29 - Verkehrte Welt
„Denkst du wirklich, dass das so eine gute Idee ist? Ich kann nicht richtig Deutsch sprechen, und ich sehe nicht wirklich gleich aus." Ich habe mehr oder weniger zur Schule gemusst. Nicht zuletzt wegen der Deutschklausur. Es ist gerade Pause. Die letzte Vorbereitungsmöglichkeit für die Prüfung. „Das geht nicht gut aus." Was ich für eine glorreiche Idee gehabt habe? Na ja, ich habe beschlossen, Łukasz mit zur Schule zu nehmen. Elise hat natürlich auf Anhieb erkannt, dass er nicht Mikołaj ist – so gesehen, sind die Unterschiede sehr ersichtlich. Bestes Beispiel ist der Körperbau. Er sitzt bei mir und Elise. Komischerweise gehen meine Mitschüler davon aus, dass es sich immer noch um Mikołaj handelt; sie gehen ihm aus dem Weg, würdigen ihn keines Blickes mehr. Man redet über ihn, aber wenn, dann nur mit gesenkten Stimmen. Wenn Łukasz aufsieht, um denjenigen zu identifizieren, der den Namen seines Bruders erwähnt hat, wird es abrupt still.
„Die kriegen den Unterschied nicht mit. Für sie bist du immer noch dein Bruder", murmele ich mit einem Hauch Belustigung in der Stimme, „sonst hätten sie mit dir gesprochen oder dich angesehen." Elise hat etwas aus der Kantine mitgebracht. Ein halbiertes Sandwich, das wir uns teilen. Wir haben unsere Bank bezogen und gehen den Stoff der bisherigen Stunden durch. „Ist es. Mikołaj wird sicherlich nicht mehr lange bleiben. Ob da jetzt eine schlechte Note dazwischen kommt, wird keine Rolle spielen. Vielleicht wirst du durchblicken. Versuch's einfach." Ich händige Łukasz meinen Hefter aus. „Ich brauche den nicht mehr; fürs Lernen sind meine Ferien draufgegangen. Der Schwerpunkt liegt auf Gedichtanalyse. Wir gehen davon aus, dass es ein Gedicht der Romantik und des Sturm und Drangs drankommen wird."
„Ich habe keine Ahnung, was das sein soll. Aber mit Gedichtanalyse kann ich 'was anfangen. Das müssen wir in Polnisch auch machen. Es ist echt schrecklich." Seine dünnen Finger bohren sich ein wenig in die gerollten Papiere. „Ich kann kaum 'was verstehen. Ist das schlimm, wenn ich einfach Polnisch schreibe?" Ich winke ab. „Natürlich nur, wenn ich das Gedicht verstehe. Ein paar Gedichte kenne ich. So von den deutschen Größen. Mal hoffen, dass eines dabei sein wird, das ich kapiere." Łukasz lässt den Hefter sinken. „Die reden wohl nicht gut über meinen Bruder, oder? Kann das sein, dass sie Angst vor ihm haben?"
„Nicht, seit er drei Schüler willkürlich zusammengeschlagen hat und jeden angegangen ist, der auch nur seinen Namen genannt hat", antworte ich leise. „Er hat in den letzten Wochen keinen besonders guten Eindruck gemacht." Elise hat ihre Unterlagen längst weggelegt. Sie mustert Łukasz forschend.
„Ich will ungern weiter darüber reden. Die Stimmung leidet darunter", meint sie ruhig und deutet auf die zwei Ringe an seiner linken Hand. „Echtes Silber?"
„Da hat sie recht", pflichtet Łukasz ihr bei und gibt mir den Hefter wieder. „Jepp. Der hat einen hohen Silberanteil. Dieser hier." Der Ring, den er von seinem Freund geschenkt bekommen hat. „Aber frage mich nicht, wie hoch der Anteil ist. Das weiß ich auch nicht." Sein Lächeln verschafft mir eine erhoffte Ruhe. „Wenigstens färben beide nicht ab." Auch er hat ihren Schmuck entdeckt. „Du hast ja auch welche. Ich mag den roten Stein. Passt gut zum Silber."
„War sicherlich nicht billig, hm?" Elise erwidert es. „Ja, genau. Den habe ich von meinem Freund geschenkt bekommen. Er weiß um meine Schwäche für Schmuck." Ein warmes Gelächter ihrerseits. „Ich find's immer noch verrückt, dass du hier bist und niemand etwas mitgeschnitten hat. Du bist das komplette Gegenteil von Mikołaj." Ich beobachte das Randgeschehen. Nehme von den verstohlenen Blicken zu Łukasz Notiz. Gerade frage ich mich, wie blöd man sein muss, um die Unterschiede zwischen ihn und seinen Bruder nicht zu bemerken.
„Der Preis ist für Sajoscha nicht wichtig. Ich habe mich, wenn ich ehrlich bin, etwas mies gefühlt, als er mit dem Ring zu mir gekommen ist und gesagt hat, dass der von jetzt an mir gehört." Der weiße Pullover gehört Mikołaj. „Sagen wir: Er kommt manchmal gut und häufig schlecht über die Runden." Der Junge sitzt hinter uns. Allein. „Wie lange dauert eigentlich diese Pause? Kommt mir ja wie eine Ewigkeit vor."
Ich werfe einen Blick auf mein Handy.
„Fünf Minuten noch." Ich suche Łukasz' Blick. „Redet ihr eigentlich polnisch oder russisch?"
„Ach, Gott. Ich hab' jetzt erst kapiert, dass du 'n Freund anstatt 'ne Dame an deiner Seite hast." Elise berührt amüsiert ihre Stirn. „Mein Fehler."
„Du bist die Erste, die das bei mir gedacht hat. Sonst sagt man immer, dass man es bei mir sofort erkennt." Łukasz grinst, „jetzt bin ich überrascht." Die rechte Hand fährt durch die dunkelblonden Haare. „Sowohl als auch. Ich habe keine Probleme mit Russisch. Ist echt leicht. Für Sajo gibt's ein paar Probleme, wenn er meine Sprache sprechen soll. Aber er gibt sich Mühe."
„Das wollte ich nicht sagen. Hört sich für mich klischeehaft an." Sie ergreift ihr Smartphone. „So, mal schauen, was mein Hase schreibt. Schiebt wohl bestimmt wieder Langeweile auf Arbeit." Sie lehnt sich zurück und klinkt sich damit aus dem Gespräch aus.
„Was kannst du eigentlich alles sprechen?", frage ich neugierig.
„Na ja, englisch und russisch nahezu flüssig, deutsch ist okay. Und rumänisch, das geht auch bei mir", sagt Łukasz schulterzuckend. „Ich lerne es wegen der Videospiele. Ich spiele echt gerne mit Spielern aus der Welt. Manchmal geht es nicht anders, und man muss nur englisch sprechen. Es kommt nicht selten vor, dass man denkt, dass ich Engländer bin. Finde ich witzig." Łukasz schiebt sich von der Bank, nur um seinen Platz zu beziehen. Im Hintergrund endet das Gespräch zwischen Lena und Julia. Der polnische Schüler nimmt davon keinerlei Notiz; seine Aufmerksamkeit bleibt nach wie vor an mir hängen. „Ich hab' gesehen, dass du auch regelmäßig zockst? Miko hat dich nämlich geaddet. Hab' mich erst gewundert, wer du bist. your.mindsoul – ein interessanter Name." Er senkt ein wenig den Blick. „Irgendwie erinnert mich alles an Miko. Selbst wenn ich dich so sehe; ich muss automatisch an ihn denken."
Ich lehne mich zu ihm. Lächele trübselig.
„Warum?", und das Lächeln huscht fort.
„Na ja." Łukasz sieht auf. Eis kann so schön sein. So klar und durchsichtig. Glitzernd, als würden polierte Diamanten einen von Rissen verschonten Boden bilden. „Ihr beide seid ineinander verliebt und gebt es nicht zu." Elise stellt das Tippen ein. „Jetzt kann ich den Experten spielen: Ich habt Angst, eure Gefühle füreinander zuzugeben. Vielleicht liegt's am Mut, der euch fehlt. Keine Ahnung. Aber ihr wisst beide, dass ihr den anderen mehr als mögt. Schon lustig, oder? Ich finde, dass keine Zweifel berechtigt sind." Łukasz hat sein Handy angeschaltet. „Sieh mal. Das hat er mir geschrieben, als es ihm etwas besser ging." Als würde ich versuchen, chinesisch mit japanisch zu übersetzen. „Er hat hier zugegeben, dass er dich liebt und dass er sich Vorwürfe macht, dass er dich nicht so beachtet hat, wie du es eigentlich verdienst. Es tut ihm echt leid, dass er dich wie die Nummer drei behandelt hat."
„Der Hasenjäger steht auf Jess? Kein Scheiß?", funkt Elise skeptisch dazwischen. „Nach allem, was er abgezogen hat?"
„Er ist kein Hasenjäger", stellt Łukasz bestimmt klar, „das ist Blödsinn. Miko hat sich halt scheiße verhalten, weil es ihm nicht bis dahin klargeworden ist. Ich hab' gerade gesagt, dass es ihm echt leid tut und dass er alles rückgängig machen will. Also bitte ..." Łukasz klappt den Mund zu, als unser Deutschlehrer den Klassenraum betreten hat. Anscheinend muss die Pause vorbei sein. „Oh, es geht wohl los."
Ich nehme die ursprüngliche Position ein. Auch meine Mitschüler kehren zu ihren Plätzen zurück. Diejenigen, die nicht zu der Klasse gehören, entfernen sich. Der Teppich aus Gesprächen wird eingerollt und schließlich fortgeschafft. Fünfundzwanzig Augenpaare haben sich auf Herrn Brachmann gerichtet. Er wundert sich scheinbar, dass der vermeintliche Mikołaj zurückgekehrt ist. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Der Ton erwischt den Ernst. Łukasz Schrägstrich Mikołaj soll sich nach der Deutschklausur unverzüglich zum Direktor begeben. Der Junge nickt langsam, sagt nichts. Stellt auch nicht klar, dass es hier zu einer Verwechslung gekommen ist. Ich hätte niemals gedacht, dass die Ähnlichkeiten zwischen den beiden so stark sind. Łukasz brütet die nächsten Minuten über die Aspekte, mit denen der Direktor ihn konfrontieren wird. Vielleicht fragt er sich auch gerade, wo sich denn das Büro unseres Direx befindet. Ich werde es ihm nachher zeigen.
Herr Brachmann erläutert derweil den Ablauf der Klausur. Wir hätten sowohl diejenigen auf Grund- und Leistungsniveau neunzig Minuten Zeit, die Pausen sind da nicht mit einberechnet. Die Gedichte und Anforderungen sind entsprechend des Zeitrahmens angepasst worden. Nichtsdestotrotz wird man mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit gerade so mit den wertvollen Minuten auskommen. Punktlandung, wenn man sehr gut ist. Im letzten Halbjahr hat die Deutschklausur vier Unterrichtsstunden in Anspruch genommen. Unser Deutschlehrer nennt die zulässigen Hilfsmittel. Diejenigen, die erwischt werden, werden ohne Punkt und Komma null Punkte erhalten. Auch die, bei denen sich der Verdacht auftut. Da reicht schon ein verstohlener Blick zu seinem Banknachbarn. Mit Brachmann, sofern man ertappt wird, ist dann nicht mehr zu spaßen. Er teilt die drei Arbeitsblätter aus. Elise schiebt meinen Stapel zu. Ich werfe einen Blick auf das Deckblatt – Gedichtanalyse eines Werks aus der impressionistischen Zeit und aus der des Naturalismus. Na super. Zaghafte Falten bilden sich auf meiner Stirn, während die bei Elise ihre regelrecht zerfurchen. Für sie kein angenehmes Thema. Gerade mit dem zweiten hat man wohl am wenigsten gerechnet. Victor und Dennis können sich keine Beschwerde verkneifen. Naturalismus; selbst sein Arsch sei natürlicher als dieser Rotz. Er erntet eine Handvoll Lacher. Ich stoße die Luft aus. An sich keine allzu großen Hürden. Wenn man sich nicht so blöd anstellt, wird man es schaffen. Fünf Punkte werden im Kasten sein. Irgendwie.
Das Startsignal wird abgefeuert, und das Papier beginnt zu rascheln. Stifte werden ergriffen, manchmal räuspert sich jemand. Ich bewaffne mich mit den bunten Markern. Die Aufgaben sind klar: Interpretation, Analyse auf Stilmittel, Reim- und Versschema und die andere Grütze. Zum Schluss eine knappe Meinungsäußerung. Eins von Rilke, das andere von Hauptmann. Wenigstens kann ich etwas mit den Dichtern anfangen. Ich werde einen kleinen Zeitsprung machen. Ich schätze, dass man es sich in etwa vorstellen kann, wie so eine letzte Deutschklausur aussieht und wie sie sich anfühlt. Wenn man gelernt oder sich ein bisschen vorbereitet hat, hat man persönlich nichts zu befürchten. Da bleiben einem die Schweißperlen und die Nahtoderfahrung erspart. Wenn man nichts mit dem Thema anfangen kann, aber das Prinzip versteht, könnte man mit einem kleinen Herzinfarkt rechnen. Und wenn man nichts von all dem kann, dann flucht man lauthals los und findet alles und jeden scheiße. Ich bin mit einem neutralen Gefühl aus der Sache herausgegangen. Ich will mich nicht festlegen; das ist in der zehnten Klasse sehr hässlich ausgegangen. Einmal eine fette fünf kassiert. Und nur, weil ich am gottverdammten Thema vorbeigeschrieben habe. Eine ziemlich bittere Pille. Ist danach nie wieder vorgekommen. Łukasz, Elise und ich gehen aus dem Raum, nachdem wir unsere Arbeiten abgegeben haben. Ich wende mich interessiert an Łukasz. Will erfahren, wie es ihm während des Schreibens ergangen ist.
„Also diesen ersten Typen habe ich sogar gekannt. Sein Gedicht auch. Das hat geklappt. Aber dieser Gert-Typ ... Sagen wir, wenn es gut läuft, kann es eine zwei werden. Ich hab' die Hälfte auf Polnisch geschrieben. Mal hoffen, dass der Lehrer das hinnimmt."
„Eine zwei? Ist doch echt gut", seufzt Elise und zieht eine entgeisterte Miene. „Ich denke, dass ich zu viel hineininterpretiert habe. Ich hab' gedacht, da ginge es um Krieg und um eine Bevölkerung in Aufbruchsstimmung."
„Nein? Eine zwei ist verdammt schlecht. Die fünf oder sechs sind die guten." Łukasz grinst amüsiert. „Ach, stimmt ja. Bei euch in Deutschland ist das ja genau andersherum. Ich habe ein anderes Bewertungssystem." Er beobachtet das rege Treiben um uns herum. „Muss ich echt bis halb vier hierbleiben?"
„Boah, dann wäre Vic ein grenzenloses Genie", meine ich spöttisch, „ein Genie ohne Gehirn." Ich ziehe ihn Richtung Büro des Direktors. „Ja, das musst du. Leider. Nicht weggehen; der Direx will mit dir reden. Na ja, eigentlich mit deinem Bruder, aber du musst jetzt herhalten." Łukasz linst zu der grauen geschlossenen Tür. Unwohlsein überkommt ihn. „Wir können gerne auf dich warten. Vorausgesetzt, Elise will nicht in die Stadt."
„Wäre es schlimm, wenn ja? Zayneb hat uns eingeladen, bei ihr zu Hause Mittag zu essen. Ihre Mutter kann verdammt gut kochen. Das will ich mir ungern entgehen lassen." Sie sieht mich an, als würde ich vor Empörung platzen. Ich winke ab.
„Geh' ruhig. Ich kann auch allein warten", bekräftige ich die Worte mit einem knappen Lächeln. „Richte aber Zayneb und ihrer Familie liebe Grüße von mir aus." Ich umarme sie. „Komm' pünktlich wieder. Wir haben heute volles Haus."
„Ja, ja. Zur Not werde ich etwas mitbringen. Vielleicht freut sich Frodo auf ein gut türkisches Gericht." Sie streicht Łukasz über den rechten Arm. „Bleib' ganz locker. Der wird nicht kapieren, dass du nicht dein Bruder bist. Dafür ist Mister D. zu blöd." Ich schmunzele über ihre Wortwahl. „Ich glaube an dich. Wir sehen uns nachher. Also am Auto." Das Mädchen streift sich die olivgrüne Jacke über. Wickelt sich den Schaal um den Hals, den sie unter das erste Kleidungsstück stopft. Schultert den Rucksack. Ihre langen Haare werden vom Schaal teilweise vorsichtig erdrückt.
„Frodo", murmelt Łukasz langsam, „heißt er so, wie er aussieht?" Er lässt die Tasche zu Boden sinken. „Na ja, danke, dass du wenigstens wartest." Der Neunzehnjährige macht einen Schritt auf die Tür zu. „Eigentlich müsste ich an meiner Matura schreiben ... Eigentlich, aber das hier ist wichtiger. Hm." Mit den Fingerknöcheln klopft er behutsam an die Tür. Lässt einige Sekunden verstreichen, ehe er in die Höhle des Bergdrachen verschwindet. Sie fällt hörbar in das Schloss. Jetzt stehe ich also allein hier. Vielleicht die ganze Pause. Wenigstens habe ich daran gedacht, ein vorgekochtes Mittagessen mitzunehmen. Ich fische die Tupperdose aus dem Fach. Die Überreste meiner inzwischen leckeren Hühnchenpfanne. Ich lehne mich rücklings an das Gelände, während ich beginne, das lauwarme Mittag zu essen. Die Gabel sucht sich einen Weg durch das viele Gemüse. Irgendwie kann ich mich nicht wirklich auf meine verdiente Speise konzentrieren. Entweder denke ich zu oft an Łukasz oder an seinen Bruder. Łukasz, der sozusagen die Vorderseite der Medaille ist und Mikołaj die Kehrseite. Beide gleich und dann wieder doch nicht. Ich kaue gedankenverloren auf einem Stück Fleisch herum. Soll ich ehrlich sein? Ich sehne mich nach Mikołaj. Verdammt, ich will bei ihm sein. Ihm gestehen, dass ich ihn etwas mehr als mag. Daraus wird aber leider nichts. Möglicherweise nie wieder. Eventuell wird er für die nächsten fünf oder zehn Jahre in Polen bleiben. Ein Jahr wird mindestens draufgehen, davon bin ich überzeugt. Ein Entzug braucht eine Menge Zeit – da kann man von keinem Erfolg nach einem Monat sprechen. Gerade nicht bei Mikołaj, der am Anfang des Abgrundes steht. Er ist bereits gesprungen. Die Landung wird hart sein. Schmerzvoll.
Ich kann nicht verstehen, was dort drinnen besprochen wird. Es ist zu leise. Ich werfe einen Blick durch den breiten Flur. Starre die jungen Schüler an, die sich auf dem Boden niedergelassen und die Nasen in die Handys gesteckt haben. Von irgendwo schwebt der Geruch von Pizza und anderem fettigen Essen. Aus einem der Aufenthaltsräume lärmt schlechte Musik. Draußen röhren Motoren – einige Jungs lassen gerne den Motor ihrer Autos sinnlos aufheulen oder brettern im niedrigen Gang, dafür aber im hohen Drehzahlbereich über den Parkplatz. Woher nehmen sie all das Geld für potenzielle Reparaturen? Wenn ich so mit meiner Hummel umgehen würde, hätte mein Vater mir zu verstehen gegeben, dass ich vorsätzlich verursachte Schäden gefälligst selbst auszubessern habe. Ich greife nicht gern auf mein Erspartes zurück. Mein Vater steuert kaum oder gar kein Geld bei. Ich verdiene es mir, indem ich über einen längeren Zeitraum, meistens in den Ferien, arbeiten gehe. Ich habe bevorzugt in dem kleinen Bistro gearbeitet, bis ich aber erfahren habe, dass der damalige Chef das viele Geld meines Vaters reinwäscht. Tja, also habe ich mehr oder weniger einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen.
Es gibt viele Klassen, die bereits Schluss haben. Gerade montags sind die Busse extrem voll. Wie sehr ich den Tag des Führerscheinerwerbs herbeigewünscht habe. Ein Stückchen Unabhängigkeit, die man allerdings nicht als Selbstverständlichkeit ansehen sollte. Schule, Ferienarbeit und dann noch Lernen für die Prüfungen des Führerscheins; ein Wunder, dass ich alles unter einen Hut gekriegt habe. Ich kratze einen kleinen Turm zusammen, der den Weg in meinen Mund findet. Was ich heute machen könnte? Versuchen, mich abzulenken. Ich könnte zum Sport fahren. Entweder das eigene Programm durchziehen oder die Feinheiten meiner erlernten Kampfkunst verbessern. Vincent müsste wie immer dort sein. Aber dann würde ich Martin sehen, Mikołajs Freund. Die Mundwinkel zucken sehr leicht. Ich werde trotzdem hinfahren, und danach, sofern der Körper nicht streikt, zum Krafttraining. Man ist immerhin nie ausgelastet genug.
Worüber könnte man noch reden? Elises Urinmobil hat am Samstag den Geist aufgegeben. Einen schönen Motorschaden, den wir zu spät mitgeschnitten haben. Als wir den Wagen auf den Hinterhof ihres Mehrfamilienhauses haben fahren wollen, hat es einen fürchterlichen Krach gegeben, und es hat nicht lange gedauert, bis dicke weiße Rauchschwaden unter der Motorhaube hervorgetreten sind. Sie hat Daniel angerufen, ihm die Lage geschildert. Das Auto sei im Eimer. Da könne er nichts mehr machen, es sei denn, sie will Tausende von Euros in das inzwischen alte Fahrzeug stecken, aber auf die Gefahr hin, dass das Auto an einer anderen Stelle Mängel ans Tageslicht befördert. Also hat sie beschlossen: Das Auto wird verschrottet. Nach neunzehn Jahren treuen Dienst, ist das denn zu glauben? Während der Frühstückspause hat sie einen zuständigen Sachverständiger angerufen, der den Wagen morgen früh abholen kommt. Für Elise ein Glücksgriff, denn ihre beiden Freistunden liegen in diesen Stunden. Wir haben dann darüber gesprochen, wie wir nun verfahren wollen. Ich habe mich bereiterklärt, bis zum Ende des letzten Halbjahres uns zur Schule zu fahren. Es genügt mir, wenn sie mir am Ende jeden Monats zehn Euro Spritgeld gibt. Dieses Wochenende will sie sich mit ihren Eltern zusammensetzen, um von ihrem Ersparten und mit einem kleinen Zuschuss ein neues Auto zu kaufen.
Warten, warten und warten. Man hat sonst nichts zu tun. Das Sättigungsgefühl setzt ein, und ich lasse die wenigen Reste in der Dose zurück. Ich säubere die Gabel, klemme sie in den Deckel und verstaue den Behälter in die Schultasche. Die linke Hand tastet nach dem Handy. Was mein Vater wohl macht? Eigentlich könnte ich ihn anrufen. Einfach, um die Langeweile ein bisschen zu vertreiben. Vielleicht ist er längst in Polen. Bei Jakub. Ich suche nach der Handynummer, während ich mich umdrehe und die andere Hand auf das graue Geländer lege. Nur wenige Sekunden laufen mir fort, und ich kann seine tiefe Stimme vernehmen. Aber es knistert und knackt auffällig oft.
„Was gibt's denn, meine Kleine?", eröffnet er das Gespräch. Im Hintergrund Musik. Manchmal klappert Geschirr. „Alles in Ordnung?"
„Eigentlich nichts. Ich hab' dich nur angerufen, weil mir langweilig ist. Elise ist in die Stadt gefahren. Wollte nicht mit." Ich erwähne nicht, dass Łukasz gerade dem Drachen gegenübersteht. Oder dass man ihn für seinen Bruder hält. „Mir geht es gut, schätze ich. Denke nur zu viel nach. Ach, und ... Die Klausur lief. Ich will nicht darüber reden, sonst mache ich mir zu viel Hoffnung. Wir warten ab." Er muss wohl Kaffee trinken. „Wie ist die Lage bei euch? Was macht Mikołaj?"
„Dir ist langweilig? Das kommt aber sehr selten vor", meint mein Vater ein wenig amüsiert, aber er eignet sich einen ruhigen Ton an, als er hinzufügt: „Sagen wir: Mikołaj geht es gut. Er schläft tief und fest. Macht keinen Mucks. Zumindest nicht für die nächsten sechs, acht Stunden. Mal schauen, was passieren wird, wenn er aufwacht." Er stellt die Tasse ab. „Wir versuchen, die Zeit zu nutzen, um auf andere Gedanken zu kommen. Jakub hat ein ziemlich hübsches Haus. Würde dir gefallen, weil ich finde, dass es deinem Geschmack entspricht."
Ich seufze leise.
„Bitte sorgt dafür, dass er schnell wieder auf die Beine kommt", murmele ich und berühre meine Nase. Ich sollte mich darauf einlassen, damit ich nicht im Sumpf meiner eigenen Gedanken und Sorgen versinke. „Ach, echt? Bauerntypisch und ein Touch von alt?"
„Das kriegen wir hin. Jevhen wird wissen, was er machen wird, immerhin hat er Jakub erfolgreich auf Vordermann bringen können." Ein Stuhl quietscht kurz. „Ganz genau so. Vor allem das Grundstück ist echt groß. Na ja, okay. Ich muss mich korrigieren; es ist riesig. Ist schon witzig, weil der werte Herr nicht bedacht hat, dass er mit dem Kauf des Grundstücks zusätzlich ein kleines Waldgebiet und ein Feld erworben hat. Sagen wir: Er wohnt zwar in Łagów, aber mitten im Nirgendwo. Was hast du gesagt? Wie lange dauert es, bis man in die Stadt kommt?"
„Redest du gerade mit mir?", höre ich Jakubs Stimme.
„Nein, weißt du? Mit deiner Katze. Meine Fresse, ja, Jakub. Die Frage ging an dich."
„Ich tu' so, als hätte ich es überhört: Also wenn man flott unterwegs ist und dabei das Wetter mitspielt, dann zehn Minuten. Mit dem Auto. Sonst bräuchte man fünfzehn." Fünfzehn Minuten, nur um in die Stadt zu kommen. Das muss ja schon Niemandsland sein, wo er wohnt. „Telefonierst du mit Jess?"
„Ganz recht." Ich kann mir sein Lächeln vorstellen. „Also hier will man sich nicht verfahren. Oder fahren, wenn es dunkel ist. Das ist Wahnsinn." Eine angenehme Stille. „Wenn sich die Lage etwas verbessert hat, kannst du gerne vorbeikommen, um dir einen eigenen Eindruck zu machen."
„Ich würde mich wirklich freuen", sage ich verhalten, „wann soll Jevhen bei euch sein?" Ich will mich befreien, obwohl ich festgestellt habe, dass ich bereits bis zu Knöcheln im hartnäckigen Matsch eingesunken bin.
„Gegen sechs", antwortet Jakub dieses Mal. Anscheinend muss mein Vater den Freisprechmodus ausgewählt haben, „wenn der Verkehr mitspielt. Warschau soll wieder besonders beschissen sein wegen der ganzen Baustellen. Sagen wir: Neunzehn Uhr. Ungefähr."
„Und ... wie wird er zu euch kommen?"
„Wie er es beim letzten Mal getan hat: Mit seinem Auto. Höchstwahrscheinlich mit seinem Audi. Der schafft schon eine gute Geschwindigkeit. Wenn er denn wie ein Verrückter fährt, was ich ihm aber nicht mehr zutraue." Von Kiew nach Łagów mit dem Audi. Das dauert wie lange? Zwölf Stunden? In etwa, oder? Auf jeden Fall ziemlich lange.
„Warum fliegt er nicht? Eigentlich wäre es doch deutlich zeitsparender."
„Da hast du recht. Das habe ich ihm auch 'mal gefragt. Spätestens als er gesagt hat, dass er nicht ganz so legale Substanzen mit sich führt, da habe ich eingesehen, dass es doch besser wäre zu fahren. Jevhen bringt nämlich Stoffe mit nach Polen, die hier nicht erlaubt sind. Ich weiß nicht, wie gut du die polnischen oder ukrainischen Behörden kennst; die fahren deutlich schärfer auf Kriminelle ab als die in Deutschland. Da nimmt man gerne den Krawall in Kauf."
„Und was ist mit Grenzkontrollen?", hake ich skeptisch nach.
„Schmiergelder werden es wie immer regeln", beantwortet mein Vater die Frage neutral, „je weiter östlich zu kommst, umso bestechlicher und korrupter werden die Behörden. Die sagen zu einer gewissen Summe nicht Nein."
„Ja ...", stimmt Jakub zu, „der wird schon wissen, wie er zu uns kommt. Jedenfalls kann er seine Räumlichkeiten beziehen."
„Was hast du noch für Unterricht?", stimmt mein Vater ein neues Thema an. „Du hast ja immerhin bis halb vier Unterricht."
„Musik steht noch an", antworte ich. Mist, wo sind denn diese Hilfsmittel, um mich aus diesem Scheißschlamm zu befreien? „Ohne Elise. Wird anstrengend werden." Wie lange hält Łukasz sich im Büro auf? Oh Mann, habe ich ein schlechtes Zeitgefühl. „Es gibt die Tests wieder. Von dem ich dir erzählt habe, dass der totaler Scheiß gewesen ist."
„Dieser Rhythmusspaß, richtig?"
„Ja, genau der Scheiß", brumme ich, „wenn's sieben werden, werde ich schon glücklich sein." Es werden die Nachrichten durchgegeben. Ich verstehe trotzdem nur einen Bruchteil. „Erwarte also nicht so viel von mir."
„Die Ansprüche sind weit heruntergeschraubt." Mein Vater lacht kurzweilig los. „Du müsstest 'mal Jakubs Katzen sehen."
„Das ist noch harmlos. Meistens versteckt Morpheus sich in dem Schrank mit den Gewürzen. Keine Ahnung, wie er dort jedes Mal hineinpasst. Und Neo ... Ja. Lass' ihn einfach da oben sitzen. Der kommt von allein wieder herunter." Jakub seufzt etwas genervt. „Immer wieder dort oben auf dem Türblatt. Der ist irre."
Die Vorstellung ist gut.
„Ist es schon 'mal passiert, dass du das nicht mitgekriegt und die Tür zu schnell bewegt hast?"
„Ja, und es hat scheiße wehgetan, als er mich gekratzt hat. Es schadet seitdem nie, einen Blick nach oben zu werfen. Neo liebt es dort oben. Für ihn gibt's kein Ding der Unmöglichkeit."
Ich lache leise.
„Wusste gar nicht, dass du Haustiere besitzt", sage ich stattdessen. „Hast du noch mehr?"
„Nur die beiden Katzen. Wir haben sie aus dem Tierheim geholt, damit die Jungs Gesellschaft haben. Früher hatten wir einen Hund, aber der ist altersbedingt gestorben."
„Was für einen?", will mein Vater interessiert wissen.
„Da kommst du nicht drauf."
„Sag' mir nicht, dass du dir eine Ratte als Hund angeschafft hast."
„Nein, kein Teppichporsche. Schon ein Hund."
„Auf Ratespielchen habe ich keine Lust."
„Dann hast du jetzt eben Lust."
Es macht mir Spaß, den beiden zuzuhören.
„Meine Güte ... Einen Rottie? Nein? Dobermann ... Wobei er bei dir eher ein Doofmann geworden wäre."
„Du hättest so'n Tier gehabt. Mehr Schoß- als Wachhund."
„Nee. Hätte ich mir jemals einen Hund besorgt, dann einen schönen Cane Corso. Oder einen Australischen Schäferhund. Vielleicht einen Golden Retriever. Die sind ziemlich süß." Wie oft habe ich meinen Vater früher gefragt, ob ich mir einen Hund halten darf. Bis heute hat er den Wunsch abgewimmelt.
„Hm, du hast unseren Hund sogar schon genannt", meint Jakub grinsend.
„Den Aussie?"
„Cane Corso."
Ein erstaunter Funke tritt in meine Augen.
„Als ob du so'n Koloss an Hund bei dir gehalten hast."
„Warum nicht? Der Platz war da. Er hatte genug Auslauf und konnte den Tag über auch allein gelassen werden." Der Pole hält ein wenig inne. „Wir haben sie Vasa getauft. War eine süße Hündin, sofern man nicht für sie fremd war. Da hat sich niemand auch nur in die Nähe unseres Grundstücks gewagt. Die ging vielleicht ab ..."
„Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen muss, das ich noch nicht weiß?"
„Na ja, Neo ist zehn und Morpheus vierzehn. Du bist nicht der einzige alte Herr in diesem Haus."
„Alt." Mein Vater murrt hörbar. „Sagte der Depp, der mitten im Nirgendwo lebt."
Łukasz kommt aus dem Büro. Er hält einen ganzen Batzen Papiere in der linken Hand. Er tippt mich an, ich schaue zu ihm. Der Junge will zu einer Frage ansetzen, allerdings verflüchtigen sich die Ansätze, als ich feststelle, dass der Junge etwas fahl geworden bist.
„Mit dem redest du da? Ah, okay. Die Frage hat sich ..." Ich bedeute ihm, leise zu sein. Immerhin weiß Jakub nicht, dass Łukasz den Platz seines Bruders eingenommen hat.
„Paps? Ich muss auflegen. Elise ist gerade wiedergekommen. Wir wollen eine Runde raus. Können wir später weitertelefonieren? Du kannst dich gerne mit Jakub über eurer Alter unterhalten. Ihr seid beide alt."
Beide Männer werden still. Ich hebe die Augenbrauen.
„Jakub, wir haben noch eine ausführliche Diskussion zu führen", beendet mein Vater das Schweigen in der Leitung. „Das lasse ich nämlich nicht so stehen." Ohne auf ihn zu achten, wendet er sich noch einmal an mich: „Ja, ist okay, Kleines. Habt noch Spaß und versucht, den Tag durchzustehen. Wir hören uns später." Er legt auf, und ich schiebe das Handy in die Hosentasche.
„Dein Vater ist also bei mir zu Hause?" Ich nicke. „Das heißt, dass Miko zu Hause ist." Ein Deuten auf die Papiere. „Ach so, ja. Sie haben ganz kurzen Prozess gemacht. Miko darf die Schule nicht mehr besuchen. Er ist verwiesen worden. Das sind die ganzen Anträge und Unterlagen, die meine Eltern ausfüllen müssen. Das Programm ist mit heute beendet." Ein kummervoller Schatten legt sich auf sein schmales Gesicht. „Die zweite Sache ist die: Er hat zudem mehrere Anzeigen an der Backe: Wegen der Körperverletzungen und wegen des Verdachts auf Drogenbesitz ... oder wie auch immer er das formuliert hat. Da habe ich nicht mehr wirklich zugehört." Ich lege einen Arm um seinen schmächtigen Rücken. Er legt den Kopf auf meine Schulter. „Das ist voll scheiße, aber auch irgendwo verständlich. Wer will schon einen Drogensüchtigen auf seiner Schule haben, der auch eine Gefahr für die anderen darstellt?" Er gerät immer mehr auf die schiefe Bahn. „Können wir nach draußen gehen? Ich würde mir gerne einen klaren Kopf verschaffen. Und ... Ich darf ja offiziell nicht mehr hier sein." Mikołaj hätte Physik gehabt.
„Natürlich", sage ich und sehe ihm zu, wie er die Unterlagen in den Rucksack packt. „Mikołaj ist – das hast du gehört – wieder bei euch zu Hause. Mein Vater meinte, dass er schliefe. Für die nächsten acht Stunden. Dieser Jevhen soll wohl abends ankommen." Wir schreiten die breite Treppe herunter. „Hat er eigentlich einen Abschluss? Nicht, dass er nach dem Entzug ohne einen dasteht."
„Den hat er ... Ähm, bei euch müsste das der nach der zehnten Klasse sein." Der Junge hält sich nahe beim verglasten Geländer, nur um mit niemanden zusammenzustoßen. Aber sie weichen ihm so oder so aus. Meiden seinen Blick. „Miko hätte beinahe seine Matura absolviert. Er war ein bisschen schneller, was das anging. Er hätte nur noch eine Präsentation abhalten müssen. Echt blöd, weil er eigentlich Jura studieren wollte."
„So etwas wie eine Abschlussprüfung?"
„Kann man mit dem deutschen Abitur vergleichen." Łukasz streift sich die schwarze Jacke über. Bindet sich im Folgenden ein blaues Halstuch um. „Ist etwas schwierig zu erklären. Vor allem die Tatsache, dass du sogar noch mit einundzwanzig in der Schule sein kannst."
„Gott, das wäre ein regelrechter Grauen für mich", grummele ich, „mir reichen achtzehn Jahre aus." Wir werden von einem kalten frühwinterlichen Nachmittag empfangen. „Für welchen Weg hast du dich eigentlich entschieden?" Łukasz ist aktuell mein Rettungsanker.
„Wenn man es nicht anders kennt, geht es", erwidert der Neunzehnjährige lächelnd, „ich bin damit großgeworden." Er vergräbt die Hände in den Jackentaschen. „Nach meiner Matura werde ich die branżowa szkoła besuchen, damit ich in zwei Jahren studieren kann. Ich würde echt gern Game-Design studieren wollen. Das macht mir unheimlich Spaß. Ja, und wenn das eben nichts wird, dann versuche ich mich im Grafik-Design. Mal gucken."
„Ziemlich kompliziert", erlaube ich mir die Bemerkung.
„Finde ich eher euer System. Warum nicht gleich acht Jahre Grundschule und dann gucken, wohin man gehen will?" Er kneift die Augen zusammen, als ein eisiger Wind über uns hinwegfegt. „Kann man eigentlich irgendwo in der Nähe Pizza essen? Ich will nämlich auf dich warten, aber nicht in dieser Kälte."
„Du kannst auch in den Aufenthaltsraum gehen", schlage ich vor, „die kontrollieren nicht, ob du dich noch bei uns aufhältst oder nicht. Das kann ich dir versprechen."
„Ganz sicher? Ich will für keinen Ärger sorgen."
„Mehr als sicher. Erst wenn du am Unterricht teilnehmen würdest, könntest du eventuell Probleme kriegen." Wir ziehen unsere Runden auf dem inzwischen sehr spärlich besetzten Parkplatz. Die Busse sind längst weg. „Sonst nicht." Zum Glück ist der Boden mit keiner Eisschicht überzogen worden.
„Na gut. Ich verlasse mich auf deine Worte."
Da ich nicht dafür sorgen will, dass ich den armen Jungen auch noch mit in den Sumpf ziehe, habe ich vor, darüber zu reden, was heute Nachmittag noch anstünde. Łukasz würde sich gern an meiner PlayStation bedienen wollen. Ich habe ihm lachend zu verstehen gegeben, dass er es ruhig tun kann. Vielleicht werden wir heute Abend Chinesisch essen. Oder anderes. Es sei denn, meine Mutter und Sarah bereiten das Abendessen zu, dann hätte sich dieser Punkt unseres Plans erübrigt.
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