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☾𖤓.𖥔 ݁ ˖☾𖤓
ᴊᴀɴɢ ᴅᴀᴇsʜɪᴍ | Erschrocken weiche ich zurück, als Eunwoo die Haustür aufschlägt und die zwei Pakete mit seinem Fuß in das Apartment schiebt, die ich gerade reinholen wollte, und augenblicklich schlägt mein Herz aus. ,,Was hast du bestellt?“ ,,Ein paar Sachen für den Winter.“, wispere ich, ,,Aber das kleinere Paket ist nicht für mich.“ Kurz sehe ich ihm in die Augen, versuche auch etwas der Unsicherheit zu erkennen, die ich fühle. Wir haben uns geküsst und natürlich hat mich das völlig aus der Bahn geworfen. Vor allem nachdem ich wieder wachgeworden bin und erstmals nüchtern realisiert habe, was passiert ist. Aber nichts. Er nickt lediglich, schiebt die Kartons noch etwas näher zu mir und zieht sich die Jacke aus. ,,Was hast du gemacht?“, frage ich leise. ,,War etwas unterwegs.“, zuckt er mit den Schultern, streift die Schuhe ab und greift nach meinem Gesicht als er die Chance dazu hat. Mein Atem stockt und einen Augenblick lang ist es mein Reflex, zurückzuzucken. Ich kann nicht, denn sein Griff ist zu fest. ,,Hast du es weiter gekühlt?“, murrt er leise und tritt näher, um meine Wunden besser betrachten zu können. ,,Mh–hm.“, mache ich leise und schlucke schwer. ,,Dein Auge wird blau.“, seufzt er mit entgegen, lässt mich los und beäugt mich, ,,Woobin will morgen vorbeikommen.“ ,,Hat er sich bei dir gemeldet?“, frage ich leise, trete zurück und nehme das obere Paket in die Hände. Ein Paket einer Firma, die mir allzu bekannt ist. Sie gehört einem entfernten Bekannten, der ein Klamottenlabel besitzt und normalerweise zwei mal im Jahr eine neue Kollektion rausbringt. Normalerweise schickt er mir genau dann etwas zu – eine Geste, die ich sehr schätze, auch wenn ich nicht genau weiß, warum er das immer tut. ,,Hat er.“, murmelt Eunwoo, betrachtet nun selbst das Paket. Unter Anstrengung schiebe ich selbst beide an den Esstisch und hole mir eine Schere. Eigentlich ist mir eher danach, mich gleich wieder hinzulegen und doch bin ich sehr gespannt über meine Bestellung und die Geschenke. Ich habe mir eine neue Winterjacke und zwei Hoodies sowie eine Hose bestellt und wie wahrscheinlich jeder andere auf dieser Welt, will ich immer gleich alles auspacken. Selbst Eunwoo guckt interessiert über meine Schulter. ,,Hast du was gegessen?“ ,,Suppe.“, antworte ich leise, reiße das erste Paket auf und muss gleich leicht lächeln. Die Jacke sieht selbst in der Verpackung fantastisch aus. Es ist eine Pufferjacke in sage green und obwohl ich lange gezögert habe, bin ich froh dass ich sie tatsächlich bestellt habe. Eunwoo hinter mir schnalzt leise mit der Zunge und verschränkt die Arme.
,,Probier die Sachen an.“, murmelt Eunwoo ein paar Minuten später. Ich habe die Sachen bereits allesamt ausgepackt und er hat mittlerweile auf einem der Stühle platz genommen. Und obwohl ich nicht scharf darauf bin, mich vor ihm umzuziehen, nicke ich leicht. Den ersten Hoodie ziehe ich über mein T-Shirt, nachdem ich den schön warmen Pullover von meinen Körper entfernt habe. Er ist weich und bequem und scheint auf den ersten Blick gut auszusehen. Er deutet auf die Jacke. Wissend ziehe ich auch diese an und will gerade nach dem Reißverschluss greifen, als Eunwoo mich zu sich zieht. Er übernimmt es, diesen zu schließen, zieht den silbernen Reißverschluss langsam höher und schaut mir solange in die Augen, bis er am Ende angekommen ist. Erst dann löst er den Augenkontakt wieder, zieht langsam die Kapuze des Hoodies hervor und zieht sie tief in mein Gesicht. ,,So muss man wenigstens deinen Anblick nicht ertragen."
Er dreht sich um und geht.
Ich versuche den Frust und Schmerz sacken zu lassen, beiße fest auf meine Unterlippe und bleibe einen langen Augenblick wie angewurzelt stehen. ,,Arschloch!“, zische ich und aus einem mir unerklärlichen Grund fangen ausgerechnet meine Augen an zu brennen. Schnell ziehe ich die Jacke und den Hoodie aus, schmeiße sie neben die anderen Sachen auf den Tisch und lasse das zweite Paket unangetastet stehen. Ich schließe die Tür leise, um nicht zu auffällig zu sein, balle meine Hände zu Fäusten und eile mitsamt Laptop in mein Schlafzimmer. Schnell verkrieche ich mich unter der dicken Bettdecke, klappe den Laptop auf und schalte diesen ein. Ich will mich am liebsten doch wieder einfach mur berieseln lassen und nichts tun. Warum muss er mir auch immer alles kaputt machen?
Ich versinke in einer Talkshow, von der ich doch nicht wirklich mitbekommen, fahre immer wieder nervös und gereizt über meine Lippen und denke über Mutters Worte nach. Er soll nicht nachtragend sein? Da bin ich aber ganz anderer Meinung. Wenn er mir oder meiner Familie tatsächlich die Schuld an den Tod seines Vaters gegeben sollte, ist er es doch in der Tat! Nicht, dass ich es ihm verübeln würde. Nur Gott weiß, wie ich in so einer Situation reagieren würde und doch bin ich sauer auf ihn. Wenn er der Meinung ist, er müsste mir wehtun um seinen Schmerz zu vergessen oder zu mindern, dann sollte er sich tatsächlich ernsthafte Gedanken machen! Von mir aus, soll er sauer auf mich sein, aber dann soll er auch nicht für mich arbeiten! Ich kneife leicht in meine Unterlippe, senke dann meine Hand wieder und lege sie unter meinen Kopf. Ich hasse es…
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Ich bin gerade dabei meine Haare zu trocknen, als es kurz an der Tür klopft und gleich darauf niemand geringeres als mein herzallerliebster Mitbewohner Eunwoo in mein gut geheiztes Badezimmer tritt. Es interessiert mich schon fast gar nicht mehr, dass er einfach hier hereinkommt, ohne auf meine Antwort zu warten. Kurz sehe ich ihn, dann wieder mich selbst durch den Spiegel an. ,,Essen?“, murmelt er mir entgegen, tritt mir entgegen und hebt sich direkt neben mich auf den Waschtisch. ,,Hast du geduscht?“, stellt er gleich eine weitere Frage. ,,Mh-hm.“, mache ich leise, sowohl auf seine erste als auch zweite Frage bezogen. ,,Deine Eltern haben sich nach dir erkundigt und gesagt, wir sollen morgen zur Polizei und endlich eine Anzeige machen.“ Für einen Moment will ich ihn anpampen, fragen warum sich denn alle bei ihm statt bei mir selbst melden – doch Woobin hat es immerhin probiert und nun lag mein Handy über mehrere Stunden von meiner Seite unbeachtet im Wohnzimmer. ,,Ist gut.“, murmle ich leise. ,,Sollte ja hoffentlich recht schnell gehen. Im Krankenhaus war die Polizei schon einmal kurz da und hat soweit alles aufgenommen, aber sie konnten kaum mit dir sprechen.“ Auch das hat er bereits kurz angedeutet und lässt mich nun leicht nicken. Kurz darauf lege ich das Handtuch zur Seite, bürste meine Haare zurück und ziehe mir zusätzlich zu dem Shirt an meinem Körper auch wieder ein Hoodie an. ,,Ich habe Baguette besorgt, dann können wir die Suppe noch aufessen.“ ,,Mh-hm.“, mache ich erneut. ,,Pass auf, dass dir vom ganzen reden nicht der Hals ganz trocken wird.“, verdreht er die Augen, zieht mich hinter sich her, als er wieder auf den Boden springt und bringt mich damit nach einigen einsamen Stunden zurück ins Wohnzimmer. Er hat die Klamotten weggeräumt und zur Seite gezogen, die Suppe bereits auf dem Tisch serviert und das französische Gebäck aufgeschnitten. Noch bevor ich Platz nehme, besorge ich mir eine Limonade aus dem Kühlschrank. Und selbst dann setze ich mich nur zögerlich neben Eunwoo. Er zückt auch gleich sein Handy, verfolgt wortlos irgendein europäisches Fußballspiel und isst wortlos vor sich hin. Ich tue es ihm zwar gleich, bin aber eigentlich nicht an dem Geschehen auf dem kleinen Display interessiert. Für einen Moment bereue ich es sogar, tatsächlich mitgekommen zu sein. Was soll das? Holt er mich her, nur um mich ignorieren zu können? Bescheuert!
,,Räum das auf.“ Er deutet auf den Tisch und die Küche, steht selbst auf, um sich auf die Couch zu setzen und lässt mich zurück. ,,Sag halt wenigstens bitte!“, zische ich ihm hinterher, erhebe mich aber trotzdem. ,,Nein danke!“ Er lacht. ,,Und wenn du das fertig hast, bewegst du deinen Arsch hier her.“ – ,,Du hast mir keine Befehle zu geben.“, zische ich leise, während ich den Geschirrspüler öffne und gleich das benutze Besteck wegräume. Er antwortet nicht, wirft mir lediglich einen kurzen beinahe unauffälligen Blick zu und wartet geduldig darauf, bis ich den benutzen Topf gespült und den Tisch abgewischt habe, ehe er nochmals seine Stimme erhebt. ,,Komm her.“, sagt er nun deutlich sanfter. ,,Ich möchte kein Fußball gucken.“, schüttle ich den Kopf, denn genau das hat nun seinen Platz von dem Handy auf den Fernseher gewechselt. ,,Daeshim!“ ,,Ich–“ ,,Du hast genug gepennt!“ ,,Warum muss ich denn ausgerechnet bei dir bleiben?!“, rufe ich aufgebracht. Gott, er macht mich völlig verrückt! ,,Sei doch froh, dass dir armselige Rotzgöre überhaupt jemand Aufmerksamkeit schenkt!“, ruft er aber ebenso aussagekräftig zurück und springt auf. Seine Augenbrauen sind gefährlich böse zusammengezogen, doch gerade ist mir selbst das egal. ,,Was ist dein Problem, mh? Willst du dein Ego wieder pushen, indem du mich von A nach B schubst und mir Befehle gibst?“ Sauer trete ich sogar einen Schritt auf ihn zu und fuchtle kurz mit meinem Armen herum. ,,Mein Ego pushen?“, er lacht ironisch auf, ,,Ich weiß auch so schon ganz genau, dass du mir unterlegen bist!“ ,,Du widerst mich an.“, schüttle ich den Kopf, kann mir einem mal aber nicht mehr als nur wispern. Ich weiß nicht warum, aber es überrascht mich eben doch immer wieder, wie widerlich er sein kann. Er trotzt vor Selbstliebe und Übermut und ich finde es schrecklich. Ich finde es schrecklich, es mit ihm aushalten zu müssen und noch schrecklicher, ihm dabei in die Augen zusehen.
,,Und du denkst, du bist besser?!“ Sauer verschränkt er die Arme, schüttelt auf seine Frage hin selbst verneinend den Kopf. ,,Du denkst, du bist perfekt und unantastbar! Nur weil dein gepuderter Arsch auf einem Haufen Geld sitzt und du–“ ,,Du weißt genau, dass ich nichts dafür kann, dass ich nun mal mehr Geld zur Verfügung habe als andere! Ich finde das selbst mehr als ungerecht, aber das will nicht in dein zermatschten Kopf, oder?“ Ich habe das Gefühl, dass mir der Kragen platzt! ,,Nein, du willst mich einfach nur um jeden Preis nieder machen! Dich interessiert es nicht, dass du mir wehtust, dass ich heule und Angst vor dir habe! Nicht ich bin das selbstsüchtige Arschloch hier, sondern du!“, schreie ich nun doch wieder viel zu laut und für einen Moment befürchte ich sogar, dass dabei mein Mundwinkel erneut aufreißt. Um ehrlich zu sein wäre es mir aber egal! Ich drehe mich auf dem Absatz um und stampfe laut zurück in mein Schlafzimmer. Selbst die Tür knalle ich zu. Ich kann meine Gefühle nicht unterdrücken oder vernünftig sortieren, lasse mich von meiner Wut leiten und knalle sogar meinen Laptop äußert unsanft auf den kleinen Tisch neben dem Bett.
–Mit einer Sache hat er Recht; Ich habe genug geschlafen, also werde ich jetzt stattdessen meine Emails abarbeiten. Selbst wenn ich zuhause sitze, kann ich nicht einfach nichts tun! Das gehört sich nicht! Und damit kann ich hoffentlich aufhören, an diesen Idioten zu denken!
Doch auch das ist schwerer als gedacht.
Während ich knapp drei Stunden lang meine Ruhe habe, höre ich, kaum liege ich für den nächtlichen Schlaf bereit unter der Decke, wie sich die Tür öffnet. ,,Daeshim?...“, murmelt natürlich niemand anderes als Eunwoo leise und augenblicklich kneife ich meine Augen zusammen. Ich schlucke schwer. ,,Lass mich bitte alleine.“, wispere ich unsicher und sage doch nichts, als er sich vor mich kniet und die Decke etwas von meinem Gesicht zieht. Er legt seine Arme auf der Matratze ab und ich weiß, dass er mich ansieht, obwohl es stockduster ist. ,,Was machst du hier?“ ,,Ich bin so genervt von dir.“, haucht er. ,,Dann geh.“ Ich setze mich auf, um etwas auf Abstand zu gehen und sehe verständnislos auf den schwarzen Umriss. ,,Ich möchte schlafen.“ Doch auch er setzt sich auf, lässt sich auf dem Bett nieder und beugt sich zu mir. ,,Und du hast recht.“, nickt er leicht, ,,Ich will dich um jeden Preis nieder machen.“ Er zieht meine Decke zur Seite, legt meinen Körper frei und lässt diesen durch die kältere Luft von einer Gänsehaut aufgesucht werden. ,,Ich würde dich am liebsten jeden Tag zum Weinen bringen.“, seufzt er, legt seine Hand fest an meinen Oberschenkel und zieht mich etwas näher zu sich. ,,Lass mich in–“ Er schiebt seinen Körper näher an den meinen, zieht erneut an meinem Körper und schafft es fast binnen weniger Sekunden, mich auf seinen Schoß zu ziehen. ,,Aber wenn du dann wirklich anfängst du heulen, sehe ich dich wieder als den kleinen Loserjungen vor meinen Augen.“ Er schlingt seine Arme um meinen Torso, so fest, dass ich seinen Herzschlag an meiner Brust spüren kann. ,,Du warst immer am weinen.“, seufzt er, ,,Und ich wollte nur Fußball spielen.“ – der Geruch von Alkohol steigt in meine Nase.
,,Was hast du getrunken?“, frage ich leise, in der Hoffnung ihn damit nicht zu provozieren. ,,Keine Ahnung.“, zuckt er mit den Schultern, ,,Irgendein Schnaps den Siwoo mitgebracht hat.“ Siwoo? Ich schlucke schwer und versuche mich leicht von ihn wegzudrücken. Warum war er hier? Und warum müssen sie sich ausgerechnet betrinken? ,,Hat nur kurz vorbeigeschaut.“, zuckt er gleich nochmals mit den Schultern, lacht dann belustigt und drückt mich noch enger an sich, ,,Und keine Sorge; wir haben deine Couch nicht eingesaut.“ Das hoffe ich wirklich sehr! Ich nicke leicht anerkennend, weil ich keine Lust auf Konfrontation habe. ,,Kannst du mich–“ ,,Sei leise!“, murrt er, kneift in meine Seite und zieht die Decke wieder über uns. ,,Halt einfach die Klappe und nerv mich nicht.“, murmelt er. ,,Ich verstehe dich einfach nicht.“, wispere ich, lasse mich von seinem Körper drücken und auf die Seite ziehen. Er drückt sich an mich, fährt mit seiner Hand über meine Brust und meinen Bauch, atmet ruhig und gleichmäßig in meinen Nacken. ,,Du hast wirklich immer so viel geweint.“, haucht er leise, ,,Jedes Mal. Und du warst so hilflos.“
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