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☾𖤓.𖥔 ݁ ˖☾𖤓
ᴊᴀɴɢ ᴅᴀᴇsʜɪᴍ | Unschlüssig starre ich in das leere Wohnzimmer, während ich mir langsam kauend immer mehr der Bowl zwischen die Backen schiebe. Es ist Freitag, das Wochenende steht vor der Tür und um ehrlich zu sein kommt mir das gerade ziemlich recht. Zumindest denke ich das. Eigentlich weiß ich, dass es mir danach wahrscheinlich nur noch schlechter gehen wird. Schon jetzt habe ich das Gefühl in den wenigen Tagen ohne Eunwoo in meinen abendlichen Gedanken unterzugehen.
Zum einen bin ich erleichtert, dass er weg ist.
Ich kann ich selbst sein, kann machen und tun, was ich will, muss keine Angst haben.
Die erste Nacht alleine war unruhig, aber nachdem ich die Couch so gut es geht gereinigt habe, habe ich immerhin laute Musik durch die Räume hallen lassen und zum ersten Mal in meinem Eigenheim ebenso lauthals mitgesungen. Ich habe mich frei gefühlt, laut gelacht und mich in mitten der schrillen Pop-Songs gedreht, bis mir schwindelig wurde.
Zum anderen, fühle ich mich schrecklich alleine.
Mir fehlt es nicht nur, mich in der Nacht an ihn zu kuscheln oder heimliche Küsse auszutauschen. Mir fehlt es auch, sein mürrisches Gesicht zu sehen oder seine Hand in meinem Nacken zu spüren. Zum ersten Mal ist mir bewusst, dass ich auch in diesem ausgewachsenen, sehr groben Mann den Jungen wiedererkennen kann, der mir vor vielen Jahren so viel Glück und Fröhlichkeit gebracht hat. Das hat er auch jetzt – so holprig der Start auch war.
Eigentlich hatte ich mit Woobin und Miss Kang abgemacht, heute von zuhause aus zu arbeiten, doch ich fühle mich leicht erdrückt hier. Und das habe ich auch Woobin mitgeteilt, der aber sofort dagegen war, dass ich nun doch ins Büro fahre. Ich muss lernen, mit der Leere und Stille in meinem Apartment klarzukommen hat er gesagt und damit hat er recht. Genau das wollte ich. Alleine und selbstständig sein. Unabhängig. Ich muss es zumindest ausprobieren – denn eigentlich will ich gar nicht beurteilen, ob mir das ganze jetzt schon ge– oder missfällt. Derzeit ist eher letzteres der Fall. Wie gesagt, es ist ungewohnt ohne Eunwoo.
– Ich bin ehrlich erleichtert, als ich Woobin die Tür öffne. Der süße Vierbeiner Toto streckt ebenfalls seine Schnauze in das ihm unbekannte Apartment, stupst daraufhin seinem Besitzer gegen das Bein. Mir fällt die Last und Anspannung von den Schultern, die ich in den vorherigen Stunden in meinem Büro aufgebaut habe und muss augenblicklich lächeln. Auch er grinst mir leicht entgegen, hebt dann die gut duftenden Kartons an. ,,Ich hab mal auf gut Glück Pizza mitgebracht.", erklärt er. ,,Komm rein.", bitte ich augenblicklich, nehme ihn seine Tasche und unser augenscheinlich frühes Abendessen ab, damit er die Jacke und Schuhe ablegen und Totos Füße sauber machen kann. ,,Warum hast du nicht gesagt, dass du vorbeikommst?" ,,Und meinen Chef bei der Arbeit stören?", fragt er, lacht er gleich und schüttelt den Kopf, ,,Ich war bis gerade noch in der Produktion und dachte, ich probiere es auf gut Glück mal bei dir." Er zuckt leicht mit den Schultern, stellt seine Tasche in Flur ab und schlurft mit mir auf die Couch rüber. ,,Selbst wenn ich keine Zeit oder Lust gehabt hätte?" ,,Dann hätte ich immer noch die Pizza gehabt.", lacht er leise, ,,Die eine hätte ich heute gegessen und die andere – verklag mich dafür nicht – wahrscheinlich morgen. Kalt." ,,Nein!", jammere ich laut, ,,Du kannst doch nicht nüchtern kalte Pizza essen!" ,,Und wie!", lacht er.
Zusammen essen wir und schauen dabei einen Film, während Toto erst neben uns auf den Teppich liegt und nach seinem eigenen Dinner in Eunwoos Zimmer etwas Ruhe sucht. Es soll ihm gegönnt sein, denn kaum haben wir neue Energie, üben wir uns danach spontan in unseren Karaokefähigkeiten – zumindest solange, bis Toto tatsächlich wieder langsam zu uns trabt und seinen Kopf schief legt. Ein leises Lachen überkommt Woobins Lippen, doch während er weiter singt und sich voller Ehrgeiz auf den Boden schmeißt, robbe ich zu dem Pudel herüber und lege seinen Kopf in meine Hände. ,,Wird sind dir wohl zu laut zum entspannen, mh?", murmle ich leise, kraule seine Ohren und lege mich neben ihn auf den Boden, ,,Oder warst du einfach nur neugierig?" ,,Neugierig!", knurrt Woobin mit verstellter Stimme, pickst seinem Rüden in die Seite und hält ihm kurz sogar das Mikrofon vor die Nase, welches aber nur beschnuppert und dann ignoriert wird. ,,Glaub mir, an Gesang ist er gewöhnt.", lässt mein Freund mich dann noch wissen und macht sich wieder auf den Weg auf das Sofa. ,,So ist das also.", winzel ich, stupse die feuchte Nase des süßen Vierbeiners einmal und lehne dann meinen Kopf an seinen, ,,Herrchen singt bestimmt immer ganz schief unter der Dusche, mh?" - ,,Hey! Das hab ich gehört.", beschwert sich der andere gleich und wirft ein Kissen nach mir. ,,Yah!-" ,,Na was denkst du? Wollen wir vielleicht ein paar Cocktails mischen?", unterbricht er mich, bevor ich mich beschweren kann und lässt mich damit überrascht den Kopf heben. ,,Huh? Aber das wollten wir doch morgen machen?" Grinsend beißt er sich auf die Unterlippe, legt die Arme hinten unter seinen Kopf und lehnt sich zurück. ,,Naja ich dachte - natürlich nur wenn du darauf Lust hast - können wir uns mal die Clubs ansehen.", murmelt er leise, sieht mich nur noch aus dem Augenwinkel an und beißt sich nochmal verstohlen auf die Lippe, ,,Ich war ja selbst noch nicht viel unterwegs hier und jetzt wo ich dich habe...?" ,,Mhh.", ich nicke leicht, gebe einen wissenden Laut von mir und sehe doch kurz unsicher zu Boden. Ich würde wirklich gerne! Doch vor Montag wird mein neuer Leibwächter nicht vor Ort sein und eigentlich habe ich meinen Eltern versprochen, nichts allzu abwägiges anzustellen. Wobei - ist es das überhaupt? Ein Mann Anfang zwanzig in einem Club scheint mir doch etwas völlig normales zu sein, nicht wahr?
Woobin scheint mein Zögern zu verstehen, kommt zurück zu mir und zieht mich in die Höhe. ,,Ich passe auf dich auf.", versichert er mir und lächelt mir zuversichtlich zu, ,,Und ich garantiere dir eine Menga Spaß!" ,,Versprochen?", hake ich dennoch nach. ,,Versprochen!", nickt er schnell und nickt dann Richtung Flur, ,,Na was sagst du? Wollen wir alles nötige für Cocktails besorgen?" Lange muss ich nicht überlegen, bis ich zustimme und wir Toto auch in die Höhe locken. Wenn wir schon rausgehen, können wir ihm noch einen kurzen Spaziergang gönnen. Laut Woobin sind die heutigen bisher nämlich nicht besonders lang ausgefallen.
In Begleitung leiser Musik probieren wir vier verschiedenen Coktails nacheinander, spielen währenddessen ein Kartenspiel und unterhalten uns.
,,Aber das ist mir zu viel Kokosnuss.", schüttle ich den Kopf, nehme den gläsernen Strohhalm dennoch wieder zwische die Lippen, nachdem Woobin sich schwärmend auf Stuhl wirft. ,,Jaja.", verdreht er die Augen, ,,Du bist auch zu viel Kokosnuss." ,,Das nacht keinen Sinn.", schüttle ich den Kopf erneut, werfe eine der Karten in seine Haare und muss doch leise lachen. Es ist schön ihn bei mir zu haben.
– Doch um kurz nach eins bricht er auf. Mein Angebot, ihn und Toto hier schlafen zu lassen, hat er freundlich abgelehnt. Damit wir morgen ohne Sorgen feiern gehen können, möchte er Toto am Morgen oder Mittag bei seinen Eltern abgeben und sich in Ruhe um den Haushalt kümmern. Ich kann es ihm nicht verübeln, lasse mich aber trotzdem leicht schmollend in seine Arme ziehen. ,,Bis morgen Hyung." ,,Bis morgen.", murmelt er leise und tätschelt meinen Haarschopf.
Ein Glück habe ich das Gefühl, dass die Zeit schnell vergeht. Ich schlafe lange und überraschend gut, mache mir ein ausgiebiges Frühstück und gönne mir einen Spaziergang in der spät herbstlichen Kälte. Die frische Luft tut mir unglaublich gut und mit einem Lächeln, ziehe ich die Beanie weiter in mein Gesicht und ziehe meine Schultern an, damit auch der Kragen der Jacke etwas mehr meines Gesichts verdeckt. Der Musik in meinen Ohren lauschend, nehme ich auf dem Rückweg einen kurzen Umweg auf mich, um einen frischen Saft aus dem Supermarkt zu besorgen.
– Beinahe die Hälfte der Flasche trinke ich beim Fernsehen, mache tatsächlich noch ein kleines Nickerchen und schaffe es gerade mal meine Haare zu richten, ehe es an der Tür klingelt.
,,Hyung!", rufe ich überrascht, lasse den Mann aber sofort herein. ,,Also so früh bin ich aber nicht dran.", lacht er leise, ,,Du hast ja sogar noch eine Jogginghose an." ,,Aber meine Haare–" ,,Immerhin.", kichert mein Gegenüber und beäugt mich nickend und zieht dann seine Straßenkleidung aus. ,,Weißt du schon was zu anziehen willst?" ,,Nein– Ja– So halb.", nicke ich leicht. ,,Ich weiß nur nicht ob das so das richtige ist.", lasse ich ihn dann wissen und ziehe ihn an dem Ärmel des grob gestrickten Pullovers mit mir mit. Er selbst trägt diesen – er ist grün – dazu ein weißes, eng anliegendes Tanktop darunter und eine weite, blaue Jeans. Er sieht gut aus, richtig cool. Ringe und Ketten schmücken seinen Körper. ,,Ich mag dein Outfit.", lasse ich ihn wissen und präsentiere ihm schon kurz darauf eine schwarze Baggyjeans und ein langärmliges, enganliegendes Oberteil. Es ist ebenfalls schwarz, hat aber weiße Nähte, die bei passenden Licht geradezu funkeln. ,,E–Es ist leicht bauchfrei.", wispere ich leise und schiele vorsichtig zu ihm herüber. ,,Und spricht etwas dagegen?", will er wissen setzt sich auf den Ottomanen in Mitten meines Ankleidezimmers und sieht sich kurz um. Ich schüttle verneinend den Kopf. ,,Accessoires?", fragt er dann. ,,Ich weiß nicht.", murmle ich ehrlich unentschlossen, ziehe schon kurz darauf sie Schublade auf, in der ich meine wenigen Ringe, Ketten, Armbänder und Ohrringe aufbewahre. So selten wie ich letzteres Trage, bin ich immer wieder überrascht davon, dass die gestochenen vier Löcher überhaupt noch vorhanden und nicht zugewachsen sind. Gerade davon scheint Woobin aber angetan zu sein. ,,Ich würde vier Ringe reinmachen und dann vielleicht noch eine Kette umlegen.", murmelt er überlegend und deutet auf eine etwas dickere, silberne Kette, die auf ziemlich gleich Höhe mit dem oberen Saum meines Oberteils liegen müsste. ,,Ich probiere das mal an.", lasse ich nickend wissen und noch bevor ich etwas sagen muss, springt er auf und läuft aus den Zimmer und schließt die Tür. ,,Ich erwarte eine fabelhafte Show!", ruft er mir entgegen.
Statt die Halskette umzulegen, ziehe ich einen Kettengürtel durch die Schlaufen der Hose, dessen Ende bis zur Mitte meines linken Oberschenkels reicht und – so finde ich – auf angenehme Weise zu meinen Schritten mitschwingt.
,,Wir sehen super aus.", grinst Woobin, als wir ein paar Fotos vor meinem Spiegel gemacht haben und kurz darauf eine ebenfalls gestern gekaufte Soju Flasche öffnen. ,,Tun wir.", nicke ich zufrieden, lasse mir von ihm die Fotos zuschicken und betrachte sie zufrieden. ,,Und wir trinken nur ein wenig. Wir können auch ohne Alkohol Spaß haben!"
– Und ja, das haben wir! Kaum in dem ersten Club angekommen genehmigen wir uns jeweils drei Shots, laufen dann aber auch schon auf die Tanzfläche und schreien uns dort die Seele aus dem Leib. Mir gefällt es sofort! Die Leute strahlen die gleiche Energie wie wir aus, sind einfach glücklich und zufrieden. Die Musik ist super und genau das was Woobin und ich gerade brauchen. Lange dauert es nicht, bis meine Wangen vor Glück zu Schmerzen beginnen, doch ich kann nicht aufhören zu lachen. Schon gar nicht, als Woobin auf einmal anfängt wie wild geworden und gar nicht mehr im Takt komische Tanzbewegungen zu machen.
,,Was machst du denn da?!", rufe ich laut, äffe ihn kurz nach und springe dann lachend auf seinen Rücken. Sofort greift er nach meinen Beinen, dreht sich ein paar Mal grölend um die eigene Achse und macht sich dann auf den Weg zur Bar. ,,Ich schwitze so sehr!", jammert er leise, lässt mich aber erst auf einem der Barstühle ab und streicht sich dann ächzend über die Stirn. ,,Ich brauche ein Eiswasser." Zustimmend nicke ich, bestelle aber im gleichen Atemzug eine weitere Runde Shots. ,,Dann müssen wir aber auch den ganzen Alkohol wieder vertanzen.", grinst mein Begleiter breit, was ich natürlich nicht verneine. Liebend gerne sogar!
– Allerdings halten wir uns nur noch ein ein halb weitere Stunden in diesem Club auf, ehe wir in den nächsten aufbrechen.
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