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Xray beobachtete Hugo. Er war sich nicht so sicher, was sie jetzt tun sollten, da ihr eigentlicher Plan ja ein Angriff gewesen war, bevor sie Hugo erkannt hatten. Stand dieser Plan noch?
Er sah zu Veto rüber, der ebenfalls mit den Schultern zuckte, das Schwert weiterhin fest umgriffen hielt. Ihm war anzusehen, dass er überlegte, aber auch er traf vorerst keine Entscheidung.
Auch Hugo wägte innerlich noch ab. Wie hoch war die Chance, dass er beide tötete? Praktisch null! Es könnte ihm gelingen, wenn er sie voneinander separierte und mehr Healing besaß, als die beiden, aber das konnte er nicht einschätzen.
Er tötete die Monster, die ihm aus dem Fluss gefolgt waren, während Xray und Veto alles umbrachten, was sich in ihrem Rücken näherte, doch da es so viele Monster waren, blieben sie unwillkürlich in Bewegung und strebten nordwärts den Flusslauf entlang, gemächlich ohne Hektik und ständig in Sichtweite voneinander.
Die Situation war mehr als seltsam, alle wussten, dass sie eigentlich einen Kampf wollten, aber Xray zögerte und so wartete auch Veto, während Hugo abwägte, ob es das wert war.
Dann, mit den ersten Sonnenstrahlen wurden die Monster weniger und plötzlich war Xray allein mit den übrigen Monstern, während Veto die Lücke zwischen ihnen und Hugo überwunden hatte und diesen angriff.
Hugo fing den ersten Schlag überrascht ab, nahm das Schild etwas zurück und traf Veto am Oberschenkel. In der selben Sekuden krachte Normans Schwert auf Hüfthöhe in seine Seite und ließ ihn zurückstolpern. Ohne seine Rüstung hätte allein dieser Schlag schon tödlich enden können.
Hugo warf einen kurzen Blick auf Xray, der zwar noch dabei war, die Monster zu bekämpfen, aber schon auf dem Sprung, sie alle zu töten und sich dann in den Kampf einzumischen.
Hugo aß einen Goldapfel, was er sonst eher vermied und sich aufsparte, um diesen Kampf hier so zeotnah wie möglich zu beenden. Am Ende sollte es so sein, dass Veto fiel, bevor Xray sie erreichen konnte und danach konnte Hugo noch immer überlegen, obe r Xray auch noch attackieren wollte!
Xrays vernichtete einen letzten Zombie, wandte sich dann den Kämpfenden zu. Immerhin lebte Norman noch, aß gerade einen Goldpafel, aber bekam im selben Moment einen Gifttrank ab.
Vorher hatten sie nicht gewusst, dass Hugo über Tränke verfügte, weshalb Veto beschlossen hatte, es allein mit Hugo aufzunehmen. Nun aber wurde es langsam knapp, ihm gingen die Goldäpfel aus und er wusste, dass Hugo über mindestens zwei weitere Tränke verfügte, deren Zweck er nicht kannte. Es könnten Gifttränke sein oder irgendetwas zur Heilung, vielleicht aber auch nur Speed für eine Flucht, sollte sie irgendwann ein mal nötig sein.
Sein Gegner schwächelte sichtlich, aber dennoch zog er sich nicht zurück. Veto blieb standhaft und wich nicht einen Meter von seiner Position zurück und blockte nur noch die Angriffe.
Hugo wusste, dass er auf Zeit spielte, darauf warete, dass Xray dazukam und sie ihn von zwei Seiten gleichzeitig so mit Schlägen eindecken konnte, dass ihm keine Chance auf Flucht und Überleben blieb.
Statt selbst den Rückzug zu wählen, wurden Hugos Angriffe labgsamer, aber gezielter.
Seine gesamte Konzentration richtete sich auf die Bewegungen des Schilds, das sein Gegner vor sich hielt. Er musste eine Lücke finden, groß genug, einen Schlag auszuführen und sein eigenes Schild wieder vorzureißen, bevor ihn Vetos Eisenklinge traf.
Ein Pfeil bohrte sich knapp unter der Schulter in seinen Oberarm und ohne hinzusehen wusste er, dass es keine Monster mehr als Gegner für Xray gab und er sich wohl oder übel von nun an gegen beide behaupten musste. Das schränkte seine Angriffsmöglichkeiten stark ein, denn sobald er das Schild auch nur minimal bewegte, bot er selbst eine gute Angriffsfläche für weitere Bogenschüsse.
Xray zielte weiter auf Hugo, schoss immer dann, wenn er eine Lücke in seiner Verteidigung zu sehen glaubte, traf aber nur selten. Die meisten Pfeile blieben im massiven Holz des langsam aber sicher an der Belastungsgrenze angekommenen Schilds stecken. Wenn es ihnen gelang, das Schild entzwei zu brechen, wäre der Kampf praktisch vorbei.
Hugo war natürlich nicht dumm und begriff schnell, was ihr neuer Plan war, den sie nichtmal aussprechen mussten. Die Taktik war ohnehin offensichtlich und schien auch ganz gut aufzugehen, denn Hugo wich nun mehr aus, als zu blocken und gewann etwas Abstand, den seine Verfolger schnell wieder verringerten.
Da der Kampf nun einmal im Gange war, wollten sie ihn auch beenden und dafür musste Hugo eben sterben, auch wenn es für sie keinen Mehrwert brachte. Er konnte nicht mehr viel Healing besitzen und die Rüstung war vermutlich auch nicht mehr wirklich zu gebrauchen.
Dennoch führten sie die Angriffe fort und Hugos Gegenwehr nahm langsam ab. Er sah ein, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte, wandtr sich ab und versuchte von ihnen wegzukommen, aber sie verfolgten ihn auf Schritt und Tritt, er fluchte innerlich über sich selbst, dass er keinen Trank der Geschwindigkeit mehr gebraut hatte. Ein Pfeil - eindeutig mit einer Armbrust geschossen - krachte neben ihn in den Boden, einem zweiten entkam er knapp durch einen Sprung zur Seite, aber dem dritten konnte er nicht mehr entgehen, dem viertem auch nicht. Ein weiterer Pfeil brachte ihn zur Strecke, bevor er sich hinter einem kleinen Hügel hätte in Sicherheit bringen können und sein Körper sank leblos zu Boden.
Veto und Xray sammelten auf, was für sie zu gebrauchen war, aber viel gab es nicht. Die Leiche ließen sie liegen, Mitleid empfanden sie keines, denn sie wussten, dass Hugo sie so oder so angegriffen hätte, wenn Veto es nicht gewesen wäre, der den ersten Schritt tat
Saphirian verließ unter seinem Helm siegessicher grinsend die Gruppe um Rewi. Er hatte den Blutmond dort verbracht und vor allem Kevin war sehr leicht von seinen Ideen zu überzeugen gewesen. Nun war es für ihn an der Zeit, den lieben O-Saft aufzusuchen und erneut das Gespräch mit ihm zu suchen. Ihn zu finden sollte sich als deutlich schweiriger herausstellen, als der Spielemeister es für möglich gehalten hatte, denn er befand sich in einer ganz anderem Region als Rewi und es gab keine offensichtlichen Hinweise auf seinen Aufenthaltsort.
Außerdem hatte er auch deutlich mehr Zeit gehabt, seine Position zu verändern und konnte jetzt schon wo ganz anders sein, genau wie Simon selbst. Auch mit diesem wollte er sich unterhalten, aber zuvor brauchte er O-Safts vollstes Vertrauen.
Rewi sah Saphirian nach, als dieser sie wieder verließ. Er war noch immer unsicher, ob es die richtige Entscheidung war, die er gefällt hatte, aber Kevin hatte ihn dazu gedrängt und auch Mooo wandte nichts dagegen ein. So war die Zusammenarbeit mit dem Spielemeister beschlossene Sache und sie fragten nicht weiter, als dieser ihnen mitteilte, er müsse noch mit jemand anderem sprechen, damit der Plan gelingen konnte.
Vertrauen konnte man es nicht nennen, was ihn dazu bewog, keine Fragen zu stellen, eher Wissen, dass seine Fragen unbeantwort blieben, selbst wenn er sie aussprach.
Kevin warf ihm eine neue Spitzhacke und einen neuen Brustpanzer zu, nachdem sein alter kaputt gegangen war und er nahm es dankend entgegen. Am Mittag stieß auch Nero zu ihnen, er berichtete von Schmockyyys Tod, den er noch mitbekommen hatte, bevor auch er Hals über Kopf aus der Stadt floh.
Simon betrachtete die Sonne, die sich jetzt langsam zwischen den Wolken hervorschob. Den gesamten Vormittag hatte es geregnet und gestürmt, sodass die Monster erst jetzt verschwanden und die Außenwelt wieder halbwegs gefahrlos betretbar war.
Er verließ die provisorische Hütte, um Wasser auffüllen zu gehen und ein paar der Kühe zu schlachten, die sein Team während seiner abwesenheit vermehrt hatte. Sie hatten auch Weizen angebaut, aber davon besaßen sie nicht so viel, wie von dem Fleisch, was Simon nun briet.
Vom Duft des Essens angelockt betraten auch die anderen den Raum, nur zwei von ihnen fehlten. Er hoffte, dass es O-Saft und Wintercracker trotz des Blutmondes geschafft hatten zu überleben und vielleicht schon die Stadt zu erreichen, denn deren Arbeit war enorm wichtig für seinen eigenen Plan. Informationen waren wirklich immer unerlässlich, wenn ein Plan solchen Ausmaßes gelingen sollte, der so wichtig für sein weiteres Leben in dieser Welt war.
"Sven? Alles okay?"
"Ja, ich brauch irgendwas zum Heilen, ansonsten wird es eng. Die scheiß Spinne hat mich vergiftet."
Fabian zuckte mit den Schultern. Sie hatten von Unge zwar Goldäpfel und sogar Tränke erhalten, die Beni und ViceVice in der Zwischenzeit angeschafft hatten, aber einen Großteil davon schon während des Blutmondes verbraucht. Nun regnete es noch immer in Strömen, kein einziger Sonnenstrahl drang durch die schwarzen Wolken.
"Ich verhungere auch gleich", murmelte Fabian missmutig neben ihm, aber sie verharrten in dem Loch, das sie sich gegraben hatten. Trotz oder gerade aufgrund der miesen Umstände war es ihnen zu riskant, diesen scheinbar sicheren Ort zu verlassen. Lieber warteten sie ab, bis der Sturm endlich aufhörte und der Regen schwächer wurde, als dass sie den Monstern in die Arme liefen oder am Ende noch von einem herunterfallenden Ast erschlagen wurden.
"Du kannst dann hier warten. Du solltest auf keinen Fall rennen, sondern deine Energie sparen. Ich hole dir was zu essen."
"Danke Wintercracker", erwiderte Fabian, denn er wusste, dass ihnen keine Wahl blieb. Er ließ seinen Freund nur ungern allein losziehen, aber eine große Hilfe wäre er ohnehin nicht, da er sich bereits jetzt zu schwach fühlte, um einen einzigen Block weit zu rennne. Vermutlich stünde er nur im Weg herum und würde Fabian zur Last fallen, anstatt zu helfen.
Sobald nur noch einzelne Tropfen fielen und die Wolkenfelder aufrissen, verabschiedete sich O-Saft vorerst von Wintercracker und dieser verließ das mit Holz ausgekleidete Erdloch, welches sie einen Tag zuvor gegraben hatten. Zu Simon zurück zu laufen erschien ihm zu weit und sie konnten auch schon weitergezogen sein. Er hatte nicht genug Zeit, nach ihnen zu suchen!
Sein Weg führte ihn felsigeres Gebiet, doch diebHirsche waren zu schnell für ihn und er wollte nicht unbedingt auf große Distanz etwas erlegen, denn das könnte jemand sehen. Angeln konnte er auch nicht, denn der einzige Tümpel, den er sah, bestand nur aus Regenwasser und folglich konnte er hier keinen Fisch finden, sondern nur seine Wasservorräte auffüllen.
So schnell er konnte suchte er die Gegend nach Nahrung ab, doch er fand rein gar nichts. Alles schien sich in Erwartung neuer Stürme noch zu verstecken oder den Schlaf nachzuholen, den es während des Blutmondes nicht hatte finden können.
Verzweiflung kam in ihm auf, er machte sich ernsthaft Sorgen um das weitere Geschehen, Sorgen um sein Leben und um das Leben Fabians, der höchstwagrscheinlich noch immer auf ihn wartete und alle Hoffnung in den Erfolg seiner Mission steckte. Er durfte ihn einfach nicht hängen lassen!
Bis zum Abend suchte er verzweifelt nach Tieren oder Dörfern, aber er wagte es nicht, zur Stadt zu gehen, solange er allein war und so entfernte er sich lieber schnellstens von den Mauern, sobald er in Sichtweite war.
"Ach man, so ne scheiße!", fluchte er beim Erreichen einer neuen Wiese, erneut ohne ein Lebewesen, von ein paar Ameisen abgesehen.
"Was suchst du?"
Die Luft anhaltend und schwer schluckend fuhr Wintercracker herum. Wenige Meter von ihm entfernt stand eine ganze Gruppe Menschen, alle komplett ausgerüstet und scheinbar kampfbereit.
Er kannte sie nicht, konnte sie dementsprechend nicht einschätzen und sie schienen ihn auch nicht zu erkennen.
Ein blonder Mann führte die Gruppe an, hielt ihm das Schwert vor die Nase, als würde er ihn abstechen, wenn er auch nur eine falsche Bewegung machte.
"Ich äh…ich suche nur Nahrung für … für einen Freund."
"Wer ist der Freund, für den du Essen suchst? Und wieso sucht er es nicht selbst?" Pure Skepsis schlug ihm entgegen und er trat unsicher einen Schritt zurück. Was genau wollten sie von ihm?
"Ähm O-Saft. Er verhungert sonst", erwiderte er deshalb vorsichtig, bemüht um einen neutralen und freundlichen Tonfall, der ihm nicht wirklich gelang. Man hörte deutlich, dass er unsicher war ob der ganzen Situation und am liebsten verschwunden wäre.
"Hast du Veni oder so gesehen?"
"Veni? Nein, habe ich nicht. Wieso?" Es klang ja fast so als wäre es denen irgendwie wichtig, Veni aufzufinden und das wollte doch sonst auch keiner.
"Nur so."
"Wintercracker!"
Sven lächelte erleichtert, als Paluten plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte, sich zwischen einem Rothaarigen und einem Mann mit seltsam schwarzen Gedicht durchdrängelte und sich neben den Blonden stellte. "Wie geht es dir? Und den anderen?"
"Palle! Ich brauche Essen! Wintercracker verhungert sonst", widerholte er sein Anliegen und sofort bekam er mehrere Steaks in die Hand gedrückt, dazu auch Brot und Wasser.
"Danke!" In diesem Moment spürte er überhaupt keine Scham, alles anzunehmen, was man ihm gab, denn er gab zu, dass er Hilfe brauchte. Vor allem Sven kam diese Hilfe entgegen, das war alles, was in diesem Moment zählte.
"Wo ist Fabian eigentlich?"
"Er wartet auf mich, du kannst ja mitkommen, wenn du willst. Aber nur du, dem Rest traue ich nicht", fügte er leiser an und Patrick stimmte augenblicklich zu, teilte dann den anderen mit, dass er Wintercracker helfen würde und später wieder zu ihnen stoßen könnte.
Brian aktzeptierte das wortlos, war zwar etwas verwirrt, was die beiden da taten, aber er hatte keinen Grund, einen von denen anzugreifen. Space, Fynix und Pumi sahen das offenbar ähnlich, folgten ihm also einfach, ohne die zwei weiter zu beachten.
Sie liefen in entgegengesetzte Richtungen.
O-Saft harrte noch immer an Ort und Stelle aus, er wagte es nicht, auch nur einen Schritt nach draußen zu tun. Er würde hier warten und hoffen, dass bald Hilfe kam, denn inzwischen war der Hunger so groß, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte.
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