist hoffnungslos, was zwischen uns ist...weil wir aus zwei verschiedenen Welten sind...
Es ist keine Liebe, es hat vielleicht etwas mit Zuneigung zu tun, eventuell etwas mit Schicksal, dass wir uns trafen, aber vielmehr ist es eine Verbindung, die uns Beide weniger einsam fühlen lässt...eine zeitbegrenzte Beziehung, die uns heilen lässt, realisieren lässt, uns klar macht, was wirklich zählt...
Mehr als eine einfache Freundschaft, weniger als Liebe...etwas dazwischen...Ein Gefühl, des Dazugehörens, ein Gefühl des Geborgen seins, ein Gefühl das da jemand ist, der sich um einen sorgt...das ist was es ist...
Nicht mehr, nicht weniger…
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