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☾𖤓.𖥔 ݁ ˖☾𖤓
ʏᴜɴ ᴇᴜɴᴡᴏᴏ | Ich spanne mich augenblicklich an, als der Angestellten des Cafés zwei dampfende Tasse auf unserem Tisch abstellt und uns anlächelt. Die zwei Kuchenstücke auf dem lieblich verzierten Teller folgen prompt.
Es ist bereits Freitag.
Ich wollte mich schon Mittwoch Nachmittags direkt mit ihm treffen, habe sogar zwei Cafévorschläge gemacht, doch er hat abgesagt. Genauso für Donnerstag. Und auch für heute hat er eher nervös drum herum gedruckst, bevor er zugesagt hat. Ich war wütend auf ihn – das war ich wirklich. Am liebsten hätte ich ihn sogar dafür angepampt, dass er nichts zu tun hat und sich trotzdem nicht mit mir treffen will. Er wollte es doch sogar! Er hat zugestimmt! Gott verdammt... Und trotzdem ist meine Wut auf einmal verpufft gewesen, als ich ihn gesehen habe. Er sah müde und nervös aus – tut er immer noch – und hat mich dennoch umarmt. Er hat seine Hände zwischen meine Jacke und den Pullover geschoben, seinen Kopf an meine Brust gedrückt. Jetzt dagegen liegen seine Hände in seinem Schoß. Er knetet sie nervös, bevor er seine Tasse zu sich zieht. ,,Hast du den Vertrag unterschrieben?", fragt er leise. ,,Ich kann Montag rein.", nicke ich, ,,Und Mittwoch fange ich wieder an zu arbeiten."
Ich habe tatsächlich nochmal mit seinen Eltern gesprochen. Ich habe ihn deutlich machen können, dass der entstandene Konflikt meine Schuld war – weil ich meine Gefühle nicht im Griff hatte. Ich habe ihnen versprochen, eine Therapie zu machen, mich mit meinem Schmerz, meiner Wut und Trauer auseinanderzusetzen und sie haben mir sogar versprochen, sich um einen Platz für mich zu kümmern. Um ehrlich zu sein, verstehe ich kaum, warum sie all das für mich tun. Manchmal fühlt es sich so an, als wäre ich ihr Sohn, als würden sie mich nicht gehen lassen wollen, aber ich glaube, sie sind einfach nur an mich gewöhnt.
Ich werde exklusiv für die beiden arbeiten, wenn sie in der Stadt sind, sonst immer mal wieder da eingesetzt, wo ich gebraucht werde und soll mich sonst darum kümmern, dass Sicherheitspersonal einzuarbeiten. Sie scheinen mich eigentlich nicht zu brauchen – und aufgeben wollen sie mich auch nicht. Ich bin ihnen dankbar und fühle mich doch etwas unnütz.
Auch ich ziehe meine Tasse zu mir, nehme einen großen Schluck des mit Karamellsirup versehenen Kaffees und nicke ihm dann auffordernd zu. ,,Warum sehen wir uns jetzt erst?" – ,,Weil ich Angst hatte.", murmelt er, sieht mich nicht mal an. ,,Ich hatte das Gefühl, du warst angespannt, als wir uns verabschiedet habe und ich wollte nicht–" ,,Du wolltest einen Kaffee mit mir trinken." Er nickt schnell und beißt sich auf die Unterlippe, nimmt die kleine Gabel in die Hand und trennt ein kleines Stück des luftiges Kuchens von dem Rest ab. ,,Du hast gesagt, dass du mich magst und auf einmal willst du bei mir sein.", erklärt er hastig, schüttelt verständnislos den Kopf und senkt diesen ab, als sich seine Wangen verfärben. ,,Mh–hm.", brumme ich leise und nicke, trete unter dem Tisch gegen sein Schienbein und sorge dafür, dass er mich wieder ansieht. Ich hasse es, wenn er mich nicht ansieht, wenn wir uns unterhalten. ,,Und?", hake ich nach. Das eine geht immerhin mit dem anderen einher! ,,Aber–" ,,Kein aber!", schüttle ich den Kopf, ,,Wenn du nicht mal das verstehst, ist dir nicht mehr zu helfen." ,,Doch, ich verstehe es!", winkt er schnell ab und schluckt doch schwer. Er schiebt sich den Kuchen zwischen die Lippen und verschafft sich damit einen Moment zum nachdenken. ,,Aber ich war mir nicht sicher, was ich fühle– hatte das Gefühl immer noch verwirrt zu sein." ,,Was genau meinst du?", will ich wissen.
,,Für mich hat es keinen Sinn gemacht. Du sagst du magst mich und verletzt mich, stößt mich von dir und willst mich dann doch bei dir haben.", murmelt er, ,,Und dann war ich mir selbst nicht sicher, ob ich die hasse oder mag. Und vor allem war ich mir nicht sicher, ob ich dir verzeihen kann." Er schluckt schwer, schiebt den Kuchenteller etwas zu lir herüber und hebt die zweite Gabel an. Ich nehme sie nicht an. Meine Mundwinkel fallen ab. ,,Kannst du nicht?", hauche ich. Oder doch? ,,Doch, kann ich wenn ich weiß, dass du dir Mühe gibst und es ernst meinst. Aber ich kann es nicht vergessen. Du hast mein Vertrauen gekränkt und mir gezeigt, was für ein... Monster in dir steckt."
Genau dieses Wort geht mit nicht mehr aus den Kopf.
Ein Monster – das bin ich in seinen Augen.
Und dieser Gedanke bleibt in meinem Kopf, bis Daeshim ungefragt und bevor ich es selbst übernehmen kann, die Rechnung bezahlt. Schnell zieht er sich seinen Mantel über, wickelt den Schal um seinen Hals und sieht mich durch seine großen, runden Augen leicht unsicher an. ,,Willst du zurück zum Hotel?", fragt er leise. Unschlüssig zucke ich mit den Schultern, halte ihm die Tür auf und trete dann mit ihm auf die Straße. ,,Was ist die Alternative?", brumme ich. Ich weiß gar nicht mehr, wo wir stehen und wohin uns dieses Treffen gebracht hat... Wir haben noch etwas hin und her diskutiert, dann normal etwas geredet und unseren Kuchen gegessen. Und jetzt? Ich glaube, dass es gut war, dass wir noch mehr unserer Gefühle offenbart haben, aber wie viel es gebracht hat, kann ich nicht einschätzen.
Unsicher schiebt Dseshim seine Hände in die Taschen des Mantels und hebt seine Schultern an, sodass sein Mund hinter dem Schal verschwindet. Er tritt etwas näher an mich heran und hebt sich kurz auf die Zehenspitzen, ehe er sich wieder zurück fallen lässt. ,,Wenn du möchtest... Du könntest mit zu mir." Aufmerksam sehe ich ihn an, will beinahe augenblicklich nicken und halte mich doch kurz zurück. ,,Und dann?", frage ich leise, was ihn sanft mit den Schultern zucken lässt. Seine Wangen laufen rot an. ,,Mir ist nach kuscheln zumute...", wispert er und überrascht mich damit. Kuscheln... Doch ich nicke vorsichtig. Warum auch nicht? Schnell schiebe ich meine Hand in seine Manteltasche und fische den Autoschlüssel hervor. ,,Ich lasse mich aber nicht von dir fahren.", brumme ich und überraschenderweise muss er darüber sogar schmunzeln. ,,Ist gut.", nickt er.
Die Fahrt verläuft relativ ruhig und ist dennoch recht angenehm. In dem Apartments angekommen, muss ich feststellen, dass ich mich erneut wohl und zuhause fühle, muss ein leises Seufzen unterdrücken und beiße auf meine Unterlippe. Meine Reaktion bleibt nicht unbemerkt. ,,Alles gut?", fragt Daeshim leise, zieht den Mantel und seine Schuhe aus, stellt die Tasche ab und legt den Schal zur Seite. ,,Ja.", nicke ich schnell, entledige mich ebenfalls von der Jacke und den Schuhen und ziehe den Jungen Mann hinter mir her ins Wohnzimmer. ,,Willst du was gucken?", frage ich und lasse mich auf das Sofa fallen. ,,Wenn du möchtest.", stimmt er nickend zu, setzt sich kurz neben mich und drückt mich doch recht schnell zur Seite auf den Rücken. ,,Einen Film?", fragt er, lässt dabei seinen Kopf auf meine Brust fallen und macht mich einen Moment sprachlos. Genauso ist er normalerweise. Ich habe ihn immerzu verängstigt.
Ich schiebe den Controller in seine Hand, schließe meine Arme fest um seinen Körper und klemme diesen zusätzlich zwischen meinen Beinen ein. ,,Mh–hm.", brumme ich zustimmend, streiche durch seine Haare und über seine Stirn. Schnell sucht er einen Film aus, schiebt den Controller auf den Couchtisch und drückt sich selbst etwas mehr an mich. Er gibt einen zufrieden Laut von sich. ,,So haben wir früher auch immer gekuschelt.", wispert er leise. ,,Mh–hm, ich weiß.", nicke ich leicht. Und manchmal habe ich ihn in meinen Armen hin und her gewogen oder kleine Motive auf seinen Rücken gemalt. Er hat es immer gemocht und ist so oft in meinen Armen eingeschlafen, dass ich befürchte, es könnte auch diesmal passieren. Aber es würde mich nicht stören. Eigentlich hat es das noch nie. ,,Mochtest du es?" ,,Ja.", nuschelt er leise, ,,Aber ich fand es immer schön, wenn du da warst. Egal was wir gemacht haben." ,,Du fandest es schrecklich, als ich mit dir auf die Kirmes wollte.", entgegne ich schnell und schüttle den Kopf. ,,Aber das lag ja nicht an dir, sondern an all den anderen Menschen.", murmelt er, drückt meine Beine an den Oberschenkeln herunter und schiebt die seinen über diese, nur, um seinen Körper dann fest um mein Becken zu schließen. ,,Ich weiß.", murmle ich. ,,Und ich war so sauer auf meine Eltern, dass sie mich dazu gezwungen haben mit dir und ihnen doch dahin zu gehen." ,,Du hast dich in deinem Zimmer eingeschlossen oder?", frage ich leise, schiebe meine Hände über seinen Hintern an seine Oberschenkel. ,,Im Bad.", nickt er und muss selbst leicht schmunzeln, ,,Und dann hat dein Appa mich überredet, doch dort hin zu gehen." Der Vorspann des Filmes ist vorbei und zum ersten Mal wandern auch meine Augen zu den Fernseher. ,,Ich mochte ihn sehr.", haucht Daeshim leise und überrascht mich damit sehr, ,,Er war immer gut zu mir und hat versucht mir zu erklären, wie sehr meine Eltern mich lieben, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass sie es nie zeigen." Vorsichtig schiebt er eine Hand an meine Wange, sorgt damit, dass ich ihn doch wieder ansehe und sieht selbst mit großen Augen zu mir auf. Vorsichtig schiebt er seinen Körper höher, lässt seine Lippen meine andere Wange streifen und legt sie schließlich doch gänzlich auf diese. Es ist nicht mehr als ein leises Schmatzen nahe an meinen Ohr. Eine Geste, die mich ebenfalls überrascht und die ich doch sehr zu schätzen weiß. ,,Eigentlich weiß ich, dass du genauso fürsorglich und liebevoll bist wie er. Er hat es dir beigebracht." Ich schlucke schwer und nicke leicht. Das hat er tatsächlich.
Bevor ich Daeshim zum ersten Mal kennengelernt habe, hat er mir erzählt, dass er glaubt, der Junge bräuchte jemanden in seinen Alter. Er hatte tatsächlich wenige Freunde, hat höchstens mal die Kinder von Geschäftspartnern kennengelernt und hat sich auch mit mir schwer getan. Zwar haben wir bei unserem ersten Treffen direkt miteinander gespielt, doch beim zweiten Mal war er unfassbar unsicher und brauchte viel Zeit, um aus sich rauszukommen. Erst fand ich ihn etwas komisch, weil er eben nicht so war wie meine Freunde oder die anderen Kinder die ich kannte. Er war sehr ruhig, ist dann aber – wahrscheinlich auch durch mich – wilder geworden.
Seine weichen Lippen legen sich nochmals an meine Wange, bevor er seinen Kopf wieder auf meiner Brust ablegt und selbst erneut zu dem Fernseher schaut. Solange der Film läuft, bleibt es still zwischen uns. Hin und wieder sehen wir uns an, doch richtig tief in die Augen schauen wir uns erst, als der Abspann läuft und Daeshim sich langsam aufsetzt. Seine Hände stützen sich auf meiner Brust ab, während die meinen nach seiner Hüfte greifen. ,,Was?", brumme ich ihm entgegen. Er sieht so aus, als würde er etwas wollen. Doch er rückt nicht mit der Sprache heraus, schüttelt lediglich den Kopf sachte. ,,Ich möchte mir was anderes anziehen. Du auch?", fragt er dann. ,,Hast du denn was für mich?", stelle ich eine Gegenfrage, setze mich ebenfalls auf und schiebe meine Hand unter seinen Hintern und erhebe mich schwer seufzend mit ihm. ,,Ein paar deiner Sachen sind immer noch hier.", wispert er, ,,Sie haben nicht alles mitgenommen." Sie sind die Leute, die meine Sachen eingelagert haben, bis ich sie in mein eigenes Apartment bringen kann. ,,Du musst mich nicht tragen.", hängt er dann noch dran, nickt mir leicht zu und so lasse ich ihn doch recht schnell wieder den Boden unter seinen Füßen spüren. ,,In meinem Zimmer?" ,,Nein, hab sie in eine Kiste gepackt.", schüttelt er den Kopf und lässt mich ihm in sein Ankleidezimmer folgen. Noch während er die besagte Kiste zu mir schiebt, nehme ich wahllos eine Jogginghose und einen Kapuzenpullover aus seinen Schränken, schmeiße sie auf den Ottomanen und deute auffordernd auf diese, als er wieder vor mir steht. ,,Zieh das an." – ,,Ich hab Hunger.", murmelt er leise, lässt dabei seinen Finger um den Saum seines recht dünnen Oberteils tanzen. ,,Mh.", mache ich leise, beuge mich zu meinen wenigen Sachen herunter und ziehe lediglich eine Jogginghose hervor. Einen Pullover trage ich bereits und den kann ich eigentlich auch anbehalten. ,,Und jetzt? Du kannst kochen.", zucke ich mit den Schultern, ,,Oder was bestellen." ,,Eunwoo!", quengelt er laut und verdreht die Augen, bevor er den Stoff seines Oberteils von seinem Torso entfernt. ,,Was?" ,,Wir könnten zusammen kochen!", seufzt er, ,,Oder bestellen." ,,Dann sag doch, dass du darauf hinaus willst." Doch er wirft mir lediglich einen Blick zu, als würde ich mich dümmer stellen, als ich bin und zieht sich kopfschüttelnd die Hose aus.
☾𖤓.𖥔 ݁ ˖☾𖤓
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