Regen
Nass hingen mir meine Haare ins Gesicht, doch das war das letzte was mich im Moment interessierte.
Genauso wenig wie der Regen, der sich immer mehr einen Weg durch meine Kleidung suchte und mich leicht zittern lies. Dieses Wetter passte einfach perfekt zu meiner Stimmung.
Dunkle Wolken, prasselnder Regen und die schwärze der Nacht die nur durch die kleinen Lichter der Stadt vor mir erhellt wurde. Seufzend lies ich den Kopf hängen und dachte nur 15 Minuten zurück.
Verdammte 15 Minuten, vor denen noch alles einfach nur schön war. Gedankenverloren wischte ich mir meine Haare aus dem Gesicht.
Eigentlich hätte ich ja eine Nachtschicht gehabt, da wir aber einen neuen Mitarbeiter hatten und dieser unbedingt eine Nachtschicht mitmachen wollte, wurde ich einfach wieder nach Hause geschickt.
Warum sollte mein Geizkragen von Chef auch eine extra Kraft bezahlen und uns damit etwas entspannung gönnen.
Aber am Ende hatte ich so einfach mal einen extra freien Tag und konnte meinen Freund überraschen.
So öffnete ich mit einem breiten grinsen die Wohnungstür und noch bevor ich eine Begrüssung rufen konnte wurde ich von einem Geräusch empfangen was absolut nicht hierher gehören sollte, jedenfalls nicht wenn ich hier an der noch halb geöffneten Türe stand.
Leise schloss ich die Wohungstüre und ging langsam den immer lauter werdenden stöhnen und keuchen entgegen. Tief in mir hoffte ich das er nur einen Film ansehen würde, das die Klamotten die hier rumlagen meine waren und er diese nur, weil er was suchte, so unordentlich liegen gelassen hatte.
Ich versuchte es mir einzureden, versuchte die kleinen Zeichen die schon die ganze Zeit umher schwirrten zu ignorieren und nicht wieder n meinen Kopf zulassen.
Doch dabei wusste ich es die ganze Zeit.
Wieder liefen mir Tränen über das Gesicht, vermischten sich mit den Regentropfen.
Die Bilder wie er sich mit dieser blonden, vollbusigen, vielleicht 18 jährige Schlampe in unserem Bett amüsierte.
In MEINEM Bett.
Im ersten Augenblick bemerkte er mich gar nicht, war zu vertieft in dem Spiel mit seiner kleinen Göre.
Ein Räuspern und die beiden ineinander verschlungenen Körper erstarrten, bevor sie zu mir blickten. Sofort begannen die Ausreden, entschuldigungen, während sie sich schnell etwas suchten um ihre nackten körper zu bedecken.
Die kleine Blonde verschwand so schnell, doch er, er hielt meine Hände, redete immer wieder, heuchelte wie sehr es doch bereute, dass es wirklich nur ein ausrutscher war und er selber nicht verstehe wie dies passieren konnte.
Ich lies ihn reden, während sich meine Wut immer mehr staute und dann im richtigen Moment einfach aus mir herausbrach.
Ein einziger stoss sorgte dafür das er endlich abstand zu mir hatte, meine Stimme klang für mich selber viel zu laut und zu schrill. Die Worte sprudelten nur so aus meinem Mund und die Ohrfeige war das beste Gefühl was ich seit langen hatte.
Die Tränen waren nicht aus Trauer, es war mehr die Wut.
Die Wut auf ihn.
Die Wut auf mich.
Die Wut auf diese Scheiß Gefühle.
Nachdem ich alles raus gelassen hatte verließ ich die Wohnung, aber nicht ohne ihn noch zu sagen das er verschwunden sein soll wenn ich wieder komme.
Seitdem stehe ich nun hier und weiß immer noch nicht ob ich mich nun bemitleiden oder verfluchen soll, dass ich für so jemanden diese Jahre verschwendet habe, auf eine Zukunft gebaut die nun einfach den Bach runtergeht.
Ich lies meinen Kopf hängen und hoffte einfach das der Regen alles wegspülen würde. Am besten wäre wirklich wenn einfach nur jeder Gedanke, jede Erinnerung und besonders die Bilder der letzten Stunden sich einfach aus meinem Kopf entfernen würden.
Doch plötzlich hörte der Regen auf.
Jedenfalls traf mich keiner der Tropfen mehr, während um mich herum immer noch das leichte rauschen des Regens der auf den Asphalt traf, zuhören war.
Ein Blick nach oben lies mich kurz einfach nur etwas dunkles sehen, bevor ich realisierte das ein Schirm über meinen Kopf gehalten wurde.
Ich Sah die Hand, die ihn hielt, fuhr mit den Augen den Arm entlang, über die Schulter, bis ich zu dem Gesicht der Person kam und ich sah einfach nur Blau.
Ein Blau, so klar wie das strahlendste Meer oder eine versteckte Lagune auf einer tropischen Insel. Es nahm einen gefangen und ich möchte gar nicht wissen wie lange ich ihn einfach nur in die Augen gestarrt habe.
"Alles in Ordnung?" fragte eine dunkle Stimme und holte mich aus meiner träumerei.
"Ähm..." antworte ich weniger intelligent und wollte gar nicht wissen was ich für ein Bild abgab, so völlig durchnässt, verheult und wenn ich auch nur im entferntesten so aussehe wie ich mich fühlte, wundert es mich das er nicht schreind davon rannte.
"Ok, blöde Frage." warf er ein, wahrscheinlich weil ich ihm immer noch keine Antwort gegeben habe, wobei sich aber seine vollen Lippen zu einem leichten schmunzeln verzogen.
"Ich hatte einen scheiß Tag." brachte ich dann irgendwann heraus und wandte mich von diesem wirklich attraktiv aussehenden Mann ab. Trotz allem war er immer noch ein völlig Fremder Mann und den würde ich jetzt nun nicht auf die Nase binden was geschehen ist.
"Das habe ich mir schon gedacht." lächelte er und ich sah im Augenwinkel wie er sich nun auch abwandte und mit ihr zusammen auf die Stadt vor ihnen schaute.
"Bei dem Wetter sind nicht gerade viele Leute unterwegs und ohne Schirm erst recht nicht." bemerkte er nur und hatte damit nicht gerade unrecht.
Der Wind wurde langsam stärker und lies mich erzittern, hatte sich die Nässe doch nun komplett durch meine Sachen gefressen. Es war wirklich keine gute Idee so blindlings aus der Wohnung zufliehen, aber ich konnte es einfach nicht mehr ertragen.
"Ich war einfach etwas durch den Wind und habe meinen Schirm vergessen." murmelte ich leise und schlang meine Arme um meinen Oberkörper um mich dadurch etwas warm zuhalten.
"Vielleicht sollten sie dann lieber schnell zurück gehen. So durchnässt ist das bestimmt nicht gerade gesund."
Skeptisch sah ich ihn an, worauf er nur Fragend eine Augenbraue anhob und ich muss sagen es ist eine wirklich hübsche Augenbraue.
"Sie machen sich sorgen um meine Gesundheit?" ein nicken war seine Antwort.
"Aber sie kennen mich doch nicht mal?"
"Was hat das eine mit dem anderen zu tun?" konterte er und grinste dann. "Ich bin einfach jemand von der alten Schule und dazu gehört auch das man eine junge, hübsche Dame nicht einfach im Regen stehen lässt." dies sagte er mit einer überzeugung die mir für einen Moment die Worte nahmen.
"Sprachlos?" lachte er leise und sorgte dafür das ich diesmal nicht wegen der Kälte kurz erschauderte.
"Bekommst du mit der Masche viele rum?" konnte ich es mir einfach nicht verkneifen und konnte mir ein kleines grinsen nicht verkneifen.
"Nicht so viele wie man annehmen sollte." mit seiner freien Hand fuhr er sich über sein Kinn und nur zu deutlich hörte ich das leichte kratzen, was durch seinen Bart entstand.
"Ihr Frauen steht doch heutzutage mehr auf die Badboys."
Diesmal konnte ich nicht anders und musste Lachen. "Ja leider stimmt das und diese Arschlöcher sorgen dann dafür das man im Regen steht und das ohne Schirm." zum Ende ihn wurde ich leiser und spürte schon wieder die Tränen, wie sie hervorbrechen wollte und umklammerte meinen Oberkörper noch fester.
Plötzlich spürte ich eine wärme, die mich ihm ersten Moment verwirrte, bevor ich erkannte das der Fremde Mann mir doch tatsächlich seinen Mantel umgelegt hatte und nun in einem langärmligen dunkelblauen Hemd, mit einer schwarzen Weste darüber, vor mir stand.
"Und dazu noch sehr traurig Aussieht, obwohl ein lachen ihr viel mehr steht." lächelnd sah er mich an und strich mir eine meiner Nasen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
"Aber..." fing ich an und wollte den Mantel schon wieder von meinen Schultern entfernen, obwohl er eine wirklich angenehme wärme und einen wirklich anziehenden Duft verströmte.
"Du wirst dann nur frieren das kann ich nicht..." doch ich konnte gar nicht zu Ende reden, da hatte er den Mantel schon wieder ordentlich um mich gehüllt und machte die ersten Knöpfe zu.
"Und wie du das kannst." seine blauen Augen strahlten mich an und ich konnte nicht anders als einfach nur nicken.
"Wie gesagt ich bin von der alten Schule." zwinkerte er und drückte mir dann auch noch auf einmal den Schirm in die Hand.
"Wer auch immer Schuld an deinen Tränen ist, hat dich nicht verdient." meinte der Fremde Mann auf einmal ernst. "Tränen sollten nur aus freude vergossen werden und das mit einem lächeln." mit einer sanften Geste fuhr er über meine Wange.
"Und wie ich sagte, ein Lächeln steht dir viel besser." grinste er und lief dann auf einmal los.
Es ging so schnell das ich im ersten Augenblick immer noch da stand, den Schirm in der Hand, den Mantel über meine Schultern und den leeren Platz vor mir anstarrend, bevor ich kapierte was gerade passiert war.
Schnell drehte ich mich um, wollte ihn noch hinterrufen, wobei mir auffiel das ich ja nicht mal seinen Namen wusste und er auch schon längst in der Dunkelheit der Nacht verschwunden war.
Verwirrt blieb ich noch für eine Weile dort stehen, bevor ich mich dann auf den Weg zu meiner Wohnung machte, mein Gesicht tief in den Mantel vergraben und mit den Gedanken immer noch bei dem Unbekannten.
Konnte ich ihm ja nicht mal seine Sachen wieder geben.
Seufzend schloss ich die Tür auf und hielt für einem Moment inne.
Doch kein Geräusch war zu vernehmen und Schuhe, sowie Jacke waren auch verschwunden und ich wusste ich war alleine.
Gott sei Dank.
Die Tür schliessend, kuschelte ich mich nochmal in die fremde Jacke mit dem angenehmen Duft, bevor ich sie ausziehen wollte.
Da bemerkte ich eine kleine Karte in der rechten Manteltasche und holte diese heraus.
Eine Visitenkarte.
Von einem Prof. Evans und das Collage an dem er Unterrichtete war sogar hier ganz in der Nähe.
Ich hängte den Mantel auf, während mein Blick immer noch auf die kleine Karte gerichtet war und noch bevor ich mich aus meinen restlichen nassen Klamotten geschält hatte und endlich unter der warmen Dusche stand, hatte ich einen Entschluss gefasst.
Morgen würde ich einfach mal das Collage besuchen und ver weiß, vielleicht konnte ich dem netten Unbekannten ja doch seine Sachen wieder geben und ihn zum Dank ja auch eventuell zu einem Kaffee oder so einladen.
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