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30 - Die guten alten Zeiten

Aus der Sicht von Kaden

„Seine Werte sind bis jetzt in Ordnung. Er macht ... zumindest den Eindruck, keine Schäden erlitten zu haben." Jakub ist nach einer Weile aufgetaucht. Kaden sieht von der schwarzen Katze auf, welche schnurrend auf seinem Schoß sitzt. „Es war nicht leicht, weißt du? Sollte Jevhen entscheiden, die Fixierung zu entfernen, kannst du es machen. Ich mache es nicht mehr. Es fühlt sich falsch an." Ein leiser Seufzer. „In knapp dreißig Minuten soll er kommen. Er hat geschrieben, dass er mit einem ganzen Team kommen wird, das in einer Pension in Łagów übernachten wird. Einer oder zwei wird beziehungsweise werden ständig hier sein. Wegen der Überwachung der Werte und so weiter." Jakub gesellt sich zu Kaden. „Sarah hätte es nicht fertiggebracht, diesen Job zu übernehmen."

„Ich habe großen Respekt vor dir, Jakub. Ich glaube, ich hätte längst einen nervlichen Zusammenbruch bekommen", meint Kaden leise und krault Morpheus. Ein schnurrendes und zufriedenes Tier, das von all den Sorgen der Außenwelt nichts mitschneidet. „Du machst das gut. Vergiss nicht, wofür das alles ist. Wir wollen ihm nichts Schlechtes." Jakub erwidert seinen Blick. Kaden entdeckt eine andere Art von Kummer in dem gesunden Auge. „Wir kriegen ihn wieder auf Vordermann." Ein vorsichtiges Lächeln. „Ist Sarah Ärztin?"

„Hm, du glaubst gar nicht, wie oft ich kurz davor gestanden habe." Morpheus räkelt sich und springt auf den Boden. Nur, um an Jakubs Beine zu streichen. Er beobachtet die Katze. „Manchmal habe ich das Gefühl, doch nicht so stark zu sein, wie du denkst oder ich es annehme." Der Pole schweigt für einige Sekunden. „Nein, sie ist Krankenschwester. Drüben in Schwiebus."

„Ich schätze, dass ich dich auf andere Gedanken bringen sollte. Weißt du was? Zeig' mir 'mal euren Garten. Allein der vordere Bereich kommt mir schon so groß vor." Kaden steht auf. „Komm', ich mag's nicht, wenn man in meiner Nähe Trübsal bläst. Das zieht nur die Laune herunter." Kaden legt Jakub eine Hand auf den Arm. „Außerdem habe ich den Wagen deiner Kinder noch nicht gesehen. Was haben sie für einen? Auch einen Audi?"

„Wenn du das überhaupt schaffst", erwidert Jakub und deutet zu der dunklen Holztür, „du kannst auch dort nach draußen gehen. Dann kommst du gleich zum Garten und musst nicht außen herumlaufen." Kaden beschließt, ohne Jacke nach draußen zu gehen. „Draußen sind Schuhe." Die kalte Luft will unter seinen Pullover gelangen. Kaden kneift ein wenig die Augen zusammen. „Nein, die haben einen Corsa. Der hat statt hundert jetzt fünfhundertfünfzig PS. Der steht in der Garage, bei meinem." Vier Paar Schuhe. Kaden wählt das erstbeste aus. „Also dann." Jakub tritt neben Kaden. Im Gegensatz zu dem Händler trägt er nur ein schwarzes Shirt. Es dauert nicht lang, und Jakub sieht dank der extrem blassen Haut aus, als würde er innerhalb weniger Augenblicke umkippen. „Dieser Bereich gehört mehr oder weniger Sarah. Wenn's wieder wärmer ist, pflanzt sie hier Gemüse an. Drüben beim Zaun sind zwei Beete." Gute zwanzig, fünfundzwanzig Meter vor ihm befindet sich eine zusammengeklappte Wäschespinne; ein kleiner Plattenweg führt zu dieser hin. „Wenn du nach links gehst, kommst du zu den Garagen und zu den Apfelbäumen." Vor der hölzernen Fassade thronen nackte Setzlinge oder blumenlose Töpfe. „Komm' mit."

Kaden folgt ihm sichtlich beeindruckt. Ein weitläufiges Gelände, und dennoch sorgsam und liebevoll gepflegt. Ein knöchelhoher schwarzer Zaun mit kunstvoll ineinander verschlungenen Linien grenzt diesen Bereich vom eigentlichen ab. Kaden bleibt auf dem Plattenweg stehen und lässt den Anblick auf sich wirken. Das sind sicherlich gute hundert, zweihundert Meter, die hier zwischen ihm liegen. Ein überdachter Pool, weiter links, in der Nähe einer jungen Baumgruppe, ein Pavillon, dessen Wände von dichten Ranken überzogen werden. Kleinere Blumenbeete sind an anderen Stellen errichtet worden – wenn man ganz genau hinschaut, kann man erkennen, dass sie diesen Bereich halbieren.

„Vor allem im Spätsommer und Herbst gibt's hier eine Menge zu tun. Wegen der Obstbäume und des ganzen Laubs", meint Jakub und deutet zum Ende des Grundstücks. „Da hinten ist ein Tor, das direkt zum Acker führt. Das Lustige ist, dass dieser Bereich mir auch noch gehört. Das und dieses kleine Waldgebiet." Er zeigt Richtung Wäschespinne. „Früher haben die Jungs dort gespielt. Sie haben sogar einen Fuchsbau ausgehoben und ihn für sich in Anspruch genommen." Vor dem Holzzaun hat man blanke Leiber von Zierbäumen gepflanzt. Um sie ein wenig zu schützen, hat man den gleichen Zaun errichtet wie beim Bereich bei der Küche. Kaden späht zum Eingang, mustert zudem die dezenten Lampen, die den Weg säumen. Unter den Wohnzimmerfenstern gluckert ein Teich mit einst gestutztem Schilf. „Willst du die Autos sehen?" Dass er nicht friert. Kaden tut es indes. Um sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen, verlagert das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Die Hände sind tief in die Hosentaschen geschoben worden, und trotzdem will die Kälte die Finger zum Erstarren bringen.

„Später. Ohne Scheiß; wie kannst du nicht frieren?" Jakub lacht leise und nickt. Sie gehen zum Wintergarten. Kaden betrachtet die Fassade, dann die Fenster mit dem teils schwarzen Rahmen. Eine Etage inklusive Dachboden. Dort, wo früher Wände die beiden Wohnpartien voneinander getrennt haben, stehen keine mehr. Jakub hat ihm erzählt, dass es unglücklicherweise viel Zeit in Anspruch genommen hat, die wichtigsten Räume miteinander zu verbinden. So beispielsweise die Küche oder den breiten Eingangsflur. Die eine Seite haben sie für sich gestaltet, die andere dient mehr oder weniger den Gästen.

„Weil ich an diese Temperaturen gewöhnt bin", antwortet Jakub gelassen und schließt die schlichte Tür auf. „Eine Woche in Sankt Petersburg, und du weißt, was Kälte ist." Er weicht amüsiert zur Seite, als Kaden zügig ins Warme huscht. „Dementsprechend sehe ich wie eine lebende Leiche aus." Wintergarten und Haus sind perfekt aufeinander abgestimmt worden. Hölzern gehalten; der schwere Tisch, geschlagen aus einem robusten Stamm und die beide Bänke gleich dazu. Schwarze Kerzenhäuser schmücken die Oberfläche. In der linken hinteren Ecke steht ein Kratzbaum. „Wenn du es also so willst; wir haben insgesamt vier Bäder, zwei große Wohnzimmer, fünf Schlafzimmer und vier Garagen. Nach links geht's zum Bereich für die Gäste. Hier ist mein Reich. Sozusagen." Die Tür ist entfernt worden. Kaden späht durch den schmalen Gästeflur. „Es war ziemlich kompliziert, diese blöde Treppe anzubauen. Die Wendeltreppe, die zu den oberen Bereichen führt. Wir standen kurz vorm Aufgeben, weil's einfach eine beschissene Arbeit war." Neo liegt in seinem Bettchen unter der Holztreppe. „So viel dazu, wie in etwa mein Haus mit Grundstück aussieht. Im Sommer sieht's hier deutlich schöner aus." Soweit Kaden weiß, befinden sich links von ihm, gleich nach der Abzweigung zum Gästeteil ein Badezimmer und die mickrige Abstellkammer. „Und du hast es vielleicht gemerkt; mir hat der alte Stil es deutlich angetan." Jakub lehnt sich an die Kücheninsel. „Frage: Möchtest du irgendetwas trinken? Wir können uns gerne entweder in den Wintergarten setzen oder ins Wohnzimmer. Du hast die Wahl."

„Lach' mich ruhig aus: Mir wäre 'n heißer Tee gerade lieb." Kaden sieht ins Wohnzimmer. Zumindest in den einen Teil. Auf einer winzigen Stufe (Er hat diese Erhebung nicht mitgeschnitten und ist einmal über sie gestolpert.) lädt eine gemütlich aussehende Sitzecke zum Ausschalten ein. Sie haben einen Holztisch mit eingefasstem Glas davor platziert. Kaden vermutet, dass dieses Zimmer einen ähnlichen Zweck wie sein Büro besitzt. Hier reichen viele und vor allem volle Bücherregale bis zu der Decke. Dazwischen ein, zwei hüfthohe Schränke, die wohlbehütete Erinnerungen aufbewahren. Die Pflanzen hier setzen gezielte Akzente. Diese sind blütenlos; schlichtweg grün. Sarah hat einen ziemlich treffenden Geschmack, um eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Kaden entdeckt auf den angebrachten Brettern an den Wänden (Sie sind teilweise stufenartig angeordnet.) diverse Familienfotos.

„Äh, wir können gerne ins Wohnzimmer", beschließt Kaden langsam, während Jakub die Getränke zubereitet. Er betritt das Zimmer und peilt die Familienfotos an. „Du in einem Anzug? Du siehst aus, als würdest du gerade Jugendweihe feiern." Er verkneift sich sein Gelächter und betrachtet die einzelnen Aufnahmen auf den Sideboards.

„Der Dritte, der das sagt", gibt Jakub weniger begeistert zurück, „weißt du, was verdammt traurig ist? Wenn du diese Aussage von deinem eigenen Sohn hören darfst. War mir klar, dass die beiden es sogar witzig finden." Unverständliche Worte folgen. „'Ist das etwa deine Mutter? Die ist ja hübsch.' Ja, meine Fresse. Natürlich bin ich mit meiner eigenen Mutter verheiratet und habe mit ihr zwei Kinder." Kaden lacht unverweigerlich los. „Das Saarland freut sich auf zwei neue Einwohner."

„Der Fluch des ewig jung Aussehenden. Du hast mein Beileid." Kaden nimmt einen Rahmen an sich. Eine Momentaufnahme, bei welcher Jakub seine beiden Kinder auf den Armen trägt und in die Kamera lächelt. „Ziemlich süße Fotos." Er stellt es vorsichtig zurück. „Sogar mit Jevhen?" Dieses Foto muss wohl zur Einschulung entstanden sein.

„Mehrere. Er gehört sozusagen zur Familie. Liegt daran, dass er die Jungs hat aufwachsen sehen und mich, wie ich mich verändert habe." Sie haben sich alle verändert. Von den früheren Menschen keine Spur mehr. Der Wasserkocher arbeitet auf Hochtouren. „Das sind aber längst nicht alle. Wir haben letztes Jahr Urlaub in der Ukraine gemacht. Da sind so viele Fotos entstanden ... Sarah kriegt einfach nicht genug." Jakub ist erschienen. Lehnt sich an den Türrahmen. „Falls du es wissen möchtest: Ich habe noch welche von ganz früher. Von uns, Jason und Julien." Er geht hinein, steuert einen bestimmten Schrank an. Jakub lässt sich in die Hocke sinken, als er eine Schachtel hervorholt. „Ich habe es nie übers Herz gebracht, sie wegzuwerfen. Da sind teilweise sehr schöne Erinnerungen an ihnen." Kaden gesellt sich schweigend zu ihm. „Weißt du noch? Mein achtzehnter Geburtstag?" Er nimmt einen dünnen Stapel an sich. „Oder deinen? Oder als wir in Frankreich waren?"

Kaden fühlt sich, als würde er um Jahrzehnte zurückfallen. Da ist er, sein ehemaliger engster Freund. Sein vermeintlicher Bruder. Er starrt es wortlos an. Sie vier, alle viele Kilometer in die Vergangenheit gewandert. Er hat beide Arme um Julien gelegt; sie lachen gemeinsam in die Kamera. Jakub neben ihnen. Er streckt eine braune Flasche empor. Stimmt, sie haben Kadens achtzehnten Geburtstag gefeiert.

„Ich hätte es beinahe vergessen", gesteht Kaden leise und sieht sich eine andere Aufnahme an. Dieses Mal ist Jakub derjenige, der die ersehnte Schwelle ins Erwachsensein überwunden hat. Eine bunte Kette hängt um seinen Hals. Der frühere Kaden hat ihn an sich geholt und die Nase in den dunkelblonden Haaren vergraben, als würde er ihm einen Kuss auf den Kopf drücken. „Ich habe sie gar nicht mehr." Das nächste Bild treibt ihm beinahe die Tränen in die Augen. Sonnenuntergang, mitten auf den Dächern von Berlin. Sie haben eine Sause veranstaltet. Jason muss wohl die Kamera bedient haben, und Jakub hat sich anscheinend bei ihm aufgehalten. Wieder Julien und Kaden, in eine Umarmung verstrickt, die den Eindruck schindet, als würde es ihre letzte sein.

„Das ist eigentlich schade. Nicht alles war scheiße." Auf der letzten Aufnahme sind alle vier abgebildet. Jeder vor ihrem Sportwagen. Alte Erinnerungen kehren wieder und offenbaren Bilder, welche sein Bewusstsein über die Jahre verlassen haben. Jakub mit seinem roten Neunhundertelfer, Kaden mit dem früheren Chiron, Julien mit dem Cayman S und Jason mit dem schwarzen Quattro. „Wir waren eine Weile gute Freunde. Wir alle." Kaden gibt ihm die Fotos wieder. Jakub verstaut sie zu den anderen. Es sind nicht viele, vielleicht fünfzig Stück.

„Das stimmt." Kaden wischt mit dem rechten Handrücken über seine Augen. „Behalt' sie weiterhin. Es ... wäre schade, wenn man diese Momente vergisst." Er schreckt zusammen, als es läutet. „Meine Fresse, was hast du für eine Klingel?" Als würde man einen alten Mixer bedienen. „Gott, hört die sich grässlich an."

„Na ja, ich hab' mich bewusst für sie entschieden, damit man schnell zur Tür geht. Niemand mag sie, weil sie nervig ist." Die Glastür fällt langsam zu, und Jakub verlässt das Zimmer. Kaden trottet langsamen Schrittes in die Küche. Gießt das heiße Wasser in beide Tassen. Beide ein banaler Früchtetee. Damit kann er sich anfreunden. „Ich glaube es nicht. Da ist er." Kaden nimmt einen winzigen Schluck und ignoriert mühselig das heiße Brennen auf der Zunge. „Jevhen, mein Guter. Herzlich Willkommen. Was hab' ich dich vermisst." Kaden kann insgesamt sieben Personen ausmachen. „Fühl' dich wie zu Hause." Er lehnt sich an die Zeile, mit dem Rücken zum Fenster. Wartet, bis Jevhen hin von selbst entdeckt. „Können deine Leute russisch?"

„Seit Weihnachten ist auch eine Menge Zeit vergangen." Der Vierundvierzigjährige hält sein Gelächter zurück. Ein sehr starker Akzent; die Ukrainer unterscheiden sich kaum von den Russen, wenn sie versuchen, die deutsche Sprache anzuwenden. „Es ist aber schade, dass die Umstände andere sind." Schritte ertönen. Kaden zuckt mit keiner Wimper. „Nichtsdestotrotz freue ich mich, dich wiederzusehen." Mitten im Türrahmen hält er inne, als er ihn schließlich wahrnimmt. „Was für eine Überraschung. Kaden Larkin höchstpersönlich." Das Lächeln ist merklich abgeschwächt, und der glückliche Funke in den braunen Augen sichtlich geschrumpft. „Ach und ... Nicht alle, aber das erkläre ich gleich."

„Freut mich auch, dich kennenzulernen, Prokofjew." Kaden bemüht sich um einen freundlichen Ton, „ist eine Weile vergangen, seit man das letzte Mal voneinander gehört, hm?" Der Ukrainer geht zu ihm, und Kaden erwidert den Gruß mit der Hand. „Keine Sorge; ich bringe niemanden mehr um, der 'mal als meine Konkurrenz tätig war. Außerdem ... Seit du mir entkommen bist, habe ich von diesem Vorhaben abgesehen." Er nimmt seine Tasse an sich, und Jakub die andere. Ein Team, bestehend aus sechs Männern. Kaden kann in etwa erahnen, weshalb nur Männer hier sind. „Also, Jevhen, Jakub? Jetzt will ich hören, wie ihr vorgehen wollt."

Alle sechs Hocker sind besetzt. Jevhen lehnt sich neben Jakub an die Zeile.

„Sobald sich die Lage etwas entspannt hat, können wir uns gerne weiter unterhalten." Jevhen behält sein stilles Team im Auge. „Kommen wir zum eigentlichen Thema." Wenn Kaden ehrlich ist, hat er ihn sich deutlich anders vorgestellt. Dem Alter entsprechend. Aber das tut Jevhen keineswegs. Jakub hat erzählt, dass der sechzigjährige Ukrainer ein erfolgreicher Bodybuilder in seinem Land ist. Ein Wunder, dass die Kleidung nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Der große weiße Pullover mit dem bunten Aufdruck sitzt sogar recht locker an seinem Körper. Die blaue Jeans schmeichelt den starken Beinmuskeln. Das Haar ist so kurz, dass man kaum erkennen kann, dass es inzwischen grau geworden ist. „Ich habe mein bestes Team mitgebracht. Die meisten von ihnen haben sich um dich gekümmert, Jakub. Sie wissen also, mit wem und was sie es zu tun haben." Kaden fällt auf, dass er verstohlen beobachtet wird. „Ich will sie euch vorstellen: Der vordere, von mir aus gesehen, links ist Nazar. Daneben sitzt Artem, neben ihm Nicholai, der mit den blonden Haaren heißt Rurik, der vorletzte ist Tanjev und der letzte von ihnen Richard." Jevhen lächelt knapp. „Nicholai und Tanjev können russisch sprechen. Richard ist der deutschen Sprache mächtig, und beim Rest kommt ihr entweder mit englisch oder ukrainisch weiter." Kaden hat die Hälfte bereits vergessen. Er nimmt einen großen Schluck seines süßen Tees. „Kaden, wie gut stehst zu zum russischen?"

Also wird es wohl Zeit, ein persönliches Geheimnis aufzudecken.

„Ich habe es seit einigen Jahren auf dem Kasten", antwortet er in dieser kompliziert klingenden Sprache und fängt von Jakub einen erstaunten Blick ein. Selbst Jevhen scheint diese Tatsache etwas zu überfordern. „Ich habe in den letzten Monaten viel Zeit gehabt. Russland ist einer meiner wichtigsten Abnehmer. Wie ich einmal gesagt habe: Kunden mögen es, wenn man ihre Sprache beherrscht."

„Okay ..." Jevhen blinzelt langsam, und Kaden grinst amüsiert. „Äh, ja ..." Er greift hastig nach dem verloren gegangenen Faden. „Gut, dann kann ich es kurz in Russisch erläutern, bevor ich es auf Englisch zusammenfasse."

„Du bist mir eine Erklärung schuldig", murmelt Jakub ihm zu.

„Klar."

„Nicholai, Tanjev: Ich werde die folgenden Worte in Englisch übersetzen, aber erst einmal möchte ich erklären, weshalb wir uns hier versammelt haben." Ihre wachsamen Blicke sind auf Jevhen gerichtet. Manchmal starren sie Kaden an. „Wie ihr wisst, ist Kaden nach wie vor als Drogenhändler tätig. Inzwischen hat er sich wieder einen internationalen Namen gemacht. Seine Schwerpunkte liegen bei PCP und Kokain." Die Tasse ist leer. Kaden behält sie trotzdem in der Hand. „Berlin ist einer seiner Umschlagplätze für PCP. Mitte September aber hat er Jakub mitgeteilt, dass Mikołaj fünfzehn Gramm PCP gekauft hat. Es hat einen Reinheitsgehalt von fünfundachtzig Prozent." Sie hören wortlos zu. „Nun ist es so weit gekommen, dass sich die Abhängigkeit verschlimmert hat. Von einer Tablette hat er sich auf drei gesteigert. Aus einer internen Quelle hat Kaden zudem erfahren, dass Mikołaj willkürlich Mitschüler verprügelt hat. Bei einem soll es sogar so gewesen sein, dass er bei ihm vorgehabt hat, ihn totzuschlagen." Eine sekundenartige Stille. „Mikołaj erleidet bereits schwere Wahnvorstellungen und ist auf der Stufe der Selbstverletzung. Er kann nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden." Dieser Richard ist vermutlich ein Deutscher. „Jakub und Kaden haben ihn bereits nach Polen holen können. Er ist hier, nach wie vor bewusstlos wegen des Einsatzes von Chloroform." Jakub formt die Lippen zu einem dünnen Strich. „Die Wirkung kann nicht mehr lange andauern, wie ich die beiden verstanden habe. Er müsste in den nächsten Minuten aufwachen. Kaden und Jakub haben Mikołaj zu seiner und zu unser aller Sicherheit ausreichend fixiert ... mit der sieben-Punkt-Fixierung." Also das volle Programm der erzwungenen Bewegungslosigkeit. „Der Plan sieht wie folgt aus: Es wird immer jemand hier sein, der bei Mikołaj bleibt. Es muss gewährleistet werden, dass seine Vitalfunktionen vierundzwanzig Stunden und sieben Tage die Woche überwacht und kontrolliert werden. Es darf unter keinen Umständen passieren, dass ihm Schäden widerfahren. Ihr werdet nach zwölf Stunden eure Positionen tauschen, sodass ein fließender und schneller Wechsel gewährleistet ist. Ich bitte um seine Sache: Solltet ihr merken, dass sich eure Kräfte dem Ende zuneigen, werdet ihr es mir umgehend mitteilen. Niemand darf ermüdet und vor allem unkonzentriert hier tätig sein." Die beiden ausgebildeten Ärzte nicken. „Von Jakub habe ich erfahren, dass Kaden einen Großteil der gebrauchten Medikamente mitgebracht hat. Sie befinden sich links von Mikołajs Räumlichkeit."

„Wie wird die Dosierung aussehen? Wie werden wir vorgehen? Genau wie bei Jakub?", erhebt Nicholai seine recht hohe Stimme.

„Wir werden ihn zunächst zu sich kommen lassen", beantwortet Jevhen die Frage, „dann werden wir schauen, was er für Entzugserscheinungen entwickeln wird. Anhand derer werden die Medikamente präpariert und angewendet. Ihr wisst, dass es kein zentrales Gegenmittel gibt. Wir können nur gegen die Entzugserscheinungen vorgehen." Jevhens linkes Ohr ist bis zur Ohrmuschel eingerissen und unsauber zusammengewachsen. „Wir werden also mit ihm den warmen Entzug durchführen. Die Vorgehensweise wird wie bei Jakub damals sein. Nur mit dem Unterschied, dass wir bei den noch so kleinsten Anzeichen die Medikamente einsetzen."

„In Ordnung." Tanjev nickt kurz.

„Gut. Ihr dürft keineswegs vergessen, dass Mikołaj sich noch am Anfang der Abhängigkeit befindet. Er wird also sehr stark auf den Entzug reagieren. Das bedeutet, dass die Zeitintervalle mit den Schmerzmitteln verkürzt werden sollen. Seid euch bewusst, dass diese Prozedur mit guter Wahrscheinlichkeit ein Jahr in Anspruch nehmen wird." Seine braunen Augen erfassen die beiden Männer. „Habt ihr es soweit verstanden oder gibt es Fragen?" Kopfschütteln. „In Ordnung." Jevhen fasst das Gesagte in einem sicheren Englisch zusammen. Kürzer und prägnanter auf den Punkt gebracht.

„Übernachten sie hier?", murmelt Kaden Jakub zu.

„Jevhen und die zwei, die aktuell für Mikołaj zuständig sind. Der Rest will in Łagów übernachten." Er stellt die Tasse hinter sich. „Ich hoffe sehr, dass diese Prozedur kein Jahr in Anspruch nehmen wird. Auch kein halbes Jahr. Es soll so schnell wie möglich vorbei sein. Mikołaj soll nicht weiter leiden."

Kaden wechselt das Thema.

„Dieser Richard ... Ist er ein Deutscher? Der Name hört sich nicht unbedingt osteuropäisch an."

Jakub geht willig darauf ein.

„Ja. Er hat das Studium in Deutschland beendet und ist in die Ukraine ausgewandert. Er verdient das gleiche gute Geld, dafür aber sind die Lebensumstände deutlich billiger. Dort ist es um Welten günstiger als in Deutschland." Jevhen bestimmt zwei Leute. Nicholai und Richard. Der Rest solle sich in Bereitschaft halten. Der Sechzigjährige fordert den großen Teil des Teams auf, wieder nach Łagów zu fahren. „Das kann ich gut nachvollziehen. Selbst ich bin verdammt froh, nicht mehr in Deutschland leben zu müssen. Da arbeitest du nur, um irgendwie zu leben." Jevhen begleitet die vier zur Haustür.

„Könnt ihr uns zeigen, wo Mikołaj liegt?", unterbricht Nicholai ihr Gespräch.

„Selbstverständlich." Jakub sieht Kaden an. „Bleibst du kurz hier?" Dieser nickt zur Antwort. „Okay. Dann kommt mit." Richard und sein Teamkollege folgen dem Polen. Kaden sieht ihnen nach. Kurz darauf sind sie nach unten verschwunden. Direkt vor dem Türrahmen, auf der linken Seite, gelangt man in die Räumlichkeiten der miteinander verbundenen Keller. Man hat ein kleines Geländer darum gezogen, damit die Katzen nicht herunterfallen.

Kaden setzt sich auf einen Hocker. Hört, wie Jevhen wiederkehrt. Seine massige Gestalt taucht in den Augenwinkeln auf.

„Es ist noch einmal etwas ganz anderes, dich in Person zu sehen", sucht er das Gespräch, und er spricht russisch. Für Kaden keine unüberwindbare Hürde. „Darf ich mich zu dir setzen?" Eine kurze Geste der Bestätigung. „Ich hätte niemals damit gerechnet, dass du dich um einen deiner Kunden sorgst. Ich habe immer angenommen, dir wäre es egal."

„Das kann ich mir gut vorstellen. Man hat so viel Schlechtes von mir gehört, und man geht sehr selten davon aus, dass ich das Zeug habe, anders zu sein. Entgegen aller Erwartungen." Jevhens Anwesenheit strahlt Respekt aus. „Eigentlich ist es auch so. Für mich zählt einzig und allein der Gewinn, den ich mache. Bei Mikołaj ist das etwas anderes – meine Tochter kennt ihn sehr gut und ... Ich will Jakub vor einem üblen Schicksal bewahren." Kaden begegnet dem forschen Blick seines Gegenübers. „Hab' gehört, du bist wieder Rechtsanwalt? Wie kommt's eigentlich dazu? Erst für das Gesetz, dann konsequent dagegen und jetzt wieder auf dem Pfad der Gerechtigkeit?"

„Umso wichtiger, sich einen persönlichen Eindruck von dir zu machen", meint Jevhen ruhig. Die dünnen Lippen formen sich zu einem flüchtigen Grinsen. „Ja, der bin ich. Meine Spezialitäten sind Drogenkriminalität und Korruption, also genau die Bereiche, wo ich die meiste Erfahrung habe. Deshalb habe ich mich auf die Fachgebiete Straf- und Wirtschaftsrecht konzentriert. Ich bin inzwischen so gut, dass ich mich kaum vor Anfragen retten kann. Ich bin also gut versorgt und habe einen entsprechenden Ruf." Ein verhaltenes Gelächter. „Natürlich bewahre ich ein gewisses Maß an Vorsicht. Man hat mich gekannt. Also hat man ein ungefähres Bild, was ich früher fabriziert habe. Da hat es ein, zwei Momente in meinem Leben gegeben, wo ich auf Messers Schneide gestanden habe." Auch er trägt einen goldenen Ehering. „Ich habe vor meiner Zeit als Drogenhändler beschlossen, Anwalt zu werden. Das war sozusagen ein Kindheitswunsch gewesen. Nun ja, wäre da nicht die Sache mit einem ehemaligen Kommilitonen dazwischengekommen, wäre ich nie Händler geworden. Ich habe gleich nach erfolgreichem Studium die Entscheidung gefällt, mich auf den Drogenhandel zu spezialisieren."

„Meine Rede, nur ... Dann geht man davon aus, dass ich jede x-beliebige Person erschieße. Zu meiner Verteidigung: Das habe ich mir abgewöhnt. Ich verschaffe mir erst einen Eindruck und dann ... Mal gucken." Sie lachen. „Mach' die Stärken zu deinem Spezialgebiet. Schöne Einstellung." Jakub ist erschienen. „Und? Wie sieht es aus?" Kaden brummt leise, als ihm aufgefallen ist, dass er nach wie vor die russische Sprache verdient. „Entschuldige, ich bin gerade im Fluss mit Jevhen."

„Ach, rede einfach weiter. Es ist ja nicht so, dass ich es nicht kann." Jakub gesellt sich zu ihnen. „Es freut mich gerade sehr, dass ihr euch doch gut versteht. Ich habe befürchtet, ihr würdet euch gegenseitig die Kopfe zusammenschlagen."

„Gut, ganz wie du meinst." Kaden zuckt mit den Schultern. „Endlich zahlen sich die Monate des Haare raufen aus."

„Warum auch? Kaden ist ein angenehmer Zeitgenosse. Ich habe dir geglaubt, als du mir erzählt hast, dass er sich verändert hat. Tja, jetzt sehe ich es mit eigenen Augen." Jevhen sitzt zwischen ihnen. „Also, meine Herren. Wie sieht der Fahrplan aus? Die Sache mit Mikołaj ist vorerst geklärt. Jeder hat seine Aufgabe bekommen." Er stupst Jakub an. „Du müsstest auf andere Gedanken gebracht werden."

„Danke für das Kompliment. So etwas höre ich gern." Kaden grinst verschmitzt. „Ja, oder? Der Ansicht bin ich auch." Jakub lässt die gutgemeinten Sticheleien über sich ergehen. „Komm', Jakub."

„Ja, ja." Er murrt kurzweilig. „Jevhen, erzähl' doch Kaden etwas."

„Und was, bitte schön?"

„Irgendetwas."

„Was willst du denn hören?"

„Ich will gar nichts hören. Ich will, dass Spastikaski auf andere Gedanken kommt", antwortet Kaden automatisch.

„Wie bitte?" Jakub starrt ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich habe mich ja wohl verhört."

„Wäre dir Blödikaski lieber? Oder Arschikaski? So wie früher?" Jevhen lacht laut los, als er die unbeliebten Spitznamen vernommen hat.

„Von allen Dingen, die du vergessen hast: Ausgerechnet diesen Schwachsinn musst du natürlich im Gedächtnis behalten. Mann, fick dich, Kaden. Ich habe die schon früher nie ausstehen können." Jakub schlägt seine Hand weg. „Alter, halt's Maul."

„Natürlich. Du bist früher wie ein Fisch darauf angesprungen. Damit haben wir dich ärgern können." Kaden sticht ihm in die Seiten, sodass Jakub immer wieder zusammenzuckt. „Jevhen, findest du nicht auch, dass Arschikaski ein bisschen Spaß verdient hat?"

„Kaden!", ruft Jakub empört. „Ey, jetzt hör' mit der Scheiße auf."

„Dem kann ich nur zustimmen."

„Ja, du stimmst auch allem zu, du Blödmann." Jakub funkelt Kaden an. „Früher habe ich dir dafür zum Teil den Schädel eingeschlagen."

„Früher, früher ... Würdest du heute immer noch machen."

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie groß mein Verlangen gerade ist." Der Vierundvierzigjährige hüpft herunter. „Kommt ihr mit? Ins Wohnzimmer?"

„Aber gerne doch." Kaden folgt ihm grinsend. „Habe gehört, Jevhen, du bist Bodybuilder? Wie oft durftest du dir eigentlich anhören, dass du Steroide nimmst?" Wenigstens hat er es dieses Mal geschafft, nicht über die Stufe zu stolpern. Jakub lässt sich auf die rechte Seite sinken. Kaden nimmt auf dem Sessel Platz.

„Ja. Ich habe bisher fünfmal gewonnen. Worauf ich aber echt stolz bin: Ich gelte als stärkster Mann der Ukraine." Er sitzt neben Jakub. „Meistens sind es die Neider, die behaupten, ich würde gewisse Mittel nehmen, nur um so auszusehen, wie ich aktuell aussehe. Das ist natürlich Blödsinn. Bei mir zu Hause gibt es nichts anderes als sportgerechte Nahrung." Er lässt den Blick über Kaden schweifen. „Powerlifter wie Jakub?"

„Exakt." Jakub ist derweil mit seinem Handy beschäftigt. „Eine hervorragende Ablenkung zum Job. Macht neben dem Kampfsport ziemlich Spaß."

„Jetzt bin ich neugierig."

„War mir klar." Kaden lächelt. „Ju Jutsu mit Elementen des Karates und Aikidōs. Ich bin nicht mehr gewillt, nur ins Offensive zu gehen. Außerdem bereitet es mir immer wieder Spaß, mit meiner Tochter zu trainieren. Sie ist ziemlich ehrgeizig."

„Das komplette Gegenteil von mir und Blödikaski." Jakub verpasst ihm einen festen Schlag gegen den rechten Arm, was Jevhen allerdings nicht kümmert. „Schlag' nur, so oft du willst; es interessiert mich nicht."

„Arschloch", brummt Jakub genervt.

„Warum wundert mich das nicht? Auf welchem Gebiet trainierst du? Sofern du immer noch kämpfst."

„Du, ich sehe zwar wie ein unbeweglicher Klotz aus, aber wenn ich kämpfe, dann flink und sicher. Man unterschätzt mich hinsichtlich der Schnelligkeit." Jakub entschuldigt sich; er würde jetzt telefonieren. Dazu verlässt er das Wohnzimmer. „Boxen. Früher gern mit meinem ehemaligen Leibwächter. Er hat inzwischen eine eigene Familie und wohnt nicht mehr in Kiew. Was aber nicht heißt, dass wir keinen Kontakt mehr haben." Jevhen schaut zu der Küche. „Ich habe gern mit Jakub trainiert. Hätte niemals gedacht, dass er noch schneller als ein Wiesel ist."

„Ist er immer noch. Er kämpft mit Mikołaj zusammen. Der Junge hat ein unglaubliches Potenzial auf Lager, das glaubst du nicht." Ein gutgemeintes Lächeln. „Hat Jakub dir erzählt, wie sein Sohn zu meiner Tochter steht?"

„Habe gehört, du bist nicht wirklich begeistert von der Tatsache, dass sie ihn mehr als mag?"

„Ich kriege leichte Bauchschmerzen, wenn ich nur daran denke. Schiebe es auf die Angst, die eigene kleine Prinzessin zu verlieren." Ein verhaltener Seufzer. „Sie wird immer erwachsener und trotzdem habe ich mein kleines Mädchen vor Augen."

„Das kenne ich zu gut. Mir ist es damals auch nicht leichtgefallen zu akzeptieren, dass Daryna nicht mehr das kleine Küken ist."

„Du hast auch eine Tochter?"

„Ja. Sie ist inzwischen verheiratet und hat selbst zwei Kinder. Zwei Energiebündel, wie sie eins früher gewesen ist."

„Wie hast du reagiert, als sie dir ihren ersten Freund präsentiert hat?"

„Ich habe mich für sie gefreut, weil ich auf dem ersten Blick erkannt habe, dass Fedor ein bodenständiger Junge ist, der meiner Tochter nichts Böses will. Er ist übrigens ihr Ehemann geworden." Kaden wirkt nicht gänzlich überzeugt. „Die Angst ist vollkommen normal. Ich schätze, dass jeder Vater die Sorge hat, sein kleines Mädchen zu verlieren. Niemanden fällt es leicht zu akzeptieren, dass aus den kleinen Engeln selbstbewusste Frauen werden. Aber solange die Chemie stimmt, sind alle Ängste unberechtigt. Sie sind nicht völlig aus der Welt. Das sollte man nicht vergessen."

„Hm." Eigentlich hat Jevhen recht.

„Wenn ich du wäre, würde ich diesen Moment unterstützen. Das kannst du schon damit tun, indem du deiner Tochter zu verstehen gibst, dass du nichts gegen eine potenzielle Beziehung hast."

„Mal sehen", antwortet Kaden stattdessen. „Erst einmal sollten wir zusehen, dass Mikołaj wieder auf die Beine kommt. Einen Drogenjunkie als Freund kommt überhaupt nicht infrage."

„Der ist er nicht." Jevhen beugt sich ein wenig vor. Stemmt die muskelbepackten Arme auf die Knie. „Er ist ja ein sehr vernünftiger Kerl. Und ehrlich gesagt: Jeder läuft in seinem gesamten Leben nicht ganz rund." Kaden schnaubt leise. „Was damit sagen will: Gib ihm eine Chance."

Kaden gibt sich schneller geschlagen, als ihm lieb ist.

„Wenn er von den Drogen weg ist, gerne. Aber diese Bewährungsprobe wird keine leichte sein." Er verengt sehr leicht die Augen. „Er weiß, wie ich sein kann, wenn mir etwas nicht passt. Und nein, das bedeutet nicht, dass ich ihn körperlich verunstalte. Auf Stress mit Jakub kann ich nämlich verzichten."

Jevhen schmunzelt.

„Davon will man ausgehen." Er nickt langsam. „Wir sollten diesen Abend zu einem besonderen machen, bevor es morgen richtig losgeht. Was denkst du?"

Kaden zuckt mit den Schultern.

„Ich habe nichts dagegen einzuwenden. Wie früher ... wie auf die guten alten Zeiten." Ein kleines Grinsen bildet sich auf den Lippen. „Wir können Jakub ein bisschen ärgern."

„Zeit für einen Neuanfang", ergänzt Jevhen entspannt. „Ich bin dabei."

Bis Jakub wiederkommt, tauschen sie sich über Alltägliches aus. Sie reden über den teilweise beschwerlichen Weg nach Polen, die komplizierten Grenzübergänge, die eigenartigen Kontrolleure, welche teilweise geschmiert gewesen sind. Manchmal driftet das Gespräch zu den momentanen Geschäften aus. Mal schildert Jevhen ihm einen Fall, um den er sich zu kümmern hat oder Kaden erzählt etwas aus seinem illegalen Job. Kaden hat das Gefühl, dass sie bereits auf einen gemeinsamen Nenner angekommen sind. Kein Misstrauen geistert mehr durch ihn; Vertrauen bildet sich und will nach Jevhen fassen. Ähnlich scheint es dem Ukrainer zu ergehen. Das Gelächter oder das Lächeln ist keineswegs falsch. In seinen Augen glitzern keine Lügen. Kaden hat sich selten nie so verstanden und akzeptiert gefühlt.

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