DREIZEHN
༄
„Also...ist zwischen dir und Rosie wieder alles okay?"
„Klar, alles cool", log ich.
Wir hatten nicht mehr so wirklich miteinander geredet, um ehrlich zu sein.
„Okay, gut."
Sam grinste mich an.
Ich erwiderte es schwach.
„Also können wir uns ja jetzt wieder auf unsere Laura Mission konzentrieren", sagte ich irgendwann.
Ich wollte echt nicht mehr über Leo und Rosie reden. Geschweige denn darüber nachdenken.
Sam zuckte mit den Schultern. „Klar. Wenn du das so unbedingt willst."
Ich nickte steif. „Ja, will ich", bestätigte ich knapp.
Sam zog die Augenbrauen hoch und betrachtete mich nachdenklich.
„Was?", knurrte ich ihn an.
„Keine Ahnung, sag du's mir", erwiderte er schulterzuckend. „Bist du sicher, dass du-"
„Ja, ich bin mir sicher", schnappte ich inzwischen ganz eindeutig genervt von ihm. „Kannst du jetzt mal bitte damit aufhören?" Ich sah ihn leicht verzweifelt an und schließlich nickte er langsam.
„Ja sorry, also wenn du wegen unserem Englischprojekt zu mir kommst, kannst du mir ja noch ein paar Tipps wegen Laura geben", schlug er vor.
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Wer hat gesagt, dass ich das Projekt mit dir mache?", fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Sam verdrehte die Augen. „Ach, komm schon, Kane", seufzte er. „Mrs Dean wollte, dass wir uns überlegen, wen wir als Partner haben wollen. Und da du ja anscheinend nicht mehr mit Rosie oder deinem Bruder sprichst und Harriet nicht in diesem Englischkurs ist, bleibt dir ja nur eine Alternative."
„Du?", stellte ich das Offensichtliche fest und klang dabei alles andere als begeistert.
Sam grinste breit und nickte. „Ja, ich", sagte er gedehnt. „Komm schon. Ich bin nicht mal schlecht in Englisch. Ich glaub, Mrs Dean mag mich."
Ich runzelte die Stirn. „Wieso sollte sie?", fragte ich spöttisch.
„Mh, lass mich kurz überlegen", fing Sam an. „Ich bin charmant, witzig, attraktiv...", zählte er an seinen Fingern auf.
Ich stieß ein ungläubiges Hüsteln aus und kassierte daraufhin einen bösen Blick von Sam, was mich jedoch nicht besonders anhob. „Attraktiv ist relativ", gab ich von mir.
Lüge.
Sam war attraktiv. Ganz ohne Zweifel.
Sam ignorierte jedoch meine beleidigende Anmerkung und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Also?", fragte er stattdessen und sah mich ungeduldig an.
Ich dachte kurz darüber nach, dann seufzte ich. „Na schön, dann sind wir eben Partner", gab ich schließlich nach.
Sam ballte seine Hände zur Fäusten und streckte sie in einer Art Siegerpose in die Luft, während er laut: „Ja!" rief.
Ich konnte mir ein leichtes Lachen nicht verkneifen. „Aber bilde dir bloß nichts drauf ein", sagte ich.
Sam verdrehte die Augen. „Würde mir nicht mal im Traum einfallen", entgegnete er ironisch.
Daraufhin musste ich lachen. „Okay, wann soll ich zu dir kommen?", fragte ich ihn dann.
Sam sah mich an und kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Meine Mom hat morgen Abend ihren Zumba Kurs, Wanda ist auf Klassenfahrt und mein Dad macht gerade 'ne Geschäftsreise. Wir hätten das Haus für uns", sagte er dann.
Ich zog dir Augenbrauen hoch und unterdrückte ein Grinsen. „Was für ein Zufall", bemerkte ich ironisch.
Sam lachte. „Klar, Kane", erwiderte er und legte mir seinen Arm um die Schultern. „Glaubst du, ich hab das alles geplant, nur um dich rum zu kriegen?"
Ich verdrehte die Augen. „Na ja, zuzutrauen wäre es dir schon."
„Keine Sorge, kleine Val", sagte Sam amüsiert. „Du bist eh nicht mein Typ."
Autsch.
Ich bin eh nicht sein Typ.
Da brauch ich mir ja keine Sorgen machen.
Mein Lächeln missglückte wahrscheinlich, als ich mich unter seinem noch immer auf meiner Schulter liegenden Arm hinweg duckte.
Er steht eh nicht auf dich. Und du stehst nicht auf ihn. Warum also beleidigt sein?
Ich bin nicht beleidigt. Nur enttäuscht. Irgendwie.
„Also morgen? Ich bin um fünf bei dir, ja?", fragte ich hastig, um meine roten Wangen zu kaschieren.
Sam nickte. „Klar", sagte er grinsend.
„Okay."
Noch ein letztes, flüchtiges Lächeln, dann ging ich davon.
Was hast du denn gedacht? Dass er dir jetzt seine unsterbliche Liebe gesteht? Du bist echt unverbesserlich, Val. Und verdammt peinlich.
༄
Dad stand in der Küche und kochte irgendetwas, als die Haustür hinter mir ins Schloss fiel.
„Hi", begrüßte ich ihn, woraufhin er erfreut aufblickte.
„Hallo, Schatz. Wie war die Schule?", fragte er interessiert.
Ich ließ meine Schultasche fallen und zuckte mit den Schultern. „War okay", antwortete ich. „Hey, Dad, macht es dir was aus, wenn ich morgen Abend zu Sam gehe? Da ist so ein Schulprojekt, was wir zusammen machen."
Mein Vater richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Topf, der vor ihm auf dem Herd stand. „Du verbringst seit neuestem ziemlich viel Zeit mit Sam, oder?", bemerkte er dann, ohne mich anzuschauen.
Überrascht blickte ich ihn an. „Ich-"
Dad hob den Kopf und lächelte mich an. „Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?", fragte er neugierig.
Ich runzelte die Stirn. „Was?", fragte ich ratlos und Dad sah mich durchdringend an.
„Na, läuft da was, zwischen dir und Sa-"
„Dad?!", unterbrach ich ihn empört und boxte ihm grinsend in die Seite.
„Was denn?", fragte er lächelnd. „Darf ein Vater nicht mal fragen, ob-?"
„Nein, darf er nicht, okay?", sagte ich und schüttelte den Kopf.
„Aber Sam ist so ein anständiger Junge", versuchte es Dad erneut.
Ich verdrehte die Augen. „Nein. Nein, nein, nein", sagte ich abwehrend und wedelte mit den Händen vor seinem Gesicht herum. „Er ist Leos bester Freund. Das wäre mehr als seltsam."
Mein Vater lachte. „Aber ihr versteht euch doch so gut", stellte er fest.
Ich seufzte. „Ja schon, aber-"
„Außerdem kann ich ihn besser leiden, als diesen Antony", unterbrach mich Dad.
„Dieser Antony war zufällig mein Freund", bemerkte ich leicht beleidigt.
„Ich weiß. Aber ich bin dein Vater und ich habe das Recht deine Freunde nicht zu mögen. Das machen Väter automatisch. Der Junge hat nur Ärger gebracht. Und er hat sich immer so bei mir eingeschleimt." Er schüttelte den Kopf und rührte die Suppe im Topf mit einem großen Holzlöffel um.
„Ich hab mit Tony abgeschlossen, Dad", sagte ich dann.
Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich ungläubig an.
„Ja, da brauchst du überhaupt nicht so zu schauen", sagte ich gereizt. „Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber es wird wohl noch eine Weile dauern, bis du deinen zukünftigen Schwiegersohn kennenlernst."
Dad schenkte mir ein gütiges Lächeln. „Ach, Schätzchen, eines Tages wirst auch du diese eine Person treffen, die dein Leben auf den Kopf stellt. Siehst du, wie bei mir und deiner Mom." Er lächelte Moms Foto auf dem Kaminsims an, dann wandte er sich wieder an mich. „Und sieh was dabei heraus gekommen ist. Zwei wundervolle Kinder."
„Sag nicht heraus gekommen, Dad", sagte ich trocken und schloss die Augen, um das nicht besonders schöne Bild aus meinen Gedanken zu verbannen. „Das klingt irgendwie...falsch."
Mein Vater warf seinen Kopf in den Nacken und lachte schallend. „Ich sag ja bloß", entgegnete er irgendwann schmunzelnd. „Ich finde wirklich, dass Sam ein guter Junge ist. Er ist zielstrebig und höflich, nicht wie diese ganzen abgestumpften Weicheier aus deiner Schule."
„Dad!", rief ich ihn zur Ordnung.
„Ist ja gut, ist ja gut", sagte er beschwichtigend und hob den Hände.
„Ich kann nicht glauben, dass ich mich mit dir über Jungs unterhalte. Das ist echt schräg", murmelte ich und vergrub das Gesicht in den Händen.
Ich hörte, wie Dad leise lachte.
Dann hob ich den Kopf wieder und sah ihn an. „Also? Darf ich morgen zu Sam?", fragte ich.
Dad betrachtete mich einen Augenblick schweigend, dann nickte er. „Natürlich darfst du zu Sam."
Ich lächelte ihn dankbar an und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, dann verschwand ich oben in meinem Zimmer.
Ich war gerade dabei mir eine neue Folge der Vampire Diaries reinzuziehen, als es an meiner Tür klopfte und ein ziemlich traurig drein blickender Leo eintrat.
Ich hob meinen Kopf, stöhnte genervt auf und stoppte an einer - nebenbei bemerkt - echt spannenden Stelle.
„Was willst du?", fragte ich meinen Bruder, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn abwartend an.
„Können wir reden?", fragte er vorsichtig.
Ich zog die Augenbrauen hoch und dachte kurz nach.
Hatte er es echt verdient, dass ich meine Zeit mit ihm verschwendete? Er hatte schließlich mit meiner besten Freundin geschlafen und es mir nicht gesagt. Aber andererseits war er auch mein Bruder und ich liebte ihn.
Ich seufzte, rutschte auf meinem Bett ein wenig zur Seite und deutete ihm an, sich neben mich zu setzen.
Langsam kam Leo zu mir herüber und ließ sich in einem respektablen Abstand neben mir auf der Matratze nieder.
Ich zog währenddessen meine Knie an meinen Körper und schlang meine Arme um meine Beine. „Was gibt's?", fragte ich und versuchte dabei so gelassen wie möglich zu klingen.
Leo räusperte sich und sagte dann: „Es tut mir leid, Val. Wegen dieser ganzen Sache, die zwischen Rose und mir war. Ich weiß, ich hätte es dir sagen sollen, aber-"
„-ihr wusstet, wie ich reagieren würde, wenn ihr es mir erzählt", beendete ich seinen Satz. „Ich hab schon mit Rosie darüber geredet."
„Oh", brachte Leo irgendwann heraus und ich nickte. „Also...ich wollte dir eigentlich nur sagen, sei bitte nicht mehr sauer auf Rose. Sie hatte nichts damit zu tun." Ich zog die Augenbrauen hoch und Leo fuhr rasch fort: „Also...ich meine, klar hatte sie das, aber es war nicht ihre Idee, es dir zu verheimlichen. Ich hab sie darum gebeten. Sie wollte es dir eigentlich sofort erzählen, aber ich hab sie überredet, es nicht zu tun."
Ich sah ihn sprachlos an. Warum hatte Rosie das nicht gesagt?
„Okay", sagte ich irgendwann.
Leo riss die Augen auf und starrte mich überrascht an. „Okay?"
Ich nickte. „Ja."
Leo atmete erleichtert aus.
Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander, ehe mein Bruder wieder das Wort ergriff: „Also, Dad, hat mir erzählt, dass du dich morgen Abend mit Sam triffst? Was läuft da zwischen euch?"
Und schon hatte er es wieder geschafft. Ich hatte mich wirklich gerade damit abgefunden, dass er Rosie gevögelt hatte, aber mit dieser Frage eben trat er meine Sympathie ihm gegenüber wieder so weit in den Keller, dass ich ihn nur erbost ansehen konnte. So ein Arsch.
Ich stöhnte genervt auf. „Boah, das ist doch jetzt nicht dein Ernst?", rief ich ungläubig.
Leo machte eine Art Unschuldsmiene und zuckte mit den Schultern. „Was?", fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. „Du hast vielleicht Nerven, mich wegen Sam zu fragen! Nach der ganzen Scheiße, die du selbst verzapft hast?"
Leo grinste entschuldigend. „Tut mir leid, Val. Das war echt unpassend", stellte er fest.
„Ja, das war es", bestätigte ich.
„Sorry. Ich hab einfach nur ein schlechtes Gefühl bei dieser ganzen Sache. Dieser Plan - ich weiß auch nicht - er ist einfach scheiße, merkst du das nicht selbst?", bemerkte er dann.
„Ganz ehrlich, Leo, du hast da wirklich nichts mehr dazu zu sagen. Es geht dich nämlich gar nichts an. Du hast jegliches Mitspracherecht nach dieser ganzen Sache verspielt", informierte ich ihn genervt.
Leo seufzte nur.
༄
„Hey, da bist du ja endlich!"
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Du hast offenbar schon sehnsüchtig auf mich gewartet, was?", neckte ich Sam, als ich nun schon zum zweiten Mal über die Schwelle seines Hauses trat.
Er nahm mir - gentlemanlike - meine Jacke ab und hängte sie an einen Haken neben der Tür.
Ich bedankte mich und folgte ihm dann ins Wohnzimmer.
„Na klar hab ich das, was denkst du denn?", erwiderte Sam und ich verdrehte die Augen.
Ich setzte mich leicht unbehaglich auf das große Sofa und warf einen Blick auf den laufenden Fernseher, den Sam netterweise auf lautlos gestellt hatte.
Meine Fresse, was schaute er denn für eine Scheiße?
Im Ernst, es gab auch nur noch Fernsehen von, mit und für Asoziale.
„Willst du vielleicht was trinken?", fragte Sam plötzlich.
Ich hob den Kopf, dachte einen Moment nach und nickte dann. „Ja, vielleicht Wasser?"
Sam grinste leicht, drehte sich dann um und machte sich am Kühlschrank zu schaffen. Kurze Zeit später hatte er ein Glas Mineralwasser in der einen und ein weiteres mit Cola in der anderen Hand.
Er reichte mir das Wasser, ich sagte: „Danke", er sagte: „Bitte." und wir verfielen in peinliches Schweigen.
Irgendwann räusperte ich mich und warf ihm einen Blick zu. „Also...was soll ich dir eigentlich noch für Tipps geben? Du hast Laura doch schon so gut wie um den Finger gewickelt", sagte ich.
Sam zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Du bist hier das Mädchen", erwiderte er lahm.
Ich rollte mit den Augen. „So, wie du letztens mit ihr geredet hast, brauchst du meine Hilfe doch gar nicht", sagte ich.
„Komm schon, Val. Du wolltest mir doch unbedingt helfen", erwiderte Sam.
Ich seufzte. „Ich kann mich ja einfach nochmal mit Laura unterhalten, wenn du willst."
Sam nickte eifrig. „Ja, bitte", sagte er. „Ich meine, sie hat mir zwar ihre Nummer gegeben und wir schreiben auch hin und wieder miteinander-"
„Sie hat dir ihre Nummer gegeben?", unterbrach ich ihn mehr als überrascht und Sam nickte.
„Jetzt tu mal nicht so ungläubig", rüffelte er mich. „Ja, sie hat mir ihre Nummer gegeben."
„Na hoffentlich bist du nicht so blöd und hast sie nach Nacktbildern gefragt", bemerkte ich spöttisch.
Daraufhin warf mir Sam einen genervten Blick zu.
„Was denn?", entgegnete ich.
„Für wen hältst du mich bitte?", fragte Sam.
„Für einen typischen, schwanzgesteuerten Teenagerjungen?", tippte ich und sah belustigt dabei zu, wie sich Sams Augen weiteten.
„Oh Val..."
„Ist doch so", sagte ich schulterzuckend. „Du brauchst dich dafür auch nicht zu schämen, Sam. Das ist völlig okay. Ich verurteile dich doch nicht dafür." Ich tätschelte ihm den Arm, doch er schlug meine Hand weg.
„Halt den Mund", murrte Sam genervt und ich konnte nicht anders, als dümmlich zu grinsen.
„Also, wenn du sie nicht um Nacktbilder gebeten hast, dann hast du ihr hoffentlich auch keine Fotos von deinem-"
„Scheiße, Kane, nein, hab ich nicht!", unterbrach mich Sam ungehalten und ich zog die Augenbrauen hoch.
„Du brauchst doch nicht rot werden", bemerkte ich amüsiert und Sam verdrehte nur die Augen. „Ich mein ja nur,", fuhr ich dann fort. „in einer Zeit, in der die Leute Angst haben, dass Google alle ihre Daten klaut, und sie dadurch total in Panik geraten, dass ihre Privatsphäre im Netz vollkommen offen rum liegt, in diesen Zeiten haben die gleichen Leute null Problem damit, von ihrem Handy aus ein Foto ihres...Dings...unverschlüsselt in die Luft, durch 'ne Cloud von 'nem Server auf Honolulu zu schicken, nur damit sich irgendeine wildfremde Tante, von der sie gerade mal den Nickname kennen, ihren Dödel anschauen kann. Ich wollte nur sicher gehen, dass du keiner dieser Leute bist."
Sam starrte mich vollkommen sprachlos an. „Nein, ich bin keiner dieser Leute, Val", brachte er irgendwann raus.
Ich nickte. „Dann ist ja gut."
„Ich werde aus diesem Mädchen nur einfach nicht schlau."
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Du wirst aus ihr nicht schlau?"
Sam verdrehte die Augen. „Ja, ja, jetzt hast du wieder was, über das du dich lustig machen kannst. Mir, dem Frauenschwarm schlechthin, ist die allgegenwärtige Frauenlogik zu hoch."
„Frauenschwarm, aha", hüstelte ich spöttisch und Sam boxte mir spielerisch in die Seite. „Aber echt mal", fuhr ich dann fort. „Frauen sind einfach."
Sam zog ungläubig die Augenbrauen hoch. „Ach so. Ja klar, Frauen sind einfach", sagte er sarkastisch. „Mit jedem ja meinen sie ja und mit nein meinen sie ja und mit nein meinen sie nein und mit nein meinen sie vielleicht aber mit vielleicht meinen sie ja und manchmal auch nein."
Ich starrte ihnen einen Moment vollkommen verständnislos an. „Warte...was?"
Sam breitete die Arme aus. „Siehst du?", sagte er. „Und Frauen sind einfach, das ich nicht lache."
Ich nickte. „Nein, ich meine, ja. Ich - du hast mich gerade wirklich verwirrt", stellte ich fest und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Was glaubst du, wie ich mich jedes Mal fühle?", entgegnete Sam.
Ich verdrehte die Augen. „Ist ja auch egal", sagte ich dann. „Ich werde mich einfach weiter bei Laura einschleimen und mich mit ihr anfreunden."
Sam nickte. „Okay."
Und wieder schwiegen wir.
Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Sam auf seinem Handy rum tippte.
„Ich hab mich übrigens mit Leo ausgesprochen", rutschte mir dann plötzlich raus.
Sam hob seinen Blick von seinem Display und sah mich überrascht an. „Wirklich?"
Ich nickte.
Sam lächelte. „Das ist doch gut, oder?", fragte er.
„Keine Ahnung" sagte ich schulterzuckend. „Ich denke schon. Er sagte, es wäre seine Idee gewesen, mir nicht zu sagen, dass er mit Rosie geschlafen hat."
„Okay", sagte Sam.
Erneut verfielen wir in Schweigen.
„War das mit dem Englischprojekt nur ein Vorwand, um mich in dein Haus zu locken?", fragte ich irgendwann.
Sam fing an zu lachen und ich starrte ihn böse an. „Ich brauche nun wirklich keinen Vorwand, um dich ins Haus zu locken", bemerkte er amüsiert.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Was soll das denn heißen?", fragte ich.
„Ach komm schon, Val. Wir wissen doch beide, dass ich ein unwiderstehlicher Charmeur bin. Du konntest gar nicht anders."
Ich schnaubte verächtlich. „Du bist unglaublich peinlich, aber mehr auch nicht", erwiderte ich ironisch.
Sam zog die Augenbrauen hoch. „Ich mach dich nervös", stellte er fest.
Ich riss die Augen auf. „Du...nein?", gab ich von mir.
„Bist du sicher?" Er grinste mich selbstgefällig an und mein Herz schlug automatisch schneller.
„Ja, ich - wie kommst du überhaupt auf so was?", fragte ich etwas außer Atem.
Sams graue Augen funkelten, während er mir immer näher kam.
Oh Gott. Hör auf damit, du Traum von einem Oberstufler. Hör sofort auf, sonst verliebe ich mich noch in dich.
Ich fragte mich ernsthaft, ob er mich jetzt küssen würde. Schließlich verringerte er den Abstand zwischen uns auf dem Sofa mit jeder Sekunde, die ich nicht handelte.
Er wollte mich doch gar nicht küssen. Er wollte mich bloß nervös machen. Wie er es gesagt hatte. Und verdammt, es klappte auch noch.
Er wollte Laura. Er wollte Laura und nicht mich.
Das sollte mein neues Mantra werden.
Er wollte Laura und nicht mich. Er wollte...Laura und nicht mich. Er wollte...
Man, konnte er mir nicht einfach fern bleiben? Das machte mich echt noch verrückt.
Ich sah, wie er mein Gesicht studierte und wie seine Augen schließlich zu meinen Lippen hinunter glitten.
Oh mein Gott, er wollte doch nicht wirklich..
Genau in diesem Moment klingelte es an der Tür und wir schreckten auseinander.
Wir starrten uns einen kurzen Augenblick einfach nur gegenseitig an, ehe Sam sich peinlich berührt den Nacken rieb, aufsprang und zur Tür hinüber eilte.
Als er sie öffnete, stand der Paketdienst davor.
Im Ernst?
„Meine Mutter hat wahrscheinlich wieder irgendwelche nutzlosen Klamotten im Internet bestellt", bemerkte Sam, als er mit dem Päckchen in den Händen wieder ins Wohnzimmer kam.
Ich versuchte ein Lächeln, was mir jedoch nicht so recht gelingen wollte.
Noch immer schwebten Sams sturmgraue Augen vor meinem Geist umher.
Ich fragte mich, was passiert wäre, wenn der Liefertyp nicht geklingelt hätte. Hätte Sam mich tatsächlich geküsst? Eben hatte er doch noch gesagt, dass ich nicht sein Typ wäre.
Die restliche Zeit, bevor mich mein Vater abholte, verbrachten wir im peinlichen Schweigen nebeneinander auf dem Sofa, während der Fernseher lief.
Ich wünsch euch einen guten Rutsch ins neue Jahr! Trinkt nicht so viel und lasst die guten Vorsätze, es wird sowieso nichts, glaubt mir. ༄
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