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EINS

Wir verbrachten den Freitagabend in Rosies Zimmer.

Ich lag auf dem Fußboden, die Beine an der Wand und die Arme unter dem Kopf verschränkt, während Harriet sich auf Rosies säuberlich zusammengefalteter Bettdecke lümmelte und ihre Fingernägel lackierte und Rosie irgendeinen Aufsatz für Englisch in ihren Computer eintippte.

„Hab ich euch schon gesagt, wie großartig Macbeth ist?", fragte Rosie, das unablässige Klappern ihrer Finger auf der Tastatur kaum überhörbar.

„Hast du", sagte Harriet mit Blick auf die dunkelrote Farbe ihrer Nägel.

„Es ist wundervoll. Shakespeare war-"

„-ein Gott der Literaturgeschichte. Wir wissen es", unterbrach Harriet sie und warf mir einen genervten Blick zu, den ich Augen rollend erwiderte.

„Unglaublich, nicht wahr? Seine ganzen Werke, dieser Schreibstil", schwärmte Rosie verträumt.

Harriet seufzte theatralisch. „Du weißt aber schon, dass Kane und ich nicht wirklich was damit anfangen können. Hamlet und Othello sind ja so was von langweilig", sagte sie.

Ich musste grinsen und versuchte einen Blick auf Rosie zu erhaschen, die sich auf ihrem Schreibtischstuhl umgedreht hatte und uns ungläubig ansah. Ich verrenkte mir dabei fast den Hals.

„Othello ist doch nicht langweilig", sagte sie entrüstet.

Harriet hob zweifelnd die Brauen. „Ich weiß ja nicht, was an dem Mohr von Venedig so toll sein soll", bemerkte sie Kaugummi kauend.

Rosie stöhnte auf und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den PC. „Also ihr habt wirklich keine Ahnung von guter Literatur", stellte sie beleidigt fest.

Ich lachte. „Oh, auch ohne diesen ganzen Scheiß weiß ich, dass Reed Peters definitiv nicht gut ist", sagte ich amüsiert und sah zu Harriet auf, die bei meinen Worten beinahe das Fläschchen mit dem Nagellack über das Kopfkissen geschüttet hätte.

„Du hast ja so Recht", murmelte sie und schraubte den Pinsel bedächtig wieder zurück in die Flasche.

Rosie runzelte die Stirn. „Wer ist Reed Peters?", fragte sie.

„Der nimmt alles, was nicht bei drei in seinem Bett ist", klärte ich sie auf und ihre Augenbrauen hoben sich so weit, dass sie in ihrem dunkelbraunen Pony verschwanden.

Harriet lachte leise und ironisch.

„Der typische Player also", stellte Rosie fest und wandte sich wieder ihrem Aufsatz über Macbeth zu.

Harriet stieß ein verächtliches Schnauben aus und ich nickte allwissend. „Ja, würde mich echt wundern, wenn er nicht schon halb Port Lincoln durchgevögelt hat", sagte ich.

Harriet warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu. „Entschuldige mal!", rief sie und warf eines der rosa Kissen nach mir.

Ich wehrte ihren Angriff geschickt ab und sah sie unschuldig an. „Sorry, aber ist ja nicht gerade so, als hätte ich dich nicht gewarnt. Ich meine, der Typ ist nur Mitglied im Debattierclub, weil er Mädchen in violetten T-Shirts mit der Aufschrift Australia's next Debate heiß findet. Das hat er mir selbst gesagt", erklärte ich.

Harriet starrte mich an. „Als ob irgendjemand aus dem Debattierclub heiß wäre."

Sie sprach das Wort Debattierclub aus, als wäre es eine ansteckende Krankheit.

„Freundlich wie eh und je, was Harriet?", sagte ich lieblich und sie grinste mich daraufhin zynisch an.

Ich war übrigens im Debattierclub. Nur so zur Info. Nicht, dass es irgendwen interessieren würde.

„Also", brachte sich Rosie nun auch wieder in unser Gespräch ein, wahrscheinlich, weil sie die fast greifbare Spannung zwischen Harriet und mir bemerkt hatte. „also hast du mit diesem Reed Peters geschlafen, Harriet?", fragte sie, ohne groß darüber nachzudenken, dass das irgendwie die dümmste Frage in der Geschichte aller Macbeth's war. Es war doch logisch, dass sie das getan hatte.

Harriet stöhnte ungehalten und ließ sich mit geschlossenen Augen in die Kissen fallen.

„Hey! Das hab ich erst frisch gemacht", rief Rosie verärgert, doch Harriet ignorierte sie und alles, was sie gesagt hatte, und katschte stattdessen lautstark auf ihrem Kaugummi herum.

„Reed Peters ist einfach nur ein Arschloch", bemerkte sie nach einiger Zeit.

„Natürlich ist er das", sagte ich, während ich mit den Beinen in der Luft baumelte.

„Genauso wie Parker. Der ist ja wohl das größte Arschloch überhaupt", redete Harriet böse weiter.

Ich nickte übertrieben. Parker war ihr Ex-Freund.

„Ja, alles was du sagst", stimmte Rosie ihr abwesend zu, während sie gerade verschiedene Schriftarten für ihren Text ausprobierte und sich schließlich für Arial entschied.

Ich drehte den Kopf zu ihr. „Bist du dann endlich mal fertig? Ich dachte, wir machen heute noch irgendwas. Immerhin ist Freitag. Und in ein bisschen was über einem Monat sind endlich Ferien", sagte ich zu ihr.

Rosie sah mich verdattert an und schüttelte dann hastig den Kopf. „Ja, ja, ich hab's gleich. Ich druck den nur noch schnell aus, okay?", sagte sie gestresst, sprang von ihrem Stuhl auf und durchquerte das Zimmer, um den Drucker anzuschalten.

„Sie sollte echt aufhören, so viel Kaffee zu trinken. Das tut ihr nicht gut", flüsterte Harriet mir zu.

Ich grinste sie breit an, während Rosie an ihrem Computer herum fummelte und schließlich drei druckfrische, warme Blätter Papier in den Händen hatte. Sie schob den Aufsatz in eine Folie und heftete diese in ihren Englischhefter.

„Okay", sagte Rosie letztendlich und drehte sich zu uns um. „Irgendwelche Ideen?"

Ich sah zu Harriet, die nachdenklich ihre lackierten Nägel betrachtete, und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wir könnten-"

Doch ich wurde unterbrochen, als plötzlich jemand an die Tür klopfte und sie so schnell geöffnet wurde, dass Rosie nicht einmal die Möglichkeit hatte, Herein zu sagen.

Auf der Schwelle stand Mrs Ripley, Rosies Mom, eine große, schlanke Frau mit hochgesteckten Haaren, einem tadellos sitzenden Kleid von Pierre Cardin, diesem übertrieben teuren Pariser Modedesigner, und so perfekt gezupften Augenbrauen, dass ich annahm, sie hätte den lieben langen Tag nichts besseres zu tun. Sie war echt richtig streng, diese Art von streng, die sogar dreist genug wäre, die Freundinnen der eigenen Tochter auszuschimpfen.

Ich fragte mich einen kurzen Moment, warum ich ihr Gesicht kopfüber sah, dann fiel mir wieder ein, dass ich immer noch mitten auf dem Boden lag, und rasch nahm ich die Füße von der (nun wahrscheinlich nicht mehr ganz so sauberen) Wand und richtete mich auf.

Mrs Ripleys scharfer Blick war einen Moment auf mich gerichtet und ich konnte ihre Miene nicht wirklich deuten, dann glitten ihren klaren, blauen Augen zu ihrer Tochter hinüber. „Rosalie, Schätzchen, ich wollte dir nur sagen, dass dein Vater und ich heute auf die Vernissage gehen, von der wir dir erzählt haben. Die von Mrs Porter", sagte sie. Ihre Stimme war seltsam kühl.

Rosie verdrehte genervt die Augen, als ihre Mutter sie so ansprach. Sie hasste diesen Namen. „Okay", sagte sie dann jedoch und nickte brav. „Also, ist es in Ordnung, wenn Valentine und Harriet ihr schlafen?", fragte sie.

Mrs Ripley musterte uns prüfend. „Nun, ich denke schon. Aber treibt keinen Unsinn. Es wird keine Party gefeiert oder Alkohol getrunken, verstanden? Wenn wir wiederkommen, sieht das Haus noch genauso aus wie vorher", sagte sie streng.

Wir nickten hastig. „Keine Sorge, Mrs Ripley", sagte ich und versuchte zu lächeln.

Sie presste die Lippen aufeinander und nickte. „Na schön. Wir gehen in einer halben Stunde. Nehmt euch was zu Essen aus dem Kühlschrank. Ich habe einen Salat gemacht", sagte sie.

„Ist gut, Mom", sagte Rosie, machte einen Schritt auf sie zu und drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange.

Mrs Ripley lächelte leicht. „Wir sind nicht zu spät zurück. Viel Spaß, Kinder", sagte sie zum Abschied, dann war sie aus dem Zimmer verschwunden.

Wir warteten eine Minute bis wir Schritte hörten, die die Treppe nach unten gingen, dann sahen Harriet und ich uns verschwörerisch an, während Rosie unsicher zwischen uns hin und her blickte. „Ihr wisst, was das bedeutet?", fragte Harriet aufgeregt und ihre blauen Augen funkelten.

Rosie zog die Augenbrauen zusammen. „Nein", sagte sie unsicher.

Ich verdrehte die Augen.

„Adam schmeißt heute eine Party. Wir könnten hingehen", schlug Harriet vor.

Ich zog begeistert die Brauen hoch und warf Rosie einen flüchtigen Blick zu.

Sie schien nicht gerade angetan von der Idee. „Leute, muss das sein? Ihr habt doch gehört, was meine Mutter gesagt hat-"

Doch ich unterbrach sie belustigt. „Oh Rosie, du bist so ein Spießer", sagte ich.

Sie sah mich beleidigt an. „Bin ich gar nicht!", rief sie.

Harriet und ich tauschten Blicke. „Oh doch, bist du", sagte Harriet lachend. „Sag mal, Kane, weißt du, ob Sam auch da sein wird?", wandte sie sich dann an mich. Auf ihrem Gesicht lag ein unheilverkündendes Grinsen.

Ich zuckte halbherzig mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber ich denke mal schon", entgegnete ich. „Immerhin ist er mit Adam im Footballteam und er lässt sich sicher keine Party entgehen. Aber bitte, Harriet, lass lieber die Finger von ihm. Sam ist noch jungfräulich."

Harriet fing an zu lachen. „Ja ja, ja, Kane. Wir wissen alle, dass du ihn schon seit Jahren anhimmelst."

Ich legte den Kopf schief und sah sie entgeistert an. „So ein Quatsch. Ich himmle ihn nicht an. Ich kenne ihn nur eben schon sehr, sehr lange, durch meinen Bruder, und ich weiß zufällig auch, dass er nicht auf heiße Blondinen steht", sagte ich, doch Harriet lachte nur noch lauter.

„Also gehen wir nicht?", schaltete sich Rosie hoffnungsvoll ein.

Harriet und ich tauschten genervte Blicke. „Komm schon, Rose. Adam ist echt heiß. Und seine Freunde erst." Sie schnurrte und ich brüllte vor Lachen.

„Meine Mutter bringt mich um, wenn sie merkt, dass wir weg sind", zischte Rosie, doch ich verdrehte die Augen und Harriet seufzte verhalten.

„Wir sind schon rechtzeitig wieder da, kein Stress. Die werden gar nichts mitkriegen, versprochen", sagte ich beruhigend.

Rosie sah uns skeptisch an. „Hör auf, dir andauernd Sorgen zu machen, und fang endlich an, mal ein bisschen Spaß zu haben", befahl Harriet und machte demonstrativ eine große, rosa Kaugummiblase.


Fünfzig Minuten später standen wir vor Adams Haus, in dem die Party schon in vollem Gange war. Die laute Musik dröhnte durch den Garten, in dem sich ein paar Leute tummelten und Alkohol tranken.

Rosie zupfte nervös am Saum ihres geblümten Kleides herum. Sie hatte ihre dunklen Haare in einen Knoten hochgebunden, der Pony fiel ihr gerade ins Gesicht. Man sah ihr an, dass sie überall sein wollte, nur nicht hier.

„Mach dich locker, Rosie", sagte Harriet schroff. Sie überprüfte noch einmal ihre Make-up in einem kleinen Taschenspiegel, dann, offenbar zufrieden mit ihrem Aussehen, klappte sie ihn wieder zu und lächelte uns aufreizend an.

Sie hatte lange, blonde Haare, ihre Haut war makelloser als der Arsch von Kim Kardashian und sie war so sportlich und schlank, dass man einfach Komplexe bekommen musste.

Im Gegensatz zu ihr, sah ich aus wie ein zu groß geratener Troll. Ich trug irgendeine helle Jeans mit Löchern, darüber ein lockeres graues T-Shirt mit einem Regenbogen drauf (ja ich weiß, schrecklich peinlich) und ausgelatschte Turnschuhe. Kurz gesagt, ich war keine Granate.

Ich fuhr mir durch meine langen, braunen Haare und machte sie somit nur noch unordentlicher. „Also? Wollen wir gehen, oder was?", fragte ich schließlich und warf den beiden anderen einen fragenden Blick zu.

Rosie lächelte etwas gequält und Harriet nickte aufgeregt. Ich fing an zu lachen.

Wir gingen zielstrebig auf die Tür zu, die offen stand, und marschierten geradewegs durch den Flur ins Wohnzimmer. Es war relativ groß. Irgendjemand rauchte, es roch nach Zigaretten und Alkohol. Vielleicht auch nach Gras. Rote Plastikbecher und leere Chipstüten lagen überall auf dem Boden. Derjenige, der hier wohnte, würde sich bestimmt freuen, den ganzen Mist später wieder wegzuräumen.

„Harriet!", rief plötzlich eine männliche Stimme.

Wir drehten uns um und Harriet begann zu strahlen. „Adam, hey!", sagte sie, während sie die Haare zurückwarf und mit den Wimpern klimperte. Diesen Tick mit dem Haare zurückwerfen, hatte ich mir glücklicherweise noch nicht angewöhnt.

Stattdessen beobachtete ich interessiert die Unterhalten zwischen meiner besten Freundin und einem Typen, auf den sie sich auf gar keinen Fall einlassen sollte. Aber was Jungs anging, rannte man bei ihr gegen Wände.

Adam war groß und sportlich und dunkelhaarig, der typische Footballspieler halt und einer der Typen, die perfekt zu Harriet passen würden. Aber er war auch wie die meisten anderen, klar, er konnte nett sein und alles, aber auch arrogant und wahnsinnig von sich selbst überzeugt und total Stolz darauf, wen er schon alles flachgelegt hatte.

Er grinste uns betrunken an. „Kane, Rosalie", sagte er dann, anscheinend hatte er uns gerade erst bemerkt, und nickte uns zu.

„Hey", sagte ich, Rosie blieb stumm. Ich sag ja, sie hasste diesen Namen.

„Willst du was trinken?", fragte Adam dann, als er seine gesamte Aufmerksamkeit wieder auf Harriet richtete.

Diese nickte breit lächelnd und ließ es dann zu, dass er sie an der Hand packte und mit sich zog. Sie zwinkerte uns zu und verschwand dann in der Menge.

Ich war mir fast sicher, dass die beiden heute noch was miteinander anfangen würden. Der Keller musste schließlich feucht gehalten werden.

„Na, ob wir die zwei heute Abend noch mal sehen werden?", scherzte ich und Rosie warf mir einen genervten Blick zu.

Plötzlich rempelte uns irgendjemand an und Rosie fiel gegen mich, ehe ein Junge etwas auf sie kippte, das wie ein Mix aus Bier, Cola und Wodka aussah. Jedenfalls roch es ziemlich streng. Ich wollte nicht wirklich wissen, um was es sich handelte.

Rosie stöhnte frustriert auf. „Fuck!", sagte sie wütend und sah angewidert an sich hinunter.

Ich musste über ihren Wutausbruch grinsen. „Solche Ausdrücke und das von dir? Deine Mom wäre jetzt echt enttäuscht, Rosalie", sagte ich belustigt.

Rosie warf mir einen bösen Blick zu. Der Typ entschuldigte sich dümmlich grinsend und sagte irgendwas zu ihr, das ich nicht verstehen konnte. Aber es musste sich um irgendeinen perversen Kommentar handeln, denn sie verzog das Gesicht und schob sich mit den Worten: „Entschuldige mich, ich geh mal kurz brechen" an mir vorbei.

Ich starrte ihr verdutzt hinterher und stellte dann zu meinem Entsetzen fest, dass ich allein war.

Na toll.

Harriet war irgendwo mit Adam verschwunden, wahrscheinlich machten die beiden gerade hinter einem Hortensienbusch im Garten rum, und Rosie würde sich für die nächsten drei Stunden im Badezimmer einschließen und Jungs, die eilig pinkeln mussten, den Zutritt verwehren.

Ich runzelte die Stirn, dann kämpfte ich mich durch die tanzenden Gäste und verschaffte mir nach einigen anstrengenden Versuchen, knutschenden Paaren und angeheiterten Kerlen aus dem Weg zu gehen, Eintritt in die Küche. Ich sah mich um und ging dann auf den Kühlschrank zu, öffnete ihn und nahm mir eine Cola.

„Ich wusste nicht, dass das hier so 'ne Art Selbstbedienung ist", sagte plötzlich jemand hinter mir und ich drehte mich um.

Ein Junge, den ich nur all zu gut kannte, lehnte sich lässig gegen den Küchentresen und musterte mich interessiert. Er hatte dunkelblonde Haare und ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Er trug ein schwarzes T-Shirt und darüber eine Lederjacke, während er die Hände tief in den Taschen seiner Jeans vergraben hatte.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ich auch nicht. Aber das ist 'ne Party. Hier macht sowieso jeder, was er will", entgegnete ich, öffnete die Flasche und trank einen Schluck.

„Na wenn das so ist", sagte Sam und grinste mich breit an.

Ich rollte mit den Augen und fragte dann: „Und was machst du hier so allein?"

Daraufhin wurde sein Grinsen mehr zu einem lasziven Lächeln und er zuckte leichthin mit den Schultern. „Ach weißt du, ich steh hier nur so rum und sehe gut dabei aus", stellte er selbstsicher fest.

Ich zog die Augenbrauen hoch. „Ah ja", sagte ich langsam und konnte nicht leugnen, dass er Recht hatte. Wer Quarterback des Footballteams war, konnte auch nur gut aussehen. Aber das sagte ich ihm natürlich nicht. Sein Ego würde sonst noch höher steigen, als es ohnehin schon war.

„Ich hatte nicht erwartet, dass du kommst", bemerkte er dann nach einer Weile.

„Ja, ich freue mich auch dich zu sehen, Sam", entgegnete ich ironisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

Sam verdrehte belustigt die Augen. „So hab ich das nicht gemeint", sagte er und stellte sich neben mich.

„Ja, weiß ich doch", erwiderte ich grinsend.

„Wie geht's Harriet?", fragte er nach einer Weile.

Ich drehte den Kopf zu ihm und zog die Augenbrauen hoch.

„Komm schon, Kane. Ich-", begann er, doch ich unterbrach ihn, indem ich den Kopf schüttelte und abwehrend eine Hand ausstreckte.

„Nein", sagte ich und kniff die Augen zusammen. „Nein, nein, nein, nein, nein. Ganz schlechte Idee." Ich fuchtelte mit den Händen vor Sams Gesicht herum.

Dieser grinste jedoch nur selbstgefällig. „Was denn?", rief er amüsiert.

„Du wirst nichts mit ihr anfangen. Nicht mit Harriet. Nein. Ein ganz klares Nein. Freunde von meinem Bruder mit meinen Freundinnen? Das wäre mehr als seltsam", sagte ich angeekelt.

Sam biss sich auf die Unterlippe und sein Grinsen wurde nur noch breiter. „Komm schon, Kane. Reg dich ab", seufzte er. „Ich will nichts von Harriet."

Ich sah ihn ungläubig an. „Und warum soll ich dir dann sagen, wie es ihr geht? Wenn du irgendwelche Sachen über sie wissen willst, dann frag sie gefälligst selber. Außerdem dachte ich, dass du auf Laura Benner stehst", fuhr ich ihn an.

Sam lachte jedoch nur und boxte mir spielerisch gegen den Oberarm. „Du kannst mir auch einfach sagen, wenn du eifersüchtig bist", scherzte er.

Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Eifersüchtig? Bestimmt nicht", entgegnete ich gelangweilt.

Sam lachte wieder. „Kane", begann er versöhnlich.

„Nein, nein. Ist schon okay. Dann geh halt und mach...was auch immer mit Harriet", sagte ich.

Sam hob die Augenbrauen. „Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du tanzen willst", sagte er.

Ich sah ihn an, spielte nervös mit meinen Haaren.

Verdammt, ich spielte NIE mit meinen Haaren.

„Äh", antwortete ich intelligent und hätte mir am liebsten die flache Hand gegen die Stirn geschlagen. Doch ich versuchte mich zusammenzureißen. „Nein, ich kann nicht besonders gut tanzen", sagte ich schließlich.

Sam grinste beinahe erleichtert. „Ich eigentlich auch nicht", sagte er verlegen und rieb sich den Nacken.

„Außerdem wäre das keine gute Idee. Wir können uns nicht leiden, schon vergessen?", sagte ich.

Sam sah mich schräg an. „Wir können uns leiden", entgegnete er.

Ich verdrehte die Augen. „Ich kann dich nicht leiden", teilte ich ihm hochnäsig mit.

Sam grinste. „Seit wann das?"

„Seit der ersten Klasse, als du mich in der Sporthalle eingesperrt und meine Sachen geklaut hast. Außerdem bist du ein Freund von meinem Bruder. Wir reden nicht mal miteinander", sagte ich trocken.

„Das können wir gerne ändern, wenn du willst", schlug Sam vor und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.

Ich runzelte angewidert die Stirn. „Das wird definitiv nicht passieren. Du versuchst mir seit dem Kindergarten das Leben zur Hölle zu machen, nur weil du vor meinem Bruder cool sein willst. Deswegen brauchst du jetzt nicht so tun, als würdest du mich irgendwie mögen."

Sam lachte. „Hast du dir etwa Hoffnungen gemacht?", neckte er mich.

„Ich mach mir keine - man, Sam, du bist so ein Idiot", rief ich kopfschüttelnd. Sam grinste. Ich versuchte ebenfalls zu lächeln und warf einen Blick auf die provisorische Tanzfläche.

Mir fiel auf, dass das meiste hier Pärchen waren, die sich eng umschlungen zu irgendeinem langsamen Lied bewegten. Augenblicklich war ich sogar noch froher, Sams Angebot abgelehnt zu haben. Ich meine, klar, er war mein längster männlicher Bekannter, neben meinem Bruder, aber ich wollte in keine komische Situation mit ihm kommen. Geschweige denn irgendwelche romantischen Gefühle entwickeln. Mein Bruder würde mich umbringen.

„Kane! Kane!", rief plötzlich eine Stimme.

Ich suchte mit den Augen die Menge ab und entdeckte Harriet, die nur wenige Meter entfernt mit einem Typen tanzte, der Adam erschreckend unähnlich sah. Hatte sie etwa schon wieder jemand neues gefunden?

Ich sah sie fragend an, während sie breit grinste, den Daumen hob und dann aufgeregt auf Sam deutete. Dieser folgte meinem Blick und als ich mich mit hochrotem Kopf wieder zu ihm drehte, sah er ziemlich zufrieden mit sich aus.

„Hör auf damit", zischte ich.

Sam sah mich unschuldig an. „Was-? Womit denn?", rief er verblüfft.

„Mit diesem - diesem - diesem Blick halt", stotterte ich und deutete wild fuchtelnd auf Sams Gesicht.

Dieser sah mich jedoch nur belustigt an. „Welcher Blick?", fragte er und grinste breit.

„Der, mit dem du alle Mädchen um den Verstand bringst!", sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

Sam zog amüsiert die Augenbrauen hoch. „Ach, ich bring dich also um den Verstand. Das ist interessant", sagte er, doch hastig schüttelte ich den Kopf.

„Nein?", sagte ich lachend. „Du weißt genau, was ich meine."

Sam hob die Brauen. „Weiß ich das?", fragte er zurück.

„Hör auf, mich zu nerven.", zischte ich. Mir war inzwischen ziemlich heiß, also nahm ich noch einen Schluck aus der kühlen Flasche und strich mir ein paar verschwitzte Strähnen aus dem Nacken.

Dann tauchte plötzlich jemand neben uns auf.

Ich drehte den Kopf und sah in das Gesicht eines Jungen, der mir nur allzu bekannt war. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit, eigentlich so wie immer, wenn ich Tony sah. Er hatte sich neben mich gestellt, eine Bierflasche in der Hand und das übliche gemeine Grinsen auf den Lippen.

Ich konnte mir ein genervtes Stöhnen nicht verkneifen, während Sam zwischen mir und ihm hin und her blickte.

„Hey, Val", sagte der Junge lächelnd.

„Was willst du, Tony?", überging ich seine Begrüßung leicht genervt.

Er lachte dieses unwiderstehliche Lachen, in das ich mich damals verliebt hatte, und hob die Augenbrauen. „Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?", fragte er.

Ich schnaubte verächtlich. „Die Freude hält sich in Grenzen", entgegnete ich gelangweilt und starrte auf irgendeinen unsichtbaren Punkt auf der anderen Seite des Wohnzimmers.

Tony nahm einen Schluck aus seiner Flasche und drehte sich dann zu mir. „Ach komm schon, Valentine, hab dich doch nicht so", sagte er und kam mir dabei erschreckend nah.

„Nichts, ach komm schon, Valentine", erwiderte ich gereizt und wich einen Schritt zurück. Ich warf Sam einen hilfesuchenden Blick zu.

Er trat hinter mich und legte mir seine Hände auf die Schultern. „Alles klar hier?", fragte er und sah zwischen Tony und mir hin und her.

„Ja, ich unterhalte mich nur ein bisschen mit meiner Freundin", entgegnete Tony und starrte Sam mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Es klang gerade so, als wolle er den Hahnenkampf um die Henne gewinnen. Nur eben, dass ich die dumme Henne war.

„Wir sind nicht mehr zusammen, Tony. Wie oft soll ich es dir eigentlich noch sagen?", fragte ich durch zusammengebissene Zähne.

Sam runzelte die Stirn. „Ich glaube, du solltest jetzt besser gehen", sagte er.

Tony sah ihn wütend an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist dein Problem?", sagte er aufgebracht.

Meine Güte, er spielte sich ja richtig auf. Was sollte das? Vor ein paar Monaten war es ihm doch auch egal gewesen, was ich tat.

„Oh, Tony, lassen wir das einfach und-", begann Sam.

Doch er wurde von dem anderen unterbrochen. „Halt dich aus unseren Angelegenheiten raus, Stewart", knurrte Tony. „Val und ich haben da noch was zu klären." Dann wandte er sich wieder an mich. „Ich weiß, ich hab Scheiße gebaut." Eine Alkoholfahne wehte mir ins Gesicht. „Aber ich weiß auch, dass es mir leid tut. Du kannst mir glauben und mir verzeihen."

Ich lachte vielleicht eine Spur zu verzweifelt und schüttelte den Kopf. „Nein, das kann ich dir nicht verzeihen, Tony", entgegnete ich.

Tony starrte mich an. „Wir gehören zusammen, Valentine. Wir passen so gut zusammen. Komm schon, gib dem Ganzen noch eine Chance", sagte er, während er mir immer näher kam.

„Du bist betrunken", bemerkte ich kühl.

Er schüttelte den Kopf. „Komm schon, Valentine. Gib es zu. Gib zu, dass du mich vermisst. Du kannst doch gar nicht ohne mich", sagte Tony süffisant.

„Das stimmt nicht", sagte ich mit zitteriger Stimme. „Hör auf und geh einfach, okay?"

Tony sah mich an. Er kam noch einen weiteren Schritt auf mich zu und sein heißer Atem streifte mein Gesicht.

Ich hätte ihn jetzt am liebsten voll gekotzt. Jedenfalls hätte er das verdient.

Doch in diesem Moment schob sich Sam vor mich und baute sich vor Tony auf. „Du hast gehört, was sie gesagt hat", knurrte er.

„Geh mir aus dem Weg, Flachzange", sagte Tony.

„Du verschwindest jetzt besser", entgegnete Sam kühl.

Die beiden Jungs funkelten sich einen Moment feindselig an, dann wandte sich Tony an mich.

„Du wirst schon sehen, was du davon hast", sagte er böse grinsend, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und in der Menge verschwand.

Ich starrte ihm hinterher, meine Knie zitterten und ich schlang fröstelnd die Arme um meinen Körper.

Sam drehte sich zu mir um. „Val, hey, geht's dir gut?", fragte er besorgt und legte eine Hand auf meinen Arm.

Ich sah zu ihm hoch. Mir war es peinlich, vor ihm zu heulen, deswegen tat ich es auch nicht. „Ja, ja, klar. Alles super", sagte ich mit brüchiger Stimme.

Er sah mich zweifelnd an. „Wenn der Typ dich noch einmal anfasst...", murmelte Sam aufgebracht und warf einen Blick über die Schulter.

„Sam...mir geht's gut. Wirklich. Es ist nichts passiert", sagte ich rasch.

Sam schüttelte den Kopf. „Nichts passiert?", wiederholte er. „Er hat dich praktisch-"

Doch ich unterbrach ihn. „Lass es einfach, okay?", fuhr ich ihn an, vielleicht etwas zu hart, als beabsichtigt.

Er starrte mich sprachlos an.

In diesem Moment kamen Rosie und Harriet zu uns hinüber geeilt und ich war in meinem ganzen Leben noch nie so froh, die beiden zu sehen. Sie retteten mich gerade aus der wohl unangenehmsten Situation, in die ich geraten konnte. „Kane!", rief Harriet. „Kane! Geht's dir gut?"

„Was wollte Tony von dir?", fragte Rosie. „Der Arsch soll sich ja fern halten."

Ich warf Sam einen Blick zu, der mich immer noch unverwandt ansah, und schüttelte dann den Kopf. „Nichts. Alles bestens. Tony war nur...etwas aufdringlich", sagte ich leise. Sam wandte die Augen ab. Ich wusste, dass er sauer war. „Wir sollten jetzt gehen", sagte ich schließlich, damit die beiden nicht auf die Idee kamen, mich noch weiter auszufragen.

Rosie warf einen Blick auf ihre Uhr und stieß einen leisen Schrei aus. „Verdammt! Meine Mutter bringt mich um!", rief sie, packte eine verdutzte Harriet und mich an den Armen und zog uns hinter sich her.

Ich warf Sam noch einen flüchtigen Blick zu, den er jedoch nicht erwiderte, dann waren das Wohnzimmer und damit auch er in der Dunkelheit verschwunden.

„Ich bin so was von tot. Ich kann mich begraben gehen. Und das alles nur, weil ich mich von euch zu dieser dämlichen Party überreden lassen habe", murmelte Rosie, während wir die dunkle Straße entlang liefen.

„Ach, dann ist es also unsere Schuld?", sagte Harriet aufgebracht.

„Das hab ich nicht gesagt", erwiderte Rosie nicht minder wütend.

„Das klang aber verdammt anders", zischte Harriet.

Ich blieb stumm und hielt mich größtenteils aus dieser sinnlosen Diskussion raus. Ich hatte ganz andere Sorgen.

„Sag doch auch mal was, Val", ging Harriet nun mich an.

Ich hob den Kopf und schwieg.

Die Blondine stöhnte frustriert auf und Rosie kickte einen Stein an den Bordstein.

Als wir an dem großen, edel aussehenden Haus ankamen, brannte Licht in den unteren Stockwerken. Rosie erstarrte auf halbem Weg die Zufahrt hinauf, doch Harriet zog sie weiter und ich trottete den beiden hinterher. Rosie hatte gerade den Schlüssel ins Loch gesteckt, als die Tür ruckartig von der anderen Seite aufgerissen wurde.

Im Flur stand Mrs Ripley. Sie sah wütend aus. Hatte ich schon erwähnt, dass sie auch liebend gern mit den Freunden ihrer Tochter schimpfte? Das war jetzt so ein Moment. Ich konnte verstehen, dass Rosie am liebsten im Erdboden versunken wäre. Ach, wenn das nur so einfach ginge.

„Oh, beehrt ihr uns heute doch noch mit eurer Anwesenheit. Wie schön!", sagte Mrs Ripley wütend und verschränkte die Arme vor der Brust.

Wir gingen nacheinander in den Korridor. „Sorry, Mom. Wir waren-", begann Rosie, doch sie wurde von ihrer Mutter unterbrochen.

„Seid ihr noch ganz bei Sinnen? Was war denn an den Worten keine Party so schwer zu verstehen? Ich musste einer völlig aufgelösten Mrs Hunter erklären, warum ihre Tochter noch nicht bei Rosalie im Gästebett schläft."

Harriet verdrehte die Augen und murmelte etwas von paranoider Mutter. „Es tut uns leid, Mom. Wirklich", sagte Rosie. „Wird nie wieder vorkommen."

Sie wollte sich schon an ihr vorbei und nach oben drängen, doch Mrs Ripley hielt sie zurück. „Ich war noch nicht fertig, junge Dame", sagte sie streng. „Wonach riechst du da? Ist das...ist das etwa Tabak?" Mrs Ripley sah entsetzt zu ihrer Tochter hinunter.

„Ich hab nicht geraucht, Mom. Das kommt von den ganzen anderen", erklärte Rosie leicht genervt.

Den ganzen anderen? Wie viele ward ihr denn dort? Aber doch keine Jungs, oder?", fragte sie leicht panisch. Oh man, Rosies Mom lebte ja tatsächlich noch in der Steinzeit.

„Das war nur eine ganze normale Party, Mrs Ripley", sagte ich schließlich.

Die Augen der Frau schossen zu mir. „Nur eine Party?", sagte sie entsetzt. „Wir haben darüber gesprochen, Mädchen. Ich dachte, ich könnte mich auf euch verlassen." Sie klang ernsthaft enttäuscht.

In mir kochte es. „Wir haben doch gar nichts getan", schnappte ich. „Wir haben keinen Alkohol getrunken und Ihr Haus steht auch noch. Also kein Grund sich gleich so aufzuregen."

Harriet neben mir zog scharf die Luft ein und Rosie fuhr sich hinter dem Rücken ihrer Mutter über den Hals, um mir zu verstehen zu geben, jetzt lieber den Rand zu halten.

Mrs Ripley hob einen perfekt lackierten Zeigefinger. „Werd ja nicht so frech, junge Dame", sagte sie barsch. „Deinen Vater habe ich auch schon angerufen. Er ist auf dem Weg."

Ich starrte sie an. Sie hatte...? Diese Frau war wirklich unglaublich. Schon allein die Tatsache, dass Tony mir vorhin so unangenehm nah gekommen war, steigerte meine Laune nicht gerade und jetzt würde mich mein Dad auch noch mitten in der Nacht vom Haus der Ripleys abholen.

Mein Leben war ja so was von vorbei.

Zehn Minuten später klingelte es an der Tür. Rosie, Harriet und ich hatten die übrige Zeit nebeneinander gequetscht auf dem Sofa gesessen. Mr Ripley hatte uns einen Vortrag über Alkohol und allgemein jugendliches Verhalten gehalten und Mrs Ripley war die ganze Zeit unruhig im Wohnzimmer auf und ab getigert.

Und als dann auch noch mein Vater durch den Flur stapfte, wusste ich, dass ich die längste Zeit in Ruhe und Frieden gelebt hatte.

„Hallo, Mrs Ripley. Danke nochmal, dass Sie mich angerufen haben", hörte ich Dads Stimme. Er klang ungewohnt friedlich.

„Das ist doch selbstverständlich", sagte Mrs Ripley, wahrscheinlich war auch sie etwas pikiert über das merkwürdige Verhalten meines Vaters.

„Valentine, Schatz?" Dad steckte den Kopf ins Wohnzimmer.

Er hatte die gleichen braunen Haare wie ich, die gleichen grün braunen Augen, die gleichen Grübchen, wenn er lächelte, aber im Gegensatz zu mir war er groß und kräftig.

Ich erhob mich vom Sofa. „Hey, Dad", sagte ich und ging auf ihn zu.

Er zog mich in eine liebevolle Umarmung und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. „Was machst du nur wieder für Sachen, mh?", fragte er mich halb tadelnd, halb belustigt.

Ich starrte ihn an. Das war nicht das, was ich erwartet hatte.

Wahrscheinlich hatte er auf keine ernsthafte Antwort von mir gewartet, denn er wandte sich wieder Mrs Ripley zu. „Na gut, dann werden wir Sie jetzt nicht mehr länger stören. Einen schönen Abend noch", sagte er und schüttelte ihre Hand.

„Danke, Ihnen auch, Mr Kane", sagte sie. Mr Ripley verabschiedete sich ebenfalls und ich winkte Harriet und Rosie im Vorbeigehen zu. Dann folgte ich meinem Dad zu seine Auto.

„Was? Folgt jetzt keine Standpauke? So was wie, ich bin wirklich enttäuscht von dir, Valentine. Keine Drei Wochen Hausarrest?", fragte ich, als ich mich auf dem Beifahrersitz niedergelassen hatte und Dad den Motor startete.

Er lachte vergnügt. „Willst du das denn?", fragte er zurück.

Ich runzelte verwirrt die Stirn. „Sag mal, hab ich was verpasst?" Ich war mir nicht ganz sicher, was hier abging, aber irgendwas stimmte mit ihm ganz und gar nicht.

Er warf noch einen letzten Blick in den Rückspiegel, dann fuhr er den Wagen aus der Parklücke. „Oh, Valentine. Ich glaube, du bist langsam aus dem Alter raus, in dem ich dir Hausarrest gebe", lachte Dad.

Sein Verhalten wurde immer gruseliger. Normalerweise hätte er mich jetzt schon längst zum Heulen gebracht.

„Außerdem finde ich es nicht schlimm, wenn du ab und zu mal auf eine Party mit deinen Freunden gehst. Mrs Ripley übertreibt einfach gerne", sagte er. „Aber trotzdem...nächstes mal haltet ihr euch vielleicht besser zurück, wenn ihr bei Rosalie schlafen wollt."

Ich starrte ihn an. „Dad?", fragte ich vorsichtig.

„Mh?", machte er mit Blick auf die dunkle Straße vor uns.

„Was ist mit dir passiert?"

Er zuckte mit den Schultern. „Was soll denn passiert sein?"

Ich zögerte. „Ich meine, was hat sich verändert?", fragte ich. „S-Seit Mom nicht mehr da ist...ich meine, du hast mich praktisch nirgendwo alleine hingehen lassen, weil du immer dachtest, mir könnte was passieren."

Ich beobachtete seine Reaktion auf meine Worte. Meist wenn ich von Mom sprach, wurde er merkwürdig sentimental und fing an zu weinen und solche Sachen. Aber heute lächelte er und sagte: „Ach weißt du Valentine. Deine Mom hätte nicht gewollt, dass du immer nur mit mir zu Hause rum hängst. Sie hätte gewollt, dass du Spaß hast, raus gehst, tust, was alle Teenager tun, dein Leben lebst. Und das will ich auch."

Ich betrachtete ihn von der Seite und fühlte mich plötzlich merkwürdig befriedigt. Vielleicht lag es daran, dass mein Dad mich nicht anschrie, vielleicht war es aber auch die Tatsache, dass er so unbeschwert von Mom sprach. Nach ihrem Tod war es für uns nicht einfach gewesen, mein Dad war verschlossen und ich hatte mit kaum jemandem gesprochen.

Aber das hatte sich geändert. Vieles hatte ich geändert.

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