ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ᴅʀᴇɪᴢᴇʜɴ
❥Frühlingsregen
ᴢᴇᴀ
Das Gras kitzelte mich an den Wangen und an den Füßen, als ich gedankenverloren in den wolkenverschleierten Himmel starrte. Seit Stunden starrte ich die graue Wolkendecke an und genoss den Geruch der feuchten, erdigen Luft, der nach einem ausgiebigen Regenguss üblich war.
Kleine Vögel durchkreuzten den Himmel, tanzten mit ein paar einsamen Nachtfaltern durch die schwüle Abendluft.
Mein Kopf schien wie leergefegt und doch hatte ich das Gefühl, meine Gedanken würden sich überschlagen.
Ich hatte Menschen sterben gesehen.
Ich hatte selbst Menschen den Todesstoß gegeben.
Ich hatte Epochen von Terror und Angst erlebt.
Ich hatte die Pest überstanden.
Ich hatte mich von Brücken gestürzt, bin Klippen ungesichert hochgeklettert und hatte bei den Fluchten von den Werwolfen meine physischen und psychischen Grenzen überwunden.
Doch jetzt schienen das alles wie mickrige Erlebnisse, unwichtig und bedeutungslos für die Zeit, die mir bevorstand.
Es schienen Erfahrungen zu sein, die ich in ferner Vergangenheit gemacht hatte, doch nun verblassten wie ausgeblichene Tinte auf einem alten Stück Pergament, denn nun beschrieb ich ein neues Blatt, eine neue Ära meines Lebens.
Der erste Wassertropfen fiel auf meine Stirn und bahnte sich den Weg über meine Schläfe in das grüne Gras. Mein ganzer Rücken war nass von der durchtränkten Wiese, auf der ich lag, doch es störte mich nicht. Ich schien es gar nicht richtig wahrzunehmen.
Meine Gedanken kreisten nur um diese eisblauen Augen, die mich so intensiv angestarrt hatten, dass ich immernoch in Gefahr lief, allein bei dem Gedanken an sie in Ohnmacht zu fallen.
War ich vielleicht einfach so einsam, dass ich mich nur nach Liebe sehnte und sowas wie eine Mateverbindung zwischen mir und dem Blauäugigen gar nicht exestierte? Bildete ich es mir nur ein, so wie es sicher viele junge Mädchen taten, wenn sie den Alpha das erste mal sahen, mit seiner muskulösen Statur und den funkelnden Augen?
Ich war nicht mehr jung. Ich kannte mich, auch wenn ich langsam daran zweifelte, mich jemals richtig gekannt zu haben.
Wenn ich wirklich nach achthundert Jahren eine Gefährtin spielen sollte, dann habe ich Zea Divina nie richtig gekannt.
„Kannst du mir mal verraten, wieso du mitten im Schlamm liegst und riechst wie diese Billigschlampen, die mich haufenweise im Club antanzen und jedes mal eine Abfuhr bekommen?"
Ich zuckte nicht zusammen, wie ich es sonst immer tat, wenn ich plötzlich eine Stimme hörte.
Auch wendete ich nicht den Kopf zu dem Jungen, sondern starrte weiter in den Himmel, trotz des Schattens, der sich über mich gelegt hatte.
„Na gut, ich hasse dich dafür", grummelte mein bester Freund und ließ sich wider seines Willens neben mir auf das Gras sinken.
„Hat die Dame auch noch vor mit mir zu spechen, oder hat mein Anblick ihr die Sprache verschlagen?", murmelte er ungeduldig und schlussendlich drehte ich doch meinen Kopf, um ihn anzusehen.
Coles Kopf war nur wenige Zentimeter von Meinem entfehrnt, sodass seine braunen Haare mich leicht im Gesicht kitzelten und ich seinen ruhigen Atem auf meiner Haut spüren konnte.
Er trug ein weißes, halb aufgeknöpftes Designerhemd und eine einfache, schwarze Hose. Der Blick in seinen hellbraunen Augen änderte sich schlagartig von ungeduldig zu besorgt, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
Cole stemmte sich auf seinen rechten Arm, um mich von etwas weiter oben besser betrachten zu können. Kurz schaute er nachdenklich, bis er wieder den Mund öffnete.
„Was ist los, amica?", fragte er dann fürsorglich und ich starrte wieder hinauf in die Wolken, die einen Tropfen nach dem anderen auf uns niederrieseln ließen.
„Ich habe einen Mate", ertönte es dann kratzig nach einigen Minuten aus meiner Kehle und Cole lachte amüsiert auf.
„Und ich habe mit der schwedischen Kronprinzessin geschlafen", meinte er darauf sakastisch.
„Ich mein's ernst, Cole", murmelte ich und schloss die Augen, als der Regen auf mein Gesicht fiel. Langsam aber sicher durchdrang das Nass unsere Kleidung, die kletschig an unseren Körpern klebte. Neben mir hörte ich Cole fluchen.
„Ich mein's auch ernst", murrte er dann amüsiert.
„Was?", fragte ich überrascht.
„Was?", gab er überrumpelt zurück.
„Idiot", fauchte ich.
„Selber Idiotin."
„Ich liebe dich."
„Ich mich auch", grinste ich dann leicht.
„Idiotin", stöhnte er.
„Stop, das reicht", setzte ich dem ganzen ein Ende.
„Regnet es hier immer so viel? Dann kann ich nämlich verstehen, wieso du aus dieser Stadt raus willst", seufzte er daraufhin und versuchte ungeschickt, sein Hemd auszuwringen.
„Ich habe meinen Mate gefunden und du fluchst über den Regen?", fuhr ich ihn an. „Natürlich, ich trage ein 550$ Designerhemd, das von hinten voll mit Schlamm ist und vorne durchgeweicht. Das ist hin, du bezahlst mir das."
Cole zog sich das Hemd über den Kopf und entblößte somit seinen muskulösen Oberkörper und das kleine Z, welches er sich vor vielen Jahrhunderten mit glühenden Eisen knapp unter der Brust eingebrannt hatte. Hätte er damals gewusst, dass es im 21 Jahrhundert eine weitaus schmerzlosere Methode namens Tattoowieren geben wird, hätte er sicher gewartet.
„Jetzt hau aber mal raus, hast du wirklich... einen Mate oder verarscht du mich nur mal wieder? Das ist nicht lustig", mahnte Cole wieder ernst und sah auf mich herab.
„Phoenix. Er heißt Phoenix und Alpha ein paar Meilen von hier entfehrnt", meinte ich trocken und Cole gab einen zischenden Laut von sich.
„Du musst einen Weg finden, die Verbindung zu kappen. Werwölfe sind die großten Wichser, die Mutter Erde hervorgebracht hat", knurrte er. Cole hasste Werwölfe mindestens genauso sehr wie ich, allein schon deswegen, weil sie seine beste Freundin sein Jahrhunderten verfolgten.
„Ich weiß", hauchte ich, doch insgeheim wollte ich mich gegen diesen Gedanken wehren. Wie es sich wohl anfühlen musste, nach Jahrhunderten wieder richtig geliebt zu werden? Nicht brüderliche Liebe, wie die von Cole, sondern die Liebe eines Gefährtens.
Schnell schüttelte ich den Kopf, um dem Gedanken aus meinem Hirn zu jagen. Er war falsch.
„Stinkst du deswegen auch so, als hättest du in Parfüm gebadet? Damit der liebe Herr Mate dich nicht findet?", grummelte Cole dann missbilligend. Ich nickte leicht und Cole stöhnte auf.
„Es ist nicht so, dass ich dir keinen Freund gönnen würde, Zea. Ich hab einfach Angst davor, dass du verletzt wirst", fuhr er dann eine Spur sanfter fort und strich mir durch die nassen Haare, während ich wieder nur nickte.
Cole und ich lagen noch lange einfach so, schweigend nebeneinander, Arm in Arm. Der Regen hatte schon lange aufgehört, trotzdem fühlte es sich an, als würde Wasser aus jeder Pore meines Körpers laufen.
Der Kontakt zu meinem besten Freund fühlte sich gut an. Ich drückte seinen robusten Körper etwas fester an mich, was er mir mit einem stärkeren Griff um meine Hüfte gleichtat.
Die rote Abendsonne musste schon vor Stunden hinter sem Horizont verschwunden sein und die eiskalte Nacht legte sich über uns. Tausende Sterne schauten auf uns herunter, begleiteten uns Tag und Nacht auf unserem Weg, länger, als sie es je bei einem anderen Wesen getan hatten.
Irgendwann fielen mir die Augen zu, auch wenn ein Hauch Gänsehaut sich über mich zog und mich manchmal erzittern ließ.
Irgendwann, bevor ich endgültig in den Schlaf abdriftete, hörte ich Cole leise neben mir lachen.
„Ich hab außerdem wirklich mit der schwedischen Kronprinzessin geschlafen."
Auch wenn ich unglaubliche müde war, erhielt er für diesen Satz noch einen festen Klaps auf den Hinterkopf. Verdient.
☞Kein Cliffhänger und ein sehr ruhiges Kapitel, um den Tag ausklinken zu lassen.
Eure Kommentare sind außerdem toll, danke dafür <33
Feedback, Votilein? (:
Habt eine gute Nacht :P
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