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☾𖤓.𖥔 ݁ ˖☾𖤓
ᴊᴀɴɢ ᴅᴀᴇsʜɪᴍ | In weichen Stoffen gekleidet verlasse ich das Auto und lasse mich von Eunwoo bis zur Tür des großen Gebäudes bringen. ,,Sie dürfen den Tag verbringen, wie Sie wünschen.“, lasse ich ihn wissen, verbeuge mich leicht vor ihm und zwinge mir für ein gutes Bild in der Öffentlichkeit ein leichtes Lächeln auf. Er nickt leicht. ,,Ich hole dich um vier Uhr ab.“, gibt er von sich, streicht sein schlichtes Shirt glatt und sieht sich in der Eingangshalle um. ,,Aber dein Büro will ich mir noch ansehen.“ ,,Ich denke, es ist besser wenn Sie gehen.“ Er zuckt mit den Schultern, grinst dann leicht und deutet ebenfalls eine Verbeugung an. ,,Dann sehe ich es mir eben heute Nachmittag an.“, zuckt er erneut mit den Schultern, macht auf dem Absatz kehrt und verlässt das Gebäude, noch bevor Mister Lee bei mir auftaucht. Da ich das Gebäude aber selbstverständlich bereits kenne und auch genau weiß wo sein, sowie mein Büro ist, mache ich mich auf den Weg zu den Aufzügen. Es sind drei an der Zahl und gerade als ich mich vor ihnen positioniert habe und darauf warte, dass sich einer für mich öffnet, ertönt ein lautes Schnauben hinter mir und Mister Lee kommt hektisch mit einem Kaffeebecher und einer Papiertüte in der Hand vor mir zum Stehen. ,,Um Haaresbreite hätte ich Sie verpasst.“, lächelt er verschmitzt und deutet auf seine Mitbringsel, ,,Ich wollte Ihnen noch etwas zu essen holen. Der Tag wird bestimmt sehr anstrengend für Sie.“ Überrascht ziehe ich meine Augenbrauen hoch und trenne die Lippen voneinander. ,,Das wäre nicht nötig gewesen.“, schüttle ich den Kopf, verbeuge mich tief und beiße mir dann leicht auf die Unterlippe. Das wäre es wirklich nicht… ,,Aber es ist sehr nett von Ihnen! Vielen Dank!“ Ein leiser Ton ertönt und schon kurz darauf höre ich, wie sich die Aufzugtüren hinter meinem Rücken öffnen. Zwei Frauen verbeugen sich, als sie diesen verlassen. ,,Guten Morgen.“, grüße ich sie, nehme ihren vorherigen Platz mit Mister Lee ein und nehme diesem endlich das ab, was er wohl noch extra für mich gekauft hat. ,,Ich hoffe der Kaffee ist in Ordnung. Ihre Mutter meinte–“ ,,Hat sie Sie losgeschickt?“, falle ich ihm seufzend ins Wort und schüttle verständnislos den Kopf, als er meine Frage bejaht. ,,Hören Sie nicht auf sie.“, bitte ich ihn, ,,Es ist wirklich sehr zuvorkommend, doch kann ich Ihnen versichern, dass ich mich selbst versorgen kann. Sie sind mein persönlicher Assistent, kein Diener.“ Nun ist er es, der mich überrascht ansieht und doch leicht zu nicken beginnt. ,,Natürlich Sir.“, erwidert er, ,,Wenn Sie aber doch mal etwas benötigen, sollten Sie nicht davor zögern, sich bei mir zu melden.“
Zusammen betrachten wir mein Büro, welches nur durch das von Mister Lee und Miss Kang betreten werden kann und mir damit noch etwas mehr Ruhe bietet, als ich wahrscheinlich brauchen würde. Die Räumlichkeiten sind hell, groß und noch nicht besonders personalisiert. Lediglich ein riesiger Blumenstrauß und eine Kasten Pralinen lassen alles etwas wohnlicher aussehen. ,,Die Mitarbeiter wollten sie willkommen heißen.“, erklärt Mister Lee, als er meinen Blick bemerkt, schließt die Tür hinter uns und lächelt mich ehrlich an. Ich nicke. ,,Ich würde mich gerne allen persönlich vorstellen und mir ihre Arbeitsplätze ansehen.“, lasse ich ihn wissen. ,,Wenn sie das wünschen.“, nickt Lee und scheint meinen Wunsch schnell niederzuschreiben, während ich etwas näher zu den Fenstern gehe. ,,Und die Produktion würde ich mir auch gerne ansehen.“, erkläre ich, ,,Vielleicht morgen schon, wenn das für Sie in Ordnung ist.“ Ich verschränke die Arme hinter dem Rücken und betrachte das Geschehen der Straßen für ein paar Sekunden, ehe ich zu der Sitzecke schlendere und meine Finger über den gräulichen Stoff des Sofas fahren. ,,Ich werde meine Termine verschieben.“, lässt mich der andere wissen und lächelt leicht. ,,Nein nein, nur wenn es keine Umstände macht.“, entgegne ich schnell, stelle den Kaffee und die Tüte auf dem tiefen Tisch ab und laufe zurück zu dem Schreibtisch, um ihn mir etwas genauer anzusehen.
Kaum haben wir die groben Formalitäten besprochen und ein paar kleine Änderungen notiert, machen wir uns tatsächlich daran, alle Mitarbeiter zu besuchen. Ich möchte mich ihnen vorstellen, gleich eine Nähe zu ihnen aufbauen und flachere Hierarchien erschaffen. Ich möchte alles etwas auflockern und trotzdem eine gewisse Professionalität wahren.
– Doch bin ich sehr geschafft, als wir alle Anwesenden der 150 Mitarbeiter besucht haben und atme beinahe erleichtert auf, als ich einen Moment lang in vollkommener Stille Platz nehmen kann. Nur wenig später müssen wir aber anstehende Termine besprechen und einige organisatorische Dinge durchgehen. Zudem legen wir fest, dass ich zunächst zwei bis drei Tage die Woche herkommen und die restlichen Tage von Zuhause aus arbeiten oder für Besuche außer Haus benutzen werde – so ähnlich handhaben auch meine Eltern ihre Führungspositionen.
,,Es ist schon sehr spät… Wenn Sie möchten, können wir für heute Schluss machen. Ich arbeite noch alles von heute auf und Sie können nach Hause.“, lässt Mister Lee mich wissen, nachdem wir unseren morgigen Besuch in der Firma abgesprochen und geregelt haben und lässt mir genügend Zeit, den großzügigen Bissen des Sandwiches zu kauen und herunterzuschlucken. Etwas unschlüssig zucke ich mit den Schultern. Es ist viertel nach vier und damit zumindest für ihn schon sicherlich Feierabend. ,,Sie sollten selbst nach Hause.“, erkläre ich, lege das Sandwich zur Seite und betrachte den Mann dann einen Moment lang. Er sieht unsicher aus. ,,Sie sollten wir für morgen ausgeruht sein.“, hänge ich noch leise dran, ,,Die nächsten Tage, die Sie auf mich aufpassen müssen, werden anstrengend genug.“ ,,Sicher nicht. Sie stellen sich sehr gut an – wenn ich das so sagen darf.“, erklärt er und wirkt zum Ende hin leicht hektisch. ,,Natürlich dürfen Sie das.“, nicke ich schnell, ,,Ich möchte sowieso, dass Sie immerzu ehrlich mit mir sind. Ohne offene Kritik – ob nun positive oder negative – kann ich mich in meiner Position nicht weiterentwickeln.“ ,,Es ist schön, dass Sie so offen sind.“, nickt Mister Lee schnell und leert sein Wasserglas in wenigen Zügen, während ich einen weiteren Bissen zu mir nehme. Einen Moment lang schweigen wir uns an – was mich nicht besonders stört – und so habe ich die Chance, mein Gegenüber ein wenig zu betrachten. Er sieht ziemlich zufrieden aus, hat einen gesunden Teint und trägt immerzu ein leichtes, professionelles Lächeln auf den Lippen. ,,Darf ich nach Ihrem Vornamen fragen?“, möchte ich wissen, ohne meinen Mund vollständig zu leeren und muss auf seinen überraschten Ausdruck hin schmunzeln. ,,Ich verstehe nicht ganz, Sir.“, schüttelt er unsicher den Kopf und neigt diesen dann zur Seite. Gleichzeitig faltet er die Hände in seinen Schoß und blickt mich nicht weniger aufmerksam an, als zuvor. ,,Ihr Vorname.“, erkläre ich erneut. ,,Woobin, Mister Jang. Darf ich wissen, woher ihr Interesse rührt?“ Ich selbst zucke leicht mit den Schultern und bleibe doch nicht lange still. ,,Pure Neugier.“, erkläre ich. Dass ich ihm gerne das Du angeboten hätte, bringe ich nicht zur Sprache. Ich glaube fast, es wäre zu früh und damit unprofessionell, dabei bin ich selbst nicht besonders davon überzeugt. Gerne würde ich mit jemandem eine innigere Beziehung aufbauen, als eine rein professionelle. Vielleicht sogar eine Freundschaft? Er wird nicht viel älter als ich sein, doch befürchte ich, ihn wäre es unangenehm eine solche Beziehung zu mir einzugehen. Ich weiß selbst nicht, woher dieser Gedanke – ja diese Hoffnung – kommt und glaube einen Moment selbst, es wäre doch vollkommen unsinnig. Gleichzeitig glaube ich schon erkannt zu haben, was für ein lieber, aufrichtiger Mensch Mister Lee ist – jemand, den ich gerne als Freund hätte. Er achtet mich und schenkt mir Respekt, hat gleichzeitig aber keine Scheu mich mit seinem Wissen zu belehren.
,,Vielleicht könnten wir–“ ,,Yahh, ich stehe schon seit zehn Minuten unten!“ Leicht polternd wird die Tür aufgerissen und niemand geringeres als Eunwoo steht in Sportklamotten und genervt verzogener Miene. ,,Tut mir leid, niemand hat bescheid gesagt.“, erkläre ich, stehe erschrocken auf und lasse Mister Lee damit das gleiche tun. Er verbeugt sich leicht vor meinem Leibwächter, sieht dann unschlüssig zu mir und streicht sein Hemd glatt. ,,Sie können ruhig gehen. Morgen um acht treffen wir uns unten, nicht wahr?“ Eifrig nickt der Mann, verbeugt sich erneut vor mir und Eunwoo und verlässt den Raum. Lautlos schließt er die Tür und lässt mich damit nervös schlucken – dabei fängt Eunwoo bloß an, sich in meinem Büro umzusehen. ,,Etwas steril, mh.“, brummt er kopfschüttelnd, ,,Und viel zu fett aufgesetzt. Niemand braucht so viel Platz, nur um ein paar Dokumente zu bearbeiten.“ ,,Ich habe mir dieses Büro nicht ausgesucht.“, erkläre ich leise, schiebe das Sandwich zurück in dessen Tüte und bemühe mich schnell, meine Sachen zusammenzupacken. ,,Die Aussicht ist fast so gut wie die von Zuhause.“, erklärt er, als wüsste ich dies nicht selbst und schnalzt dann ungeduldig mit seiner Zunge, als er sich überraschend schnell wieder zu mir dreht. Sein Blick reicht um mir klar zu machen, dass wir gehen sollen. Er ist eisig und weisend und seine eiskalte Hand wandert gleich mit einem festen Griff in meinen Nacken. Schwer schluckend beuge ich mich seiner unsanften Führung bis in den Aufzug und betrachte auch dort unsicher das Spiegelbild von uns beiden. Er ist gut ein ein halb Köpfe größer als ich, breit gebaut und schaut mich neutral – beinahe grimmig – durch den Spiegel an. Ich fühle mich von seiner Präsenz eingeschüchtert und versuche doch standhaft zu sein. Ich lasse meine Augen nicht von unserem Spiegelbild gleiten, sondern lasse sie dort verweilen. Gleichzeitig ziehe ich die Schultern hoch und trete einen Schritt nach vorne, um seinen Griff zu lösen – und tatsächlich lässt er unbekümmert los. ,,Waren Sie im Fitnessstudio?“, frage ich leise, nachdem ich mich geräuspert habe und sehe einen Funken Überraschung in seinen Augen aufflammen. ,,Ich laufe nicht ohne Grund in Sportsachen rum.“, brummt er und greift dann fest und vollkommen unbekümmert nach meinem Oberarm, ,,Ein paar Gewichte würden dir sicher auch gut tun.“ – dabei bin ich alles andere als unsportlich. Schmächtig gebaut bin ich auch nicht. Aus trotz spanne ich meine Armmuskulatur an und reiße mich dann mit zusammengezogenen Augenbrauen erneut aus seinem Griff. Doch das gefällt ihm ganz und gar nicht. Er greift nach meiner Schulter, reißt mich um und drückt mich gegen die leicht klappernde Aufzugwand. ,,Was?“, keife ich überrascht japsend. ,,Übertreib es nicht!“, zischt er, ,,Auch wenn ich auf deinen vergoldeten Arsch aufpassen soll, kannst du dir sicher sein, dass du dich mir unterzuordnen hast.“ Er schüttelt grinsend den Kopf und kommt mir etwas näher, beugt sich dazu sogar herunter. ,,Übertreiben?“, frage ich und schüttle nun selbst den Kopf, ,,Sie können sich nicht einfach das recht herausnehmen, mich anzufassen–“ Leise klatschend schließt sich seine Hand um meinen Kiefer. Erschrocken schlägt mein Herz aus und hinterlässt ein merkwürdiges Gefühl der Unterlegenheit. Fest drückt er meine Lippen zusammen – so fest, dass ein stechender Schmerz aufkommt – doch ehe ich ihn wegdrücken kann, lässt er mich los und greift erneut in meinen Nacken.
Der Aufzug kommt zum Stehen und die Türen öffnen sich.
Ich lasse mich mitziehen, bleibe dennoch bestimmt langsam um etwas Trotz zu zeigen. Ich soll mich ihm unterordnen? Warum sollte ich das tun? Ich habe keinen Grund, mich ihm unterzuordnen! Genauso wenig wie er einen hat, sich mir unterzuordnen! Natürlich arbeitet er für mich, aber ich habe nie bewusst irgendeine Hierarchie zwischen uns aufgebaut! ,,Ich verstehe nicht, warum Sie sich mir gegenüber so verhalten–“ ,,Weil ich es möchte!“, zischt er mir ins Ohr, drückt mich aus dem Gebäude Richtung Parkplatz und schützt mich gleichzeitig vor den wenigen Kameras, dessen Besitzer darum bemüht sind, ein paar Bilder zu erhaschen. ,,Aber Sie–“ ,,Gott und wenn du nicht endlich mit diesem unnötig formalen Gehabe aufhört, kann ich dafür garantieren, dass mir aus Versehen die Hand ausrutschen wird!“, knurrt er erneut und läuft schnellen Schrittes Richtung Auto. ,,Sie drohen mir Gewalt an–“ ,,Wie war das?!“, murrt er, schubst mich gegen die Seitentür, ehe er diese aufmacht und mich auf den Beifahrersitz drückt. Seine Augen sind stechend scharf, beinahe feurig. Ich schlucke, wende meinen Blick ab und falte nervös die Hände in meinen Schoß. Ich bin so schwach.
,,Du… Du drohst mir…“, hauche ich, was ihn bloß stolz grinsen lässt. ,,Oh ja, das tue ich.“ Und damit schlägt er die Tür zu, verpasst um Haaresbreite meinen Fuß, der noch halb in der Tür steckte und läuft mit einem triumphierenden Grinsen um das Auto herum.
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