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SIEBENUNDZWANZIG

„Wie geht's ihr?"

„Sie hat seit zwei Stunden nichts gesagt."

„Hast du versucht, mit ihr zu reden?"

„Ja klar, hab ich das. Ich bin ja nicht blöd."

„Und was machen wir jetzt?"

„Keine Ahnung."

„Leute!", rief Rosie durch die geschlossene Tür ihres Zimmer. „Ist nicht so, als könnte ich euch nicht hören. Also tut bitte nicht so, als wäre ich geistig behindert, oder so."

Harriet und ich sahen einander ertappt an und ich biss mir auf die Unterlippe, während meine blonde Freundin neben mir leicht grinste. „Wusste doch, dass du noch lebst", erwiderte sie trocken und ich konnte mir vorstellen, dass Rosie auf der anderen Seite die Augen verdrehte.

„Ich habe euch schon gesagt, dass ihr nicht hier bleiben müsst", sagte sie dann mit einem Seufzen. „Ihr habt sicher was besseres zu tun, als euch an einem Samstagabend mein Geheule anzuhören."

Harriet und ich tauschten einen weiteren Blick und Harriet setzte eine nachdenkliche Miene auf. „Mhm, schon. Da ist diese Party und - aua! Val!" Ich hatte ihr mit meinem Ellenbogen in die Seite gestoßen und die Blondine sah mich vorwurfsvoll an, ehe sie den Kopf schüttelte, auch wenn Rosie das durch die geschlossene Tür natürlich nicht sehen konnte. „Wir bleiben natürlich hier, Rosie", sagte sie bestimmt und wieder seufzte unsere Freundin.

„Es ist nicht schlimm, hörst du?", merkte ich an. „Es ist doch nichts passiert."

Rosie blieb still.

„Rosie?", fragte ich. „Du hast nichts falsch gemacht, okay?"

Ich konnte hören, wir meine Freundin wahrscheinlich mit dem Kopf gegen die Tür schlug, denn ein dumpfer Knall ertönte. „Ich hätte ihn nicht so nah an mich ran lassen sollen", sagte sie leise.

Ich verzog das Gesicht. „Ja, schon", lenkte ich ein. „Aber niemand konnte wissen, dass er so ein Arsch ist. Du bist nicht daran schuld, was passiert ist."

Rosie schniefte.

„Lass uns endlich rein. Komm schon", verlangte dann Harriet. „Dann machen wir Popcorn und schauen uns jeden schnulzigen Liebesfilm an, den du hast. Mach auf, Rosie."

„Ja, bitte. Mach endlich die Tür auf", sagte ich.

Eine Minute verging, dann regte sich etwas auf der anderen Seite und einen Augenblick später ging die Tür auf und Rosies Gesicht tauchte mit verschmierten Augen im Rahmen auf und sie sah uns erschöpft an. „Popcorn mit Butter und Zucker?", fragte sie unsicher.

Harriet und ich sahen uns an, bevor wir in Gelächter ausbrachen und auch Rosie schließlich zögerlich mit einstimmte. „Mit ganze viel Butter und Zucker", bestätigte Harriet und ich nickte zustimmend.

Nachdem das geklärt war, ließ uns Rosie endlich in ihr Zimmer und während sie ihre gesamte DVD-Sammlung hervor kramte, ging Harriet nach unten und kümmerte sich um das Popcorn. Ich setzte mich zu Rosie aufs Bett und sah sie nachdenklich an. „War schon süß, wie sich Leo gestern um dich gekümmert hat, was?", zog ich sie ein wenig auf und auf Rosies Lippen erschien tatsächlich ein kleines, schüchternes Lächeln.

„Er hat ja schon immer ziemlich den Beschützer raus hängen lassen", sagte sie und ich grinste breit.

„Bei dir war das aber immer 'ne Spur schärfer. Ich habe gesehen, wie wütend er geworden ist, als der Typ gestern aus dem Schlafzimmer kam und sich über dich lustig gemacht hat, weil du nicht wolltest", sagte ich nachdenklich. „Er mag dich wirklich sehr", stellte ich dann fest und Rosie hob den Kopf.

Ihre blauen Augen waren ganz groß geworden. „Aber ich hab ihn doch immer so schrecklich behandelt", sagte sie leise. „Bevor wir miteinander geschlafen hatten, habe ich nie großartig darüber nachgedacht, dass er es vielleicht ernst meinen könnte. Immerhin war er immer nur dein Bruder und nervig noch dazu und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er tatsächlich an einer ernsthaften Beziehung interessiert wäre." Sie zuckte mit den Schultern und wirkte dabei ein wenig verloren.

Ich lächelte betreten. „Er mochte dich schon von Anfang an", erzählte ich. „Du - wir alle - waren nur immer viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um das zu erkennen. Keiner hätte gedacht, dass er echte Gefühle für dich hätte. Ich selbst habe immer geglaubt, dass er das nur macht, um dich und mich zu ärgern."

Rosie biss sich schuldig auf die Unterlippe. „Ich war echt eklig zu ihm", stellte sie nüchtern fest und ich wagte nicht, das zu bestätigen. Rosie war nie so sehr darauf versessen gewesen, einen festen Freund zu haben. Vor allem nicht Leo. Sie war nie begeistert von ihm gewesen. „Aber nachdem wir miteinander geschlafen und ich heraus gefunden hatte, dass er auch noch mit seinen Freunden darum gewettet hat, wie lange er braucht, um mich rum zu kriegen, da fand ich ihn nur noch abstoßender, obwohl ich zum ersten Mal so was wie Spaß mit ihm hatte und ihn besser kennenlernen wollte." Sie schüttelte den Kopf und widmete sich dann wieder ihren DVDs, während ich schweigend neben ihr saß und sie dabei beobachtete.

„Es tut ihm wirklich leid", sagte ich irgendwann und Rosie hob wieder den Kopf, um mich anzusehen.

„Und warum kann er dann nicht zu mir kommen und mir das selbst sagen?", fragte sie.

Daraufhin blieb ich stumm, weil ich selbst keine Ahnung hatte, warum Leo das nicht einfach tat. Womöglich kam er sich blöd vor. Würde ich mir auch. Aber eine einfache, persönliche Entschuldigung wäre doch angebracht.

Im nächsten Moment kam aber Harriet auch schon mit einer vollen Schüssel Popcorn wieder und das Thema Leo war abgehackt. Wir einigten uns auf einen Liebesfilm, in dem Ryan Gosling die Hauptrolle spielte, und stellten das Popcorn in unsere Mitte, damit jeder ran kam und sich mit dem gebutterten Zeug vollstopfen konnte. Was meine Figur anging, war ich echt nicht so bedacht, aber wen kümmerte das schon. Mich nicht so sehr, wie es wahrscheinlich sollte.

Nach ungefähr einer Stunde, die Sonne war schon lange untergegangen und die Party in Adams Haus, die heute steigen sollte, war vermutlich bereits in vollem Gange, klingelte mein Handy und ich zuckte erschrocken zusammen, ehe ich das vibrierende Telefon aus meiner Hosentasche zog und Sams Name mir auf dem Display entgegen leuchtete. Ich zeigte es meinen Freundinnen, die nur verwundert drein sahen - immerhin hatte ich ihnen alles von unserer derzeitigen Situation erzählt - und überlegte tatsächlich, einfach nicht ran zu gehen, ehe ich es dann doch tat und mir ein ziemlich aufgeregter Sam am anderen Ende der Leitung ins Ohr schrie.

„Val! Val, du musst sofort her kommen! Leo hat getrunken und dann war irgendwas und er ist abgehauen. Und jetzt ist er weg und sein Auto auch! Er war ziemlich dicht, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe! Scheiße, verdammt, wenn er jetzt fährt, dann- "

„Sam!", unterbrach ich ihn jedoch und stand vom Bett auf, während Rosie und Harriet einen verwunderten Blick tauschten und die Blondine das Popcorn wegstellte und Rosie den Fernseher ausschaltete. „Beruhige dich, okay? Was genau ist passiert?"

Ich konnte hören, wie Sam auf der anderen Seite tief durchatmete und mir die ganze Sache noch einmal mit wesentlich ruhiger Stimme zusammen fasste: „Dein Bruder hat sich auf Adams Party betrunken. Und dann tauchte aus irgendeinen Grund Tony auf und hat ihn so lange provoziert, bis Leo ihm eine reingehauen hat und dann verschwunden ist. Ich hab keine Ahnung, wo er hin ist, er wollte es niemandem sagen. Und jetzt habe ich gemerkt, dass seine Karre nicht mehr vor dem Haus steht."

Ich spürte, wie sämtliche Farbe aus meinem Gesicht wich. „Okay, ich komme."

Sam atmete erleichtert aus. „Beeil dich bitte."

Dann legten wir beide auf und ich schob mein Handy zurück in die hintere Tasche meiner Jeans, während ich meine Autoschlüssel von Rosies Kommode schnappte und aus dem Zimmer flüchtete, meine Freundinnen waren mir dicht auf den Fersen.

„Was ist los?", rief Harriet mir irritiert hinterher, als ich die Treppe hinunter sprintete und im Korridor die Haustür aufriss. Laue Nachtluft wehte mir entgegen.

„Leo ist verschwunden. Offenbar ist er total betrunken in sein Auto gestiegen", sagte ich atemlos und lief mit schnellen Schritten zu meinem Wagen, entriegelte ihn und öffnete die Fahrertür. Ich warf noch einen Blick über die Schulter und sah Harriets geschockte Miene und Rosie, die Tränen in den Augen hatte.

„Ich komme mit", sagte sie mit brüchiger Stimme und wollte schon folgen, doch ich schüttelte den Kopf.

„Nein, ihr bleibt beide hier", sagte ich mit ernst. „Ich schaff das schon. Ich melde mich, wenn ich ihn gefunden habe."

„Aber-", fing Rosie wieder an, doch Harriet hielt sie an der Türschwelle auf. „Wir können nichts machen, Rosie. Wir bleiben hier und warten. Wie Kane es gesagt hat." Daraufhin schluckte Rosie und nickte schweigsam.

Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte ein Lächeln. „Alles klar. Wir sehen uns später."

Harriet nickte, während sie einen Arm um Rosie gelegt hatte. „Bitte finde ihn, Val", sagte sie und ich nickte, ehe ich ins Auto stieg und los fuhr.

„Wie lange ist er schon weg?", fragte ich, sobald ich den Motor meines Wagens abgestellt hatte, ausgestiegen und auf die zwei Jungs zugelaufen war, die vor dem Haus, in dem die Party ordentlich zu Gange war, standen.

Sam hielt den Atem an, als er mich sah, und warf Adam einen kurzen Seitenblick zu, ehe er sich wieder an mich wandte. „Vielleicht fünfundzwanzig Minuten", seufzte er schließlich und ich riss die Augen auf.

„Und das sagst du mir erst jetzt?", keifte ich ihn an und Adam zuckte zusammen. Er schwankte auch schon gefährlich.

„Ja, tut mir leid, Val", sagte Sam, der anscheinend völlig überfordert mit der Situation zu sein schien. „Ich dachte, er würde irgendwo im Haus sein und als ich gemerkt habe, dass er und die Karre weg waren, hab ich dich sofort angerufen."

Ich starrte ihn verzweifelt an, dann fuhr ich mir gestresst durch die Haare und wählte die Nummer meines Bruders.

„Er wird nicht ran gehen. Ich hab's auch schon versucht", warf Sam ein, als ich mein Handy ans Ohr legte, doch ich hob nur eine Hand und wartete angespannt auf das Klingelzeichen. Wie Sam gesagt hatte, hob Leo nicht ab.

Ich stöhnte frustriert auf und war kurz davor, mein Telefon einfach von mir zu schmeißen, doch im letzten Moment entschied ich mich doch dagegen und steckte es wieder ein, drehte mich um und lief zurück zu meinem Auto. Ich konnte Adam hinter mir: „Wo will sie denn hin?" murmeln hören und im selben Moment fiel mir ein Ort ein, an dem mein Bruder sein könnte. Vor allem dann, wenn er getrunken hatte. Dann wurde er immer so schrecklich sentimental.

Deshalb antwortete ich auch gar nicht mehr, sondern beschleunigte meine Schritte, doch bevor ich an meinem Wagen angekommen war, hatte Sam mich erreicht und hielt mich an der Hand fest. Ich erstarrte und blickte fast erschrocken zu ihm hoch. Schließlich waren wir uns seit unserem Kuss nicht mehr so nahe gekommen. „Was?", fragte ich atemlos und sah verwirrt in Sams stahlgraue Augen.

„Wo willst du hin?", beantwortete Sam meine Frage mit einer Gegenfrage.

Ich entzog mich seinem Griff. „Ich glaub, ich weiß, wo Leo ist", gab ich zu.

Sam runzelte die Stirn. „Und wo?"

Ich haderte einen Moment mit mir selbst, ihm davon zu erzählen, doch schließlich entschied ich mich dazu, dass ich ihm genug vertrauen konnte, deshalb seufzte ich und sagte: „Vielleicht, und dabei bin ich mir wirklich nicht sicher, aber vielleicht ist er auf den...den Demon Hills." Es kostete mich einiges an Überwindung den Namen dieses Ortes laut auszusprechen.

Sam sah mich verwirrt an. „A-Aber dort ist eure Mom doch-"

„Ich weiß", unterbrach ich ihn scharf. „Und genau deshalb wird er dort sein. Ich muss da jetzt hin."

Sam und ich starrten uns einen Moment einfach nur an, dann nickte er und sagte: „Dann lass uns fahren."

Ich zögerte kurz und auch Sam sah so aus, als hätte er bemerkt, dass ich seine Hilfe am liebsten abgelehnt hätte, doch dann nickte ich bloß, lief um mein Auto herum und stieg ein, während Sam auf der Beifahrerseite Platz nahm.

Wir schwiegen auf der gesamten Fahrt. Es war stockdunkel, nur die Fahrbahnmarkierungen aller 50 Meilen reflektierten das Licht der Scheinwerfer. Die ganze Zeit versuchte ich nach irgendeinem Anzeichen meines Bruders Ausschau zu halten. Aber hier war niemand.

Verdammt.

Wenn er nicht hier war, dann wusste ich echt nicht weiter. Was, wenn er in irgendeinen Graben gefahren war? Oder was wäre, wenn er, wie Mom damals, gegen einen Baum geraucht war? Wenn auch er...?

„Wir finden ihn schon", sagte Sam plötzlich beruhigend und ich warf ihm eine kurzen Blick zu. Es schien so, als habe er meine Gedanken gelesen. „Mach dir keine Sorgen." Er presste die Lippen aufeinander und lächelte mich sanft an. Dabei begann mein Herz plötzlich wie verrückt zu schlagen.

Ich nickte rasch, wandte mich wieder ab und versuchte meine zitternde Unterlippe, die ein starkes Anzeichen für einen gewaltigen Tränenausbruch war, zu ignorieren. Und es war, als wären Sams Worte eine Prophezeiung gewesen, denn als wir in die nächste Kurve fuhren, erkannte ich erleichtert die Scheinwerfer eines weiteren Wagens. Meine Erleichterung wandelte sich aber ganz schnell in Entsetzen um, als ich erkannte, dass es tatsächlich Leos Auto war, was da mitten in die Leitplanke gerauscht war. Rauch stieg vorne auf und die Front war vollkommen zerbeult.

Augenblicklich ging ich auf die Bremse und mein eigener Wagen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen, ehe ich hinaussprang und ohne zu schauen über die dunkle Straße rannte. „Leo!", schrie ich, meine Stimme voller Panik. Ich konnte Sam hinter mir her hasten hören. „Leo! Oh mein Gott-"

Als ich seinen Wagen erreicht hatte, stellte ich jedoch überrascht fest, dass der Vordersitz leer war. Mein Bruder lag einige Meter hinter der Leitplanke im Gras und starrte zu den Sternen hoch.

„Leo!", rief ich, kletterte über die Planke und eilte auf ihn zu. „Leo! Geht's dir gut?"

Leo richtete sich bei meinem Gekreische auf und blickte Sam und mich verwundert an. Seine Augen waren glasig und wirkten glanzlos und er hatte eine Platzwunde auf der Stirn. Er sah uns einen Moment verwirrt an, als würde er nicht erkennen, wer wir waren, dann klärte sich sein Blick und er stand auf. „Val, was machst du hier?", fragte er ruhig und ich holte mit der Hand aus und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige.

Überrascht starrte Leo mich an und berührte seine scharlachrote Wange, während Sam hinter mir scharf die Luft eingesogen hatte und vermutlich genauso sprachlos war, wie gerade mein Bruder.

„Bist du eigentlich bescheuert?", schrie ich Leo jedoch an, völlig unbeeindruckt von seiner eigenen Fassungslosigkeit.

„Bist du bescheuert?", rief er mit erstaunlich hoher Stimme zurück. „Warum schlägst du mich?"

Ich schnaubte wütend. „Warum fährst du in deinem Zustand Auto? Du bist völlig besoffen!", entgegnete ich vorwurfsvoll und Leo fiel nichts Besseres dazu ein, als dämlich zu grinsen. „Hör auf, so blöd zu grinsen!", rief ich genervt. „Das ist total verantwortungslos! Dir hätte wer weiß was passieren können!"

Daraufhin verdrehte Leo die Augen und stöhnte auf. „Oh man, Val, du hörst dich an wie Dad", kommentierte er und ließ mich durch seinen Ton spüren, wie uncool er das fand. Aber ehrlich gesagt war mir das so was von egal.

„Ist doch scheiß egal!", keifte ich zurück. „Du hättest gegen einen Baum fahren können. Genauso wie Mom! Wolltest du das?" Ich hatte nicht gemerkt, wie Tränen sich in meinen Augen gesammelt hatten. Sam stand noch immer schweigen hinter uns.

Leo murmelte irgendetwas unverständlich und ich schüttelte den Kopf.

„Verdammt, Leo, was hast du dir nur dabei gedacht?", fragte ich und ging auf ihn zu.

Mein Bruder schnaubte verächtlich und sah mich dann beinahe gehässig an. Seine Alkoholfahne roch ich schon von den paar Metern Entfernung. „Wäre doch besser gewesen, mich selbst umzubringen, als Tony das machen zu lassen", nuschelte Leo und ich sah ihn böse an.

„Das ist doch nicht dein Ernst, oder?", fragte ich entsetzt und Leo zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Hör auf, so was zu sagen, okay?", rief ich.

„Wieso denn?", schrie Leo zurück. „Ist doch scheiß egal, was ich mache, ich bin immer der dumme Idiot, der nichts auf die Reihe kriegt und der für alles verantwortlich gemacht werden kann, weil das ja einfach ist!"

Ungläubig schüttelte ich den Kopf. „Das stimmt doch überhaupt nicht!", entgegnete ich.

„Ach, halt doch die Klappe!", brüllte mein Bruder und ich zuckte von seinem lauten Ton zusammen. „Du hast doch keine Ahnung! Ich saß mit ihr in dem Auto! Ich! Und nicht du oder Dad oder sonst wer! Das war ich, der mit ansehen musste, wie sie gestorben ist!" Er verstummte und ich starrte ihn mit Tränen in den Augen an. Auch Leo weinte. Ich hatte ihn noch nie so weinen sehen. Und es brach mir das Herz. „Du bist doch immer perfekt. Aber ich nicht! Ich muss jedes Mal daran arbeiten, um überhaupt was hinzukriegen. Und dann ist da noch Rosie, die mich für den größten Idioten aller Zeiten hält! Und du?" Er blickte jetzt direkt Sam an. „Du hast dich an meine Schwester ran gemacht, obwohl du die Finger von ihr lassen wolltest! Das ist so 'ne abgefuckte Scheiße, die ihr hier alle abzieht!" Er atmete schwer, als er schließlich verstummte, und Sam und ich sahen ihn einfach nur an, unfähig auch nur irgendwas zu sagen. Leo erwiderte unsere fassungslosen Blicke, schüttelte dann den Kopf und wandte sich ab.

Sam und ich sahen einander an, dann ging ich langsam auf meinen Bruder zu und legte ihm eine Hand auf die starke Schulter. „Leo?", murmelte ich leise und er zuckte leicht zusammen.

„Mh?", machte er bloß.

„Du bist total dicht", stellte ich in nüchternem Ton fest und Leo grinste leicht.

„Ich weiß", erwiderte er und ich konnte mir ein kleines, schniefendes Lachen nicht verkneifen.

„Übrigens mag Rosie dich auch. Sie will einfach bloß, dass du zu ihr hingehst und dich bei ihr entschuldigst", sagte ich leise.

Daraufhin drehte sich Leo zu mir um und sah mich mit großen, geröteten Augen an. „Ehrlich?", fragte er und ich nickte wahrheitsgemäß.

„Ja. Und zwischen Sam und mir läuft nichts. Versprochen", sagte ich dann.

Leo zog eine Augenbraue hoch und sah mich nicht gerade überzeugt an.

Ich seufzte. „Wirklich. Da ist nichts", sagte ich noch einmal mit etwas mehr Nachdruck und Leo grinste leicht.

„Na, wenn du das sagst", sagte er schulterzuckend. Dann ging er an mir vorbei und auf seinen besten Freund zu. „Hey, tut mir leid, Alter. Hätte nicht einfach so abhauen sollen", hörte ich ihn sagen und ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als Sam: „Ja, man, mach das nie wieder, kapiert?" antwortete.

Ich folgte den beiden Jungs und legte jedem von ihnen einen Arm um die Schulter, während ich versuchte, sie zu meinem Wagen zu bugsieren, der noch immer mit Warnblinklicht mitten auf der Straße stand.

„Was machen wir jetzt mit meiner Karre?", fragte Leo plötzlich schuldbewusst und warf einen Blick auf den Haufen Schrott am Straßenrand.

„Ich ruf 'nen Abschleppdienst", sagte ich. „Um den Rest muss sich Dad kümmern." Ich warf meinem Bruder einen vielsagenden Blick zu und dieser wurde daraufhin ganz blass.

„Verdammt. An Dad hab ich gar nicht mehr gedacht", murmelte er niedergeschlagen und ich musste lachen.

„Da hast du ihm aber einiges zu erklären", stellte ich fest und auch Sam grinste.

Leo seufzte und warf sich dann auf die Rückbank, während ich wieder auf der Fahrer- und Sam auf der Beifahrerseite einstieg. Wir fuhren zu nach Hause und auf der Fahrt schlief Leo hinten ein, weswegen Sam mir dann noch helfen musste, Leo ins Haus und hoch in sein Zimmer zu bugsieren. Was wirklich leichter gesagt war, als getan. Immerhin war er Footballspieler.

Als ich seine Zimmertür leise wieder schloss und mich erschöpft dagegen lehnte, sah ich zu Sam, der mir gegenüber im dunklen Flur stand. „Danke", sagte ich leise und auf seinen Lippen bildete sich ein kleines, süßes Lächeln.

„Kein Problem", sagte er jedoch bloß und wir schwiegen einen kurzen Moment, bevor Sam: „Ich sollte dann auch wieder gehen", sagte. Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter und ich nickte, etwas enttäuscht darüber, dass er jetzt schon abhauen wollte.

„Okay. Wir sehen uns am Montag", sagte ich und schweigend brachte ich ihn hinunter zur Haustür.

Dort angekommen drehte sich Sam noch einmal zu mir um und ich hatte den Anschein, vielleicht sogar die leise Hoffnung, dass er noch irgendetwas sagen wollte, doch offenbar entschied er sich um, lächelte noch einmal nervös und verschwand dann in der Dunkelheit.

Ich starrte ihm noch eine Weile hinterher, selbst als ich seine Umrisse schon nicht mehr sehen konnte, ehe ich mich seufzend abwandte und die Tür wieder schloss. Mit schweren Beinen ging ich die Treppe wieder nach oben und nachdem ich den Abschleppdienst, bei dem mein Vater Kunde war, angerufen und ihm gesagt hatte, wo der Wagen stand, ließ ich mich völlig erschöpft auf mein Bett fallen. Nachdenklich starrte ich an die weiße Decke über mir.

Irgendwie war der Tag im Endeffekt doch ganz erfolgreich verlaufen. Mal ganz abgesehen davon, dass Leo getrunken und sein geliebtes Auto völlig zu Schrott gefahren hatte und er das morgen irgendwie unserem Dad möglichst schonend beibringen musste. Immerhin hatten Sam und ich wieder miteinander geredet. Und das war doch schon mal ein Anfang.

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