VIERUNDZWANZIG
༄
Um viertel vor sechs an diesem Abend fand ich mich selbst, nachdem ich noch einige Dinge besorgt hatte, vor Sams Haustür wider. Ich stand fünf Minuten ziemlich unschlüssig davor und wusste nicht, ob ich nun klingeln sollte oder nicht.
Ich hatte gerade den Entschluss gefasst, dass ich es einfach tun würde, als mir klar wurde, was das hier eigentlich für eine bescheuerte Idee war. Ich ließ meine Hand sinken, schüttelte den Kopf und drehte mich um, als die Tür plötzlich doch aufging.
„Hallo? Kann ich dir helfen?", fragte eine weibliche Stimme, die ganz offensichtlich nicht zu Sam gehörte.
Ich wandte mich wieder um und sah mich Mrs Stewart gegenüber. Sie war eine hübsche Frau, die wohl gerade in ihren besten Jahren war. Sie war noch relativ jung, hatte lange Haare, die die gleiche Farbe hatten, wie die von Sam, und blaue Augen, die mich nachdenklich musternden. Sie hatte die Stirn in Falten gelegt und schien angestrengt zu überlegen, wo sie mein Gesicht schon mal gesehen hatte.
Dann hellte sich ihre Miene auf und sie lächelte gutmütig. „Valentine?"
Ich erwiderte ihr Lächeln etwas verkrampft und hob die Hand, in dem erbärmlichen Versuch, nett zu wirken. „Ja, hi", sagte ich nervös und Sams Mom lächelte nur noch breiter.
„Verdammt, bist du groß geworden", sagte sie erstaunt und stützte ihre Hände in die Hüften. „Ich hätte dich fast nicht erkannt." Sie lachte sympathisch und ich stand etwas verloren auf der Türschwelle, bis Mrs Stewart sich plötzlich an den Kopf griff und ein entschuldigenden Blick aufsetzte. „Wie unhöflich von mir, komm doch rein. Du willst bestimmt zu Sam."
Ich wollte gerade etwas erwidern, als sie mich schon mehr oder weniger ins Haus zog. Ich hatte kaum eine Chance ihr zu entkommen. „Also? Wie geht's dir?", fragte Mrs Stewart interessiert, als wir im Wohnzimmer standen, während ich mich ziemlich unbehaglich fühlte.
„Ganz gut", sagte ich.
„Und deinem Dad? Wie müssen uns unbedingt mal wieder treffen. Ich weiß, es liegt an uns. Wir haben das alles in letzter Zeit ziemlich schleifen lassen", plapperte Mrs Stewart vor sich hin. „Seit dem Tod von-" Sie unterbrach sich und sah mich vorsichtig an. „Nun, seitdem Theresa nicht mehr da ist, hatten wir kaum Kontakt zu deinem Vater."
„Ja...", sagte ich bloß lahm, weil ich nicht wusste, was ich dazu sagen sollte oder was sie hören wollte.
„Na gut, dann hol ich jetzt mal Sam, ja?", fragte Mrs Stewart, um die peinliche Stille zu durchbrechen, und ohne erst auf eine Antwort meinerseits zu warten, verschwand sie aus dem Wohnzimmer und kaum eine Minute später kam Sam die Treppe hinunter. Als er mich sah, wirkte er zunächst überrascht, ehe er eine eher neutrale Miene aufsetzte. „Val?", fragte er verwundert und kam die letzten Stufen zu mir hinunter.
Ich biss mir nervös auf die Unterlippe. Wir starrten uns gegenseitig an. Keiner von uns bewegte sich. Es war beinahe so, als würde mich sein Blick gefangen halten.
Als seine Mutter ebenfalls das Wohnzimmer betrat, bemerkte sie offenbar die nicht zu übersehende angespannte Stimmung zwischen uns. Sie blickte erst zu ihrem Sohn, dann zu mir, bevor sie die Augenbrauen hochzog und mit den Worten: „Ich bin in der Küche, Abendessen kochen" verschwand.
„Was machst du hier?", fragte Sam irgendwann stirnrunzelnd, nachdem er einige Anläufe gebraucht hatte, um einen ordentliche Satz zu bilden.
Es war eine berechtigte Frage, aber plötzlich wusste ich selbst nicht mehr genau, was ich hier eigentlich wollte. Was hatte ich denn erwartet? Dass er sich freuen würde, mich zu sehen? Nach all dem, was zwischen uns passiert war. „I-Ich-" stammelte ich und hob etwas unschlüssig meinen Arm, um mir letztendlich nur durch die Haare zu fahren. „Ich weiß nicht...ich denke, ich sollte lieber wieder gehen."
Ich hatte mich wieder umgedreht, als Sam das Wort ergriff: „Wir müssen reden."
Langsam wandte ich mich wieder auf dem Absatz zu ihm um. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, deshalb schwieg ich und blickte Sam abwartend an. Wir standen in einem respektablen Abstand voreinander.
„Worüber willst du reden?", fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich fühlte mich plötzlich defensiv. „Willst du mir sagen, was meinen Bruder beim Footballspiel so auf die Palme gebracht hat?"
Sams Kiefermuskeln spannten sich an und er wirkte nicht gerade erfreut, dass ich gerade dieses Thema ansprach. „Vielleicht solltest du das lieber Leo fragen", erwiderte er kühl und ich zog die Augenbrauen hoch.
„Er hat gesagt, es wäre besser, wenn du es mir erklärst", entgegnete ich.
Sam schnaubte verächtlich. „Da lag er aber falsch", sagte er und ich starrte ihn an. „Wie so oft", murmelte er und ich schüttelte den Kopf.
„Ich versteh dein Problem nicht", teilte ich ihm mit.
Sam sah mich ungläubig an. „Was?", rief er und wirkte tatsächlich verwirrt. „Du bist offensichtlich diejenige mit dem Problem."
Ich starrte ihn einen Augenblick einfach nur an, dann wandte ich mich kopfschüttelnd ab. „Ganz ehrlich, das muss ich mir nicht anhören", sagte ich genervt.
„Warte." Sams Stimme war mir so nah, dass ich mich wieder zu ihm umdrehte. Er stand jetzt direkt vor mir, ein bisschen zu nah, als dass es noch als akzeptabel durchgehen könnte.
Ich wich seinem Blick aus und drängte mich dann an ihm vorbei.
„Val."
Ich blieb stehen.
„Ich weiß nicht, was mit dir los ist", sagte Sam.
Ich hatte ihm nach wie vor den Rücken zugewandt.
„Ich werde aus dir einfach nicht schlau. Also bitte erkläre es mir. Ich fühle mich nämlich echt langsam beschissen. Erst knutscht du auf Daniels Party mit Tony rum, dann küsst du mich und sagst du seist sauer, dass ich mit Laura zusammen bin, obwohl das die ganze Zeit der Plan war. Ich will es einfach nur verstehen. Ich lass dich jetzt nicht gehen. Nicht ohne eine Erklärung."
Es war nicht direkt eine Drohung, aber trotzdem wurde mir bei seinen Worten ganz kalt. Langsam drehte ich mich wieder zu ihm um. „Seit wann schulde ich dir eine Erklärung?"
Sam schnaubte fast verächtlich. „Seit du ohne Grund aufgehört hast mit mir zu reden", behauptete er.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich hatte meine Gründe", erwiderte ich.
„Die da wären?", fragte Sam mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich hab nämlich keine Ahnung."
„Ich habe es dir schon gesagt", sagte ich inzwischen sichtlich entnervt. „Ich hab dir alles über Laura erzählt und du wolltest mir nicht glauben. Ist das nicht Erklärung genug? Was willst du denn noch hören?" Meine Stimme klang ein paar Oktaven höher als üblich und beinahe schämte ich mich dafür.
„Ich will wissen, was mit dir los ist? Warum kannst du nicht einfach akzeptieren, dass ich mit Laura zusammen bin? Und warum zur Hölle küsst du mich, obwohl du ganz genau weißt, dass ich eine Freundin habe?", rief Sam.
„Ich war betrunken und das weißt du auch!", schleuderte ich ihm entgegen. Mich würde es nicht mal wundern, wenn seine Mutter jedes Wort von unserer Unterhaltung mitbekam, aber im Moment war mir das völlig egal. „Und ich akzeptiere, dass du mit Laura zusammen bist, aber das heißt noch lange nicht, dass ich es gut finde. Aber weißt du was?" Ich klang so verdammt hysterisch. „Das ist mir inzwischen ziemlich egal! Ich bin fertig mit dir!"
Sam starrte mich an, dann fuhr er sich, offenbar ziemlich überfordert mit der ganzen Situation, durch die Haare. „Und warum bist du dann hier?", rief er wütend.
„Weil ich mich entschuldigen wollte, okay?", schrie ich zurück. „Ich will ja mit dir befreundet sein, aber du machst es mir so verdammt schwer. Und ich hab gemerkt, dass ich nicht weiß, ob ich das kann. Immerhin hast du mir das Gefühl gegeben, nicht wichtig zu sein. Genau das gleiche Gefühl hatte ich bei Tony!"
Sam wurde blass. „Vergleich mich nicht mit ihm!", blaffte er und ich zuckte zusammen.
„Warum nicht?", knurrte ich.
„Hör auf! Hör auf, so zu tun, als hätte ich das getan, was dieser - dieser - was er getan hat!"
Ich schüttelte langsam den Kopf. „Es geht nicht darum, was du getan hast. Oder was Tony getan hat", sagte ich. „Es geht darum, dass du mir mein Herz gebrochen hast, genau wie er es getan hat. Du hast mir vorenthalten, dass du mit Laura zusammen bist. Du hast mit ihr geschlafen-"
„Ich hab nicht mit ihr geschlafen", unterbrach Sam mich jedoch stirnrunzelnd.
Ich starrte ihn unverwandt an. „Was? Natürlich. Ich hab doch-"
Sam schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, woher du das schon wieder hast, aber ich hab nicht mit Laura geschlafen", wiederholte er nachdrücklich.
„Aber..." Dann hatte Allison doch Recht gehabt und Laura hatte sich wirklich beschwert, dass zwischen Sam und ihr im Bett nichts lief. Ich schluckte schwer und reckte dann mein Kinn in die Luft. „Nun, es ist egal, was du getan oder nicht getan hast", sagte ich. „Weißt du, ich bin nicht gekommen, um mich wieder mit dir zu streiten. Ich bin es langsam leid. Ich habe das alles satt, Sam."
Sam sah mich stumm an, dann kam er mir wieder näher. Ich wich zurück, bis ich die Kante des Esstisches in meinem Rücken spürte. Sam stützte seine Hände zu beiden Seiten neben mir ab und ich fühlte mich plötzlich ziemlich eingeengt. Ich sah zu ihm empor. Seine Sommersprossen hoben sich deutlich von seiner blassen Haut ab. Ein seltsamer Moment verging, in dem keiner von uns etwas sagte. Ich wusste nicht so recht, wie ich damit umgehen sollte.
„Warum machst du das?", fragte ich schließlich leicht atemlos, als ich meine Stimme wieder gefunden hatte.
Sam sah mich an, er hatte einen Ausdruck in seinen Augen, den ich nicht ganz einordnen konnte. „Wie kannst du nur so tun, als wüsstest du es nicht?", flüsterte er und ich fühlte mich noch ratloser, als ich es ohnehin schon war.
„Was wissen?", fragte ich mit brüchiger Stimme.
Er schaute zu mir, fing meinen Blick auf und stöhnte dann auf. „Oh mein Gott, du weißt es wirklich nicht, oder? Du hast keine Ahnung!", stellte er fest und schien mehr geschockt zu sein, als wirklich zu wissen, was hier gerade abging. „Du weißt nicht - Gott - wie kannst du es nicht wissen?"
Plötzlich wurde ich wieder wütend. „Was denn wissen?", fragte ich aufgebracht. „Du sagst die ganze Zeit nur Du kapierst es nicht, Val. Du verstehst es nicht. Und du sagst mir andauernd, dass du irgendwelche Erklärungen von mir willst. Aber was soll ich dir erklären? Was soll ich denn hier verstehen? Warum du so anders geworden bist? Warum du so schrecklich und abweisend zu mir bist? Was du zu meinem Bruder gesagt hast, dass ihn so wütend gemacht hat? Ja, das würde ich wirklich gerne verstehen." Ich verschränkte die Arme vor der Brust, soweit es der Freiraum zuließ, den mir Sam noch gab, und sah ihn herausfordernd an.
Dieser fuhr sich gestresst durch die Haare. „Du willst wissen, warum ich sauer auf dich war? Warum ich unbedingt Zeit mit verbringen wollte und wir diesem beschissenen Plan gemacht haben? Du willst wissen, warum ich, seitdem ich mit Laura zusammen gekommen bin, noch nicht mit ihr geschlafen habe?", rief er aus.
Ich schwieg. Mein Herz schlug wie verrückt gegen meinen Brustkorb.
„Ich mag dich, Val, okay? Ich mag dich schon seit - vermutlich seit ich dich das erste Mal gesehen habe und ich habe es so verdammt offensichtlich gemacht. Aber du warst ja viel zu beschäftigt mit deinen Freundinnen und Tony und irgendwelchen anderen Typen und ich war immer nur der nervige beste Freund deines Bruders. Nie mehr. Verstehst du jetzt? Deswegen wollte ich Zeit mit dir verbringen. Ich dachte, dass, wenn du mir hilfst, an Laura ran zu kommen, ich dich endlich vergessen und mich in Laura verlieben würde, aber das hat nicht funktioniert. Wenn, dann haben sich meine Gefühle für dich nur noch verstärkt und ich konnte nichts dagegen tun."
Sam hielt inne. Er atmete schwer und ich starrte ihn einfach nur ungläubig ab. Mein ganzer Körper bebte und die Elektrizität zwischen uns war beinahe greifbar.
„Und als ich gehört habe, dass du mit Tony rumgemacht hast, hab ich mich beschissen gefühlt und ich wusste nicht mal, warum, weil ich dachte, dass ich über dich hinweg wäre. Also ja, ich habe ein paar Sachen gesagt, die ich wahrscheinlich nicht hätte sagen sollen. Und die ich nicht so gemeint habe. Und als ich dich vor Tony geküsst habe, wollte ich das, Val. Ich wollte dich küssen. Ich will dich küssen. Aber ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, wenn du mich wieder wegstößt."
Als er verstummte, starrte ich ihn fast geschockt an. Er mochte mich? Er mochte mich? Warum sagte er das jetzt? Was war mit Laura? Und warum fühlte ich mich einfach nur schrecklich, obwohl das eigentlich genau das war, was ich schon die ganze Zeit hatte hören wollen?
Und während ich so zwischen Sam und dem Tisch gepresst da stand, spielten meine Gefühle vollkommen verrückt. Und ich verstand, dass ich es einfach nur leid war, dass Sam immer nur einen Hauch von mir entfernt war und ich ihn nie wirklich hatte haben können. Laura war immer im Weg gewesen. Sie war auch jetzt noch im Weg, aber das mir gerade ziemlich egal, um ehrlich zu sein. Der Gedanke, dass Laura Sams Freundin war, rückte in die hinterste Ecke meines Verstandes. Im ersten Moment stand ich da, total eingesperrt zwischen Sam und dem Tisch, und beobachtete ihn, wie er zwischen wütend auf mich zu sein und dem Drang mich offenbar küssen zu wollen, hin und her gerissen war, und im nächsten schob ich meine Hand in Sams Haare und zog ihn näher zu mir.
Er sog scharf die Luft ein, als ich meine andere in seinen Nacken legte und bevor sich unsere Lippen berührten. In diesem Moment vergaß ich alles andere um mich herum. Sams Hände fanden den Weg zu meiner Hüfte und drückten mich mehr oder weniger gegen den Tisch, während ich mit geschlossenen Augen da stand und mein Herz so stark klopfte, dass ich dachte, es würde jeden Moment aus meiner Brust springen.
Ich werde ganz ehrlich sein. Endlich von Sam geküsst zu werden, war unglaublich. Ich meine gut, wir hatten uns schon einmal geküsst, aber das erste Mal war es nur, um Tony zu ärgern, und beim zweiten Mal war ich zu betrunken, um mich noch an jedes Detail erinnern zu können. Aber dieser Kuss ließ mich schwach und zittrig werden und die Welt um uns herum verschwand. Ich vergaß sogar, dass seine Mutter im Raum nebenan war und jeden Moment herein kommen und uns sehen konnte. Aber das war mir egal.
Es war kein sanfter, zögerlicher Kuss gewesen. Dieser hier war rau, fast verzweifelt und vollgepackt mit Gefühlen, vor allem von dem Streit, den wir gerade eben noch gehabt hatten. Die Hitze zwischen uns war unglaublich und überwältigend, wenn man bedachte, dass wir uns gerade eben noch frustriert angeschrien hatten. Und diese ganze Frustration war noch immer da, sie floss aus Sam heraus und direkt hinein in den Kuss.
Sam wollte mit mir zusammen sein. Er mochte mich wirklich. Wenn das Geständnis gerade eben es nicht bewiesen hatte, dieser Kuss tat es ganz bestimmt.
Und ich? Was tat ich dumme Kuh? Ich dachte an meinen Bruder und an das, was Sam auf dem Footballfeld zu ihm gesagt hatte. Es musste irgendwas über mich gewesen sein. Sonst wäre Leo nicht so ausgerastet. Sonst hätte er mit Sicherheit nicht die Fassung verloren. Und auch, wenn es jetzt blöd klang, aber ich liebte meinen Bruder. Er war meine zweite Hälfte. Er war immer für mich da. Er war - ich konnte Sam nicht über meine Familie stellen. Und wenn er und Leo Streit hatten, würde ich mich nicht für Sam entscheiden. Und wenn nur die geringste Chance bestand, dass mein Bruder mich nicht fallen lassen und dass er sauer sein würde, wenn ich jetzt mit Sam zusammen kam, würde ich sie nutzen. Also löste ich mich von ihm.
Zuerst schien Sam überhaupt nicht verwirrt zu sein. Schließlich ist Sauerstoff eines der Grundbedürfnisse des Lebens und wir hatten uns so lange geküsst, dass wir nun beide Luft brauchten. Einen Augenblick standen wir beide schwer atmend da, nicht fähig irgendein Wort zu sagen. Dann hob Sam eine Hand von meiner Hüfte und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er lächelte ein riesengroßes, dämliches Lächeln, das einem selbst den miesesten Tag verbessern konnte. Nur, dass es diesmal mein Herz zu brechen schien.
„Sam...", sagte ich leise und meine Stimme war so voller Schmerz, dass sich mein Magen zusammen zog. Auch Sam musste den bittenden Ton bemerkte haben, denn er trat einen Schritt zurück und sah mich mit leerem Blick an.
„Wir können nicht. Ist schon klar", sagte er kalt und ich konnte spüren, wie mein Herz in Zwei brach.
„Ich-", begann ich, doch er unterbrach mich sofort.
„Richtig", sagte er so lässig wie möglich, auch wenn ich wusste, dass es aufgesetzt war. „Es war dumm von mir, zu glauben, ich hätte eine Chance. Ich schätze, es war offensichtlich, nicht wahr?" Er wandte sich von mir ab und ich war gerade im Begriff ihm zu widersprechen, mich ihm wieder an den Hals zu werfen, ihn zu küssen und ihm zu sagen, wie stark meine Gefühle für ihn waren.
Ich hatte gerade den Mund aufgemacht, als die Tür aufging und Mrs Stewart herein kam. Sie hatte ein neutrales Gesicht aufgesetzt, aber ich konnte mir denken, dass sie ganz genau wusste, was hier gerade zwischen ihrem Sohn und mir abgelaufen war. „Das Essen ist fertig. Vielleicht will Valentine-"
„Nein, will sie nicht", unterbrach Sam seine Mutter jedoch kühl.
Diese stutzte und warf mir einen Blick zu, den ich mit einem gequälten Lächeln erwiderte. „Danke, Mrs Stewart, aber ich muss jetzt sowieso nach Hause", sagte ich bemüht freundlich.
Sams Mom sah verwirrt drein, sie wirkte sogar etwas enttäuscht, als sie die Schultern hängen ließ und schlussendlich nickte. „Na schön. Dann vielleicht beim nächsten Mal?", fragte sie beinahe hoffnungsvoll.
Hastig nickte ich, auch wenn ich nicht wusste, ob ich jemals wieder dieses Haus betreten würde. Wahrscheinlich eher nicht. Dann drehte ich mich um, verabschiedete mich und brachte mich selbst zur Tür. Ich fuhr mir übers Gesicht und musste die Tränen zurückhalten, die sich in meinen Augen gesammelte hatten.
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