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☾𖤓.𖥔 ݁ ˖☾𖤓
ᴊᴀɴɢ ᴅᴀᴇsʜɪᴍ | ,,– bewegt sich.“ Eine Hand schlingt sich um mein Handgelenk und kaum kann ich meine Augen öffnen, werde ich von recht grellem Licht angestrahlt. Gleichmäßiges Piepen ertönt rechts von mir und bringt meinen Schädel gleich zum dröhnen. ,,Da sind Sie ja wieder Mister Jang.“ Eine fremde Stimme adressiert mich, doch mir fällt es schwer sie zu lokalisieren. ,,Noch nicht ganz aufnahmefähig, mh.“ – das war eindeutig Eunwoo. Schwerfällig drehe ich meinen Kopf, erkenne verschwommen wie er zu mir sieht und sich doch gleich wieder nach hinten dreht. Ein Arzt. Ich gebe ein schmerzvolles Stöhnen von mir, als ich mich aufsetzen will und gleich daran scheitere. ,,Nicht so überstürzt.“, bittet der mir unbekannte Mann und tritt näher zu mir. ,,Verstehen Sie mich und können verarbeiten, was ich sage?“ Ich nicke. ,,Rein den Symptomen nach zu urteilen, die mir Mister Yun beschrieben hat, leiden sie unter Konvulsive Synkope. Anfälle, bei denen sie kurz das Bewusstsein verlieren.“ Ich nicke erneut, bemerke wie meine Sicht nun etwas klarer wird und wie staubtrocken sich mein Hals anfühlt. Unsicher sehe ich mich um. ,,Wasser–“ Nicht mal eine Sekunde dauert es, bis Eunwoo ein Glas Wasser an meine Lippen hebt und meinen Kopf mit seiner anderen Hand stützt. Die Stelle, die er an meinem Handgelenk loslässt, wird schrecklich kalt. Das kalte Nass in meinem Mund dagegen ist erfrischend. ,,Ihrer Akte konnte ich entnehmen, dass sie aber bereits Erfahrung damit haben, nicht wahr? Sie treten im Zusammenhang mit vagovasalen Synkopen auf, welche durch die mangelnde Innervation der Blutgefäße ausgelöst wird.“ Ich nicke leicht. ,,Ich dachte, es wäre vorbei.“, hauche ich leise, beinahe tonlos. ,,Ich verschreibe ihnen die gleichen Medikamente, wie die, die sie damals genommen haben und wir gucken, wie weit sie uns bringen.“, erklärt der Arzt, trägt etwas in seinen Unterlagen ein und wirft mir einen erneuten Blick zu. Er kommt noch näher, sieht mir genauer in die Augen und zieht meinen unteren Wimpernkranz etwas nach unten. ,,Und denken Sie daran, genügend zu trinken, ruckartige Bewegungen zu vermeiden und– und die Finger vom Alkohol zu lassen.“ Ich schlucke schwer. ,,Sie hatten eine ordentliche Alkoholvergiftung, die uns die Untersuchungen erschwert haben.“ ,,Untersuchungen?“ ,,Ich sagte doch, dass er kaum mitbekommen hat, dass wir hier sind.“, murrt Eunwoo und erhebt sich. ,,Da haben sie recht.“, nickt der Arzt, nickt Eunwoo dann sogar noch deutlicher zu und ehe ich verstehe, wie mir geschieht, werde ich in die Höhe gezogen. ,,Oh Gott–“ ,,Gemach.“ Der Arzt hebt eine Hand. ,,Sorry.“, brummt Eunwoo.
–Doch das alles scheint ihn nicht wirklich zu interessieren. Nach einen weiteren Glas Wasser und nu. mit Packung Tabletten sowie einem Rezept in der Hand, laufen wir zum Auto. Und das in einem Tempo, welches absolut nicht für mich gemacht ist. Eunwoo ist viel zu schnell und obwohl er mich stützt und meinen Körper halb hinter sich her zieht, bemerkt er kaum, wie mich mit jeden Schritt die Kraft mehr und mehr verlässt.
,,Eunwoo!“, jammere ich angestrengt keuchend, stolpere über eine kleine Unebenheiten und kann mich nur halten, da ich geradewegs gegen Eunwoo falle. ,,Scheiße.“, zischt er laut, dreht sich und drückt mich an sich. ,,Verdammt.“ Er schüttelt den Kopf, greift mir unter die Arme und dann unter die Schenkel. ,,Festhalten.“, bittet er leise, drückt mich in die Höhe und schiebt eine Hände enger an meinen Körper. Meine Arme um seinen Hals legend, lehne ich meinen Kopf an seinen und atme erschöpft auf. ,,Hast du mich hergebracht?“, frage ich leise. Nur verschwommen erkenne ich das Schild des Krankenhauses, welches sich weiter von uns entfernt, als Eunwoo uns beide in Bewegung setzt. ,,Wer denn sonst?“, murrt er beinahe schon wieder genervt. ,,Deine Eltern waren auch kurz da, weil wir Zugang zu deiner Krankenakte brauchten.“ ,,Und jetzt?“, nuschle ich gegen seine Haut. ,,Ich melde mich bei Ihnen, wenn wir zuhause sind.“, lässt er mich wissen. Lange dauert es nicht, bis er nur noch einen Arm unter meinen Körper hält und gleichzeitig die Autotür öffnet. ,,Warum ist es dunkel?“, frage ich leise. ,,Weil es schon wieder Nacht ist.“, murmelt er, duckt sich mit mir in den Innenraum des Autos und lässt mich auf dem weichen Sitz ab. ,,Wegen dir war ich fast einen Tag hier.“, seufzt er, knallt die Tür zu und läuft um das Auto herum. ,,Und ich sage dir jetzt schon, dass wir gleich direkt ins Bett gehen. Ich will keine Minute länger wachbleiben, als nötig.“ ,,Ein Tag?“, frage ich, doch das ist eine deutliche Lüge. Es ist gerade mal acht Uhr abends und um Mitternacht war ich noch lange nicht fertig in der Bar! Ich lasse meinen Kopf zur Seite fallen und schließe die Augen wieder.
,,Los, komm her.“ Gegen meine Schulter stoßend fordert Eunwoo mich auf, aus dem Auto zu steigen, hebt mich aber gleich sofort wieder hoch, kaum stehe ich vor ihn. Überrascht halte ich mich an ihm fest, drücke meine Beine fest an seine Hüfte, doch ich erhole mich schnell von dem Schock und lasse meinen Kopf in seine Halsbeuge fallen. Er ist so schön warm, dass ich gleich auf der Stelle einschlafen könnte. ,,Denk nicht mal dran.“, murmelt er gleich, als wüsste er, was in meinen Kopf abgeht, ,,Du ziehst dich gleich erstmal um und schmierst deine Wunden ein!“
Im Aufzug setzt er mich kurz ab, dann erst wieder auf einen Stuhl am Esstisch, nachdem er sich selbst die Schuhe ausgezogen hat und genau das dann bei mir tut. Er betrachtet mich stumm, sieht selbst müde und geschaffen aus und beäugt mich gleich noch einen weiteren Augenblick, ehe er sich in die Höhe stemmt. ,,Kannst du selbst ins Schlafzimmer?“, fragt er leise und lässt mich ohne Hilfe aufstehen. Er selbst bleibt zurück. Ich wanke hin und her, stütze mich an der Wand ab und schleiche im Schneckentempo in das angrenzende Badezimmer. Ich sehe schrecklich aus. An meinen Mundwinkel und meiner Nase ist getrocknetes Blut, meine Augen sind angeschwollen und meine rechte Wange ebenso. Ich schlucke schwer, streiche meine Haare glatt und ziehe sie auf meine Stirn und lasse mich alleine danach kraftlos auf den Hocker fallen. Ich schließe die Augen, lehne mich an und nehme einen tiefen Atemzug.
–,,Sie haben dir über Tropf was gegen die Übelkeit gegeben, aber ich weiß nicht, wie lange das noch hält.“ Eunwoo verdeckt das Licht und stellt sich vor mich, greift dann wortlos nach dem Saum meines Oberteils und zieht es in die Höhe. Überrascht sehe ich ihn an. Sein Ausdruck hat sich verändert. Ich hebe meine Arme an, lasse ihn meine Hose öffnen und von meinem Körper ziehen. Noch immer schweigend sucht er eine Wundheilcreme, verteilt diese kurz darauf mit einem Wattestäbchen auf meinem Gesicht und bringt mich zurück ins Schlafzimmer. Er zieht die Vorhänge zu, zieht mir ein weites Shirt über den Kopf und übergibt mir die frisch aufgefüllte Wasserflasche. Er knipst die Nachtlichter an, deckt mich zu, als ich mich hinlege und verlässt den Raum schon kurz darauf. Ich nehme ein paar große Schlucke des kaltes Wassers und beiße mir kurz darauf schwer seufzend auf die Unterlippe. Mir ist kalt. Schwer schluckend lege ich meine Arme um mich selbst, ziehe die Decke noch etwas höher und lege mich auf die Seite.
Mein Kopf rattert.
Ich bin vor ihm abgehauen, nachdem er mich wieder körperlich angegangen ist.
Ich habe mich dazu gezwungen gefühlt zu flüchten.
Ich hatte Angst in mein eigenes Zuhause zurückzukehren, hatte Angst vor ihm.
Ich hatte das Bedürfnis, meine Gefühle im Alkohol zu ertränken.
Und jetzt bin ich hier, sehne mich nach einer kurzen Phase der Aufmerksamkeit und Fürsorge nach der Wärme, die er mir gegeben hat.
Ich verstehe das nicht. Ich verstehe mich nicht. Und ihn schon gar nicht.
Und ich mache mir Sorgen darüber, was er meinen Eltern gesagt hat. Er weiß doch selbst nicht was passiert ist, weiß nicht, was ich angestellt habe. Und was Eomma und Appa wohl gedacht haben… Hat er Ärger bekommen? Immerhin hat er tatsächlich nicht auf mich aufgepasst und ihrer Meinung nach hätte er es bestimmt verhindern können. Oder hat er ihnen erzählt, dass ich ohne seine Einverständnis rausgegangen bin und mich selbst in diese gefährliche Situation gebracht habe? Sind sie dann sauer auf mich?
Schwer schluckend drehe ich mich auf die Seite und versuche meine Augen zu schließen. Doch das funktioniert nicht. Ich kann nicht abschalten, schenke meinen Schmerzen mehr Aufmerksamkeit als gewollt und schrecke augenblicklich auf, als ich auf dem Flur einen Schatten her huschen sehen. Es ist natürlich Eunwoo, der kurz darauf das Licht ausschaltet und seinen Kopf durch die Tür steckt. ,,Schläfst du noch nicht?“, fragt er leise, schließt die Tür hinter sich und kommt auf mich zu. Er krabbelt auf das Bett, greift über mich hinweg nach der Flasche und trinkt selbst einige Schlucke. ,,Nein.“, wispere ich leise.
Mein Herz schlägt aus, klopft so stark, dass ich es in meinem Hals spüre.
,,Schläfst du hier?“, frage ich unsicher. Er stellt die Flasche auf dem anderen Nachttisch ab und deutet mit einer einfachen Geste auf seinen Körper, den er im gleichen Moment unter die Decke steckt. Ich nicke leicht und drehe mich wieder zur Seite. Ich bin nervös, atme schwer aus und flach ein.
Die Lampen sind bereits ausgeschaltet, die Dunkelheit umhüllt uns und lässt meine Augen doch wieder schwer werden. Und doch bin ich beinahe froh darüber, als Eunwoo nach meiner Schulter greift, mich auf die andere Seite dreht und an sich drückt. Wärme steigt in mein Gesicht. ,,Eunwoo…“, wispere ich leise, verschlucke das kleine Wörtchen aber beinahe. ,,Was?“, entgegnet er aber ebenso leise, zieht meinen Arm auf seinen Torso und drückt mich nochmals enger an sich. ,,Du musst schlafen.“, sagt er dann nur noch leise. Ich nicke ihm zu, rücke meinen Kopf etwas höher und lege ihn auf seiner Brust ab. Sein Herz schlägt stark, seine Wärme überträgt sich auf mich und Spannung fällt von meinem Körper.
Es ist doch verrückt…
Er küsst meine Stirn.
Ich halte die Luft an. Hat er wirklich– Ja! Sonst würde ich die feuchte Stelle, die zurück bleibt, nicht spüren. Und würde mein Bauch sonst so kribbeln? Ich bemühe mich, normal weiter zu atmen. Oder muss ich mich übergeben? Ich kneife meine Augen fester zusammen, greife fester nach dem Shirt an seinem Körper und spüre, wie sich auch sein Griff verfestigt. Er muss meine Reaktion bemerkt und gespürt haben. ,,Tu mir nicht weh.“, nuschle ich gegen seine Brust, ,,Bitte.“ – ,,Mach die Augen zu und ruh dich aus.“ Ich glaube die Schmerzmittel bringen mich ganz durcheinander. Mein Herz schlägt aus und Röte steigt meine Wangen, als er die Decke noch etwas enger zieht. Zittrig atme ich aus, schiebe meine Hand von seiner Seite auf seine Brust, gleich neben mein Gesicht und ertastet seinen Herzschlag. ,,Verstanden?“, wispert der Größere rau in die Dunkelheit, schiebt seine freie Hand auf meine und drückt sie fest. ,,Warum–“ ,,Wir sprechen morgen.“, speist er mich ab.
–Doch dazu kommt es gar nicht.
Als ich schwerfällig die Augen öffne und sie sofort wieder schließe, liege ich alleine in meinen Bett. Das helle Licht ruft ein schmerzhaftes Stechen hervor und schwer stöhnend hebe ich eine Hand an meinen Kopf. ,,Verdammte scheiße.“, hauche ich schwerfällig, drehe mich von den Fenstern weg und ziehe die Decke vor mein Gesicht. Ich spüre die Wunden unangenehm pochen, unterdrücke aufkommende Tränen und verkrampfe den Griff um die Decke. Ich muss mich bei Woobin bedanken! Eigentlich auch bei Eunwoo… Und ich muss diesen peinlichen Vorfall wett machen, darauf hoffen, dass davon nichts an die Öffentlichkeit gerät und meinen oder den Ruf meiner Eltern schädigt.
Die Stelle, auf der Eunwoo gelegen hat ist bereits kalt. Wann ist er wohl gegangen? Hat er überhaupt wirklich hier geschlafen?
–,,Daeshim!“ Appas Stimme lässt mich aufschrecken und ehe ich mich versehe, sitzt er neben mir auf dem Bett. Eomma und Eunwoo stehen in der Tür, betrachten mich beide kurz und kommen dann doch etwas näher. ,,Junge junge…“ Mein Vater schüttelt den Kopf, dreht mein Gesicht unsanft in seine Richtung und schnalzt mit der Zunge. ,,Da streitest du dich einmal mit Eunwoo und hast nichts besseres zu tun, als dich gleich zu besaufen und zusammenschlagen zu lassen?!“ – ,,Jetzt sei nicht so!“, mischt sich Eomm ein. Ein Streit? Ich sehe zu Eunwoo, nicke innerlich. Wir hatten einen Streit. Sie zieht Appa hoch, weg von mir und nimmt stattdessen selbst seinen Platz ein. Sanft umgreift sie meine Hand. ,,Ich–“ ,,Und umfallen tust du auch wieder, mh? Ich habe von Anfang an gewusst, dass es zu schwer für dich ist, die Firma zu leiten.“, unterbricht Appa mich erneut und schüttelt den Kopf. ,,Es sind nun mal viele Umstellungen, Sir. Ich bin mir sicher, dass Daeshim gut mit seinem neuen Posten klarkommt.“, mischt sich Eunwoo ein. Diese Worte aus seinem Mund zu hören überrascht mich, doch bin ich gleichermaßen erleichtert. ,,Hör auf so über deinen eigenen Sohn herausziehen!“, zischt Eomma, ,,Als wir beide unsere erste Firma geleitet haben, waren wir älter und hatten immer einander, du weißt doch gar nicht, wie er sich fühlen muss!“ ,,Eigentlich–“, ich räuspere mich leise, ,,Eigentlich ist soweit alles in Ordnung. Vielleicht ging alles etwas schnell, aber ich– ich kriege das schon hin.“ Zustimmend nickt meine Mutter, doch Appa bleibt skeptisch. ,,Ich hoffe du erstellst Anzeige wegen Körperverletzung.“, murmelt er leise und verschränkt die Arme. Ich nicke leicht. ,,Und geh nicht so unter die Leute. Bis jetzt bist du skandallos durchgekommen und das sollte auch so bleiben.“, spricht er weiter, was ich aber unkommentiert so stehen lasse. Eomma streicht mir derweil die Haare von der Stirn, tätschelt meine Schulter leicht. ,,Dein Appa hat Reissuppe gemacht. Iss und stärk dich ein wenig, ja?“, sie lächelt leicht. ,,Danke.“, entgegne ich leise. ,,Und nimm regelmäßig deine Tabletten.“, bittet Appa nun, verschwindet aber einen Augenblick später auch schon aus meinem Schlafzimmer.
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