Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

- Kapitel 11 -

Kapitel 11 - Von Freund zu Freund

Nico und Mattheo betraten den Park, der etwas abgelegen vom Rest der Stadt war. Auch hier kamen zwar gelegentlich Leute vorbei, doch heute waren die meisten Menschen um diese Zeit arbeiten. Und auch die Kinder wurden irgendwo betreut und liefen nicht allein in einem Park rum.

Etwas abseits setzten sich die beiden Freunde auf eine Bank und Mattheo begann, Nico anzusehen. Ganz ruhig. Ohne das Gesicht zu verziehen. Als wäre Nico eine Person, die er zum ersten Mal traf. So, wie es Mattheo immer tat. „Ach Mattheo... das ist alles so kompliziert. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll..."

Aber Mattheo lächelte ihm zu und sprach ihm auch den nötigen Mut zu. „Keine Angst. Lass dir die Zeit, die du brauchst."

Wo sollte er denn anfangen? Es hing alles miteinander zusammen. Doch alles begann mit ihr. Joela.

Ein paar Minuten hing Nico seinen verstrickten Gedanken nach und versuchte sie zu ordnen. Mattheo hingegen sah einfach nur geradeaus und beobachtete den gefrorenen Teich, um den all die Bäume wuchsen und auf dem Enten entlangliefen. Vermutlich wartete er einfach nur, bis Nico anfing. Daraufhin bekam er schon wieder ein schlechtes Gewissen.

Nico räusperte sich. Das Gefühl in ihm, etwas Falsches zu tun, verstärkte sich nun und schien jetzt auf dem Höchstpunkt angekommen zu sein. Natürlich vertraute er Mattheo. Er würde ihm sein Leben anvertrauen. Aber was wäre wenn? Was wäre, wenn Mattheo irgendwo etwas erzählte? Unbeabsichtigt? Es geschah doch häufig, dass Menschen Sachen ungewollt an andere weitergaben. Daraus entstand dann eine Kettenreaktion und alle würden davon wissen. Alle würden dann wissen, dass Nico mit Juden Kontakt hatte.

Sein Puls ging plötzlich schneller und er glaubte, im nächsten Augenblick an Herzversagen zu sterben. Wie so häufig setzte sich sein Bauch gegen den Kopf durch und nach einem tiefen Seufzer begann er dann endlich zu erzählen.

„Ach Mattheo... Ich habe einfach Mist gebaut", fing Nico an. Das war ja ein toller Anfang... Aber Mattheo verzog kein Gesicht. Etwas angespannt schaute er ihn an und versuchte wahrscheinlich zuzuhören.

Versuchte zu verstehen, was alles in nicht einmal zwei Tagen geschehen war. Das zufällige Treffen auf Joela und wie Nico ihr den Mantel gegeben hatte, der Besuch bei Larissa und wie sie ihn daraufhin geküsst hatte, sein wütender Vater und natürlich auch dessen Tod.

All das ließ Mattheo nach einer Viertelstunde erklären einfach nur stumm dasitzen. Nico kämpfte in der Zeit damit, nicht mit dem Weinen anzufangen. Er konnte sich hier nicht schwächer machen als er war.

„Oh Nico... Das ist echt heftig!" Sein Freund zog ihn in eine feste Umarmung, die viel länger andauerte als die letzten. Es tat gut, seinen Duft wieder einzuatmen. Diesen Duft von Frieden und Geborgenheit, der Duft eines Freundes, der immer für ihn da sein würde.

Plötzlich konnte Nico diesem Druck einfach nicht mehr standhalten. Die Tränen begannen seine Wangen herunterzulaufen. Die warmen, salzhaltigen Tröpfchen gefroren schon allerdings ganz langsam in der Kälte. Es war Nico egal. Es war ihm egal, dass nun die ganze Welt sehen konnte, was für ein Schwächling er doch war. Es war ihm auch egal, dass Mattheo dies nun ebenfalls denken konnte. Für ihn war Mattheo die einzige noch existierende Stütze, die ihm überhaupt geblieben war. Nie hätte er dies je für möglich gehalten.

Mattheo sah ihn jedoch nicht als schwach an. Er drückte seinen Freund noch fester und begann sanft über seinen Rücken zu streichen. „Alles wird gut Nico, klar? Wir schaffen das. Gemeinsam!"

Langsam zog sich Nico aus der Umarmung und schaute seinen besten Freund in die meerblauen Augen, die immer voller Hoffnung und Zuversicht waren. Doch nun sah Nico eher Unsicherheit. Verständlich... „Und wie soll ich das anstellen? Meine Probleme kann keiner lösen! Meinen Vater kann keiner wieder lebendig machen und den Kuss mit Larissa kann ich auch nicht einfach ungeschehen machen, weißt du?"

Mattheo nickte daraufhin verständnisvoll. „Ich weiß, Nico. Wie wäre es, wenn du stattdessen anfängst und das klärst, wozu du in der Lage bist. Zum Beispiel das mit Joela."

Es war das erste Mal, dass er den Namen Joela in den Mund nahm. Bisher hatte Nico keine wirkliche Reaktion von Mattheo ihr bezüglich wahrgenommen. Er wusste nicht, was er von ihr hielt oder wie er zu ihr stand. Möglicherweise weil er sie nicht kannte. Und das tat Nico ebenfalls nicht. Jedenfalls nicht direkt.

„Du meinst..." Das Weinen und Schluchzen sorgte für eine kurze Unterbrechung in seiner Rede. „Du meinst, ich soll meine Bekannten und Werte einfach liegen lassen, nur um ihr zu helfen?" Auf diese Frage lächelte Mattheo nur. „Ihr? Du tust so, als wäre sie eine Unbekannte. Aber das glaube ich nicht. Ich denke, du willst sie sogar wiedersehen. Sehr gerne sogar."

Stimmte das? Wollte er sie wirklich gerne wiedersehen? Immer wenn Nico an Joela dachte, wurde ihm warm ums Herz. Es löste in ihm so ein merkwürdiges Gefühl aus. So etwas hatte er noch nie erlebt oder gefühlt. Ganz vorsichtig stieg ihm die Röte wieder ins Gesicht. Doch nicht vor Kälte. Vor eindeutiger Hitze.

„Ich..." Nico wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Sollte er etwa ja sagen? Wohl eher nicht. „Ich kann sie doch nicht wiedersehen wollen?", fragte er zurück. „Ich kenne sie nicht einmal wirklich. Ich habe sie zweimal gesehen und wir haben kaum wichtige Informationen ausgetauscht." Von der Tatsache, dass sie eine Jüdin war, ganz zu schweigen.

Mattheos Lächeln wurde daraufhin nur umso breiter. „Das meine ich. Du willst sie wiedersehen, sonst würdest du nicht aufhören, an sie zu denken oder jetzt hier mit mir über sie zu reden. Aber du traust dich nicht. Du traust dich nicht, zu ihr zu gehen. Glaub ja nicht, dass ich mitkomme. Das ist deine Aufgabe."

Nico betrachtete den verschneiten Weg, der viel interessanter schien als alles andere. Die weißen Fußabdrücke von den unterschiedlichsten Menschen und Tieren, die sich hinzogen und miteinander verschmolzen. Irgendwie war schon etwas an seinen Worten dran. Aber so viel nun auch wieder nicht. Oder doch? Auf einmal beugte sich Mattheo vor und hauchte nur sechs Worte in sein Ohr. Sechs Worte mit überaus großer Bedeutung. „Weil du in sie verliebt bist."

Die Röte hatte nun Nicos Höchstpunkt erreicht. Verliebt? Er? Nein. Und schon gar nicht in eine Jüdin. Das würde nicht gut gehen. Das ging nicht. Das konnte wirklich unter keinen Umständen gehen. Erschrocken weiteten sich seine grünen Augen und er schüttelte heftig mit dem Kopf. „Nein, Mattheo! Das geht nicht! Das darf nicht gehen! Weißt du... weißt du, was das für Konsequenzen hätte?"

Mattheo seufzte. „Ja, ich weiß. Aber das ändert nichts an der Tatsache. Solche Gefühle lassen sich nicht einfach an äußeren Umständen festmachen. Sowas passiert einfach. Ohne Regeln. Regeln, die nicht einmal du beeinflussen kannst, Nico."

Recht hatte er ja. Verdammt nochmal Recht. Aber warum? Warum musste es so kompliziert sein? Konnte es nicht einmal einfach sein im Leben?

„Ich weiß, dass du Recht hast, Mattheo. Aber ich kann das nicht. Ich kann nicht zu ihr hingehen und es ihr geradeaus sagen. Sie ist... eine Jüdin. Ich riskiere allein schon viel, weil ich..." Er begann, leiser zu sprechen. „... weil ich ihr geholfen habe."

Mattheo legte vorsichtig seine Hand auf Nicos Schulter. Es ließ ihn so viel größer erscheinen, obwohl er doch kleiner als Nico war. „Hör mir mal zu. Es macht gar keinen Unterschied, ob sie Jüdin ist. Warum denn? Nur, weil sie anders glaubt? Du gehst da jetzt hin und du wirst mit ihr reden, denn alles was ich will, ist dich glücklich sehen. Das will ich, als dein Freund."

Diese Worte waren wahr. Und sie bedeuteten Nico genauso viel, wie der Rest, den Mattheo sagte. Einfach, weil es stimmte. Weil es nicht diese falsche, vorgegebene Meinung der Regierung war. Weil es menschlich war.

„Gut, Mattheo. Ich werde es tun. Du hast ja Recht." Daraufhin bemerkte Nico ein seichtes Glitzern in seinen blauen Augen, welches kurz danach wieder verschwand. Wahrscheinlich freute er sich, dass Nico dieser Idee zugestimmt hatte. „Du gibst ihr den Mantel und wirst ihr die Wahrheit sagen. Ehrenwort?"

Das Ehrenwort bedeutete zwischen Nico und Mattheo sehr viel. Es repräsentierte so gesehen ihre gesamte Freundschaft und es zu brechen, bedeutete Hochverrat. Das war glücklicherweise noch nie geschehen. Dieses Versprechen zwischen Freund zu Freund hatten sie sich ausgedacht, als sie noch sehr klein gewesen waren.

„Ja. Ehrenwort. Ich verspreche es dir. Und ich hoffe, ich schaffe das." Mattheo lachte. „Klar schaffst du das, Nicholas Wolter. Du hast schon schwierige Sachen als diese hier gemeistert. Also los!"

Hatte er das? Hatte er wirklich schon schwierigere Sachen gemeistert? War die Liebe nicht die größte Macht, die es gab oder so ähnlich? Und bevor Nico über weiteren Kitsch nachdenken konnte, hatte er auch schon sein Zeug in die Hand genommen und begab sich auf den Weg zum anderen Ende der Stadt. Da, wo hoffentlich ein ganz besonderes Mädchen auf ihn warten würde.

Mit einem doch eher schlechten Gefühl verabschiedete er sich von Mattheo und machte sich auf dem Weg zu Joela.

Der kalte Wind fuhr um seine Nase, die noch immer schmerzte. Seine Hände konnte er kaum noch spüren, doch seine Brandblasen waren trotzdem noch da. So etwas verschwand nicht einfach. Es blieb. Hinterließ Erinnerungen. Und manches davon blieb sogar bis in die Ewigkeit.

Was allerdings nicht in die Ewigkeit blieb, war der Schnee. Auch wenn es noch mitten im Winter war, begann der Schnee unter der scheinenden Sonne zu schmelzen. Doch der Schein trog. Die Sonne war zwar zu sehen, aber sie wärmte nur schwach. Einer der wenigen Gründe, weshalb ihnen der Schnee wohl noch eine ganze Zeit erhalten bleiben würde.

Es dauerte seine Zeit, bis Nico wieder das ihm bereits bekannte Armenviertel erreichte. Schließlich lag es am ganz anderen Ende der Stadt. Aber vorher hatte er etwas zu erledigen. Mit etwas verbliebenem Geld kaufte er bei einem nahegelegenen Bäcker Brot. Dies würde er den armen Menschen schenken, allerdings ohne sich zu erkennen zu geben.

Er wollte keine Anerkennung, nicht für eine selbstverständliche Tat. Nico hatte genug Geld und die Leute dort hatten keines oder nicht genügend. Er konnte also auch gerne etwas teilen. Natürlich könnte Nico ihnen das Geld auch einfach so geben. Aber was hatten die Leute davon? Nichts. Sie konnten damit ohnehin nicht einkaufen gehen. Die meisten von ihnen waren Juden und wurden nicht einmal in Geschäfte eingelassen.

Also musste ihnen Nico helfen, indem er einfach das, was sie brauchten, selbst kaufte. Denn er hatte alle Freiheiten, die ein normaler Bürger in diesem Reich haben konnte. Wie er es den Bewohnern gab, ohne dass diese das mitbekamen, war ihm allerdings schleierhaft.

Das Brot in seinem Rucksack verstaut, eilte Nico mit zügigen Schritten durch das Viertel und ignorierte die Menschen, die nach wie vor bettelten. Es fiel ihm sehr schwer, nicht sofort das Essen rauszunehmen und zu verteilen.

Nach einigen Minuten stand Nico bereits vor der alten Ruine, in der Joelas Familie hauste. Er hatte es natürlich viel eher dorthin geschafft, da  er nun den Weg kannte. In ihm wohnte die Angst, dass Joela ihn abweisen könnte. Erwartete sie überhaupt eine Rückkehr? Wahrscheinlich eher nicht. Wieso auch? In ihren Augen war Nico bestimmt nur ein verzogener, voreingenommener Nazi, der nur mit ihr spielte. Vielleicht fragte sie sich auch nur, wann die Beamten kamen und sie mitnahmen.

Generell fragte sich Nico, warum die Menschen noch in diesem Viertel leben durften. Überall wurden Juden, politische Gegner oder andere Leute, die nicht ins Bild passten, verfolgt und in Konzentrationslager gebracht. Warum wohnten sie noch dort? Vielleicht stellten sie keine Gefahr dar. Sie waren das letzte Glied in der Kette. Um sie konnten sich die Nationalsozialisten auch noch ganz am Ende kümmern. Weglaufen konnten sie doch sowieso nicht.

Nachdem Nico einen tiefen Atemzug genommen hatte, begab er sich unter die Erde und durch den Tunnel und kam Joelas Wohnort immer näher und näher. Sein Herz schlug ihm dabei bis zum Hals und wieder fragte er sich, ob es wirklich so war. Liebte er Joela wirklich? Für ihn war sie nur ein armes Mädchen gewesen, welches Hilfe brauchte. Und er hatte diese Hilfe gegeben. Hatte sie zuerst als selbstverständlich angesehen, auch wenn sie zu diesen Zeiten wohl alles andere als selbstverständlich war. Aber war es denn sofort ein Zeichen der Liebe, wenn jemand einer anderen Person half? Mattheo half Nico und umgekehrt auch. Trotzdem waren sie kein Paar. Außerdem war es ja sowieso verboten, eine gleichgeschlechtliche Ehe in Deutschland zu führen. Aber Mattheo und Nico waren einfach nur Freunde. Konnten Joela und er nicht auch einfach nur Freunde sein?

Schließlich stand er unter der Luke, die hoch zur Wohnung führte. Würde er da jetzt hochklettern, gäbe es kein Zurück mehr. Sollte er es tun? Sollte er es nicht tun? Es zerriss Nico innerlich. Doch, bevor er etwas tun konnte, steckte jemand seinen Kopf nach unten.

Es war sie. Das Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren und den rehbraunen, bezaubernden Augen, die ihn skeptisch anblickten. Joela. „Du bist zurückgekommen? Warum bist du zurückgekommen?"

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro