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☾𖤓.𖥔 ݁ ˖☾𖤓
ʏᴜɴ ᴇᴜɴᴡᴏᴏ | Ein leises Poltern lässt mich aufschrecken. Das Bein, welches ich auf die Lehne des Sofas gelegt habe, fällt mit dem Aufschlagen meiner Augen und überrascht sehe ich auf den noch immer eingeschalteten Fernseher, drehe mich dann ächzend auf dem Bauch um einen Blick in den Flur zu werfen. Es fällt mir schwer und eigentlich erkenne ich lediglich den unnatürlich hell wirkenden Lichtkegel. Ich erhebe mich, reibe mir rasch die Müdigkeit aus den Augen und werfe einen Blick auf die Wanduhr, als ich an dieser vorbeilaufe. 1:37 Uhr. Ich runzle die Stirn. ,,Etwas spät, findest du nicht?“, murre ich, was den Kleineren, der in seinem langen Mantel untergehen zu scheint, erschrocken hicksen lässt. Seine Wangen sind getötet und seine Lippen wirken dunkler und voller. Sein Make–up ist leicht verwischt. ,,Mhh…“, macht er leise, stützt sich an dem Schrank ab und streift sich schwerfällig die Schuhe von den Füßen. Ich betrachte ihn genauer. ,,Hast du getrunken?“ ,,Ein bisschen Wein.“, zuckt er mit den Schultern und lässt den schweren Mantel unachtsam zu Boden fallen. ,,Ein bisschen?!“ Ich schubse ihn leicht, werde Zeuge davon, wie er nach vorne stolpert und sich nur schwer fangen kann. ,,Ein bisschen.“, nuschelt er erneut. Ich stelle mich geradewegs vor ihm, greife nach seinen Haarschopf und ziehe seinen Kopf an diesem nach hinten. ,,Hauch mich an.“ – ,,Mehr als ein bisschen!“, nuschelt er. Seine Augen huschen zu den meinen. Sie wirken müde und klein. Unachtsam. Ich lasse seinen Kopf los und drücke ihn in den Flur zu seinem Schlafzimmer. ,,Und das in Anwesenheit deiner Eltern.“, schnalze ich mit der Zunge, doch er schüttelt gleich den Kopf. ,,Eben nicht.“, murmelt er, ,,Eine Stunde waren sie da, dann haben sie mich sitzen gelassen.“ ,,Und dann kippst du dir aus Frust ein Glas nach dem anderen rein?!“ Ich schüttle den Kopf, drücke ihn durch die Dunkelheit in das anschließende Badezimmer. ,,Na und…“, murrt er, ,,Stört dich das? Willst du mir jetzt wieder wehtun?“ Seine Stimme gleicht einem Jammern – einem Wimmern. ,,Liebend gerne.“ Doch gerade wäre es mir lieber, wenn er sich schnell bettfertig macht. Er lässt sich von mir vor das Waschbecken drücken, sieht erst sich selbst und dann mich durch den Spiegel an. Er wirkt niedergeschlagen und klein. Obwohl er vor mir steht scheint er kaum präsent zu sein. ,,Schmink dich ab und zieh dich um.“ ,,Mir ist übel.“, haucht er und stützt sich wimmernd nach vorne. ,,Hättest weniger trinken müssen.“, zucke ich mit den Schultern, kneife in seine Taille und ziehe ihn wieder hoch. Ich ziehe die Schublade neben ihm auf, nehme das Fläschchen mit Abschminköl heraus und halte es ihn vors Gesicht. ,,Los.“, fordere ich ihn auf, fische schnell den Toner und eine Creme hervor und trete einen Schritt zurück. Schwer keuchend öffnet er den Deckel des Öls, reibt unsanft etwas von diesem auf seiner Haut herum und wankt dabei hin und her, während ich mich auf dem Hocker niederlasse und ihn dabei beobachte.
Mit Mühe schafft er sich recht schnell abzuschminken, doch an seinen Klamotten scheint er zu verzweifeln. Man kann sich das kaum ansehen! Schnaubend reiße ich den Mann an seinem Hemd an mir, knüpfe die Knöpfe auf und ziehe es ihm unsanft von den Schulter. Den Reißverschluss und den Hosenknopf öffne ich ebenfalls, stoße ihn dann aber leicht zurück und überlasse ihm den Rest. Er wimmert, stolpert erneut kurz und setzt sich dann selbst zusammengekauert auf den Tisch. ,,Hör auf zu flemmen! Ich habe dich kaum angepackt.“, verdrehe ich die Augen und beuge mich vor ihn. Sanft schlage ich gegen seine Wange. ,,Und ist ja nicht so, als hättest du keine Hilfe gebraucht.“, füge ich hinzu und werfe ihm ein T-Shirt entgegen. Es landet auf seinem Kopf, bedeckt ihn regelrecht und alleine deswegen bin ich überrascht, dass er nicht darauf reagiert. Stattdessen schlägt er die Hände vors Gesicht, wimmert und beugt sich nach unten. ,,Daeshim!“, murre ich und stoße gegen seine Schulter, ,,Mach jetzt keine Szene!“
Er weint.
Und das tut er so richtig.
Erst sind es ein paar Tränen, die über seine Wangen zu kullern scheinen, als ich ihm aber das Shirt über den Kopf ziehe und als ich seine Arme durch die Ärmel zwänge, fängt er regelrecht an zu heulen. Als ich ihm helfe, die Jogginghose anzuziehen, krallt er sich an mich. Seine Fingernägel drücken sich in meine Haut – und ich stoße ihn von mir. Mit mehr Wucht als gewollt schubse ich ihn an seinen Schultern so hart gegen die Wand, dass sein Kopf gegen die Fliesen knallt und er einen Augenblick tatsächlich aufhört zu weinen. Er reißt seine Augen auf, nur um dann gleich laut zu Schluchzen. ,,Eunwoo!“, wimmert er leise und sieht mich verständnislos an. ,,Was?“, blaffe ich ihn an, doch da droht er schon, an der Wand herunter zu gleiten. Ich eile auf ihn zu, greife nach seinen Schultern und ziehe ihn zurück an mich. ,,Du bist so nervig, Daeshim.“ – ,,Mein Kopf.“, wimmert er erneut leise. Ich grinse. ,,Tut er weh?“, will ich wissen, drücke ihn an mich, streiche fest über seinen Hinterkopf. Er nickt. Ich brumme ihm wissend zu, schiebe seinen Körper dann vor mir hinweg aus den Bad heraus in die Richtung seines Bettes.
,,Bleib bei mir.“ – ,,Warum sollte ich?!“
Ich drücke ihn auf die Matratze, runter auf die Kissen, und ziehe die Decke über seinen Körper.
,,Du kannst mir auch wehtun.“, wispert er in die Dunkelheit hinein und greift mit kalter Hand nach meinem Handgelenk. Ich erstarre in meinen Bewegungen, bin noch halb über ihn gebeugt und versuche in der Dunkelheit den Blick zu seinen Augen zu finden. ,,Tzhh–“, mache ich kopfschüttelnd und reiße mich von ihm. Was ist nur in ihn gefahren?! Ich verdrehe die Augen, trete zurück und laufe um das Bett herum. Einen Schaden hat er! Nicht mehr und nicht weniger!
–Erst direkt vor der Tür bleibe ich stehen und drehe mich um. Seufzend setze ich mich doch auf das Bett, ziehe meine Handy hervor und schiebe meinen Körper näher an seinen. Sein Angebot ist verlockend, das muss ich zugeben. Mit meiner freien Hand streiche ich über seine glühende, feuchte Wange. ,,Ich will dir wehtun.“, wispere ich ihm zu, ,,Dich schlagen.“ Er wimmert schmerzlich auf, dabei habe ich ihm noch gar nichts getan. Ich starte eine Audioaufnahme. ,,Aber ich will es morgen tun. Wenn du nüchtern bist.“, erkläre ich weiter, rolle meinen Daumen unter seinen Augen her und rücke mich etwas näher, ,,Wenn du es mir erlaubst, bleibe ich bei dir.“ Ich brauche seine Erlaubnis eigentlich nicht. Nein, ohne ist es ja beinahe noch witziger. Doch wenn ich sie habe, hat er nichts gegen mich in der Hand.
Er nickt. ,,Sag es.“, wispere ich ihm ins Ohr. Ein Schluchzen entflieht seinen Lippen, ehe er sich zu mir dreht und sanft seine Arme um meinen Torso schmiegt. ,,Ich erlaube es dir.“, nuschelt er gegen meine Brust, nickt sogar leicht bestätigend und sieht mein triumphierendes Grinsen nicht. Ich schalte mein Handy aus, lege es ächzend hinter mich und schmiege meine Arme ebenfalls um seinen Körper. Sein Körper ist warm und es scheint als würde er in meiner Geste versinken. ,,Warum laden sie mich ein, um mich dann so sitzen zu lassen?“, haucht er zusammenhangslos, nur um schon eine Sekunde später nicht mehr auf mein fragendes Brummen zu reagieren. Er ist mir suspekt. Ich verstehe nicht, was gerade in ihm vor geht. Sehnt er sich gerade so sehr nach körperlicher Nähe, nach Zuneigung, dass er selbst in meine Arme gelaufen kommt? Verletzt es ihn wirklich so sehr, dass seine Eltern es nicht allzu lange mit ihm ausgehalten hat? Ich seufze leise, streiche kurz durch seine Haare und über die leicht erwärmte Stelle an seinem Hinterkopf.
Noch in der Nacht bemerke ich immer wieder, wie Daeshim sich an mich drückt, kneife als Reaktion daraufhin in deine Haut und mache doch nicht mehr dagegen, sodass wir am Morgen noch immer eng beieinander liegend aufwachen. Leise murrend streckt Daeshim seine Arme von sich, während er seinen Rücken an meinen Bauch drückt. Er schmatzt verschlafen, dreht sich dann aus eigener Kraft auf den Bauch und winkelt eines seiner Beine an. Er ist schon etwas länger wach und traut sich dennoch nicht zu reden, noch sich groß zu bewegen. Seit ich das gemerkt habe ist nun eine halbe Stunde vergangen und erst jetzt wage ich es selbst, mich aufzusetzen. Er versteift sich augenblicklich, spannt sogar seinen Kiefer an, als ich mich über ihn beuge. ,,Wieder nüchtern?“, murre ich leise und streife ein paar Strähnen zur Seite und lege damit sein Ohr frei. Daeshim schluckt schwer, nickt dann aber leicht. ,,Darf ich aufstehen–“ Er verstummt, als ich mich auf ihn setze und die Decke damit zur Seite schiebe. Sein leicht schmächtiger Körper scheint unter dem meinem zu versinken, seine Augen weiten sich und erschrocken greift er nach meinen Armen, die ich neben seinem Kopf abstütze. ,,Eunwoo–“ Grinsend ziehe ich an seinen Haaren, beobachte zufrieden wie sich sein Gesicht verzieht. Er hat Schmerzen. ,,Ich muss auf Toilette–“ ,,Ein wenig wirst du es noch aushalten können.“, schüttle ich den Kopf, tippe mit meiner freien Hand auf seine Brust und lege meine Finger von neu zwischen seine Strähnen. ,,Eunwoo–“ ,,Was, mh?!“, ich nicke ihm mit gezogenen Augenbrauen entgegen und lehne kurz meine Stirn auf der seinen ab, ,,Hast du Angst dich einzupinkeln?“ Ich grinse, doch er schüttelt den Kopf. ,,Ich habe Angst…“, wispert er, ,,Vor dir.“ Ich grinse, schiebe meine Hand langsam an seinen Hals und lege meine Stirn vollkommen auf seiner ab. ,,Vor mir?“, widerhole ich leise, warte sein zögerliches Nicken ab und grinse noch breiter. Ich packe zu. Fest und für einen Augenblick ganz ohne Rücksicht schnüre ich ihm die Luft ab und lausche gab gespannt, wie ihm der Atem stockt, wie er doch nach Luft ringt. Er reißt seine Augen auf.
Und so sehr ich mich daran auch ergötze, lasse ich schon wenig später von ihm ab, steige von ihm herunter und reiße ihn in die Höhe. Ihm stehen Tränen in seinen Augen, als er an mir vorbeistürmt und das Badezimmer aufsucht. Ich grinse. Und kaum hat er die Toilettendpülung betätigt und sich danach die Hände gewaschen, stoße ich die Tür auf und lehne mich in den Türrahmen. ,,Hast du dich wieder eingekriegt?“ – ,,Kannst du mir mal erklären, was mit dir los ist?! Ich habe dir nichts getan!“, keift er mich augenblicklich an, wirft das weiße Handtuch vor meinen Füßen zu Boden und blitzt mich unverständlich durch seine Augen an. Ich schüttle den Kopf, neige ihn zur Seite und mache zwei Schritte auf ihn zu – übersteige dabei das Stück Stoff. ,,Warum tust du mir weh? Warum kannst du nicht einfach deinen Job machen–“ ,,Wo bliebe da der Spaß?!“, entgegne ich ihm laut. ,,Amüsier‘ dich auf anderen Wegen!“ Seine Lippen beginnen zu beben und doch kämpft er tapfer gegen die Tränen an. ,,Mit diesem– diesem Typen, den du unbedingt auf meiner Couch vögeln musstest! Geh in Clubs und schlag dich mit Typen, die sich auch wehren können–“ ,,Aber das macht es doch gerade so spannend.“, zucke ich mit meinen Schultern und gehe weiter auf ihm zu. Er presst sich an die Wand hinter sich, hebt die Arme vor die Brust und atmet schwer, als ich erst zum Stehen kommen, als seine Arme sich auch vor meiner Brust bäumen. ,,Dass du dich nicht wehren kannst, meine ich.“, schmunzle ich. ,,Lass mich in Ruhe.“, bittet er wispernd, ,,Lass mich bitte einfach in Ruhe.“
Er knickt zur Seite.
Seine Augen flattern müde. Er stöhnt und stolpert. Schon wieder – schießt es durch meinen Kopf, doch er fängt sich bevor er tatsächlich in Ohnmacht fällt. Er schmiegt seine Hand an seinen Kopf, schließt die Augen. Nein eigentlich kneift er sie regelrecht zusammen. Ich greife unter seine Arme, ziehe ihn an mich heran und stütze ihn. Sein Körper prallt gegen meinen und während er nun doch wieder bitterlich zu weinen beginnt, versucht er sich von mir loszueisen. ,,Na na na.“, tadle ich ihn augenblicklich und schiebe meine Hand an seine Hüfte. ,,Lass mich–“ ,,Wenn du noch einmal umfällst, rufe ich deine Eltern und wir fahren zum Arzt!“, zische ich ihm entgegen, schmiege eine Hand in seinen Nacken und bleibe einen Augenblick ganz still mit ihm in den Armen stehen. Nur langsam lege ich meine Hände unter seine Unterschenkel, hebe ihn hoch und wandere zurück zu seinem Bett. Seine Tränen laufen stumm in meinem Nacken, als ich mich mit ihm auf meinem Schoß niederlasse.
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,,Sei nett zu dem kleinen Knaben.“, sanft stupst der ältere Mann in meine Wange und lässt mich von seinen Arm herunter. Das tut er ständig – mich durch die Gegend tragen obwohl ich dafür schon viel zu alt bin. Nickend sehe ich herüber. Er liegt auf dem Bauch auf einer Decke, hat die Füße überkreuzt in der Luft und malt mit Stiften in einen Buch herum. ,,Er ist jünger als du.“ ,,Weiß ich Appa.“ Ich verdrehe die Augen und sehe dabei zu, wie er sich das schwarze Jackett glatt streicht. ,,Das hast du schon mindestens tausend mal gesagt.“ ,,Ich glaube du hast dich verzählt.“ Er wuschelt mir durch die Haare, zwinkert mir noch einmal zu und schickt mich mit einem sanften Stoß in die Richtung des weitläufigen Gartens.
Ich komme aus der Stadt, bin es nicht gewohnt, dass Grundstücke so groß sind und bin zugegebenermaßen erstaunt. Ich drücke den Fußball unter meinem Arm enger an mich und grinse zufrieden. Hier kann ich man so richtig spielen! Zwar hatte ich mir das Wochenende mit Appa so vorgestellt, dass wir beide ganz viel Zeit miteinander verbringen, doch ein paar Stunden werde ich auf ihn warten können. Ganz sicher!
Sicheren Schrittes stapfe ich auf ihn zu.
Daeshim, so heißt er.
Erst bemerkt er mich nicht. Ich komme unmittelbar vor ihm zu stehen, ehe er zu mir aufsieht und erschrocken die Augen aufreißt. Ihn stehen Tränen in den Augen, seine Lippen beben und erst jetzt erkenne ich die nassen Flecken auf dem Malbuch. ,,Ich bin Eunwoo.“, erzähle ich ihm, ohne zu wissen, wie ich auf seine Tränen reagieren soll. Meine Freunde und ich weinen nicht und wenn es die Mädchen tun, kümmern wir uns nicht darum. ,,W–Was?“, wimmert er verwirrt und setzt sich auf. Seinen Stift lässt er fallen und beäugt mich. ,,Los wir spielen Fußball.“, nicke ich ihm zu. ,,Aber das kann ich gar nicht.“ ,,Ach nein?“, ich beuge mich zu ihm herunter, ,,Hat es dir dein Appa nicht beigebracht?“ ,,Ich spiele mit meinem Kindermädchen manchmal fangen.“ Ein kleines Lächeln bildet sich auf seinen Lippen. Schnell springt er auf und verbeugt sich. ,,Ich bin Daeshim.“ – ,,Fußball ist fast so, wie fangen spielen. Nur eben mit einem Ball.“
–Doch es macht sich schnell bemerkbar, dass er bis jetzt wenig Kontakt zum Fußball hatte… als er ihn wenig später treten will, stolpert er, fällt zu Boden und rutscht über das grüne Gras und die braune Erde. Er schürft sich die Knie auf, landet auf allen Vieren und verfällt für einen Moment in eine Schockstarre. Kurz darauf aber fängt er wieder an zu weinen und diesmal kenne ich im Vergleich zu vor ein paar Minuten den Grund dafür. Er hat Schmerzen. Auch ich bleibe stehen, lasse den Ball weiterrollen und knie mich wenig später neben ihn. ,,Schh…“, ich lege eine Hand an seinen Kopf, wie es mein Appa tun würde. Ich ziehe ihn auf meinen Schoß und schließe meine Arme fest um ihm, wie es mein Appa tun würde. ,,Du bist viel am weinen, oder?“, frage ich leise.
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