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10 - Glasklare Geheimnisse

Ich werde den Tag nicht so durchstehen, wie ich es mir vorgestellt habe. Zehn nach halb vier. Da bin ich endlich eingeschlafen. So lange habe ich wach gelegen, ständig diese digitale Uhr anstarrend. Die neongrünen Zahlen haben mir spöttisch die Zeit vor Augen gehalten. Was ich getan habe? Über das Geschehen des gestrigen Tages nachgedacht. Über den Nachmittag, die Onlinepartie mit Mikołaj. Dann habe ich angefangen, irgendwann über diesen Jungen nachzudenken, der mich seit gestern nicht mehr in Ruhe lässt. Der den Herzschlag etwas erhöht. Als der Wecker geklingelt hat, habe ich mich murrend zu der Seite gedreht und nach dem Handy getastet. Ein Glück, dass es am Ladekabel gehangen hat – es hat das Gerät vor einem unschönen Fall gerettet. Nur langsam erhebe ich mich. Kann erst einmal nichts Klares erkennen. Ich wische mit der freien Hand den Schlaf aus den Augen. Blinzele schnell. Ich hasse diesen ekligen Geschmack im Mund, den man jeden Morgen hat. Ich verziehe das Gesicht und gähne herzhaft. So, der Dienstag steht auf dem Plan. Gibt es irgendetwas Wichtiges? Chemie, die letzten beiden Stunden. Wir würden mit den Vorbereitungen weitermachen. Vielleicht auch mit den Experimenten. Sport? Allein der Gedanke an das Laufen zieht die Laune ganz schnell nach unten. Ausdauerlauf. Laufen ist nie mein Fall gewesen. Ich kriege mich nicht motiviert.

Erste Sonnenstrahlen schieben sich in das Zimmer und werfen kleine Punkte auf den Boden. Das Zimmer ist in schummriges Licht getaucht. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Fünf Uhr fünfundfünfzig. Um spätestens sieben Uhr fünfzehn will Mikołaj vor dem Tor stehen. Jetzt driften sämtliche Gedanken zum Neunzehnjährigen ab. Ist vielleicht auch dem geschuldet, dass er mir bereits um fünf nach halb fünf geschrieben hat.

Mikołaj: Guten Morgen, Jess. Hoffe, du hast gut geschlafen. Ich bin gerade so dermaßen am Arsch, dass ich 'mal beschlossen habe, das Gym aufzusuchen. Um so'n bisschen wach zu werden.

Da ist man selbst nicht 'mal richtig wach oder aufgestanden, und er muss sich in einem Fitnessstudio aufhalten. Um vier Uhr fünfunddreißig. Braucht er keinen Schlaf? Ich schüttele langsam den Kopf, allerdings ertappe ich mich dabei, wie ich lächele. Das Handy findet seinen Platz zurück, und ich schiebe mich aus dem weichen Bett. Tappe verschlafen zum Fenster. Bereite mich auf die folgende Lichtexplosion vor, sobald ich die Jalousien hochziehe. Ich kneife murrend die Augen zusammen – der Nachteil meines Zimmers ist die Lage. Ich habe eines bezogen, das sich der Sonne zugewendet hat. Das gleiche Spiel, jeden Morgen und jeden Abend. Ich kann bis zu der meterhohen Hecke sehen. Was dahinter liegt, kann ich nur erahnen. Die Straßen, die aus der Nachbarschaft führen. Die anderen Anwohner, die sich gerade auf dem Weg zur Arbeit machen oder dabei sind. Kinder, die man aus den Betten jagt, damit sie sich für die Schule fertigmachen.

Ich wende mich vom Fenster ab. Befreie das Handy vom Kabel und verlasse das Zimmer. Dass mein Vater längst wach ist, wundert mich nicht mehr. Sein Schlaf ist mit den Jahren immer unruhiger geworden. Es ist keine Seltenheit, dass er mehrere Tage am Stück wach ist. Und trotzdem munter und konzentriert bleibt. Aus dem großen Bad und den anderen drei Zimmern tritt warmes Sonnenlicht hervor, sodass der Flur erhellt wird. Ich peile die Treppe an. Lege die rechte Hand auf das kunstvolle schwarze Geländer. Die Stufen knarzen leise unter den Schritten. Aus der Küche kommt leise Musik. Ich lächele kurz, als ich von der Diele aus in die Küche sehe. Modern und doch einfach gehalten, eine Harmonie aus schwarz und weiß.

„Guten Morgen, Kleines." Es ist egal, wie viele Kaffees er getrunken hat; mein Vater hört sich trotzdem verschlafen an. „Und? Wie sieht es aus? Bereit für den heutigen Tag?" Er deutet zu dem spärlich gedeckten Tisch. „Wenn du irgendetwas Bestimmtes haben willst, musst du es sagen. Brötchen liegen im Korb." Das blaue T-Shirt liegt eng am Körper. Meine Mutter kann sich glücklich schätzen, dass er sich für sie entschieden hat.

„Morgen", erwidere ich lächelnd und fasse die Haare zu einem kleinen Knoten, während ich zu dem Tisch schreite. „Wenn ich ganz ehrlich bin, nicht wirklich. Ich könnte mich gleich wieder hinlegen und nicht mehr aufstehen." Ich lasse mich auf den barhockerähnlichen Stuhl sinken. Hole die Tasse mit dem heißen Tee zu mir. „Bin müde." Ich gähne demonstrativ. „Warum bist du eigentlich wach? Ich dachte, du hast morgens nie 'was vor?"

Seine braunen Haare sind an einigen Stellen zerzaust. Auch mein Vater sieht aus, als sei er gerade erst aufgestanden.

„Kommt davon, wenn man meinen muss, bis spät in die Nacht an der Konsole zu hängen." Ich habe mich schon oft gefragt, woher die ganzen Narben auf seinen Armen stammen. Oder die auf dem linken Handrücken. „Selbst schuld." Er nimmt einen großzügigen Schluck aus der Tasse. „Da ... ist etwas dazwischen gekommen. Gab ein paar Probleme mit einem Auftrag. Die Ware soll angeblich nicht in Rotterdam angekommen sein. Ich darf mich nachher darum kümmern." Er mustert mich. Ich bin dabei, mir das Frühstück zuzubereiten. „Kann es sein, dass es etwas gibt, das du mir gerne erzählen willst?"

Ich halte ein wenig inne. Sehe auf.

„Nicht, dass ich wüsste." Das Messer sinkt neben den Teller. Hoffentlich kann die Himbeermarmelade die Laune anheben. „Ach, doch. Eine Sache." Ich nehme einen Bissen. Schlucke ihn herunter. „Ich habe gestern den Deutschtest wiederbekommen. Vierzehn Punkte."

Ein Anflug eines Lächelns.

„Sehr schön. Versuch', so weiterzumachen. Vielleicht wirst du dieses Semester die dreizehn Punkte schaffen." Mein Vater lehnt sich an die Küchenzeile. „Aber das ist nicht das, was ich hören will." Es ist ein offenes Geheimnis, dass Leute von ihm sich im Bereich meiner Schule aufhalten. Im Endeffekt kann ich nichts machen, was er nicht weiß. Es nützt daher wenig, die Begegnung mit Mikołaj zu verschleiern. Es überrascht mich, weshalb mein Vater mich gestern Abend darauf nicht angesprochen hat.

„Was genau willst du denn hören? Da gibt's wirklich ..." Ich verstumme, als er eine Augenbraue hochgezogen hat. „Weißt du, ich finde es schon scheiße, dass du alles wissen willst. Ich hab' auch ein Leben, und ein paar Dinge brauchst du nicht zu wissen." Die Fingerkuppen wandern behutsam über den Porzellanhenkel.

„Beispielsweise, was gestern in der Schule los gewesen ist." Er dreht die Musik leiser. Ich starre den vollen Teller an. „Würde ich nicht nachfragen oder generell Fragen stellen, würde ich dir zeigen, dass du mir nicht wichtig bist. Es dient nicht dazu, dich zu ärgern oder dich einzuschränken. Ich will dich beschützen. So gut es geht." Diese Leier. Ein tonloser Seufzer meinerseits. Gegenreden brauche ich nicht – jeder würde immens auf seinen Standpunkt ausharren. „Also?"

Es ist besser, mit offenen Karten zu spielen. Er würde es so oder so frühzeitig herausfinden. Lieber durch mich als über drei Ecken, sodass ich im Endeffekt mir mehr Ärger einhandele, als mir lieb ist. Er hat natürlich recht. Das darf ich nicht vergessen. Ich sehe auf, begegne seinem dunklen Blick. Von hier sieht es aus, als wären seine Augen vollständig schwarz.

„Gruppenarbeit in Deutsch. Wir haben nicht vortragen müssen", beginne ich zögerlich und vertilge das erste Brötchen. Das zweite belege ich mit Aufschnitten. „In Polnisch haben wir Aufgaben für die ganzen Stunden gemacht. Englisch hat man sich schenken können, und Bio ... Ja, lustige Sache." Ich grinse schief. „Ich habe da fünf Punkte bekommen." Mein Vater räuspert sich. „Ich hab' die Aufgaben nicht verstanden. Dementsprechend ist es nichts geworden."

Eigentlich hat Mikołaj mich abgelenkt. Der attraktive Austauschschüler aus Polen, der mir meine Emotionen auf Trapp hält und mich in seinen Bann hat. Ich lächele unbewusst los. Merke gar nicht, wie ich meinem Vater einen perfekten Anlass gebe, Verdacht zu hegen.

„Dafür, dass der Tag so blöd war, scheint er doch gut gewesen zu sein." Sein forscher Blick bohrt sich förmlich durch mich. „Was gibt's denn so zu lächeln?"

„Nur so", antworte ich besonnen und widme mich dem Frühstück.

„Jess", mahnt mein Vater ruhig.

„Ist mein Name." Eine neue Nachricht. Ich kann nicht anders, als nachzusehen, wer mir geschrieben hat. Die lange Zahlenkombination wird eingetragen. Das Gerät entsperrt sich. „Darf ich nicht lächeln und den Morgen genießen?"

„Darfst du schon. Es ist nur auffällig, dass du wie aus heiterem Himmel anfängst zu lächeln." Er beobachtet mich. „Und vor allem so extrem. Das ist selbst für deine Verhältnisse auffällig." Mein Vater spült die Tasse aus, ehe er sie in den Geschirrspüler stellt. „Wer bringt dich so zum Lächeln?"

„Was wird das hier? Ein Verhör?", entgegne ich unbewusst abwehrend. Der Neunzehnjährige hat mir erneut geschrieben. Sechs Uhr achtzehn. „Hör' bitte damit auf."

Mikołaj: Falls ich dich nerve, dann sag' bitte Bescheid. Gibt immerhin viele, die den Morgen in Ruhe verbringen wollen. Ach und: Hast du Lust, heute wieder zu mir zu kommen? Ich fand den gestrigen Nachmittag sehr schön.

Er will mich wiedersehen. Und wie es aussieht, meint er das ernst. Ich kann nicht anders, als zuzustimmen. Wenn er mich jetzt sehen könnte ... Ohne, dass es mir recht bewusst wird, fange ich an, leise zu kichern, während ich schreibe, dass ich kurz darüber nachdenken müsse. Ich blinzele träge. Sehe auf. Werde ziemlich rot im Gesicht, als ich den forschen Ausdruck meines Vaters wahrnehme.

„Kein Verhör." Er lässt den Blick nicht von mir los. „Ich habe vielmehr den Verdacht, dass du dich in jemanden verguckt hast." Eine Feststellung, die mich schief lächeln lässt. „Ah ja, noch ein Beweis." Natürlich hört er sich nicht begeistert an. „Wer ist denn der Glückliche?"

Ich seufze. Schiebe das Handy neben mir, während ich weiteresse. Ich müsste mir noch etwas für die Schule machen. Genau dieser Moment, den ich gerne habe vermeiden wollen. Ein Gespräch mit meinem Vater. Verzichte. Selbst bei meiner Mutter würde ich etwas aufpassen. Nein, da nehme ich mich zurück und riskiere erste Spannungen.

„Spielt keine Rolle", meine ich stattdessen und leere die Tasse.

„Ich finde schon", steuert er den ruhigen Widerspruch bei und tritt zu mir. Ich mustere das Handy. Wage es vorerst nicht, ihm in die dunklen Augen zu sehen. „Anders als du denkst fangen damit die Probleme an, vor die ich dich gerne beschützen will." Ich muss mich beherrschen, um nicht loszulachen. Also atme ich laut aus. „Also ich das jemand aus deiner Klasse?"

„Du hast hoffentlich nicht vergessen, wie alt ich bin?", beginne ich. Er sitzt neben mir. „Und dass ich ein Mensch bin, der einen eigenen Kopf hat? Was willst du machen, wenn ich nicht mehr zu Hause wohne? Irgendwo in einer anderen Stadt bin wegen eines Studiums? Da kannst du mich nicht mehr kontrollieren oder was weiß ich." Ich werde allmählich genervt. Genervt wegen des übertriebenen Schutzes, wegen der vielen Einschränkungen. „Es ist scheiße, wenn du weißt, dass du die Einzige bist, die noch nie Alkohol getrunken hat, die ständig sämtliche Einladungen ablehnen muss. Oder die nicht 'mal einen Freund hat." Ich forme die Lippen zu einem dünnen Strich. „Ganz ehrlich: Versuch' doch endlich zu akzeptieren, dass ich älter und erwachsener werde. Jeder Mensch sammelt diese Erfahrungen. Die lassen sich nicht vermeiden." Jetzt. Diese tiefbraune Farbe hat früher viele Menschen in Furcht versetzt. „Selbst wenn ich dir jetzt sagen würde, wie er heißt, könntest du mit dem Namen nichts anfangen."

Die Narbe ist auffällig. Am Anfang habe ich mich zwingen müssen, sie nicht ständig anzustarren. Mein Vater schweigt zunächst. Scheint sich wohl eine Antwort zurechtzubasteln. Ich bin ihm nicht böse. Diese Phase habe ich längst hinter mir. Es ist bedauerlich, dass er sich in dieser Hinsicht nicht verändert hat. Dass er mich immer noch als kleines Mädchen betrachtet, das vor alles und jedem beschützt werden muss.

„Es ist schwieriger, als du denkst, Kleines." Er seufzt leise. „So ist eben der Lauf des Lebens. Du wirst älter, und ich muss es hinnehmen, dass du bald nicht mehr mein kleines Mädchen bist." Ich erhebe mich. Nehme die Tasse an mich. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es mir fällt." Ein Anflug eines Lächelns. „Mag sein, dass ich es manchmal übertreibe. Nur, es hat dir nicht geschadet." Er sieht mir zu, wie ich sie in den Geschirrspüler stelle. „Dann werde ich nichts mehr machen können. Du wirst anfangen müssen, die Erfahrungen zu machen. Sicher, deine Mutter und ich werden für dich da sein, sollte etwas sein. Aber in solchen Hinsichten werden wir dir nicht mehr richtig helfen können." Vier Brötchen liegen noch im Backofen. „Wenn ich ihn nicht kenne, kannst du mir ruhig den Namen sagen."

Ich schiele zu dem Handy. Was ich nicht aufführe, ist, dass ich mir gut vorstellen kann, dass er mich späterhin beobachten lassen wird. Er wird es niemals hinnehmen, mich völlig frei in die Welt zu entlassen.

„Aha." Ich nehme den Platz neben ihm ein. „Es ist ... der Austauschschüler, den wir seit gestern haben." Allein der Gedanke an ihm lässt mich etwas lächeln. „Wir haben uns schon unterhalten, als wir in Deutsch die Gruppenarbeit gemacht haben."

„Und woher kommt er?" Mein Vater hört sich etwas misstrauisch an.

Ich denke mir nichts dabei. Bereite nun das Frühstück beziehungsweise die Snacks für die Schule vor: „Aus Polen." In den Augenwinkeln sehe ich, wie sich seine Miene einer Veränderung unterzieht. Kein Verdacht, keine Skepsis. „Also er hat erzählt, dass er aus Łagów kommt. Soll wohl irgendwo in der Nähe von Schwiebus sein." Er hat die Haltung, mit denen er sein Gegenüber ohne Schwierigkeiten einschüchtert. Ich halte inne. „Ist 'was?"

„Wie ist sein Name?" Selbst der Ton hat sich der Haltung angepasst. Ich kann es nicht sonderlich verstehen.

„Mikołaj ...", fange ich an, verstumme aber, als mir auffällt, wie missgelaunt mein Vater geworden ist. „Was ist los? Passt dir 'was nicht?"

„Und der Nachname?"

„Darf ich erfahren, was los ist? Du siehst gerade aus, als würde dir 'was nicht passen."

„Jess, wie lautet der Nachname?" Fordernd.

„Erst will ich wissen, was mit dir los ist." Ich verschränke die Arme vor der Brust. Erwidere den finsteren Blick. „Liegt es daran, dass er 'n Pole ist? Oder dass ich dir nicht erzählt habe, dass wir 'n Austauschschüler haben?"

„Das tut nichts zur Sache."

„Ich finde schon ..." Ich zucke ein wenig zusammen, als er sich scharf geräuspert hat. „Ja, mein Gott. Nowak. Mikołaj Nowak ist sein Name." Es muss etwas mit dem Neunzehnjährigen zu tun haben. Sonst würde mein Vater nicht so empfindlich darauf reagieren. Er ist aufgestanden. Wahrscheinlich, um irgendetwas zu holen. Ich drehe mich im Stuhl um, nur um ihm nachzusehen. „Was soll das jetzt?" Keine Antwort. Ich murre. „Schön. Wenn du unbedingt meinst." Ich schüttele den Kopf und nehme das Handy. „Er ist kein Schlechter." Ha, schön wär's. Ich kann mir auch Dinge schönreden. Ist er wirklich schlecht? Wo ist eigentlich dieser Schalter für dieses Hormonchaos? Ich müsste es zügig beseitigen.

Mikołaj: Kein Stress. Es hat keine Eile. Ich wäre auch nicht sauer oder so, solltest du ablehnen.

Sämtlicher Ärger scheint vorerst verflogen zu sein. Irgendwie lustig, wie schnell man sich in jemanden vergucken kann. Ich würde es per se nicht als verliebt bezeichnen – dafür ist dieses Chaos bisher viel zu mächtig. Verknallt könnte eher zutreffen. Schließlich habe ich den Polen nicht richtig kennengelernt. Ich will das gesamte Bild betrachten und nicht nur einzelne Ausschnitte.

„Du hältst dich von ihm fern." Die tiefe Stimme meines Vaters. „Ich will nicht, dass du dich mit ihm triffst. Weder in der Schule noch privat." Ich habe einen Augenblick gebraucht, um mitzukriegen, dass er sich an mich gewendet hat. „Der Junge tut dir nicht gut."

„Hm?" Ich sehe auf.

Mein Vater verengt die Augen. Selbst mir bereitet es eine leichte Spur von Angst.

„Ich habe dir gesagt, dass du Mikołaj nicht mehr sehen wirst, weil du dich von ihm fernhalten wirst."

Ich glaube, mich verhört zu haben.

„Du verarscht mich."

„Ich meine es ernst." Ein stählender Ton. „Der Junge tut dir nicht gut und ist nicht der, für den er sich ausgibt."

Ich lache laut los.

„Ja, ist klar", gebe ich verächtlich zurück. „Das sagt der Richtige." Dünnes Eis. Ich gehe selbstkühn weiter. Ignoriere das tückische Knacken. Die zarten Risse. „Nicht jeder tut auf falsch. Am wenigsten Mikołaj." Er ist keine falsche Person. Zu mir ist er ehrlich – dieser Verdacht, der mich im Laufe des gestrigen Tages beschlichen hat, ist verflogen.

„Du weißt nicht, wer er ist."

„Du doch auch nicht."

Mein Vater lacht trocken.

„Ihn kenne ich vielleicht nicht, dafür weiß ich, wer sein Vater ist." In seiner Stimme steckt etwas, das mich nach und nach verstummen lässt. „Was hat er dir über seine Familie erzählt?"

Das kann alles nicht sein. Oder doch? Die Augen, die Größe ... Ich verziehe das Gesicht. Fege sämtliche Analogien gewaltsam fort. Er hat mit ihm nichts zu tun.

„Dass ... seine Mutter eine Deutsche ist und sein Vater Pole", murmele ich und habe Mühe, seinem bedrohlichen Blick standzuhalten. „Und sein Halbbruder ... lebt in Berlin."

„Weiter."

Ich traue mich nicht, Details zu verheimlichen. Also schildere ich ihm, was ich erkannt habe. Ohne, das gestrige Treffen zu erwähnen.

„Er hat mir erzählt, dass sein Vater einen Porsche besitzt. Aus der GT4-Reihe. Der hat angeblich über tausend PS." Ich lache zögerlich. „Totaler Blödsinn. Porsche baut keine Modelle, die diese Grenze überschreiten." Altvertraute Erinnerungen seines vergangenen Lebens müssten ihn nun heimsuchen. „Ich habe kurz ... gesehen, wie er mit seinem Vater vor dem roten Porsche gestanden hat. Er ist nicht viel größer als Mikołaj selbst."

Mein Vater beseitigt nun jegliche Zweifel, die mich gequält haben.

„GT4? Totaler Schwachsinn. Er hat einen GT3 RS, den er über die Jahre aufpoliert hat, was Leistung und Geschwindigkeit angeht", stellt er auf Anhieb klar. „Seine Mutter ist die, die vor neunzehn Jahren gegen mich ausgesagt hat. Die zum Teil daran schuld hat, dass ich in den Knast gewandert bin." Ein nie verjährter Hass, den er über all die Jahre mit Erfolg in sich verborgen gehalten hat. „Und sein Vater ist die Person, die meine Schwester getötet hat und mir diese beschissene Narbe angetan hat." Ich schlucke tonlos. Er wird zunehmend lauter. „Er hat sich versteckt, nachdem man mich festgenommen hat. Dann hat er sich ins Ausland abgesetzt." Tief und gefährlich. Inzwischen stehe ich reglos auf der spiegelglatten Oberfläche. Bilde mir ein, die Füße seien nass. „Ein letztes Mal, Jess. Du hältst dich ja von Mikołaj fern. Sollte ich mitkriegen, dass du dich trotzdem mit ihm triffst, kannst du vergessen, dass du bis zu den Abschlussarbeiten irgendwohin kannst."

Ich will es nicht wahrhaben.

„Das glaube ich nicht." Ich hebe den Kopf. „Ich ..."

„Du glaubst mir nicht?" Mein Vater schnaubt. „Was? Dass Mikołaj der Sohn meines Feindes ist? Eines Verräters, der mein Leben ruiniert hat?"

Wenn ich ehrlich bin, kenne ich sein früheres Leben nicht. Mein Vater hat mir fast alle Details verschwiegen. Ist dem stets ausgewichen, sobald ich mich auf dieses Terrain begeben habe. Hat mich behutsam zurückgeschickt. Nicht jetzt. Dieses Mal werde ich fortschreiten.

„Warum Verräter? Was hat er dir angetan, dass du so einen ... Scheiß sagst?" Das Eis beginnt aufzubrechen. Ich höre es bersten. „Was ist überhaupt vor neunzehn Jahren passiert? Mikołaj war zu dem Zeitpunkt 'n Baby. Er hat ja wohl rein gar nichts damit zu tun." Ich sollte so langsam zusehen, mich für die Schule fertigzumachen. „Ich finde, es wird nun Zeit, mir ein paar Dinge zu erzählen. Immerhin habe ich auch ein Recht darauf."

Ich glaube, ich hätte dieses Thema anderweitig anschneiden müssen. Mein Vater lässt sich von dem alten Hass einhüllen und teilweise leiten.

„Das geht dich nichts an", meint er unwirsch. „Du könntest es so oder so nicht verstehen."

„Weißt du, was ich am wenigsten verstehe? Wieso du immer noch mit Drogen und Waffen handelst, obwohl du wegen dieser Scheiße in den Knast gewandert bist." Ich funkele ihn an. „Und noch versuchst, deinen alten Status wiederzuerlangen. Anscheinend hast du daraus nichts gelernt."

„Meine Güte, Jess!" Ich schrecke zusammen. Er hat zum ersten Mal die Stimme erhoben. „Ein letztes Mal: Das geht dich einen Scheiß an. Es ist meine Sache, okay? Du hältst dich da schön 'raus." Ich kann verstehen, warum man sich vor ihm gefürchtet hat. Oder es immer noch tut. „Ein letztes Mal. Du hältst dich von ihm fern. Das ist meine letzte Warnung."

Damit geht er. Ich sehe ihm still nach. Lasse das Gesagte für die nächsten Minuten sacken. Ein Glück, dass ich in all dem Ärger nicht erwähnt habe, dass Mikołaj mich nachher abholen wird. Ich drehe mich zum Tisch. Nehme das Vorhaben von Neuem auf. Allerdings greife ich nach dem Smartphone. Tue so, als würde ich Mikołajs Nachricht überlesen. Ich habe gestern Nacht erste Vergleiche aufgestellt. Dieses Bild rufe ich nun auf. Mustere ihn und seinen Vater. Es handelt sich um eine ältere Aufnahme von ihm. Als sein Vater sich noch in den Zwanzigern befunden hat.

Und diese Ähnlichkeit ist unglaublich. Die gleiche Haarfarbe. Similäre Gesichtskonturen. Auch die Züge kommen eins zu eins hin. Ich betrachte schweigend die Augen. Mikołajs sind um eine Nuance heller. Die seines Vaters ein ungewöhnliches Eisblau. Wie hypnotisiert starre ich das Foto an. Es sind nicht nur diese Augen, die mich etwas faszinieren. Auch die Narbe, die das linke Auge gänzlich zerstört hat. Es ist weiß-grau. Ich schlucke leise. Zugegeben, sein Vater hat nicht schlecht ausgesehen, als er noch so jung gewesen ist. Erklärt zumindest, weswegen Mikołaj so gut aussieht.

Nach diesem Ausbruch bestehen keinerlei Zweifel. Mikołaj ist der Sohn von ihm. Eines Mannes, der über viele Jahre hinweg von einer gefährlichen Droge abhängig gewesen ist und nach wie vor die Straßen unsicher macht. Der angeblich das frühere Leben meines Vaters bis auf den Kern ruiniert hat. Der schuld am Tod meiner Tante hat. Ich weiß, dass mein Vater einen Bruder gehabt hat. Ich habe mich diesbezüglich schlau gelesen. Und so getan, als hätte ich es nicht gelesen.

Was hat mein Vater für ein Leben geführt? Und was hat bitte schön Mikołajs Vater damit zu tun? Warum zur Hölle soll ich mich deswegen von ihm fernhalten? Wir haben damit nichts zu tun. Ich stütze den Kopf an der rechten Hand ab. Zwei Brötchen müssten reichen. Das Mittagessen würde ich mir wieder in der Stadt kaufen. Vielleicht auch in der Kantine. Das muss ich sehen. Ob ich Nachforschungen anstellen sollte? Ich könnte mich direkt an Mikołaj wenden. Lieber nicht. Ich verwerfe dieses Vorhaben ganz schnell. Dann würde er wissen wollen, woher ich es beziehe. Von wem ich es gehört habe. Ich müsste meine wahre Identität preisgeben. Und ich habe mir geschworen, sie niemanden zu offenbaren. Elise ist da eine Ausnahme – schließlich hat sie meinen Vater oft gesehen und kennt ihn. Der einzige Mensch, den er akzeptiert.

Aber warum nicht Mikołaj? Ich seufze leise und trage den Teller zu einem der Schränke. Ich will ihn kennenlernen. Nicht nur das. Ich will ihn viel öfter sehen. Dieses Chaos soll verschwinden. Mein Herz soll sich bei seinem Anblick beruhigen. Das heißt, dass ich mich auf ein Gebiet begeben muss, das mir bisher völlig fremd gewesen ist. Ich muss beginnen, hinter dem Rücken meines Vaters Nachforschungen anzustellen. Gott, sollte er dahinterkommen ... Ich werde geliefert sein.

Ich muss es riskieren. Für mich. Möglicherweise auch für Mikołaj.

-

Habe ich mich von meinem Vater verabschiedet? Nein. Bin ich etwas sauer auf ihn? Das kann gut sein. Werde ich jetzt in den Audi von Mikołaj steigen? Ja, das werde ich tun. Ich habe alles, was ich brauche. Das Ladekabel für das Handy. Ein paar Schreibutensilien. Die Bücher. Meine Unterlagen. Der Autoschlüssel des VWs hängt am Brett. Die Papiere klemmen hinter der Sonnenblende. Ich prüfe meine heutige Wahl im Spiegel. Die Haare kräuseln sich sanft. Ein schwarz-weiß kariertes Flanellhemd mit weißem T-Shirt, die gestrige hellblaue Jeans, welche die Knöchel freilegt. Schwarze Sneaker. Ich nicke mir selbst zu. Der Hausschlüssel ist in dem üblichen Fach. Es kann losgehen. Ich trete zu der Haustür. Verschwinde nach draußen. Es ist schon warm; die Temperaturen sollen viel höher klettern. Wenigstens habe ich daran gedacht, einen Deodorant einzupacken. Die Sporttasche liegt auf dem Rucksack. Ich kann mich glücklich schätzen, dass die Sportstunden früh angesiedelt worden sind. Erst ein Block Mathe, dann Ausdauerlauf. Es ist erträglich.

Ich kann die Musik hören, die hinter dem Tor erschallt. Russisch. Dieser Rap, der in mir auf Grenzen stößt. Ich werfe einen vorsichtigen Blick zur Haustür. Na super. Das hat mir gerade noch gefehlt. Und er sieht noch weniger begeisterter aus als vorher. Ich verziehe den Mund. Gehe weiter. Gut, dann riskiere ich es eben. Die Vernunft kann nun einmal nicht mit den Gefühlen mithalten. Und für mich spielt es keine Rolle, ob Mikołaj nun der Sohn seines langjährigen Feindes ist oder nicht.

Das schwere gusseiserne Tor lässt sich per Hand nur von innen öffnen. Ich schlüpfe durch den schmalen Spalt. Und schon lächele ich erfreut los. Der Pole hat sich an die Fahrertür gelehnt. Hat die Nase in das Smartphone gesteckt. Ist am Schreiben. Denke nicht daran, dass er womöglich mit anderen Mädchen schreibt. Die Sonne ist längst aufgegangen. Sie wirft ihr goldenes Licht auf die Straßen, auf alle Fahrzeuge. Lebewesen. Ich lasse den Blick über Mikołaj schweifen. Betrachte die ansehnliche Frisur. Das schwarze schmucklose Shirt. Die gleichfarbige knielange Hose. Mir fällt auf, dass er generell die Farbe seines Autos trägt. Das bringt gerade das Schmuckstück in seinem rechten Ohr sehr zum Ausdruck, da dieser neonfarbig ist.

„Scheinst du so beschäftigt zu sein?", erhebe ich meine Stimme und behalte es bei.

Oh kurwa. Przepraszam." Das Smartphone verschwindet in der Hosentasche. Er erwidert meinen Blick. Lächelt selbst. „Jess, wie schön, dich zu sehen." Er nimmt mir die Sachen ab. „Setz' dich schon 'mal ins Auto. Ich mach' das schnell."

„Wie nett." Ich gehe um die Motorhaube herum. „Ich bin immer noch hin und weg von deinem Audi. Ziemlich hübsch." Steige bedenkenlos ein. „Okay, das ist definitiv nicht schlecht." Eine Harmonie aus dem glänzenden Schwarz und einer dunkelroten Note. Die wenigen farbigen Akzente bringen das Sportliche sehr zum Ausdruck, wie ich finde. Ich begutachte die Mittelkonsole, anschließend das Lenkrad. Dort, wo man normalerweise die Anzeigen erwartet, hat stattdessen eine digitale Landkarte den Platz eingenommen. Die Anzeigen sind auf die Seiten gerutscht.

„Sag' ich doch. Bist du immer noch der Ansicht, dass hier sei ein Schrottaudi?" Stimmt. Ich habe es einmal geschrieben. Aber nur, um ihn zu ärgern. Es hat funktioniert. „Meine Mutter hat echt Geschmack, was die Innengestaltung angeht." Er lächelt. Meines ist etwas schwächer geworden. „Ach, fuck. Ich mach' 'n anderes Lied an. Rap ist ja nicht so deine Sache." Ich linse vorsichtig zum Tor. Habe erwartet, dass mein Vater dort stünde. „Das passt." Das Handy liegt in der Mitte von uns. Mikołaj legt den ersten Gang ein. Ich lausche dem tiefen Geräusch des Auspuffs. „Wie geht es dir? Hast du irgendwie gut schlafen können?"

Ich blinzele langsam.

„Äh, nee. Nee. Der hat 'was", antworte ich etwas abwesend und spüre, wie das Handy sich zu Wort meldet. „Ach, mir geht es soweit ganz gut. Bin zwar müde, aber irgendwie wird's schon." Ich sehe ihn an. Seit ich mir diesen Vergleich vor Augen gehalten habe, denke ich automatisch an seinen Vater. Zumindest beim Anbetracht des Seitenprofils könnte man meinen, man hätte es mit einer verjüngten Version zu tun. „Wie sieht's bei dir aus?"

„Bei dem Spiel auch kein Wunder." Er lacht für einen Augenblick. Die Musik hat er unterdessen leiser gestellt. „Da hätte man auch bis morgens um fünf schreiben können." Er löst eine Hand vom stilvollen Lenkrad. „Durch den Sport fühle ich mich deutlich wacher und erfrischter. Ich werde sicherlich nachher einschlafen. Wird nicht lange dauern. Mathe ist eh völliger Scheiß." Seine nahezu weißen Augen mustern mich. „Du hast heute Sport?"

Paps: Ich habe dir gesagt, dass du dich von ihm fernhalten sollst. Was fällt dir ein, bei ihm mitzufahren? Denkst du, ich verbiete dir zum Spaß den Kontakt zu ihm? Das dient einzig und allein dem, dich zu beschützen! Ich werde dich heute nach der Schule abholen. Ob du nun willst oder nicht. Wir haben nach der Schule ein ernstes Wörtchen zu wechseln.

„Jepp. Ab der fünften Stunde. Heute steht Ausdauerlauf an." Ich fühle Resignation in mir aufkeimen. Schlimmer kann ich es so oder so nicht mehr machen.

Ich: Nein. Ich werde wieder mit Mikołaj zurückfahren. Ich habe dir gesagt, dass er damit rein gar nichts zu tun hat und nicht so ist wie sein Vater. Ich mag ihn, und du kannst und wirst nicht verhindern, dass ich weiterhin Kontakt zu ihm habe. Es gibt darüber auch nichts zu reden. Für mich ist das Thema abgehakt.

„Bei den Temperaturen? Ich hoffe echt, du hast genug zum Trinken eingepackt. Das wird 'ne Folter werden." Die erste rote Ampel. „Ich hab' da Physik. Schade, dann wird man sich nicht sehen." Der Pole hält kurz inne. „Schreibst du mit Elise? Weiß sie eigentlich, dass du bei mir mitfährst?"

Die Antwort meines Vaters lässt nicht lange auf sich warten.

Paps: Du wirst nachher sehen, was du davon hast.

Ich beende die Konversation.

„Nein, mit meinem Vater. Der meint wieder, Wellen zu machen." Ich winke ab. „Ist halb so schlimm. Es geht nur ums Auto. Versicherungen." Ich sage es so beiläufig, dass Mikołaj gar nicht anders kann, als mir zu glauben.

„Wegen so einer Sache? Okay?" Er schmunzelt ein wenig. Fährt los, nachdem man dazu die Möglichkeit hat. „Mein Bruder hat mich heute Morgen auf dich angesprochen."

„Und weswegen?"

„Wollte nur ein paar banale Details wissen. Wie's dazu kommt, dass du ausgerechnet mit mir Zeit verbringen willst und so." Ich könnte ihn ewig anstarren. Er sieht so gut aus.

„Na ja, wenn ich ganz ehrlich bin, scheinst du ... nett zu sein. Wenn man die Tatsache ignoriert, dass du schon etliche Mädchen am Start gehabt hast." Und ich werde nur ein weiterer Punkt auf deiner langen Liste sein, den du abhaken kannst, sobald du mit mir fertig sein wirst. Warum sind ausgerechnet die schlechten Jungs die ansehnlichsten? Warum entwickelt man Gefühle für den falschen Typen? Sind das die Erfahrungen, die mir fehlen? Bestimmt.

„Ich gebe mir Mühe." Der Neunzehnjährige wirft einen Blick in beide Spiegel, bevor er die Spur wechselt. Auf den letzten Teil geht er nicht weiter ein. „Hast du eigentlich etwas in der Freistunde vor? Zwecks Essen gehen oder fahren."

Ich schüttele den Kopf.

„Keine Ahnung. Ich wollte mich da an Elise und Zayneb orientieren. Die fahren bestimmt wieder in die Stadt." Ich schiele zu ihm. „Es sei denn, du willst mitkommen. Dann können ... wir auch zusammen gehen."

„Nicht gehen. Wir fahren", korrigiert er mich lächelnd. „Ich hab' mich heute Morgen etwas schlau gemacht. Hier gibt's 'n gutes Take-away. Man muss zwar 'n Stückchen fahren, aber man würde pünktlich in der Schule sein." Die rechte Hand ruht auf dem Knie. Manchmal wechselt er den Gang. „Würdest du dorthin wollen?"

Ich denke nicht länger nach.

„Klar, sehr gern", stimme ich dem zu. „Wegen Elise; mach' dir um sie keinen Kopf. Sie weiß Bescheid, dass ich bei dir mitfahre." Sie hat mich heute Morgen noch einmal eindringlich gewarnt. Habe ich mich nicht darum geschert? Um ehrlich zu sein, ja. Ich bin völlig in seinen Bann geraten. Dass er gefährlich ist, ist mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst.

„Sehr gut. Dann werde ich nachher bei meinem Wagen erwarten."

Ich bin ein belangloser Punkt auf einer Liste, die du mit den Monaten um zusätzliche Namen ergänzen wirst. Du wirst ihn abhaken, wenn nicht sogar durchstreichen, sobald du der Ansicht bist, du hast genug von mir. Aber ich will es nicht wahrhaben, weil ich mich in dich verguckt habe. Und weil ich deshalb daran glaube, dass du ein entgegenkommender und ehrlicher Junge bist.

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