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5. Juli

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell die Alltagsroutine im Schulbetrieb Einzug hält. Vor allem, wenn die schwierigsten Momente verarbeitet sind und die Schülerinnen und Schüler ihre Probleme und Querelen in den Griff bekommen haben. Fast scheint es, als die tragischen Erlebnisse des Dezembers die Jugendlichen aufgerüttelt hätten; die Wochen und Monate verflogen geradezu, ohne dass es zu nennenswerten Zwischenfällen gekommen wäre.

Plötzlich ist es Sommer, das Schuljahr abgeschlossen und die Zeugnisse werden verteilt. Svenja und Nik schaffen es beide für ihr letztes Schuljahr an die höhere Stufe wechseln zu können. Sie freuen sich sehr und hoffen, in die gleiche Klasse eingeteilt zu werden.

Sandrine hat eine Lehrstelle als Fachfrau Betreuung für Kinder erhalten, Nubia wurde an die Schule für Gestaltung angenommen. Emir fand eine Lehrstelle als Media-Designer und Dario geht in die Logistikbranche. Lara wird ein Zwischenjahr einlegen und danach eine Lehrstelle als Apotheke-Assistentin antreten. Sie und Dario sind immer noch zusammen; die Erlebnisse im Wallis haben in dieser Beziehung bestimmt mitgeholfen.

***

Am 25. Juni konnten die Arbeiten für die Freizeitanlagen abgeschlossen werden. Die Skatinganlage wurde tatsächlich vom Volk abgelehnt. Sie steht nun im Nachbardorf, bequem zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar. Dafür konnte das Projekt "Jugendtreff Alter Bahnhof - JABA" realisiert werden; mit großer Unterstützung des Gewerbes. Gabi konnte eine Kollegin aus dem Studium für die Stelle als Treff-Leiterin begeistern. Sie selbst hilft zwischenzeitlich aus und bietet Beratungen für Jugendliche und Eltern an. Zusammen mit Rebecca, Snape, Stefan, Alissia und Morena sitzt sie im gemütlichen Aufenthaltsraum im ehemaligen Bahnhofschuppen. Die Balken sind abgeschliffen und sichtbar gemacht worden, das Unterdach ist isoliert und mit Holz verkleidet. An den Wänden stehen und hängen verschiedene Leuchten, die ein warmes, gemütliches Licht auf die dunkelblaue Eck-Couch werfen. Auf dem unförmigen Couchtisch aus Wurzelholz stehen Drinks und Snacks.

"So, Mori, dein erstes Jahr an der Oberwiler-Highschool ist durch! Gibst du uns eine kleine Zusammenfassung?"

Morena stellt ihr Glas auf den Tisch, lehnt sich zurück und blickt der Reihe nach alle an. "Ich habe viele neue Freunde gewonnen; dafür bin ich unglaublich dankbar." Dann sagt sie nichts mehr und blickt fragend in die erwartungsvollen Gesichter.

Schweigen. Blicke austauschen. Schweigen - dann bricht das Gelächter los. Als erster lacht Snape und prostet Morena zu. "Du bist schon eine Nummer, echt! Da war so viel los und du plapperst was von neuen Freunden. Das gefällt mir; komm her, Tschinggeli, lass dich drücken!" Er fällt Morena um den Hals und hebt sie hoch.

Alle prosten einander zu und gratulieren sich gegenseitig, das Jahr einigermaßen schadlos überstanden zu haben. Selbstverständlich drückt Tanyas Tod auf die Stimmung, doch mit allen schönen Dingen, die sie danach erarbeitet und geschaffen haben, kann auch diese schlimme Erfahrung mit Würde verarbeitet werden. Das neue Museum in der Scheune wird rege besucht, wie ihnen der Bauer berichtet hat. Er habe seine Stube immer voll und die Menschen hätten Freude an den ausgestellten Bildern und Texten. Morena versinkt in Gedanken.

Für das Atelier bei Frau Huber haben sich bereits vier Jugendliche und zwei Erwachsene angemeldet. Ein berühmter Kunstmaler aus Reinhof will die Kurse gratis anbieten und mit den Hobbymalern sogar nach draußen gehen, ihnen die Landschaftsmalerei näher bringen. Da der Künstler als eine Art Patron hinter dem Projekt steht, wurde bereits mehrmals darüber berichtet. Das Atelier ist weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannt.

Der Oberwiler Autor Benno Hofer leitet regelmäßig Schreibkurse oder Leserunden in der Bibliothek; er wird dabei von Mina und Svenja unterstützt, welche beide weiterhin fleißig schreiben. Gemeinsam haben sie bereits einige der jüngeren Schülerinnen und sogar einen Jungen für den Förderkurs im kantonalen Literaturhaus anmelden können. Mina konnte mit Bennos Unterstützung gar ihr erstes Buch herausbringen; nur eine kleine Auflage, zwar, doch das Mädchen ist unglaublich stolz auf ihre Trauminsel-Geschichte. Die Buchhandlung in Reinhof hat das Buch sofort ins Sortiment aufgenommen. Zusammen mit Emir hat Mina mit einer KI ein tolles Cover entworfen, das der Verlag verwendet hat.

"Jetzt mal im Ernst, Morena: Dieses Jahr hast du dir bestimmt anders vorgestellt, oder?" Rebecca holt ihre Kollegin aus den Gedanken zurück.

"Ja, natürlich. Aber wer rechnet auch schon damit, was wir haben erleben müssen? Ich meine, mit Mobbing und etwas pubertärem Imponiergehabe können wir alle ohne Probleme umgehen. Doch Tanya? Ein solches Schicksal mitansehen zu müssen, das wünscht man keiner Lehrperson."

Die Lehrerinnen und Lehrer nicken schweigend. Dieses Erlebnis wird sie ein Leben lang prägen. Ihr Sinn für die feinen Veränderungen im Verhalten der Jugendlichen wird für immer gestärkt sein. Nie wieder werden sie 'keine Zeit' haben, wenn Jugendliche zögerlich nach Unterstützung oder nach einem offenen Ohr verlangen. Nie wieder werden sie Zeichen falsch interpretieren.

"Wisst ihr, ich denke, wir haben durch unsere schlimmen Erlebnisse einen Weg gefunden, die Schule an sich zu verändern. Wir sind heute andere Lehrpersonen als noch vor einem Jahr - und das ist gut so."

"Das ist richtig", pflichtet Stefan Morena bei, "doch wir können dadurch nicht die Politik verändern. Wie 'Schule' funktionieren soll, wird noch immer durch die Laienpolitiker im Rat bestimmt."

"Die wir wählen können!", ergänzt Alissia. "Ich bin Morenas Meinung. Wir haben uns verändert - und wir können in kleinen Schritten noch mehr verändern. Schaut in unserem Dorf: Wir haben die Jugendarbeit eingerichtet. Zuvor gab es hier nichts, doch heute hat das Dorf einige wichtige und attraktive Angebote für Kinder und Jugendliche. Wenn wir es schaffen, die positiven Veränderungen sichtbar zu machen, werden die konservativen Politiker - und ich verwende absichtlich nur die männliche Form - das nicht ignorieren können."

"Wow! Was für eine Rede! Du solltest in die Politik einsteigen!" Silas neckt Alissia, welche ihm zur Antwort einen Schlag auf die Schulter gibt. Die Kolleginnen und Kollegen sehen schmunzelnd zu.

"Wir sollten langsam zum Schulhaus zurück. Die anderen werden uns vermissen." Rebecca erinnert sie daran, dass ein offizieller Schlussapéro bereitsteht und sie dort erwartet werden. Die Freunde bedanken sich bei Gabi für den Einblick in den Jugendtreff und schlendern gemeinsam zum Schulhaus zurück.

***

Das satte Grün der Bäume, Birken, Ahorn und Buchen, lässt schummriges Sonnenlicht durch, das Bachbett wirkt wie ein rauschender, plätschernder Tunnel mit dunkelgrünen und stammbraunen Wänden. Der Bach führt nur wenig Wasser, größere Steine ragen über die Wasserfläche, die wenigen Sonnenstrahlen tänzeln über die Wellen mit den Schaumkrönchen um die Wette. Einzelne Vögel zirpen, auch sie feiern den warmen Sommertag. Svenja und Nik sitzen auf ihrer Lieblingsbank an der Wyna. Nik lehnt sich an, sie liegt auf der Bank, ihren Kopf auf seinen Oberschenkeln.

Svenja spielt mit einem Blatt, Nik sieht ihr dabei zu. "Ich bin so froh, dass ihr hierher gezogen seid."

Sie schmunzelt. "Am Anfang war es hart, doch nun bin ich natürlich auch sehr froh darüber."

"Vermisst du die große Stadt manchmal?"

"Manchmal." Sie blickt ihn mit ihren tiefblauen Augen an, ihre Grübchen verraten den Schalk, der in ihren Worten steckt. "Wer einmal in einer großen Stadt gewohnt hat, wird immer irgendwas daran vermissen. Die Restaurants, die Parks, die Unterhaltung, das Leben - hier ist alles ruhiger, verhaltener. Verstehe mich nicht falsch, es hat auch hier Leben - nur sieht man das nicht, weil die Menschen hier in ihren Häusern und privaten, von Hecken abgeschirmten Gärten leben. Und die Natur darum herum ist der riesige Park."

"Schön gesagt; dafür haben wir keinen Lärm und keine Hektik hier."

"Ja. Doch Einsamkeit, wenn man niemanden hat." Svenjas Blick wird trauriger.

"Du denkst an Tanya?"

"Nein, nicht wirklich. Ich denke an die vielen alten Menschen, die in ihren zu großen Häusern leben und darauf warten, dass ihre beschäftigten und weggezogenen Kinder sie mit den Enkeln besuchen kommen."

Nik verzieht den Mund, erst zu einem Streifen, dann zu einem Lächeln. "Du führst schon wieder was im Schilde, gib's zu."

Svenja setzt sich auf und nimmt seine Hände in ihre. "Ja, ich habe einen Plan. Wir sollten nicht nur für die Jugendlichen ein Angebot an Beschäftigung haben. Es sollte auch etwas für die Alten geben. Generationen im Kontakt. Junge unternehmen etwas mit Alten."

"Klingt gut. 'Mofa fahren mit neunzig Jahren' - oder so ..."

"Nik!" Ihr Zeigefinger steht ausgestreckt vor seiner Nase - er begreift, dass sie es mit ihrer Idee ernst meint.

"Ist ja schon gut. Woran hast du gedacht?"

"Ich denke an einen Kulturaustausch. Kennst du beispielsweise ein typisch schweizerisches Gericht von deiner Oma?"

Nik denkt nach, schüttelt den Kopf. "Nein, aber ich erinnere mich, dass sie sehr gut hat kochen können."

"Siehst du? Wenn wir dieses Wissen nicht an unsere Generation weitergeben, dann geht es irgendwann verloren. So ist es mit vielen Dingen. In der Stadt rennen sie zum Beispiel gleich auf den Notfall, wenn sie von einer Wespe gestochen werden. Hier gibt man Gallseife auf den Stich und weg ist die Schwellung. Altes Wissen, längst vergessen."

"Klingt nach einer einseitigen Sache. Was willst du den Seniorinnen und Senioren im Gegenzug mitgeben?"

"Unterhaltung, Dialog, Kontakt zu jungen Menschen; vielleicht gar etwas Nachhilfe mit Computern oder beim Lösen eines Zugtickets. Es geht auch um Respekt und Würde."

"Du klingst wie Mori." Seit dem Schulabschluss sind die austretenden Schülerinnen und Schüler mit ihren wichtigsten Lehrpersonen per Du.

Svenjas Augen beginnen zu strahlen. "Diese Lehrerin ist ein Goldschatz! Jackpot für unser Dorf. Nik, von ihr haben wir so viel gelernt - und ich spreche nicht nur von Mathe. Es wird Zeit, dieses Wissen anzuwenden."

"Ja, da gebe ich dir recht. Sie ist wirklich keine typische Lehrerin. Du meinst also, wenn ich richtig verstehe, wir sollen das ohne die Lehrerinnen und Lehrer angehen?"

"Ja. Nur wir Jugendlichen. Nehmen wir die Zukunft in unsere Hände! Für Bewilligungen und Finanzen können wir bei unseren Eltern nachfragen. Die sind bestimmt mit dabei." Svenja ist überglücklich, dass ihr Freund sie bei ihren Ideen unterstützt. Sie gibt ihm dankbar einen Kuss dafür.

***

Den gemeinsamen Abschluss des Schuljahres feiern die Lehrerinnen und Lehrer zusammen mit Vertretern der Gemeinde und der Schulleitung in der Aula der Schulanlage Oberwil. Der Metzger aus dem Nachbardorf, der weitherum für seinen Catering-Service bekannt ist, hat ein abwechslungsreiches Menü vorbereitet. Nach dem Apéro gibt es zuerst Fisch und eine große Anzahl Salate. Zum Hauptgang danach verschiedene Leckereien vom Grill; viele Gemüse und diverse Fleischsorten. Dazu hat er Kartoffelsalat und Polenta vorbereitet. Als Dessert stehen Kuchen und Eisspeisen auf dem Programm. Mit Hunger geht heute bestimmt niemand nachhause.

Zwischen den einzelnen Gängen des Menüs werden Reden gehalten, Mitarbeitende verabschiedet oder Jubiläen gefeiert. Die Stimmung ist wie in jedem Jahr entspannt fröhlich. Alle freuen sich auf die bevorstehenden Sommerferien, froh darüber, ein weiteres Schuljahr gemeistert zu haben. Plötzlich wird Morena auf die Bühne gebeten. Sie begreift nicht, weshalb sie das tun soll, nach nur einem Jahr Arbeit.

Unter Applaus betritt sie die Bühne. "Morena Picci Di Agostino, unsere neue Mathelehrerin. Du fragst dich bestimmt, weshalb ich dich zu mir bitte", beginnt der Regionalschulleiter geheimnisvoll. "Du hast dich sehr gut in unser Lehrteam hier in Oberwil eingelebt. Das freut mich. Viel mehr aber freut es mich, dir heute einen Bonus überreichen zu dürfen. Dein Engagement, dein unermüdlicher Einsatz zum Wohl unserer Jugendlichen hat uns von der regionalen Leitung dazu bewogen, dir ein Zeichen unserer Dankbarkeit zu geben. Ich hoffe, du bleibst noch viele Jahre an unserer Schule und schenkst uns weiterhin so viel Fröhlichkeit und Herzlichkeit. Vielen Dank! Bitte einen großen Applaus für eure tolle Kollegin!" Unter tosendem Applaus überreicht er ihr einen Umschlag; einen dicken Umschlag, wie sie erstaunt feststellt.

Morena schnappt sich das Mikrofon. "Ich bin eine schlechte Rednerin - das könnten meine Schülerinnen besser. Vielen Dank, lieber Tom, liebe Mitglieder des Schulrats, Behördenmitglieder - liebe alle. Vielen Dank für die Ehre. Ich werde einen Teil des Betrags für weitere Projekte einsetzen; das ist sehr großzügig von euch. Ich danke aber auch dem wundervollen Team der Oberstufe! Ohne meine Freundinnen und Freunde hier wäre nichts dessen, was wir erreicht haben, möglich geworden. Darum fließt der Rest aus diesem Umschlag in viele Pausensnacks und Freitagsrunden - ihr wisst, wovon ich rede. Vielen Dank!"

Die Lehrerinnen und Lehrer der Oberstufe sind alle aufgestanden, lachen und klatschen voller Freude, als ihre Kollegin wieder von der Bühne heruntersteigt. Erst als sie am Tisch sitzt, wagt sie einen Blick in den Umschlag. Sie zählt fünfhundert Franken und blickt Rebecca ungläubig an. "So viel Geld! Unsere Apéros am Freitag sind gesichert. Salvatore wird begeistert sein, als unser Koch arbeiten zu dürfen ..." Morena lacht.

"Das hat er doch bis jetzt ohne Bezahlung gemacht, und wir waren immer glücklich mit seinen Kreationen."

"Ach, Rebi, dann denk dir doch mal aus, was er herbeizaubert, wenn er dafür bezahlt wird." Sie zwinkert der Deutschlehrerin zu, beide beginnen zu lachen.

"So, meine Lieben, die Stunde der Wahrheit: wo fahrt ihr hin und was plant ihr für die Ferien?", fragt Christian auf einmal aus dem nichts. "Und keine schmutzigen Details auslassen bitte. Snape, Alissia?"

Wieder lachen alle, vor allem als die zwei Angesprochenen erröten und sich um eine Erklärung drücken. "Wir fahren in die Normandie - und ja, wir fahren zusammen dahin. Einfach, damit es zu keinen Spekulationen mehr kommt!" Alissia nickt Silas zu, er lächelt und nimmt ihre Hand. Glückwünsche folgen von allen Seiten.

Morena berichtet davon, mit ihrer Familie nach Sizilien zu fahren. Rebecca und Stefan wollen in Norwegen wandern gehen und Christian fährt mit seiner Band an ein Festival in Österreich. Gabi hat sich noch nicht entschieden; sie möchte eventuell ihre Schwester in Vancouver besuchen. Dominic verreist mit dem Wohnwagen; er plant mit seiner Familie eine Reise zum Gardasee und als letzte berichtet Madlene davon, zusammen mit ihrem Freund auf einem Segelboot durch die Ägäis fahren zu wollen. So geht ihnen der Gesprächsstoff nicht aus. Sie feiern, lachen und plaudern bis spät in die Nacht hinein. Alle, die nicht mehr fahren dürfen, übernachten entweder im Schulhaus, in der Turnhalle oder bei Morena zuhause im Feuerwehrmagazin. Die Sommerferien können kommen, eingefunkelt von einem unendlichen Sternenhimmel.

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