Kapitel 17 - Giraffen und Pyramiden
Schließlich fanden wir uns in Inos Wohnzimmer wieder. Ich hatte erst überlegt, meine Wohnung für etwas Privatsphäre anzubieten, aber es war mir um einiges lieber, dass wir bei Ino waren. Vor allen Dingen wenn ich daran dachte, was wir mal wieder vor hatten.
Ich saß mit angezogenen Beinen rechts am Fenster auf der Couch, während Hinata etwas verklemmter neben mir saß und Ino auf der anderen Seite des Cafétisches auf dem Boden hockte.
Mir kam es vor, als wären wir wieder im Internet, nur dass Temari und Tenten fehlten. Die Absurdität dieser Situation passte zur Highschool. Eigentlich sollte nur Teenager so dumm wie Naruto und Sasuke sein, doch nun waren wir also an diesem Punkt gelandet.
"Okay, ich halt's langsam nicht mehr aus. Wir brauchen einen Schlachtplan. Womit fangen wir an? Direkte Konfrontation oder langsam Beweismittel vorlegen, bis sie selbst drauf kommen?", unterbrach Ino die Stille. Sie sah sich eindeutig zu viele von diesen Polizei Serien an, die man abends um kurz nach acht auf fast jedem Sender finden konnte.
"Vielleicht sollten wir erstmal warten, bis sie da sind. Vielleicht kommen sie von selbst drauf, wenn sie sich sehen.", erwiderte Hinata und ließ ihre Hände immer wieder abwechselnde gegen die Kaffeetasse in ihrem Schoß schlagen. Sie war nervös und ihr war sichtlich unwohl, aber wenigstens hatte sie sich seit unserer ersten Begegnung im Krankenhaus wieder etwas beruhigt. Obwohl ihre Ideen immer noch so naiv waren, wie damals.
Ich seufzte und ließ meinen Blick nach draußen auf die grauen Regenwolken gleiten, die das Bild von diesem Nachmittag wundervoll einfingen. "Sie sind Männer, die würden nicht mal merken, was wir von ihnen wollen, wenn wir ihnen ein Neonschild basteln würden."
Hinata ließ den Blick über Ino und mich gleiten und entspannte sich dann tatsächlich ein wenig mehr. "Es ist gruselig, wie wenig ihr beide euch verändert habt.", gab sie zu.
Inos und mein Blick trafen sich gleichzeitig und irgendwie hatte Hinata recht. Es war doch tatsächlich so absurd, dass Ino und ich nichts anderes tun konnten, als synchron mit den Schultern zu zucken und dann wieder ernster zu werden. Um ehrlich zu sein, fand ich die Idee mit einem 'Schlachtplan', obwohl ich es vielleicht nicht so genannt hätte, gar nicht schlecht. Es ging hier um Hinata und Naruto. Ino und ich waren nur die Rückendeckung und Sasuke der Hauptangeklagte.
Ino rührte sich als Erste wieder und setzte sich nun im Schneidersitz vor den Tisch, um ihre Hände geschäftsmäßig unter dem Kinn zu verschränken. "Wie auch immer. Ich finde, wir sollten guter Cop, böser Cop spielen. Hinata ist natürlich der gute Cop, ich kann der böse sein und du Sakura, du bist der gruselige dritte Cop, der mit tödlichen Blicken hinter der Glaswand steht, der einem aber trotzdem durch die Scheibe Angst macht."
"Aber man sieht den Dritten doch normalerweise nicht durch die verdunkelte Scheibe, oder?", warf Hinata ein.
"Ich stell mich hinter keine Scheibe, Ino, die beiden sollen schon sehen, wie ich sie mit meinen Blicken töte.", stimmte ich zu. Dann wendete ich mich an Hinata. "Weißt du schon, was du genau von Naruto willst?"
Sie antwortete schneller und vor allen Dingen gefasster als ich erwartet hatte. "Dass er damit aufhört! Und dann will ich ihn schlagen und Sasuke auch."
Auch Ino war von der plötzlichen Klarheit in Hinata Stumme überrascht. "Oh, dafür hast du dich aber ganz schön verändert.", sagte sie.
"Neji hat mir ein, zwei Selbstverteidigungstechniken beigebracht.", erklärte Hinata. Sie wurde knallrot und Ino und ich sahen uns mit verstohlenen Blicken an. Wohl doch nicht so sehr verändert.
"Was macht er eigentlich? Ich hab schon Ewigkeit nichts mehr von ihm oder Tenten gehört.", klinkte ich mich wieder ins Gespräch mit ein.
"Stimmt, von Temari und Shikamaru sieht man ja wenigstens mal ein Bild mit Giraffen oder Pyramiden oder so auf Social Media, aber Neji und Tenten sind echt im Erdboden versunken.", entgegnete Ino und veränderte ihre Position auf dem Boden schon wieder. Nun hatte sie beide Arme auf den Tisch gelegt und stellte ihr Kinn auf die Oberseite ihrer Hände, damit sie uns besser von dort unten sehen konnte.
"Neji hat ein paar Orte weiter eine Kampfschule eröffnet, aber soweit ich weiß, ist er nicht mehr mit Tenten zusammen. Oder vielleicht doch? Ich weiß, dass er vor ein paar Wochen von einer alten Freundin gesprochen hat, aber er bringt nie ein Mädchen zu irgendwelchen Familienfeiern mit."
Ino nickte bedächtig und ließ ihre Gedanken in die Erinnerungen aus unserer gemeinsamen Schulzeit schwenken. "Klingt ganz nach Neji, wenn du mich fragst."
Es wurde still im Wohnzimmer, bis mir die Uhrzeit ins Auge fiel und die tausend unbeantworteten Fragen wieder präsent wurden, die noch in meinem Kopf schwirrten. "Willst du Naruto denn noch heiraten?", fragte ich in die Stille.
Diesmal kam Hinatas Antwort nicht sofort. Sie überlegte sich gut, was sie für Angaben machte. "Kommt ganz auf seine Reaktion gleich an.", antwortete sie dann schließlich doch entschlossen. "Wenn er sich anständig genug verhält, überlege ich es mir nochmal, wenn er versucht es abzustreiten oder mir zu erklären, dass ich es nicht verstehen würde oder so, dann rufe ich heute noch den Caterer an und bestelle das Essen ab."
"Klingt vernünftig.", bestärkte ich sie.
"Und was machen wir mit Sasuke?", warf Ino ein.
Ich nickte Hinata zu und verzog meinen normalerweise gleichgültigen Mund zu einem kleinen fiesen Grinsen. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen. "An deiner Stelle würde ich ihm in den Bauch boxen, das würde ihm gar nicht gefallen."
"Du kannst so sadistisch sein, Sakura." Ino verdrehte nur die Augen, doch sie konnte nicht das Lächeln verstecken, was sich über ihrem Gesicht ausbreitete. Die ganze Sache war auch einfach zu lächerlich, als sie ernst nehmen zu können.
"Tu nicht so, als würde er es nicht verdienen.", verteidigte ich mich vor meiner besten Freundin. Wäre Hinata nicht hier, hätte ich mir eins der Kissen geschnappt und Ino damit abgeworfen, doch diese Seite an mir war nur ihr vorbehalten.
Hinata sah mit gekrauster Stirn zwischen uns hin und her. "Ist er also wirklich verletzt?"
"Seine eigene Schuld.", sagte ich mit unberührter Stimme. "Vielleicht sollte er seine Firma einfach an den nächstbesten verkaufen und das Land verlassen. Genug Geld hätte er dann auf jeden Fall zusammen."
"Er kann ja zu Temari und Shikamaru und den Giraffen reisen.", erwiderte Ino und brachte uns damit alle wenigstens zum Schmunzeln.
Es war so eine ausgelassene Stimmung, als wären die letzten sieben Jahre nie wirklich passiert. Als hätten wir uns nicht sozusagen aufgeteilt und verschiedene Wege gegangen. Oder vielleicht fühlte es sich doch gerade danach an. Wir hatten uns alle erst ein wenig selbst finden müssen, um zu dieser Unbeschwertheit zurückzufinden, die wir nur aus unserer Schulzeit kannten. Auch wenn die Umstände besser und vor allen Dingen erfreulicher hätten sein können. Auch mit der Konfrontation, die vor uns allen lag.
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