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ZWANZIG

An die Party kann ich mich nur noch verschwommen erinnern.

Leo hatte mich überredet, mitzugehen, damit ich auf andere Gedanken kam, aber so richtig wollte mir das nicht gelingen. Erst als ich jede Menge Alkohol intus hatte, begann ich, meine Probleme zu vergessen.

Ich wollte wirklich nicht mehr daran denken. Ich wollte einfach nur, dass alles wieder so war, wie früher. Bevor das ganze Drama mit diesem Plan überhaupt erst angefangen hatte. Bevor ich Sam so nahe gekommen war. Bevor er und Laura ein Paar geworden waren. Bevor ich mich in ihn verliebt hatte.

Das einzige Problem war, dass Laura und Sam gemeinsam auf dieser Party auftauchten. Ich hätte meinen Bruder umbringen können, weil er mir noch hoch und heilig versprochen hatte, dass die beiden nicht kommen würden. Aber er wusste es auch nicht viel besser.

Den Rest des Abends versuchte ich ihnen so gut es eben ging aus dem Weg zu gehen, betrank mich und als ich Tony in einer Ecke stehen sah, begann ich, mit ihm rum zu machen. Es war mehr eine verzweifelte Aktion, über Sam hinweg zu kommen, als meine wirkliche Definition von Spaß. Aber ich wusste, dass Sam zu sah, und das verschaffte mir zu diesem Zeitpunkt eine gewisse Genugtuung. Wenn ich jetzt darüber nachdachte, war das aber alles nur verdammt dumm gewesen und ich hatte mich nur noch mehr in diese ganze Scheiße hinein geritten.

Der nächste Tag war von Kopfschmerzen, Übelkeit und einfach nur schlechter Laune geprägt. Jeden, dem ich über den Weg lief, zickte ich gereizt an und als ich am Montag wieder in die Schule kam, ging bereits das Gerücht herum, Tony und ich wären wieder zusammen. Die meisten meiner Mitschüler starrten mich im Korridor an oder tuschelten hinter vorgehaltenen Händen miteinander, ganz so, als würde ich das nicht mitkriegen. Aber ich war ja nicht dumm.

Sam ignorierte mich geflissentlich weiter und Harriet und Rosie sprachen ebenfalls kein Wort mit mir, was mich einfach nur wütend machte. Im Englischunterricht legte ich mich deshalb sogar mit meiner Lehrerin, Mrs Dean, an, die mich bereits auf dem Kicker hatte, seit ich auf dieser Schule war. Ich verließ dann mitten in ihrer Stunde das Klassenzimmer und verschwand für den Rest des Tages auf dem Friedhof.

Ich saß am Grab meiner Mutter, als mein Bruder mich anrief. Ich wollte nicht ran gehen, also tat ich es auch nicht. Auch Sam schrieb mir ein paar Nachrichten und fragte, wo ich war, aber er hatte mich die ganze letzte Woche nicht beachtet. Er brauchte jetzt sicher nicht so tun, als würde er sich Sorgen um mich machen.

Ich seufzte und hob den Kopf, als eine hochgewachsene Person neben mir auftauchte. Mein Vater hockte sich zu mir hinunter und betrachtete mit glasigen Augen das Grab seiner toten Frau. „Warum bist du nicht in der Schule?" fragte er nach einer Weile und drehte dann sein Gesicht zu mir, um mich anzusehen.

Ich schniefte und zuckte mit den Schultern. „Mir war das alles zu viel. Ich musst da raus", sagte ich leise.

„Deine Lehrerin hat mich angerufen", sagte Dad, woraufhin ich nur die Augen verdrehte. Mrs Dean war ja so eine dumme Petze. „Sie hat gesagt, du hättest sie beschimpft und wärst dann einfach verschwunden."

Ich schnaubte verächtlich. „Ich hab sie nicht beschimpft. Mrs Dean ist einfach nur viel zu empfindlich", erwiderte ich.

Dad seufzte. „Du kannst trotzdem nicht einfach so die Schule schwänzen, Val", bemerkte er dann und ich erwiderte seinen Blick beinahe nervös. Ich spürte schon wieder, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Verdammt. „Was ist los, Schatz?"

Ich schniefte und versuchte die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Ohne Erfolg. Ich zitterte und mein Vater sah mich geschockt an. „Was hast du, Val? Rede mit mir. Du kannst mir alles sagen, was dir auf den Herzen liegt."

Ich schluchzte und schüttelte den Kopf. „Alles läuft schief, Dad. Mein ganzes Leben ist gerade dabei zu zerbrechen und ich weiß nicht, was ich tun soll", heulte ich. „Ich hab alles kaputt gemacht. Einfach alles. Meine Freunde reden nicht mehr mit mir und Sam hasst mich, obwohl ich...obwohl ich..." Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und spürte, wie mein Vater einen Arm um mich legte und mich an sich zog. „Ich weiß, ich bin manchmal schwierig, aber ich will doch einfach nur geliebt werden."

Mein Dad rieb beruhigend mit seinen Händen über meinen Rücken und drückte mich nur noch mehr an sich. „Du wirst geliebt, Val. Gott, du weißt wahrscheinlich gar nicht, wie sehr du geliebt wirst", sagte er mit brüchiger Stimme.

Ich schluchzte und schüttelte den Kopf, ehe mein Vater meine Handgelenke packte und meine Hände vom Gesicht weg zog. „Sieh mich an, Val. Sie mich an", sagte er und zwang mich, ihm mit tränen verschleierten Augen ins Gesicht zu blicken. „Du und Leo seid das Beste, was mir je passiert ist. Nachdem eure Mutter gestorben ist, hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals normal weiter leben könnte, aber es geht. Ich kann es und zwar wegen euch. Ich liebe euch, Val, und daran wird sich auch nichts ändern. Und auch Harriet und Rosalie lieben dich. Ihr drei seid die besten Freunde und es ist vollkommen normal, dass man sich streitet. Das einzige, was zählt, ist, dass ihr wieder zusammen findet. Und das werdet ihr. Du bist so ein wundervoller Mensch, Val, du weißt vermutlich gar nicht, wie wundervoll. Es wird alles gut werden, du wirst schon sehen. Am Ende wird immer alles gut."

Ich sah ihn mit geröteten Augen an, Tränen hingen an meinen Wimpern und ich zog geräuschvoll die Nase hoch, ehe ich nickte und mir mit dem Ärmel meines Pullovers übers Gesicht fuhr, um die Tränen und alles, was darauf hin deutete, dass ich geweint hatte, wegzuwischen. „Tut mir leid, dass geschwänzt habe, Dad", schluchzte ich dann mit zitternder Stimme.

Mein Vater lächelte liebevoll und gab mir einen Kuss auf den Kopf. „Ist schon okay", murmelte er. „Jage mir nur nie wieder so eine Angst ein, indem du einfach verschwindest und niemandem sagst, wo du bist, ja?"

Ich nickte hastig. „Wird nie wieder vorkommen. Versprochen."


„Wo bist du gestern gewesen?", fragte mein Bruder mich am nächsten Morgen auf dem Weg zur Schule.

Ich seufzte leise und starrte schweigend aus dem Fenster. Dad und ich hatten am vergangenen Abend noch lange geredet. Über Mom, meine Freunde und Sam. Ich hatte ihm alles über den Plan erzählt, wirklich alles, ohne irgendeine Sache zu beschönigen oder weg zu lassen, von Laura und Tony, ja sogar von meinen Gefühlen zu Sam und er hatte aufmerksam zugehört, ehe er mich am Ende einfach nur in den Arm genommen und gesagt hatte, dass schon alles irgendwie gut werden würde. Und das hatte mir geholfen.

„Wenn du es mir nicht sagen willst", begann Leo dann, doch ich fiel ihm ins Wort, indem ich: „Ich war bei Mom." sagte.

Für einen Moment entstand eine peinliche Stille zwischen uns und ich wusste auch genau, warum. Leo sprach nicht gerne über unsere Mutter. Und vor allem nicht mit mir. Er fühlte sich schuldig. Schließlich hatte er in der Nacht, in der...es passiert war, neben ihr im Auto gesessen. Aber ich gab ihm dafür nicht die Schuld. Niemand tat das. Er konnte schließlich nichts dafür, dass irgendein verrückter Raser seinen Fuß nicht vom Gas genommen hat.

„Oh", brachte mein großer Bruder schließlich heraus.

Ich schluckte und nickte langsam. „Du solltest auch mal auf den Friedhof gehen und-"

„Nein", unterbrach Leo mich jedoch scharf und ich drehte den Kopf zu ihm, nur um zu sehen, dass seine Finger das Lenkrad so fest umklammerten, dass seine Fingerknöchel weiß hervor traten, und sein Gesicht ganz fahl geworden war.

Ich biss mir auf die Unterlippe. „Aber es ist wirklich schön dort. Es könnte dir helfen, darüber hinweg zu-"

„Ich hab nein gesagt, Valentine", fiel Leo mir jedoch erneut ins Wort und ich verstummte. Er nannte mich nie bei meinem vollen Namen.

Ich schluckte irgendeine sinnlose Bemerkung herunter und sah meinen Bruder einfach nur von der Seite an. Er ignorierte mich jedoch gekonnt. Ich räusperte mich, wandte mich dann hastig ab und versuchte die Tränen, die sich bereits wieder in meinen Augen gesammelt hatten, weg zu blinzeln.

Leo hatte offenbar bemerkt, dass er irgendetwas falsch gemacht hatte, denn einen Augenblick später spürte ich, wie eine Hand nach meiner eigenen griff und sie drückte. Ich hob den Kopf und sah meinen Bruder an. „Tut mir leid, Val", entschuldigte er sich leise. „So hab ich das nicht gemeint. Ich kann nur nicht - ich kann das einfach nicht." Er schüttelte den Kopf und zog seine Hand dann wieder weg.

Ich nickte und versuchte ein schwaches Lächeln. „Ich weiß", sagte ich. „Ich hätte nicht-"

Leo presste die Lippen aufeinander und lächelte leicht. „Ist schon okay, Val", erwiderte er. „Nächstes Mal schreib mir aber wenigstens 'ne SMS, damit ich weiß, wo du bist. Ich hab mir echt Sorgen gemacht. Und als dann auch noch die Dean bei uns angerufen und gesagt hat, du wärst einfach aus dem Unterricht abgehauen. Dad wäre fast durchgedreht", sagte er und ich schüttelte den Kopf.

„Es tut mir ehrlich leid. Ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen macht. Ich brauchte nur mal meine Ruhe", sagte ich und Leo nickte.

Als wir auf dem Parkplatz der Schule ankamen, war Sam schon da. Er lehnte an der Motorhaube seines Wagens und wartete offenbar auf meinen Bruder. Laura war überraschender Weise mal nicht da und ich war auch ganz froh darüber.

Ich verabschiedete mich von Leo, weil ich es nicht aushalten konnte, nur eine Sekunde länger in Sams Nähe zu sein, ohne in Tränen auszubrechen, und verbrachte den Tag größtenteils allein im Unterricht und in der Mittagspause in der Cafeteria, auch wenn ich die ganze Zeit Sams Blick auf mir spürte.

Am Nachmittag traf ich mich mit Leo an seinem Auto. Er kam mit seinen Freunden. Adam, Dexter, Daniel, Sam. Sam warf mir einen kühlen Blick zu und verschwand recht schnell wieder. Adam sah auch nicht viel glücklicher aus. Wahrscheinlich hatte auch er nicht besonders viel Glück mit Harriet. Und Daniel und Dexter luden mich zu ihrer Party am Samstag ein. Dexter hatte erst Geburtstag gehabt. Und da Leo hinging, würde mir nichts anderes übrig bleiben, als auch vorbei zu schauen. Ich konnte nur hoffen, dass Sam und Laura nicht die ganze Zeit vor meinen Augen herum flirten würden. Das könnte ich wirklich nicht ertragen. Nicht schon wieder.

Die Party war voll, laut und stickig.

Ich war ohnehin schon schlecht drauf, doch der Anblick von gut gelaunten Teenagern und knutschenden Pärchen steigerte meine Laune nicht gerade.

Normalerweise wäre ich ohne Harriet und Rosie nicht mal her gekommen. Normalerweise.

Was für ein Loser war ich eigentlich?

Der größte, ganz genau.

Aber die beiden waren sauer auf mich, genauso wie Sam. Und deshalb blieb mir keine andere Wahl, als mich heute so richtig zu betrinken.

Ich weiß, ich weiß. Das letzte Mal, als ich das getan hatte, war einiges schief gelaufen. Ich hatte Tony versehentlich geküsst. So etwas konnte wieder passieren. Na und. Schlimmer als jetzt, konnte es echt nicht werden.

Also streifte ich durch das Haus, auf der Suche nach etwas anständigem zu Trinken. Irgendwann fand ich die Küche, in der mir Daniel ein Bier reichte. „Zum Aufwärmen." hatte er gesagt, weil ich wissen wollte, warum er mir nichts stärkeres gab. Also ließ ich es zu, dass er mir die Flasche in die Hand drückte.

Innerhalb der nächsten halben Stunde hatte ich zwei Bierflaschen geleert und endlich ließ sich Daniel dazu herab, ein paar Leute herbei zu rufen, um ein Trinkspiel zu starten.

Einerseits verabscheute ich solche Sachen. Rosie, Harriet und ich hatten uns immer über diejenigen lustig gemacht, die nichts besseres zu tun hatten, als Wahrheit oder Pflicht oder ein anderes sinnloses Spiel zu spielen, bei dem man sich so richtig betrinkt.

Andererseits waren die beiden nicht hier, was mir wieder mal schmerzlich zu verstehen gab, wie unbeliebt ich wirklich war, und genau aus diesem Grund fand ich es sogar ganz verzeihlich, wenn ich meine guten Vorsätze dieses mal brach und mich den anderen anschloss.

Nach einiger Zeit, ich wusste mittlerweile nicht mehr, wie spät es eigentlich war, vergaß ich die Spielregeln und trank, wann immer ich die Gelegenheit dazu bekam.

Ich wusste, dass der Alkohol mir nicht gut tat, aber er gab mir dieses Gefühl, als könnte ich alles schaffen.

Ich vergaß den Streit mit meinen Freundinnen, ich vergaß die Probleme mit Sam und ich vergaß, dass ich Tony beim letzten Mal, als ich betrunken war, geküsst hatte.

Irgendwann fand ich mich dann auf der Tanzfläche wieder.

Das Blut rauschte mir in den Ohren und mein Herz hämmerte so sehr gegen meinen Brustkorb, dass ich beinahe glaubte, es wäre ein Vogel, der gleich heraus brechen würde. Das berauschende Gefühl wurde immer stärker, je mehr ich trank und je mehr ich trank, umso besser fühlte ich mich.

Ich wollte, dass es nie wieder aufhörte. Ich wollte diesen Moment festhalten und nicht daran denken, dass Harriet und Rosie mich vermutlich hassten und dass Sam nie wieder ein Wort mit mir sprechen würde.

Irgendwann fand ich einen Weg nach draußen auf die Veranda, um einen Moment frische Luft zu schnappen, als Laura neben mich gestolpert kam.

Ich hatte sie an diesem Abend nur ein paar Mal kurz gesehen, nicht mit ihr geredet und sie auch größtenteils gemieden. Ich hatte echt keine Lust darauf, mir wieder anzuhören, wie toll Sam doch war. Das wusste ich selbst.

„Hey, Val!", schrie sie mir ein bisschen zu laut ins Ohr. Sie war leicht außer Atem und ihre Wangen waren gerötet. „Ich hab dich ja heute noch gar nicht gesehen!"

Ich wollte schon: „Ja, ja, als ob", antworten, doch ich hielt mich zurück, drehte den Kopf zu ihr und versuchte sie anzulächeln. Keine Ahnung, ob es klappte oder nicht. Es war mir auch relativ egal. „Jetzt hast du mich ja gesehen", sagte ich stattdessen. Meine Sicht auf Laura war leicht getrübt, doch ich war mir sicher, dass sie breit lächelte. So, wie sie es immer tat. War fast schon ein bisschen nervig.

„Ach, Val. Du bist so eine gute Freundin. Hab ich dir das schon mal gesagt?", fragte sie.

Sie war eindeutig besoffen. Ich auch.

Ich zuckte halbherzig mit den Schultern. „Keine Ahnung. Bestimmt", erwiderte ich matt.

Laura lachte.

Oh, wie ich es hasste, wenn sie so lachte.

„Ja, bestimmt", sagte sie. „Dass du Sam und mich zusammen gebracht hast, war echt toll von dir. Ehrlich. Ich bin dir so dankbar, Valentine."

Ich nickte leicht. „Ist echt kein Problem, Laura", sagte ich hohl, doch sie wollte nicht mehr aufhören, sich zu bedanken.

Wie bescheuert war sie eigentlich? Wie konnte Sam nur mit so einer zusammen sein? Ich bekam das nicht in meinen Kopf.

„Sam und ich sind dir so unendlich dankbar", faselte Laura.

Ich verdrehte die Augen, doch in der Dunkelheit sah sie das vermutlich gar nicht. „Sam ist, glaub ich, nicht ganz so gut auf mich zu sprechen", murmelte ich, mehr zu mir selbst, als zu ihr, doch sie hatte es offenbar gehört.

„Ach, was! Er ist auch da. Also falls du mit ihm reden willst...", sagte sie hilfsbereit.

Ich starrte sie einen Moment vollkommen verständnislos an, dann begriff ich endlich, was genau sie eigentlich gesagt hatte. Meine Augen weiteten sich und ich sagte: „Oh, ja, klar. Dann geh ich mal wieder rein."

Und damit ließ ich Laura allein auf der Veranda stehen.

Als ich im Haus ankam, fiel es mir sehr schwer, ruhig zu atmen. Es war unglaublich warm und stickig.

Ich kämpfte mich mehr schlecht als recht durch die feiernden Gäste. Von Sam war weit und breit nichts zu sehen, mein Blick war verschwommen und es fühlte sich an, als sei ich in einem besonders irrealen Traum gefangen.

Plötzlich stolperte ich über meine eigenen Füße und ich glaubte schon, gleich eine ziemlich unsanfte Begegnung mit dem Boden zu machen, als mich zwei starke Arme auffingen.

„Vorsicht", sagte eine tiefe, mir sehr bekannte Stimme.

Ich sah zu Sam hoch, der mich wieder einigermaßen aufrichtete und mich dann sofort los ließ. Ich schwankte, hatte Schwierigkeiten, mein Gleichgewicht zu behalten. „Hi", sagte ich ein wenig außer Atem.

Sam presste die Lippen aufeinander. „Hallo, Valentine", begrüßte er mich. Wahnsinn, heute war er wohl besonders höflich.

„Kann ich mit dir reden?", fragte ich.

Sam runzelte die Stirn und betrachtete mich leicht besorgt. „Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte er.

Ich versuchte zu lächeln. „Ja ja, mir geht's super", sagte ich, doch im selben Augenblick verschwamm alles vor meinen Augen und ich stolperte zur Seite.

Wieder war es Sam, der mich festhielt. „Wow. Hey, Val", sagte er besorgt und ich spürte, wie er einen Arm um meine Hüfte schlang. „Komm, dir geht's nicht gut. Ich bring dich hier raus."

Ich ließ es zu, dass er mich stützte und sich einen Weg durch die Menge nach draußen bahnte. Ich hatte schon beinahe Angst, dass Laura noch immer hier stehen würde. Doch sie war weg. Und ich war froh darüber. „Ich muss mit dir reden. Es ist wirklich wichtig", murmelte ich benommen. Ich atmete tief durch und öffnete die Augen.

Wir befanden uns einige Meter vom Haus entfernt. Sam bugsierte mich sanft zu seinem Wagen, der auf der anderen Straßenseite geparkt war.

„Das kannst du auch später machen", sagte er jedoch nur.

Ich schüttelte rasch den Kopf und drückte mich leicht von ihm weg. „Nein, ich will, dass du weißt, dass es mir leid tut. Du sollst nicht mehr sauer auf mich sein", sagte ich und ich verabscheute mich selbst, weil ich so vor ihm herum jammerte.

Ich hörte, wie Sam leise lachte. „Ist schon okay", sagte er.

Doch wieder schüttelte ich den Kopf. „Nein, nein...es ist nicht okay", widersprach ich. „Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist."

Sam blieb stehen und ich stolperte blödsinniger Weise in ihn hinein. Ich trat einen Schritt zurück und sah dann mit großen Augen zu ihm hoch. Etwas trauriges lag in seinem Blick.

„Du hast Tony geküsst", stellte er fest und irgendwie klang er dabei verloren.

Ich schluckte und senkte verlegen die Lieder. „Ja, das hab ich wohl", sagte ich leise. „Ziemlich dumm von mir, was?" Ich lachte nervös, doch als Sam nicht darauf einging, hörte ich schlagartig auf.

„Ich dachte, der Plan war, dich an ihm zu rächen. Und nicht, ihn zurückzugewinnen", sagte er und ein vorwurfsvoller Ton lag in seiner Stimme.

Ich hob den Kopf und biss mir auf die Unterlippe. „Das war der Plan. Das bei der Party ist einfach...passiert. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle", sagte ich dann. „Ich war wütend, weil du mit Laura zusammen bist und Harriet und Rosie nicht mehr mit mir reden."

Sam starrte mich überrascht an. „Du warst wütend, weil ich mit Laura zusammen bin?", fragte er ungläubig.

Ich schnaubte und nickte beschämt. „Ja, irgendwie schon", murmelte ich und sah auf meine Schuhe.

Mit einem Mal stand Sam ziemlich dicht vor mir. „Warum?", fragte er leise.

Ich sah zu ihm hoch. Ich war zu betrunken, um einen klaren Gedanken zu fassen. „I-Ich-", stammelte ich.

Er war mir viel zu nah. Musste das sein? Schon allein im nüchternen Zustand brachte er mich um den Verstand. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich musste mich stark konzentrieren, um nicht gleich an Ort und Stelle in Tränen auszubrechen.

„Ist echt nicht der Rede wert", sagte ich schließlich mit brüchiger Stimme und riss mich aus seinem Blick.

Doch Sam schien offenbar nicht so schnell aufgeben zu wollen. „Doch, Val. Komm schon, du kannst nicht..." Er fuhr sich gestresst durch die Haare und schien dabei völlig überfordert mit der Situation zu sein. „Du kannst nicht sagen, dass du wütend bist, weil ich mit Laura zusammen bin, und dann so tun, als gäbe es keinen Grund dafür." Er klang irgendwie verzweifelt. Und das wollte ich nicht.

Ich starrte ihn mit großen Augen an. Das, was ich ihm sagen wollte, war zu kompliziert, um es in Worte zu fassen. Deshalb stellte ich mich auf die Zehenspitzen, schloss die Augen und drückte meine Lippen auf seine.

Zuerst schien Sam völlig überrumpelt davon, dann erwiderte er meinen Kuss. Seine Hand fuhr über meine Wange und seine Lippen waren so unsagbar weich. Und es war wundervoll. Es war der beste Kuss, den ich bisher erlebt hatte.

Bis zu dem Zeitpunkt, als sich eine kleine höhnische Stimme in meinem Kopf breit machte und mir mitteilte, dass das gerade ein gewaltiger Fehler war.

Laura war Sams Freundin. Ich nicht. Sie allein hatte das Recht, ihn zu küssen. Ich nicht.

Also zog ich meinen Kopf zurück.

Sam war leicht außer Atem, ich auch. Ich hatte nicht gemerkt, dass seine eine Hand an meinem Rücken lag und mich gegen ihn drückte. Entsetzt starrte ich zu ihm hoch.

Was hatte ich getan?

„Tut mir leid", sagte ich leise. „Wenn ich betrunken bin, habe ich immer diese merkwürdige Angewohnheit, irgendwelche Leute zu küssen." Ich lachte nervös auf und stieß mich dann von ihm weg.

Sam schien ähnlich verwirrt wie ich. Er trat einen Schritt zurück, fuhr sich beschämt mit der Hand durch die Haare und wich meinem Blick aus. „Tut mir leid. Ich hätte das nicht tun dürfen", entschuldigte er sich.

„Das...das war doch nicht deine Schuld", entgegnete ich rasch.

Er starrte mich an.

Unter seinem Blick fühlte ich mich noch verletzlicher, als ich es ohnehin schon war, also schaute ich weg. „Ich sollte nach Hause gehen", sagte ich schließlich und wollte mich schon umdrehen, doch Sam hielt mich fest.

„Du gehst nicht alleine. Ich fahr dich." Ich wollte schon protestieren, doch Sams Blick ließ keinen Widerspruch zu.

Wir saßen schweigend nebeneinander im Auto. Keiner von uns sagte auch nur ein Wort.

Mir war das ganze so verdammt peinlich. Warum verlor ich immer die Kontrolle? Ich hatte ihn geküsst. Ich hatte Sam geküsst.

Na schön, ich hatte es schon einmal getan, aber damals war das alles nur Show gewesen. Nicht real, nicht echt. Aber diesmal. Ich hatte ihn so unbedingt küssen wollen. Ich wollte nicht mehr länger warten und dabei zusehen, wie Laura ihn nur ausnutzte.

„Val, kann das unter uns bleiben?"

Ich hob den Kopf. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Sam angehalten hatte. Wir standen jetzt direkt vor dem Haus meines Vaters. Ich starrte ihn einen Moment nur sprachlos an. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Das war alles zu verrückt.

„Lass uns...lass uns das einfach vergessen, okay?" Sam sah mich erwartungsvoll an.

Ich nickte hastig. „Ja...ja, klar", sagte ich verwirrt. Irgendwie war ich enttäuscht.

Doch ich wollte nicht mehr weiter in diesem Auto neben ihm sitzen. Ich hatte das Gefühl, dass die Luft im Inneren immer dünner wurde. In meinen Augen brannten Tränen.

„Val, ich-", begann Sam, doch noch ehe er weiter sprechen konnte, öffnete ich die Autotür und sprang hinaus.

Mit schnellen Schritten lief ich die Treppe zur Veranda hinauf, fummelte mit zittrigen Fingern den Schlüssel aus meiner Tasche und schloss die Haustür auf.

Und hätte ich mich noch einmal umgedreht, hätte ich auch gesehen, dass Sam mir beinahe sehnsüchtig hinterher blickte.

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