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13. August

Nik Widmer

Morgen geht die Schule wieder los. Noch ein Jahr. Ich will unbedingt noch an die höhere Schule in Niederwil. Ein Jahr anhängen, dann die Kanti mit Schwerpunkt Mathe, dann Studieren - Mathe. Ich weiß, dass ich das schaffen kann. Ich bin Pi, das verdammte Mathegenie. Leider ist Mathe nur ein Viertel der wichtigen Fächer. Die anderen drei sind Deutsch, Französisch und Englisch. Sprache siegt über Logik, wie immer - unlogisch.

Unser Mathelehrer wird mir fehlen. Er war super, der alte Röbi. Wir erhalten eine neue Lehrerin. Noch eine Frau; wenn ich in Zukunft Mathe unterrichten werde, dann ist das auch ein Dienst an der Männerquote im Lehrberuf! Nicht dass unsere Frauen schlecht wären, in keiner Weise, wir haben die besten Lehrerinnen weit und breit, aber die Männer fehlen halt schon. Wir Jungs brauchen auch mal Männergespräche. Aber die Disler, unser Gummibällchen, sieht schon umwerfend aus; eigentlich schade, dass sie nur Mädchensport unterrichtet. Ich bin gespannt auf die Neue; hoffentlich taugt sie was.

Was wird aus Tanya werden? Sie hat sich zurückgezogen; wie wohl ihre Ferien verlaufen sind? Sie wird gemobbt, eigentlich müsste ich ihr helfen, doch bisher habe ich mich zu wenig gekümmert. Das wird mein Ziel für mein letztes Jahr in Oberwil. Sie ist so begabt, könnte eine Karriere als Künstlerin oder als Schriftstellerin beginnen. Es ist so schade, dass es mit uns nicht geklappt hat. Mathe und Kunst passen offensichtlich nicht zusammen. Aber Tanya ist eine umwerfende Frau. Niemand begreift die Welt besser als sie. Es ist, als ob sie mehr sehen könnte als wir alle; sie kann unsere Gefühle sehen. Sie ist zu stark für Enola - und genau deswegen wird sie gemobbt. Ich freue mich auf Tanya.

Aber nicht auf Enola, Bitch, die sich an Dario gehängt hat. Ich hoffe nur, der Schönling hat seine Drogengeschichte im Griff. Ich möchte keine Polizei mehr an der Schule sehen. Seit Jovan endlich weg ist, hat sich unser Schulhof etwas beruhigt, doch Enola, seine kleine Schwester, hat sich Dario geangelt - dabei sieht sie nicht mal gut aus. Und dieser Fußball-Loser fühlt sich wie der Alpha-Wolf im Schulhofrudel. Temporärer Platzhirsch, Bling-Bling Tölpel.

Morgen geht die Schule wieder los. Eine neue Runde im alten Spiel. Mache den kaputt, der stärker werden könnte; stelle dich selbst ins Rampenlicht und umgib dich mit den hübschesten Puppen des Theaters - ich hasse das! Noch ein Jahr, dann bin ich weg.

Svenja Berger

"Dad - muss ich da morgen echt hingehen? Wieso sind wir hier? Das ist ein verdammtes Bauernkaff. Ich will nach Winti zurück. Ihr könntet mir eine Privatschule kaufen! Was soll ich hier?"

Loris Berger setzt sich seiner Tochter gegenüber. In Gedanken könnte er heulen, wenn er sie so sieht. Sie hatte alles; viele Freunde, ein geordnetes und vor allem ehrliches Umfeld mit intelligenten Schulkollegen. Sie brachte gute Noten heim, hätte sogar den Übertritt ans Gymnasium schaffen können. Seine Tochter ist sein ganzer Stolz. Sie besitzt den Körper eines Models, groß, sportlich schlank, umwerfende Gesichtszüge, Augen wie ein friedlicher Ozean und langes, blondes Haar - ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Dazu hat sie von ihm, und das macht ihn besonders stolz, die ganze Empathie und Liebe geerbt, die Bodenständigkeit und Gelassenheit. Wenn sie lächelt, schmelzen Diamanten zu silbern glänzenden Tümpeln. "Sven, mein Herzchen, du weißt, dass deine Mutter den Job annehmen musste. Es ist ein wichtiger Schritt in ihrer Karriere."

"Mom und ihre Karriere. Klar. Was ist mit meiner Karriere, Dad? Ich brauche die Stadt; ich brauche das Leben. Was soll ich mit den Kühen hier? Du hast es einfach: Du verdienst dein Geld im Internet - das geht auch mitten aus dem Stall heraus, solange du ein Netz hast."

Loris lacht. "Ach, Sven, das geht mir genau gleich. Mir hat es auch zu viele Kühe hier. Aber ich bin sicher, du wirst sehr schnell neue Freunde finden."

"Ich will keine neuen Freunde finden. Ich will meine alten Freunde hier haben. Ich bin fünfzehn, verdammt nochmal. Ich kann doch mein Leben nicht hinter Misthaufen vergraben!"

Wieder lacht ihr Vater verständnisvoll. "Du solltest Geschichten schreiben, Sven. Deine Ausdrucksweise und deine Vergleiche sind passende Grundlagen für gute Unterhaltung." Sie schlägt ihn auf die Schulter. "Willst du, dass ich dich morgen zur Schule fahre?"

"Ja, das will ich, Dad. Ich möchte, dass du mich vor dem Haupteingang aussteigen lässt und danach mit heulendem Motor abrauschst. - Im Ernst; ich fühlte mich echt sicherer, wenn du mich fahren könntest, danke. Ich habe Schiss. Niemand kennt mich und ich kenne niemanden. Das ist nicht einfach, für ein verletzliches, junges Mädchen wie mich." Sie blinzelt ihren Vater an.

Loris rollt mit den Augen. "Ich sehe viele Elterngespräche vor mir, in welchen ich das arrogante Verhalten meiner Tochter erklären muss." Sein sorgenvolles Gesicht bringt Svenja zum Lachen.

"Nein, Dad, das wird nicht passieren. Ich verspreche dir, dass ich mir Mühe geben werden. Schließlich will ich noch an die höhere Stufe übertreten. Ich habe Ziele; und dabei denke ich nicht an eine Karriere als Model oder Influencerin. Ich will mit meinem Kopf Geld verdienen, nicht mit meinem Körper."

"Das ist mein Mädchen! Wir machen das, Sven. Mom wird auf uns beide stolz sein."

Enola Dukic

Enola liegt auf ihrem Bett und tippt auf ihr Handy. Sie schaut sich die neuesten Posts der berühmten Influencerinnen an, liked und folgt. Geld mit Memes und Posts verdienen, das ist ihr Ziel. Deswegen hat sie sich heute hübsch geschminkt, ihre Haare gemacht und die Fingernägel verlängert. Die Produkte, die sie verwendet hat, stehen zufälligerweise neben ihr auf dem Bett. Enola macht ein kurzes Video, betrachtet das Ergebnis stolz schmelzend und stellt es online. "So süß", denkt sie sich dabei.

Danach montiert sie ihre Kamera über dem Spiegel. Sie stellt sich in verschiedene Posen, löst per Fernbedienung versteckt den Auslöser. Diese Fotos bearbeitet sie in Instagram, mit den vorgegebenen Filtern und stellt diese ebenfalls online. Erfreut stellt sie dabei fest, dass ihr kurzes "Good Morning"-Video bereits über einhundert Views und mehr als zwanzig Likes erhalten hat.

"Enola! Du sollst heute noch das Badezimmer putzen; dein Vater kommt bald nachhause. Morgen ist wieder Schule, du hast nur noch heute Zeit."

Majka! Mutter kann echt nerven. Schmollend legt Enola das Handy weg und verlässt ihr Zimmer. Das mit Möbeln und allerhand Nippes vollgestopfte Wohnzimmer benötigt dringend einen Luftaustausch; Enola öffnet das Fenster.

"Mach sofort zu! Willst du, dass sich Oma den Tod holt?" Enolas Mutter steht in der Tür, mit dem Kochlöffel in der Hand. Oma sitzt strickend auf der Couch, geistig abwesend lächelnd. "Jovan hat noch Wäsche im Zimmer; wenn du das Badezimmer machst, kannst du die Wäsche auch gleich erledigen."

"Majka; bitte. Ich soll die Wäsche meines Bruders machen? Jovan macht gar nichts. Er sieht immer nur fern und hängt mit seinen Kumpeln rum."

"Keine Widerrede, Mädchen. Wir Frauen machen das; ich mag deinen Ton nicht. Die Männer bringen das Geld. So ist das; du solltest deinem Bruder danken."

"Ich würde mich gerne noch mit meinen Freundinnen treffen, wenn das geht."

"Wenn du alles erledigt hast, schauen wir, ob dafür noch Zeit bleibt. Jetzt aber an die Arbeit; das Badezimmer putzt sich nicht von selbst." Suzana Dukic verschwindet wieder in der Küche, aus der es bereits seit dem frühen Morgen streng riecht.

Enola holt die Wäsche ihres Bruders und stampft wütend ins Badezimmer. Ihre Oma strickt lächelnd auf der Couch im Wohnzimmer.

Tanya Huber

"Mami? Bist du noch wach? Hörst du mich?" Tanya schüttelt ihre Mutter, die seit Mittag betrunken auf dem Sofa liegt. Ausser einem Stöhnen bekommt sie keine Reaktion. Wie immer. Sie lässt Mami schlafen, räumt die Flasche und das Glas in die Küche; danach sammelt sie die Wäsche ein und verschwindet in der Waschküche.

Fein säuberlich nach Farbe und Empfindlichkeit getrennt befüllt Tanya die Waschmaschine. Drei Waschgänge wird es geben. Hell, dunkel und Bettwäsche. Das muss sie heute noch erledigen, denn morgen beginnt wieder der Schulalltag.

Davor graut ihr. Dabei könnte Schule so schön sein. Neue Dinge lernen, Lehrerinnen, die erklären und unterstützen. Sie möchte auch einmal unterrichten. Sie möchte Schreibkurse geben und selbst Bücher schreiben. Seit einigen Jahren veröffentlicht sie ihre Texte im Internet, auf verschiedenen Plattformen. Die Rückmeldungen, die sie von den Leserinnen und sehr wenigen Lesern erhält, sind durchwegs positiv und ermutigend. Männer scheinen nicht gerne zu lesen. Die meisten Männer sind Idioten.

Mami könnte das auch, das Schreiben. Früher hat sie gemalt und Musik gemacht. Früher. Dann verschwand Paps. Er war einfach nicht mehr da, meldete sich nie wieder, als gäbe es sie und ihre Mutter nicht. Ein Idiot. Mami hat angefangen zu trinken. Zuerst nur wenig, dann immer mehr. Sie verlor ihren Job und die meisten ihrer Freunde. Nun liegt sie da, jeden Tag auf dem Sofa. Am Nachmittag kurz ansprechbar, dann wieder in ihren Träumen. Tanya sorgt dafür, dass der Kühlschrank gefüllt wird. Sie geht putzen, damit etwas Geld zu den Sozialleistungen der Gemeinde hinzukommt. Schule ist nebenbei.

Schule. Tanya hasst Oberwil. Nichts hier ist gut. An der Schule sind nur Idioten; abgesehen von Pitsch, ihrer einzigen Freundin. Da wäre auch noch Nik. Doch der hat nur Zahlen im Kopf und kann nichts sehen, das man nicht addieren oder multiplizieren kann. Sie erinnert sich an die gemeinsamen Ausflüge, die sie mit ihm gemacht hat. An das Malen am Waldrand, an die Fotos bei den hohen Felsen über dem Dorf. Doch heute interessiert sich Nik nur noch für Mathe und höchstens für Malen nach Zahlen. Er ist zum Idioten mutiert.

Diese Verwandlung hat sie in eine Geschichte verpackt. "Kokon", nennt sie die Erzählung eines Jungen, der sich schrittweise in eine Parallelwelt zurückzieht. Sie hat viel darüber gelesen, über Schizophrenie, über Parallelwelten und über Psychologie. Der Junge in ihrem Buch hat viele Gemeinsamkeiten mit ihrer Mutter, deren Parallelwelt auf dem Grund einer Schnapsflasche zu liegen scheint.

Die Waschmaschine läuft. In einer Stunde ist Wechsel angesagt. Eine Stunde. Tanya schleicht aus dem Haus und läuft zur alten Scheune am Bach. Hier ist sie gerne. Die Scheune gehört einem alten Bauern, der sie auch schon dabei erwischt hat, wie sie sich reingeschlichen hatte. Seitdem hat Tanya einen eigenen Schlüssel. "Du musst nicht einbrechen, nur fragen, Mädchen", hatte der Bauer gesagt. Sie hat ihm ein Bild geschenkt, das sie von der Scheune gemalt hatte - es hänge bei ihm über dem Kachelofen, hat er ihr erzählt. Sorgfältig öffnet sie die Tür, schleicht hinein und schließt die Öffnung gleich wieder.

Wie immer setzt sie sich in der Mitte der Scheune an den Boden. Über ihr liegen die alten Balken, die so viele Geschichten erzählen könnten. Früher, so hat ihr der Bauer erzählt, sei die Scheune mit Stroh gedeckt gewesen. Sie sei über zweihundert Jahre alt. Wahnsinn. Wenn Tanya mit der Hand über die Holzbalken streicht, kann sie die Stimmen der Zimmerleute hören, die damals verschwitzt und unter höchster Gefahr die schweren Balken ineinandergefügt hatten.

Sie hört das Hämmern, sie hört das Sägen und sie kann das Stroh riechen, das frisch gebunden auf die Dachkonstruktion gelegt wurde. Hier könnte sie ewig bleiben; das ist ihr Tor zur Traumwelt. Tanya hat viele Bücher gelesen, die vom Träumen handeln. Sie hat etliche Bilder gemalt, um ihre eigenen Träume festzuhalten. Wie gerne würde sie mit ihrer Mutter hier sitzen, lachen und malen. Doch Mutter lacht schon lange nicht mehr. Die Stunde ist um - Wechsel der Wäsche ist angesagt.

Und morgen trifft sie wieder die Idioten.

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