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☾𖤓.𖥔 ݁ ˖☾𖤓
ᴊᴀɴɢ ᴅᴀᴇsʜɪᴍ | Die Sonne strahlt erstaunlich hell in den spärlich eingerichteten Raum, als ich meine leicht verklebten Augen öffne und sie doch gleich wieder schließe. Ich fühle mich, als hätte ich eine Bar überfallen, spüre meinen Magen unangenehm rumoren und habe einen schrecklich unangenehmen Geschmack im Mund. Und doch drücke ich meinen Kopf erneut in das Kissen darunter, ziehe die Decke darüber und gebe mir alle Mühe, einen Schrei zu unterdrücken. Gestern bin ich nur noch peinlich berührt in mein Schlafzimmer, habe die Tür hinter mir abgeschlossen und bin mit noch immer hochrotem Kopf in das angrenzende Badezimmer gelaufen. Ich habe mir nicht besonders viel Mühe gegeben, sauber ins Bett zu kommen – ich wollte mich lediglich in die Laken fallen lassen. Doch jetzt bereue ich es. Ich fühle mich schmutzig – und eigentlich auch kaum in der Lage dazu, aufzustehen und unter die Dusche zu gehen. Dass ich genau das aber machen sollte, ist mir bewusst.
Ich nehme einen tiefen Atemzug.
Dann noch einen.
Und bei dem dritten schaffe ich es tatsächlich, mich in die Höhe zu drücken.
Noch immer pocht mein Kopf schrecklich doll und ich habe das Gefühl eher ins Badezimmer zu wanken, als tatsächlich zu laufen. Mit meiner rechten Hand ertaste ich eine leichte Schwellung an meinem Hinterkopf und seufze daraufhin schwer, als ich mich ungezwungen entkleide und in die Dusche steige. Das Wasser prasselt angenehm warm auf meine Schultern und meinen Kopf und so lege ich diesen sogar einen Moment lang in den Nacken. Und auch das trägt dazu bei, dass ich mich davor sträube, in den Wohnraum zu gehen und auf Eunwoo zu treffen. Noch immer kann ich mir keinem Reim darauf machen, warum er hier war oder hier ist – selbst wenn er weiter als mein Bodyguard agieren soll, was alleine schon auf mein Missfallen trifft, verstehe ich nicht, warum er so spät nachts hier ist und wie selbstverständlich in den Räumen meines Apartments verschwunden ist.
Meine Haare sind noch leicht feucht, als ich mich in Jogginghose und Hoodie gekleidet aus meinem Schlafzimmer traue. Durch die Socken hört man meine Schritte kaum – ganz im Gegensatz zu dem Lauten des Fernsehers. Ich schlucke schwer. Er ist also tatsächlich noch hier…
,,Auch mal von den Toten auferstanden.“, brummt der leicht bekleidete Mann, da kann ich lediglich seinen vorgebeugten Rücken erkennen. Er sitzt unbekümmert in kurzer Hose, Socken und Schlappen auf dem Sofa, hält den Controller der Play Station in der Hand und schaut ein paar Filme durch, während im Hintergrund Nachrichten laufen. Ich straffe meine Schultern, schlucke meine Nervosität und Angst herunter und überbrücke die zwei Stufen nach oben, um neben dem Sofa stehen zu bleiben. ,,Was machen Sie hier?“ – ,,Nach nem Film suchen.“, blafft er mich an, grinst beinahe böse und lacht laut auf, als sich meine Augenbrauen zusammenziehen. Ich schüttle den Kopf. ,,Was machen Sie in meinem Apartment?“, konkretisiere ich meine Frage, woraufhin er aber bloß laut schnaubt. Den darauffolgenden Moment bleibt er still, legt statt zu sprechen den Controller zur Seite und erhebt sich. Beinahe langsam setzt er einen Fuß vor den anderen, bis er direkt vor mir steht. Er schmunzelt, als er sich zu mir herunter beugt.
,,Ich wohne hier.“
Seine Worte sind nicht mehr als ein leises Raunen, sie hallen kaum in den Räumlichkeiten wieder. Doch sie prallen wie eine Bombe auf mich ein. Es fühlt sich surreal an und obwohl ich weiß, dass er mich gerne ärgert und provoziert, bin ich mir sicher, dass er das hier ernst meint. Ich schlucke schwer, versuche nicht zu blinzeln und standhaft zu bleiben.
– Doch als einen Augenblick später seine ausgestreckte Hand auf meine Wange trifft, fährt ein Zucken durch meinen Körper. Es ist kein sonderlich schwerer Schlag, doch es erschüttert mich. Sofort darauf greift er nach meinem Kinn, quetscht dann meine Wangen zusammen und schubst mich grinsend zurück. Ich gerate ins stolpern, wanke zurück und kann gerade noch das Gleichgewicht halten, ohne die Stufen herunter zu stürzen. Wortlos sehe ich dem Mann entgegen, spüre wie meine Augen nervös und unsicher hin und her zucken.
,,Das–…“ Ich schüttle den Kopf. ,,Das kann nicht sein.“, erkläre ich dann leise und gehe weiter auf Abstand. Ich trete tatsächlich wieder nach unten, mache mich damit unglücklicherweise aber noch kleiner und wende meinen Blick von dem anderen schnell ab. ,,Nicht?“ Eunwoo lacht leise auf und lässt sich wieder zurück fallen. ,,Der Vertrag liegt auf dem Esstisch. Es ist deine Kopie davon.“ ,,Meine Kopie?“, schüttle ich unverständlich den Kopf, ,,Wie soll der Vertrag rechtskräftig sein, wenn ich nicht unterschrieben habe?“ ,,Frag deine Eltern.“ Ich schlucke schwer und seufze in mich hinein. Ich weiß es nicht… Ich weiß nur, dass meine Eltern sich etwas einfallen lassen haben. Wenn die wollten, dass ich einen dauerhaften Leibwächter habe, wenn sie wollten, dass Eunwoo bei mir wohnt, dann werden sie einen Weg gefunden haben, um genau das zu erreichen.
Mit zittrigen Fingern ergreife ich die Mappe mit dem Vertrag und wanke damit zur Apartmenttür, dessen Klingel soeben ertönt ist. Natürlich rauscht aber Eunwoo an mir vorbei, reißt die Tür nach einen kurzen Blick auf das Display der Kamerabilder so rasant auf, dass der junge Mann dahinter schrecklich zusammenzuckt. ,,Was?“, blafft der Größere sofort und baut sich in den Türrahmen auf. ,,Kaffee– Ehm– Also ich bin hier um die–“ Noch während er den Papphalter mit zwei Kaffeebechern in die Höhe hält, reißt Eunwoo ihn diese aus die Hand, nickt leicht und schlägt die Tür wieder zu. Ich schlucke schwer, trete zwei Schritte zurück um auf Abstand zu gehen und sehe doch verwirrt auf die heißen Getränke. Kommentarlos knallt er alles auf die Kücheninsel, nimmt sich einen der Becher und läuft zurück auf die Couch. Einen Moment lang bin ich unschlüssig. Ist der zweite Kaffee für mich? Ich sehe auf den Becher, dann zu Eunwoo und schlussendlich wieder zu dem Becher. Ich umfasse den Vertrag etwas fester, schüttle dann aber die Kopf und hoffe damit meine Zweifel zumindest für den Moment loszuwerden.
Bei diesem Mann fühle ich mich definitiv nicht beschützt! Es ist eher so, als würde die Bedrohung direkt vor mir stehen…
Ich umgreife den warmen Becher schnell und flüchte in das Büro. Die Tür lasse ich nicht nur zufallen sondern schließe sie auch gleich ab. Ich will nicht gestört oder von Eunwoos bösen Wesen heimgesucht werden! Stattdessen richte ich meinen Blick auf all die unausgepackten Kartons – denn ja, neben meinem Ankleidezimmer ist das der einzige Ort, den ich von Grund auf selbst einräumen darf. Vorerst lasse ich mich aber schwer seufzend auf den hell bezogenen Bürostuhl fallen und drehe mich in die Richtung des Fenster. Es ist leicht bewölkt und sieht recht trist aus – ich erwische mich bei dem Gedanken, das Wetter mit meiner Stimmung gleichzusetzen. Über mich selbst den Kopf schüttelnd nehme ich meinen Kaffee in die Hand und nippe an dem heißen Getränk. Einen Moment sehe ich noch ziellos in die Ferne, ehe ich leise Musik über mein Handy abspiele und mich ans sortieren all meiner Dokumente mache. Ich habe nichts besseres zu tun, fange erst in ein paar Tagen an zu arbeiten und muss mir die Zeit anders rumschlagen.
Erst ein heftiges Klopfen gegen die Tür schreckt mich auf und überrascht hebe ich meinen Kopf, während die kleine Kiste aus meinen Händen rutscht. Ich schlucke schwer, schalte langsam die Musik aus und lausche dem erneut, kräftigen Klopfen. ,,Was?“, brumme ich unentschlossen. Ich will ihn nicht rein lassen, will ihn nicht sehen und eigentlich auch nicht mit ihm sprechen. ,,Tür auf!“, ruft er mir entgegen. Kalt und bissig. Wie ich ihn eben so kenne… Ich schüttle den Kopf, ehe ich meine Stimme wiederfinde. ,,Wozu?“ ,,Mach die verdammte Tür auf!“ Ich schlucke schwer, schließe unsicher die Augen und versuche den verschnellerten Herzschlag zu ignorieren. ,,Ich habe Ihnen bereits mehrmals gesagt, dass Sie nicht so mit mir–“ ,,Ich trete die Tür ein, wenn du deinen gepuderten Arsch nicht hier her schwingst!“, schreitet er ein und schlägt ein einziges Mal viel kräftiger gegen die Tür. ,,Los!“, drängt er mich nochmals und somit springe ich dann doch auf. Ein Schwall Übelkeit überkommt mich und noch immer sträube ich mich, als ich die Tür aufschließen will.
,,Was?“, frage ich leise, wage kaum ihn anzusehen und werde doch gleich am Nacken gepackt und in den Flur gerissen. ,,Mundschutz und Kappe auf, wir gehen einkaufen!“ ,,Einkaufen?“, frage ich und schüttle schnell den Kopf, ,,Wir– Wir können vom Supermarkt bestellen! Ich gehe doch jetzt nicht–“ Er schubst mich vor sich weg und lässt mich erschrocken nach Luft schnappend verstummen. Ich schlucke schwer. ,,Obst und Gemüse holen wir gefälligst vom Markt!“, zischt er mir dann zu, schubst mich erneut nach vorne. ,,Was soll–“ ,,Mundschutz und Kappe!“, murrt er eindrucksvoller und greift so fest in meinen Nacken, dass ich schmerzvoll aufstöhne.
Wieder muss ich schwer schlucken, kämpfe einen Moment lang mit den Tränen und lasse mich ohne mich zu wehren in den Flur lotsen.
Genau dieses Verhalten seinerseits jagt mir Angst ein. Ich verstehe nicht, warum er das tut, was ich ihm getan habe, um das zu verdienen. Vor meinen Eltern und anderen Anwesenden macht er seine Arbeit einwandfrei, er verhält sich nahezu perfekt und lässt alles was er tut so unfassbar leicht aussehen. Erst war ich beeindruckt – dann aber war ich das erste mal mit ihm alleine unterwegs und mein Eindruck hat sich sofort gewandelt. Er hat mir keinen Respekt mehr erwiesen, fing an mich zu dutzen und verbal anzugehen. Vor einem Monat – ich war mir ihm zusammen auf einer Geschäftsreise – hat er mich dann das erste mal geschubst… Und seit dem scheint er kaum damit aufhören zu wollen. Er tut es ständig, macht sich über mich lustig oder versucht mich runterzumachen.
Ich kann gerade so in meine Sneaker schlüpfen und mir eine Kappe über die strubbeligen Haare ziehen, ehe Eunwoo mich hinter sich her zum Aufzug zieht. Einen Mundschutz in der Hand, wirft er mir einen bösen Blick durch den Spiegel zu. Er selbst trägt Jogginghose und Hoodie, doch seine Haare sehen deutlich besser aus als die meinen. Ich erwidere seinen Blick, reiße ihm, meine Zähne zusammenbeißend, die Maske aus der Hand und versuche mich so gut es geht von ihm wegzudrehen. Ich will ihn nicht ansehen. Ich will nicht mal in seiner Nähe sein oder sein dämliches Parfüm riechen.
– Es ist so dämlich Parfüm!
Es ist dämlich, weil es mal mein Lieblingsparfüm war! Und dieses Arschloch – dieser elende, verzogene Bastard – hat es sich doch tatsächlich erlaubt, es nachzukaufen! Es war mein Alltagsparfüm und jetzt ist es seins…
Ich habe kaum etwas anderes erwartet und bin doch geschockt, mit was für einer Selbstverständlichkeit er mein Auto entsperrt und sich auf den Fahrersitz niederlässt. ,,Sie wissen, dass das–“ ,,Gott, halt die Klappe.“, stöhnt er genervt und lässt den Motor laufen, noch bevor ich die Tür der Beifahrerseite geschlossen habe. ,,Sie müssen an Ihrem Umgangston arbeiten…“, flüstere ich, ohne es darauf abzusehen, dass er es mitbekommt. Doch das tut er. Und er schnaubt belustigt. ,,Du musst dir den Stock aus dem Arsch ziehen!“ ,,Ich–“ ,,Wir fahren aus der Stadt raus. Etwas weiter weg sind die Märkte besser.“, unterbricht er mich ohne mir auch nur einen Blick zu würdigen und verlässt die Tiefgarage. Er fährt rasant und schnell, scheint hektisch und hat doch trotzdem alles unter Kontrolle. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor… einfach weil ich ihn nicht mag und mich bei ihm nicht sicher fühle.
Knapp vierzig Minuten sprechen wir nicht miteinander. So lange dauert auch die Fahrt, bis wir auf einem recht kaputt aussehenden Parkplatz ankommen und er mich mit knappen, diesmal aber nicht allzu harschen Worten aus dem Auto bittet. Kaum ist das geschehen und ich bin in seiner Reichweite, landet seine Hand aber wieder in meinem Nacken. Er zieht mich zu sich, so nah, dass ich seinen schrecklich warmen Atem ganz nah an meinem Ohr spüren kann. ,,Wenn du dich auch nur einen Zentimeter zu weit von mir entfernst, bringe ich dich um.“, zischt er leise. Seine Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen, sein Griff verfestigt sich mit jedem Wort. Und mir wird schlecht. Es ist eine umwerfende Übelkeit, die mich mit einen mal überkommt und mich beinahe zur Seite kippen lässt, als er mich nach rechts zieht. ,,Verstanden?“, murrt er nochmals, zieht mich näher und legt seine andere Hand fest um mein Kinn, um mein Gesicht in seine Richtung zu drehen. Seine stechend scharfen Augen treffen auf die meine, die sich kaum auf etwas fokussieren können. ,,Ja.“, hauche ich reflexartig, ohne etwas dagegen tun zu können – und werde schon einen Augenblick später schelmisch angegrinst. Die Hand von meinen Gesicht löst sich, während die andere beinahe seelenruhig zu meiner Taille wandert. Sein Griff ist bemerkenswert fest. Ich könnte mich nicht mal von ihm entfernen, selbst wenn ich es wollte… Und doch schreit alles in meinem Körper danach, mich loszureißen. Ich kann es nicht ertragen, ihm so nah zu sein.
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