Kapitel 9 - Die Gefahren der Welt
Als ich das alte Zimmer des zweiten Patienten am Montag morgen leer auffand, wunderte ich mich nicht. Mir entwich nur ein tiefer Seufzer, der mich vor dem Ausrastet abhalten würde.
"Also gut, was ist über das Wochenende noch reingekommen?", fragte ich meinen Anfänger. Er war ein junger Arzt aus der Nachbarstadt. Jetzt begann die Phase ihrer Ausbildung, in der die Assistenzärzte nicht mehr in Gruppen um einen herumstanden, sondern gezielt lernten. Ich merkte jetzt schon, wie mein Puls wieder etwas ruhiger wurde.
"Es gab einen Autounfall, doch um die Patienten wurde sich gekümmert. Gestern Nacht - oder heute morgen - ist der eine Patient von vor ein paar Wochen wieder eingeliefert wo-"
"Was?!", unterbrach ich ihn und starrte ihn so lange durchdringen an, bis er wegsehen musste und seine Fallakte genauer studierte, als er musste.
"Äh... er hat nach ihnen gefragt, aber Yakushi hat jemand anderen geschickt, weil sie persönlich-"
"Ich bin gar nichts persönlich.", murmelte ich wütend zu mir selbst und stapfte auf mein Tablet guckend zum Aufzug. Kabuto Yakushi war von Chefärztin Yakushi persönlich untersucht worden. Sie waren nicht verwandt, doch der gleiche Nachname irritierte mich doch ein wenig.
Mein Anhängsel lief an meiner Seite entlang und wich allen möglichen Hindernissen aus, während er auf mich einredete. "Doktor Haruno, sie wurden extra nicht gerufen, weil sie wütend sein würden. Ist es wirklich weise jetzt-"
"Machen sie sich keine Sorgen, ich kenne meine Grenzen.", antwortete ich.
Vor Kabutos Tür machte ich halt und reglementierte meinen Puls, sowie mein Temperament. Maske, Gefühle aus, Lächeln.
"Guten Morgen, Mr Yakushi. Ich habe gehört, sie haben nach mir gefragt." Sasuke in dem Lesersessel am Fenster ignorierte ich gekonnt. Es war zwar nett von ihm gewesen, mich am Freitag vor den Reportern zu retten, doch ohne ihn wäre ich gar nicht erst in diese Situation geraten, also zählte das nicht.
"Ah, Doktor Haruno. Ich freue mich sie wiederzusehen. Sie waren die einzige Person hier, an die ich mich gestern Nacht erinnern konnte.", sagte Kabuto. Auf seine trockenen Lippen schlich sich ein Lächeln, dass bis zu seinen müden Augen reichte. Er sah wirklich mitgenommen aus. Ich wollte Sasuke mit meinem Stethoskop erwürgen.
"Natürlich. Tut ihnen etwas weh? Hier steht,", fügte ich besorgt hinzu, "dass sie in Mr Uchihas Wohnzimmer kollabiert sind. Gut, dass ich ihm gesagt habe, er soll sie nicht bei sich zu Hause pflegen lassen."
Kabuto lachte auf meinen Kommentar hin, bis sich das Lachen in ein ungesundes Husten verwandelte. Ich wollte schon nach ihm sehen, als Sasuke sich erhob und mich mit seinem Blick zum erstarren brachte. "Ein Wort, Doktor."
Ich lächelte den Patienten mit meinem Doktorlächeln an und legte ihm meine Hand auf den Arm. "Doktor Yakushi wird jeden Moment bei ihnen sein. Ich komme später nochmal."
Sasuke hatte den Raum schon verlassen, mein Assistenzarzt stand unbeholfen in einer Ecke des Zimmers und tat so, als würde er Krankenakten lesen.
Im Rausgehen kam Doktor Yakushi auf mich zu. Als sie mich aus dem Zimmer ihres Patienten rauskommen sah, wurde sie schneller und zog die Augenbrauen wütend zusammen.
"Sakura, was machst du denn hier?", zischte sie mich an.
"Ich hab nur nach ihm gesehen."
"Lass die Finger von ihm!", fauchte sie und verwandelte ihr wütendes Gesicht von jetzt auf gleich in ein Hoffnung spendendes Lächeln.
Sasuke wartete hinter einer Ecke auf mich und hatte die Arme verschränkt.
"Sie können nicht hier bleiben, weil-" Eine Krankenschwester bog um die Ecke und unterbrach unsere Privatsphäre. Sein sowieso schon nervöses Gesicht war zum zerreißen angespannt. Ich bemerkte ein leichtes Zucken an seinem rechten Auge. War er so viel Stress ausgesetzt, dass es sich so massiv zeigte?
"Es ist nicht so einfach, wie du denkst. Sie können nicht hierbleiben. Für manche Menschen ist die ganze Welt gefährlich.", fügte er hinzu.
"Für alle Menschen ist die ganze Welt gefährlich.", erwiderte ich schnippisch. Unsere beiden Stimmen waren gedämmt, da in diesem Krankenhaus alle Wände Ohren hatten. Ino wusste wahrscheinlich schon, dass ich mal wieder auf Sasuke gestoßen war. "Hör zu, ich will nicht wissen, wo du da reingeraten bist und es interessiert mich auch nicht genug, um mich in Gefahr zu bringen. Ich will nur, dass meine Patienten gesund werden, verstanden?"
Er atmete tief ein, um sich zu sammeln. Als er die Augen wieder öffnete, konnte ich mich unter dem intensiven Blick seiner schwarzen Augen fast nicht bewegen. Mir wurde ganz plötzlich bewusst, wie nah wir uns gekommen waren, während wir flüsterten. "So einfach ist das aber nicht."
"Ja,", sagte ich, "das ist mir auch schon aufgefallen. Lass ihn wenigstens zwei Tage hier-"
"Morgen früh hole ich ihn wieder hier raus."
Wie konnte es sein, dass der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der mich so aus der Fassung bringen konnte, in letzter Zeit ständig mit mir stritt? Ich wollte ihn anbrüllen, zischte ihn stattdessen aber an. "Wenn du als nächstes mit einer Schusswunde hier rein kommst, schmeiße ich dich am nächsten Morgen wieder raus, das verspreche ich dir!"
"Gut, ich weiß, dass du Versprechen hältst.", entgegnete er leise und ich spürte, wie mir die Luft in der Luftröhre steckenblieb.
Erst bekam ich den Mund nicht mehr auf. Er hatte mich völlig überraschenden getroffen, doch das schien er in letzter Zeit ständig zu tun. Sasuke war immer noch so unbarmherzig wie damals. Er kämpfte unfair und schmutzig und ich hasste ihn dafür. "Einer der vielen Unterschiede zwischen uns.", gab ich zurück.
Sasukes Mundwinkel zuckte wie vorhin sein Auge. Doch diesmal war es eher aus Belustigung, als Stress. Ich hasste ihn so sehr. So, so sehr.
"Guten Tag, Sakura."
Er drehte sich um und ich sah durch das Fenster zu Kabutos Zimmer wie er Doktor Yakushis Hand schüttelte.
Sein Seitenprofil zeigte ein professionelles Lächeln, dass er auf jedem Coverfoto trug und mit dem er so erfolgreich geworden war. Ich hasste dieses Lächeln. Ich hasste seine absurd langen Haare, die er nach hinten gekämmt hatte, die er sich fast in einen Zopf binden konnte und die ich am liebsten zwischen meinen Fingern spüren wollte. Ich hasste seine dunklen Augen und die Langeweile, mit der er die ganze Welt betrachtete. Früher hatte er das auch getan. Doch bei meinem Anblick waren die Wolken immer aufgezogen und hatten die Sonne erscheinen lassen. Heute blitzte diese Sonne nur kurz auf - wenn überhaupt. Ich hasste, wie wir uns verändert hatten.
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Hello hello meine Lieben,
Erstmal wünsche ich euch ein friedliches und schönes neues Jahr. Bleibt gesund und munter.
Ich hoffe, euch hat das heutige Kapitel gefallen, in den nächsten Parts werden noch einige spannende Dinge passieren.
Habt noch einen schönen Abend und bis demnächst
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