Kapitel 4
„Wirst du Astoria von ihm erzählen? Und deinen Eltern?", fragte sie plötzlich eine Spur zu ängstlich für seinen Geschmack und sah ihn dabei fragend an.
Draco spürte ihre bohrend dreinblickenden Augen auf sich, ohne dass er den Blick von seiner kleinen Mini-Ausgabe abwenden musste.
Er überlegte kurz, welche Antwort sie wohl am liebsten hören würde, entschied sich dann aber einfach die Wahrheit zu sagen,
„Vorerst nicht. Ich möchte Scorpius erst selbst und in Ruhe kennen lernen, ohne dass meine Eltern oder Astoria plötzlich mitmischen.", gestand er ruhig. „Und glaub mir, dass werden sie. Aber um deine Frage korrekt zu beantworten: Ja, nach gegebener Zeit möchte ich ihnen von Scorpius erzählen. Ich werde nicht auf ihn verzichten, Hermine. Nur dass das klar ist!! Ich habe bereits genug Zeit verpasst."
„Gut.", lächelte sie. Es war mehr, als sie sich je von diesem Treffen erwartet hätte. Obwohl sie beide freundlich und ruhig miteinander umgingen, konnte die ehemalige Gryffindor dennoch wahrnehmen, dass Malfoy sauer und enttäuscht auf sie war. Und sie konnte es ihm nicht einmal verdenken.
„Aber ich kann dir auch jetzt schon sagen, dass sie alle nicht gut drauf reagieren werden.", gestand er zudem.
„Ich versteh schon.", meinte sie leise.
Er seufzte.
„Vielleicht solltest... solltest du es ihnen nicht sagen?", fragte sie zögerlich.
„Nein. Ich möchte offen zu ihm stehen, Granger. Vorausgesetzt für dich ist das okay?"
Hermine räusperte sich, während sie erneut prüfend zu ihrem Sohn blickte, der sich bereits wieder vom Klettergerüst herunter geangelt hatte und nun seine Baseballmütze, die er vorhin unbedacht im Sand hat fallen lassen, auf seinen hellblonden Schopf setzte, nicht ohne sie noch einmal kräftig zu schütteln und abzuklopfen, genauso wie seine Mummy es immer tat.
„Doch.. natürlich.", sprach sie mit belegter Stimme.
„Es ist nicht so, dass ich nicht furchtbar wütend auf dich bin Granger. Aber in Anbetracht der Situation und für Scorpius Wohlergehen, werd ich das im Moment hinunter schlucken."
„Danke."
„Schon gut."
„Möchtest du uns morgen Abend vielleicht besuchen?", fragte sie nach kurzer Stille vorsichtig.
„Ich .. also du.. du könntest dich etwas mit Scorpius beschäftigen. Ein bisschen mit ihm spielen, ihn besser kennenlernen und wir könnten ihn dann gemeinsam ins Bett bringen. Wir könnten auch vorher gemeinsam Essen, wenn das für dich okay wäre. Also.. natürlich nur wenn du keine anderweitigen Verpflichtungen hast. Ich weiß nicht, was du mit Astoria vielleicht geplant..", plapperte sie überfordert, wurde aber von Draco sofort abgewürgt, als sie das Thema wieder auf seine Ehefrau lenkte.
„Lass Astoria meine Sorge sein!", sagte er knapp und eisig. „Aber ja, ich würde gerne morgen etwas Zeit mit meinem Sohn verbringen.. und Abendessen klingt gut.", fügte er freundlicher hinzu.
„In Ordnung. Abgemacht. Ich schreib dir unsere Adresse auf.", sagte Hermine gelöst und kramte bereits eifrig in ihrer Tasche nach ihrem Notizblock und einen Kugelschreiber.
Eilig kritzelte sie ihre neue Anschrift auf das Papier und reichte es dem blonden Zauberer, worauf dieser es gedankenverloren in seiner Hand drehte.
„Alles okay?", fragte sie vorsichtig, nachdem sie ihre Schreibutensilien wieder weggepackt hatte.
„Ja. Ich denke schon.", antwortete Draco ruhig. „Es ist alles nur so surreal."
„Es.. es tut mir leid, dass ich dir das alles aufhalse. Du bist unsere beste Möglichkeit, dass Scorpius wieder ganz gesund wird."
„Nein.. das ist schon okay Granger.. Ich.. ich.. wäre nur gern.. .. .. klingt es abgedroschen, wenn ich sage, dass ich gern von Anfang an dabei gewesen wäre? Zu sehen wie dein Bauch dicker wird und erst dein Hintern.."
„Heeeyyy!!!", echauffierte die Braunhaarige sich und gab ihm mit dem Ellenbogen einen Stoß in die Seite.
„.. bei seiner Geburt, wie er größer wird, das erste Mal krabbelt..", sprach er weiter, als hätte es keine Unterbrechung gegeben.
„Ich hab so viel verpasst.", seufzte er.
„Auch wenn ich vielleicht immer kalt wirke, bin ich es nicht immer. Es geht hier immerhin um mein Fleisch und Blut. Wie könnte ich da kein Interesse haben? Mir ist es, zu meiner eigenen Überraschung muss ich gestehen, sogar einerlei welchen Blutstatus er besitzt, obwohl mir seit fast 22 Jahren etwas anderes eingetrichtert worden ist. Ganz schön konfus."
„Ich.. .. Draco.. Ich kann es nur wiederholen, es tut mir leid und ich versteh, wenn du mich jetzt wieder hasst, aber ich hielt es damals für die vernünftigste Lösung. Deshalb hab ich so gehandelt. Ich wollte auch in deinem besten Sinne handeln. Ich dachte, es wäre besser so."
„Ich hasse dich nicht Granger. Und das hab ich auch früher nicht getan, also vor dem Krieg. Das weist du genau. Aber wenn man von Geburt an, so erzogen wird und nur diese Ansichten lernt, dann ist es oftmals schwer, sich eine eigene Meinung zu bilden. Außerdem war ich versnopt, arrogant und hochnäsig."
„Das bist du noch.", gluckste sie neckend, wodurch dieses Mal sie sich einen Stoß mit dem Ellenbogen einbrockte.
„Ich war ein dummer Junge. Aber ich versuche es jetzt besser zu machen."
„Und dennoch hast du dich auf eine reinblütige Heirat unter den unantastbaren 28 eingelassen. Oder wie auch immer ihr Hochwohlgeborenen euch auch nennt.", merkte sie an, aber Malfoy antwortete ihr nicht sofort. Er schien in Gedanken versunken.
„Man kann nicht immer aus seiner Haut Granger. Meine Loyalität gilt meiner Familie – so wurde ich erzogen. Es ist nicht immer einfach, alles von klein auf Gelernte abzulegen. Du siehst doch jetzt, wo du selber Mutter bist, wie schnell man den Geist und Verstand eines Kindes beeinflussen und vergiften kann.", fügte er nach kurzer Überlegung ruhig hinzu.
„Das schon.", flüsterte sie.
„Mummy!", quietschte es vergnügt und der kleine Scorpius hüpfte beinahe wie ein Gummiball auf die zwei Erwachsenen zu.
„Hast du gesehen? Hast du gesehen? Ich war oben. Ich ganz oben!!", erzählte er überschwänglich und versuchte gleichzeitig mit seinen kleinen Ärmchen anzudeuten, wie hoch er geklettert war.
„Ja ich hab's gesehen Liebling. Das hast du wirklich super gemacht. Auch Draco war ganz beeindruckt.", sprach sie liebevoll, während sie nebenbei versuchte, Malfoy in die Unterhaltung miteinzubinden, um Vater und Sohn langsam einander näher zu führen.
„Wirklich??", fragte der kleinere Blonde nun aufgeregt.
Scorpius war äußerst zutraulich und hatte nie Probleme, auf Menschen zuzugehen. Eine Eigenschaft, die er wohl von der Malfoy Seite geerbt haben musste, da sie selbst und auch ihre eigene Mutter, soviel sie wusste, im Kindesalter stets mit Schüchternheit zu kämpfen hatten.
„Und wie Kumpel. Du kletterst wirklich toll.", erklärte Draco lächelnd.
Scorpius strahlte über das ganze Gesicht.
„Ja?"
„Ja. Ich hab noch keinen so tollen Kletterer gesehen wie dich.", fügte er ebenfalls grinsend hinzu.
„Hörst du Mummy? Draco sagt, ich toll klettern.", wandte er sich überglücklich an Hermine, woraufhin diese ihm das Cappy vom Kopf nahm und ihm zärtlich durch die Haare fuhr.
„Ich hab's gehört Schatz.", lächelte sie voller Stolz ihre eigene kleine Malfoy-Mini-Ausgabe an.
„Scorp, darf Draco morgen Abend zu uns kommen? Er möchte mir dir spielen."
„Warum?", fragte das Kind neugierig.
Draco's Lächeln erstarb, bei dessen Hinterfragung seiner Absichten. Augenblicklich legte sich aber eine warme Hand beruhigend auf seinen Unterarm.
„Hey! Das ist nichts schlimmes.", flüsterte Hermine Draco daraufhin zu.
"Du wirst sehr bald merken, dass er im Moment in einem Alter ist, wo nur noch Warum gefragt wird. Er will zu allem eine Erklärung."
„Liegt das nicht vielleicht einfach nur an deinen Genen?", schmunzelte er erleichtert und Hermine grinste, wandte sich jedoch wieder dem Kleinkind zu.
„Draco möchte dein Freund sein.", erklärte sie nun ruhig ihrem Söhnchen.
„Warum?"
Draco gluckste unterdrückt.
„Na weil er dich gern hat.. und deshalb will er dein Freund sein."
„Wirklich?", fragte das Kind begeistert.
„Ja Kumpel. Ich wäre gern dein Freund. Möchtest du auch mein Freund sein? Wir wären bestimmt sehr gute Freunde. Wir sind uns nämlich ziemlich ähnlich und ich bin sicher, wir würden uns super verstehen.. Sieh doch, wir haben sogar die selbe Haarfarbe. Ich bin genauso hell wie du. Wir wären bestimmt tolle Freunde."
Mit großen Augen starrte er auf Draco's hellblonden Schopf, ein Detail, auf das er bis dahin nicht geachtet hatte.
„Wie mein.", sprach er ehrfurchtsvoll und deutete auf seine eigenen Haare.
„Ja wie deine.", lächelte er seinen Sohn liebevoll an.
„Warum?"
Warum hatte er genau diese Frage erwartet?
„Tja Cowboy. Das weiß ich auch nicht so genau.", meinte er achselzuckend. „Vielleicht weil wir wirklich ganz ganz gute Freunde wären?"
Ein größerer Schwachsinn war ihm wohl nicht eingefallen, dachte er kopfschüttelnd und gab sich gedanklich gerade eine hübsche Ohrfeige.
Hermine jedoch gluckste erneut über die beiden Blondinen. Scorpius genügte diese Antwort offenbar, denn er lächelte nur noch breiter.
„Du dann Lesen?", fragte er hoffnungsvoll, während er anbetungswürdig seine kleinen Hände auf Malfoy's angewinkelte Knie legte.
„Ich bin sicher Schatz, dass Draco dir was vorlesen wird, wenn er morgen kommt.", sprang Hermine rettend ein, damit Draco verstand, worauf Scorpius hinaus wollte.
„Natürlich Scorpius . Ich freu mich schon drauf. Hast du ein Lieblingsbuch, aus dem ich für dich vorlesen soll?"
„Jaaa..viele!", erklärte er freudestrahlend und hopste auf und ab, während er sich noch immer an den Beinen seines sitzenden Vaters festhielt.
Draco lachte aus vollem Herzen.
„Warum nur, wusste ich die Antwort auf diese Frage bereits vorher?", gluckste er erstickt und spielte somit versteckt auf Granger's Gene an.
Hermine verstand natürlich, klug wie sie war, die verborgene Anspielung und lächelte ebenfalls.
„Täusch dich mal nicht. Er hat auch innerlich sehr viele Eigenschaften von dir. Vor allem die Negativen. Besonders deinen Sturkopf."
„Sagt die Furie Hogwarts per Excellence.", stichelte er dreckig grinsend.
„Hey!!! Ich bin keine Furie!", brauste Hermine auf, drosselte aber sofort ihr Temperament, als ihr die Anwesenheit Scorpius wieder bewusst wurde, der sich mittlerweile locker an Draco's Beine angelehnt hatte und belustigt dem Gespräch der Erwachsenen folgte, gerade so als würde er diese Konversation richtig begreifen.
„Nein? Bist du dir sicher?", fragte er übertrieben sarkastisch und lächelte noch breiter.
„Was ist Furi?", fragte das blonde Kind neugierig.
Ehe Hermine auch nur ihren Mund öffnen konnte, übernahm Draco die Antwort.
„Furie. Es heißt Furie, Scorpius. Probiers nochmal.", erklärte er ruhig und langsam.
„Furie?"
„Ja genau Cowboy. Jetzt hast du es richtig ausgesprochen. Gut gemacht.", lobte der Blondhaarige.
Hermine betrachtete liebevoll Vater und Sohn, die sich beide gegenseitig anstrahlten.
„Und was Furie?"
„Eine Furie ist ein Mädchen, Scorpius, dass gleich wütend wird, wenn es zum Beispiel von einem Jungen geärgert wird. Das Mädchen versteht keinen Spaß. Verstehst du was ich meine?", fragte er vorsichtig, da er einfach noch keine Erfahrung mit Kleinkindern hatte und deshalb nicht wusste, wie groß ihre Auffassungsgabe in diesem Alter schon war.
„Jaaa.. Mädchen gleich schimpft... .. Furie dann wie Tante Ginny? Oder Mummy?", fasste er altklug zusammen und Draco gluckste erneut.
Hermine lachte ebenfalls herzlich.
„Ja so wie Tante Ginny, Scorp.", lachte sie immer noch und wischte sich eiligst eine Lachträne aus dem linken Augenwinkel.
„Da hast du gar nicht mal so unrecht."
„Soso.. die jetzige Mrs. Potter ist also eine kleine Furie. Rothaarig, temperamentvoll und mit einem ganzen Bau an Brüdern vollends abgehärtet - eine gefährliche Kombination, wenn du mich fragst.. Ich hoffe, der Goldjunge kann mit dieser geladenen Waffe auch umgehen.", stichelte Malfoy und grinste die Braunhaarige dreckig an.
„Du kennst ihn kaum eine Stunde und bringst ihm schon Unsinn bei Malfoy.", kam es von Hermine, doch lächelte sie freundlich. Es hatte ihr gut getan, wieder etwas zu lachen und die momentanen Sorgen für kurze Zeit zu vergessen.
„Aber hör zu Liebling. Das Wort Furie sagt man aber eigentlich nicht. Es ist kein nettes Wort. Versprich mir, dass du es nie zu einem Mädchen sagen wirst.", sprach Hermine zwar zärtlich, doch mit einer gewissen Strenge in der Stimme.
„Aber Tante Ginny.."
„Auch nicht zu Tante Ginny!"
Scorpius nickte folgsam, runzelte aber irritiert seine kleine Stirn.
„Aber Draco hat..", fing er an und deutete von Draco zu seiner Mummy.
„Das stimmt, Kumpel. Und ich sage es auch nicht mehr. Versprochen. Ich wollte nur etwas Spaß mit deiner Mummy machen. Verstehst du?", wandte sich der blonde Zauberer nun an den kleineren Blonden.
Erneut nickte der kleine Mann. Draco ermahnte sich gedanklich selbst, er musste nun in Gegenwart des Kindes wirklich aufpassen, was er aussprach.
„Alles gut mit uns Kumpel?? Darf ich morgen noch kommen?"
„Jaaa jaaaa!", klatschte Scorpius euphorisch in seine kleinen Händchen.
„Du lesen!!"
„Ich freu mich schon drauf.", erwiderte Draco und strubbelte seinem Sohn durch die Haare.
„Okay Schatz. Wir müssen nun nach Hause. Möchtest du deine Mütze wieder aufsetzen?", mischte sich Hermine wieder ins Gespräch.
„Nein. Du nehmen.."
„In Ordnung.", antwortete die junge Frau und verstaute die Mütze ihres Sohnes in ihrer Tasche.
„Dann verabschiede dich noch von Draco.", sprach sie und erhob sich von der Holzbank.
„Bye Draco.", grinste der kleine Knirps zu Malfoy hoch, der sich ebenfalls erhoben hatte.
„Du kommst morgen wirklich, ja?", fragte er hoffnungsvoll und strahlte von einem zum anderen Ohr, als der junge Mann mit ‚Natürlich' antwortete.
Die Chemie zwischen ihnen stimmte wohl von Anfang an, kam Hermine nicht umhin festzustellen.
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