Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 36


Vorsichtig und mit Bedacht, um nicht gesehen zu werden, linste Narzissa Malfoy neugierig in die große Bibliothek ihres Herrenhauses. Sie hatte sich in ihrem privaten Salon mit einem neuen Hexenroman beschäftigt, als unerwartet sanfte und anmutige Pianoklänge an ihre Ohren gedrungen waren. Es war leicht gewesen, den so traurig anmutenden Tönen den großen und breiten Flur entlang zu folgen und den Ursprung der Musik letztendlich dem Klavier in der privaten Bibliothek zuzuschreiben. 

https://youtu.be/7maJOI3QMu0

Behutsam spähte sie ins Innere der privateigenen Bücherhalle und entdeckte ihren Sohn als Erzeuger der Melodie. Leise betrat sie den großen Saal und huschte ungesehen in Richtung des wertvollen Piano's, an dem der blonde junge Mann saß und mit geschlossenen Augen und flinken Fingern dem Instrument diese wundervolle Musik entlockte.

Er hatte Jahre nicht mehr gespielt, bemerkte Narzissa erfreut und innerhalb kürzester Zeit war es ihr nun bereits ein zweites Mal vergönnt, ihn wieder spielen zu hören.

In seinem fünften Lebensjahr war ihr und ihrem Gatten relativ früh Draco's musikalische Begabung aufgefallen, weswegen Lucius letztendlich alles daran gesetzt hatte, seinen Sohn entsprechend zu fördern, was ihn tatsächlich zu einem herausragenden Pianisten mit bemerkenswertem Musikgehör geformt hatte. Bedauerlicherweise hatte die schwere Zeit des Krieges mit den schrecklichen Erlebnissen und auch der Umstand, dass sich der Dunkle Lord höchstpersönlich im Malfoy Manor eingenistet hatte, dazu geführt, dass er jegliches Interesse daran verloren und es schließlich aufgegeben hatte. Ab Draco's fünften Schuljahr war es nur noch ums Überleben gegangen.

Der Kontakt mit seinem kleinen Sohn hatte wohl offenbar einiges in Draco's Innerem wieder geflickt, denn er wirkte so anders in den letzten Wochen – befreiter. Allerdings bemerkte Narzissa nun die wieder aufgetretenen dunklen Schatten um seine Augen und wie abgekämpft er seit einigen Tagen wieder wirkte, denn Astoria machte es ihm in letzter Zeit wirklich nicht leicht. Anstatt es letztendlich zu schätzen zu wissen, wie verantwortungsbewusst und grundanständig sich ihr Ehegatte mittlerweile entwickelt hatte und was für ein guter und gewissenhafter Vater er war, stellte sie ihm ständig mannshohe Felsbrocken in den Weg.

Der Spagat zwischen seiner Familie und seinem kleinen unehelichen Sohn würde ihm tatsächlich ohne größere Probleme gelingen, doch leider erschwerte Astoria das Ganze immens. Vielleicht würden sich die Differenzen in naher Zukunft wieder etwas legen, vielleicht sogar wenn Astoria selbst Mutter geworden war. Es würde ihr bestimmt etwas inneren Frieden und Ruhe bringen, wenn sie selbst ebenfalls ein Baby erwarten würde. Allerdings hegte Narzissa in letzter Zeit auch etwas Bedenken, ob eine Schwangerschaft überhaupt im Sinne und den Vorstellungen ihres Sohnes gerecht war. Draco zeigte wenig Ambitionen, dass ihm viel an einem Baby mit Astoria liegen würde, denn primär widmete er seine ganze Aufmerksamkeit nur zu gern auf Scorpius Granger, der ohne Zweifel sein ganzer Stolz war.

Auch pochte in Nazissa der winzige Verdacht, dass auch Hermine Granger einen großen Teil zu seinem zufriedenem und glücklichem Befinden beiträgt, ebenso zu dem geringfügigem Bestreben mit Astoria an einer Schwangerschaft zu arbeiten. Seit der Wohltätigkeitsgala keimte in der älteren Hexe dieser Verdacht immer weiter an die Oberfläche empor, egal was ihr Ehegatte auch als Einwand entgegen brachte. Narzissa konnte sich schließlich nur zu gut an die eindeutigen liebevollen Blicke ihres Sohnes erinnern, mit der er Miss Granger betrachtet hatte. Allerdings wagte Narzissa Malfoy es nicht, ihren Sohn darauf anzusprechen, denn zu sehr fürchtete sie sich vor der Bestätigung und Bewahrheitung ihres Verdachtes.

Die Adelsfrau befand sich, wegen dem Wunsch ihren Sohn glücklich zu sehen und den von Kindheit an gelernten Ideologien der Reinblutfamilien, im Zwiespalt ihrer Gefühle. Es war vor allem für ihren Gatten Lucius an substanzieller Bedeutung und Wichtigkeit, den seit Jahrhunderten reingehaltenen Familienstammbaum zu erhalten und traditionell fortzuführen, was Draco seit seiner Geburt natürlich unermüdlich eingetrichtert worden war.

Ein unbedachter, tiefer leidender Seufzer entwich der ehemaligen Black-Tochter, worauf sie ertappt zur Gestalt ihres Sohnes aufsah. Sie bemerkte jedoch, dass dieser weiterhin in seinem Klavierspiel konzentriert war und den verräterischen Ton offensichtlich nicht gehört zu haben schien.

Während sie ihren Blick über ihren hübschen Nachkommen gleiten ließ, erfasste sie beiläufig die geöffnete Whiskeyflasche, die auf dem Klavier stand und die bereits zur Hälfte geleert worden schien. Ein benutzter Kristalltumbler stand direkt daneben. Erneut entkam der Hexe ein Seufzer, während auch ihre Schultern betrübt nach unten sackten. Gerne hätte sie ihren Sohn darauf angesprochen und ihn ermahnt, dass harter Alkohol auch keine Probleme lösen konnte, doch sie beließ es letztendlich dabei, wohlweislich da der Sturkopf von Sohn sowieso nicht zuhören würde. Bedrückt wandte sie sich wieder von Draco ab und verließ nun leisen Schrittes ungesehen die Bibliothek.

Die Stimmung im Herrschaftsanwesen der Malfoy's war aufgrund der zuletzt veröffentlichten Zeitungsberichte erneut auf dem Tiefpunkt und auch ihr Gatte war den hysterischen Anfällen seiner Schwiegertochter wohlweislich entflohen. Lucius beschäftigte sich in der letzten Zeit wieder auffällig häufig mit seiner Pferdezucht, welcher er in den letzten Jahren viel zu wenig Zeit und Interesse gewidmet hatte. Meist hatte er nur die Verlaufsberichte der für ihn arbeitenden Zwerge eingeholt, die für die magische Zucht in seinem Gestüt, unweit des Malfoy Manors, hauptverantwortlich waren.

Ihr Gatte erschien jedoch einigermaßen zufrieden mit den Presseberichten um seinen Sohn, denn der Familienname Malfoy kam dadurch langsam zu neuem Glanz zurück, auch wenn die Ehe seines Sohnes deswegen in den Medien als Zwangsehe in den Schmutz gezogen wurde. Draco's vorbildliches Verhalten bezüglich des Umgangs mit seinem außerehelichen Sohn wurde von der magischen Bevölkerung durchgehend wohlwollend begrüßt, weswegen Lucius Malfoy die negativen Presseartikel eher entspannt aufnahm.

Auch die Malfoy Apotheken – zugehörig zu Malfoy Solution Industries - waren seit des Krieges entsprechend angeschlagen und die Erwirtschaftung daher eher durchwachsen gewesen. Glücklicherweise war aber nur der Sitz in England von den Gewinneinbußen betroffen, Frankreich, Bulgarien, die Schweiz und Deutschland waren nicht von der Existenznot bedroht gewesen. Angesichts der recht positiven Prestige um Draco Malfoy war der Familienname nun dabei, sich wieder von seinem schlechten Ansehen zu erholen und erneut an Bedeutung zu gewinnen. Auch die Erwirtschaftung der Apothekenniederlassung in der Winkelgasse verzeichnete seit kurzem durchweg wieder positive Zahlen, was Lucius wohlwollend betrachtete. Die Konkurrenzapotheke hingegen hatte dadurch Einbußen zu verzeichnen, was aber Lucius Malfoy wenig bekümmerte.

Kaum als Narzissa den Bibliothekssaal verlassen hatte, wandte sie sich mit eiligen Schritten in Richtung des Westflügel des Hauses, um vorsorglich nach ihrer Schwiegertochter zu sehen. Da Draco nun bereits am frühen Nachmittag schon dabei war, sich gedankenlos zu betrinken, nahm die ältere Hexe an, dass es zwischen ihm und Astoria erneut zu einem größeren Disput gekommen war. Narzissa wollte sich kein weiteres Mal von Justus Greengrass vorwerfen lassen, man kümmere sich nicht anständig um seine jüngste Tochter, sondern richte das Augenmerk zu sehr auf unwürdiges Blut. Narzissa kochte immer noch bei dieser Erinnerung und nur der furchteinflößende und warnende Blick ihres Ehegatten hatte vor zwei Tagen dazu geführt, dass Narzissa Justus Greengrass nicht an Ort und Stelle an die Gurgel gesprungen war.

Aufgrund der Größe des Anwesens nahm es einige Zeit in Anspruch, bis die ältere Hexe den Westtrakt des Manors, in dem ihr Sohn und seine Gattin residierten, erreicht hatte. Der Flur im Westflügel lag jedoch in vollkommener Stille vor, weshalb Narzissa zögerlich an die große Flügeltüre zum Hauptsalon klopfte. 

„Astoria? Liebes?", fragte Narzissa sanftmütig, erhielt jedoch keine Antwort..

Sie griff daraufhin beherzt zum massiven Türknauf und drückte mit beiden Händen die rechte Seite der breiten, weißen Doppeltüre auf.

Bedauerlicherweise hatte die Hausherrin ihre Erschwernis mit der Salontür und erst nach Verdopplung des Drucks, konnte Narzissa die Flügeltüre aufschieben. Sie hatte kaum einen Fuß in den elegant eingerichteten Salon gesetzt, als ziemlich deutlich wurde, weshalb der Eintritt nur mühsam gegangen war.

Der Salon erschien als wäre es zu einer Explosion gekommen. Keine Dekoration stand noch an ihrem vorgesehenen Platz, sondern lag zerbrochen und verbogen auf dem dunklen Parkettboden verteilt. Porzellan- und Glasscherben knirschten unter Narzissa's Schuhen, als sie vorsichtig in den großen Salon trat. Die Möbel erschienen einigermaßen unversehrt, nur einige Schubladen lagen herausgerissen und mit verteiltem Inhalt auf dem Boden.

„Du meine Güte.", hauchte sie entsetzt, während sich ihre geweiteten Augen geschockt im Zimmer umsahen.

Vorsichtig tappte die Adelshexe über den dunklen Parkett, versucht den Scherben einigermaßen auszuweichen, was sich als alles andere als einfach herausstellte. Die Verwüstung, so erschien es der älteren Hexe, war jedoch kaum magischem Ursprung, sondern hatte sich offenbar von Hand zugetragen.

Sie konnte nur mutmaßen, wer für den verheerenden Schaden verantwortlich war. Ihrem eigenen Sohn traute sie diese achtlose Zertrümmerung keinesfalls zu, auch wenn er früher oftmals durch seinen ungebändigten Zorn und seiner Unbeherrschtheit aufgefallen war. So etwas hatte er nie getan, denn Draco hatte stets Achtung vor seinem Zuhause und seinem Besitz besessen.

Ausgezehrt fuhr sich Narzissa durch die blonden Haare und schloss ermüdend die Augen, um für wenige Augenblicke das Chaos um sich herum auszublenden.

Letztendlich trat sie näher an den langen Kaminsims heran und erkannte, dass fast ausnahmslos alle Bilderrahmen, die dort eigentlich ihren Platz hatten, zertrümmert worden waren. Besonders auffällig zerstört war ein hübscher silberner Bilderrahmen, mit einer erst kürzlich aufgenommenen Fotografie, die Draco mit seiner kleinen Mini-Ausgabe zeigte. Erschrocken bemerkte die recht junge Großmama nun die kleinen Scherben unter ihren Füßen, die zu einem Bilderrahmen gehörten, welcher Draco als Geschenk von seinem kleinen Sohn und dessen Mutter überreicht worden war.

In dem Bildhalter befand sich eine Kleinkinderzeichnung, die Scorpius für seinen Daddy angefertigt hatte und auf der man, trotz seines recht jungen Alters, den Inhalt und die Bedeutung dahinter schon verstehen konnte. Narzissa konnte nur wiederholt über Scorpius ausgeprägte Augen-Hand-Koordination und seine fortgeschrittene Entwicklung staunen. Die Zeichnung zeigte einen Scorpius in Mitten seiner Eltern, die ihn beide an der Hand hielten. Die Personen waren noch, wie typisch in einem Entwicklungsalter von etwa drei bis vier Jahren, als Kopffüßler dargestellt – große Köpfe aus denen Arme und Beine schemenhaft heraus ragten. Einen Körper gab es nicht. Deutlich auffällig waren jedoch die gelb dargestellten Haare zweier Figuren, sowie die braune Frisur der dritten Person. Über dem familiären Dreiergespann schien eine kugelähnliche Sonne und wilde, kreisförmige Striche sollten offenbar die Wolken darstellen. Eine hübsche geschwungene Schrift wünschte: Happy Birthday Daddy.

Die Hexe bückte sich um den Rahmen und hob ihn vorsichtig in ihre Hände.

Auf Narzissa's Lippen schlicht sich ein stolzes Lächeln und die Erinnerung daran, als Draco ihr das gerahmte Gemälde überglücklich gezeigt hatte, wärmte ihr Innerstes. Wehmütig strich sie über das zersprungene Rahmenglas, woraufhin sie ihren Zauberstab zückte und einen Reparo-Zauber murmelte, der schließlich das einstige Geburtstagsgeschenk wieder zu seinem unversehrten Zustand zurück versetzte. Sanft stellte sie das selbstgemachte Gemälde wieder an seinen eigentlichen Platz zurück, ehe sie in den leeren Raum nach der Hauselfe Mila rief.

Augenblicklich erschien das fleißige Helferlein, das auch gleich in eine demütige Haltung sank.

„Mila, wo ist meine Schwiegertochter?", fragte die Hexe die treue Elfendame mit eindeutiger Sorge in der Stimme.

„Die Misses ist ausgegangen, Madame.", antwortete Mila artig, worauf sie sich erneut vor ihrer Herrin verbeugte.

„Ach? Ist sie das?", entkam es Narzissa nun argwöhnisch und jedweder Sorge verbannt, während sie brummig den blonden Schopf schüttelte.

„Sei so gut und kümmere dich bitte um dieses Chaos, Mila.", bat sie die kleine Hauselfendame mit freundlichem Ton.

„Oh Madame Malfoy. Mila ist untröstlich. Aber Mila hat von Misses Astoria Verbot bekommen, sich um die Verwüstung zu kümmern. Misses Astoria wird Mila grauenhaft bestrafen, wenn Mila sich nicht an Befehl von junger Misses hält.", erklärte die Elfendame mit eingezogenem Kopf.

„Nein, Mila. Du wirst nicht bestraft."

„Misses Astoria hat aber Bestrafung angedroht.", piepste die Elfe ängstlich, während sie auch noch auffallend nervös zitterte.

„In Ordnung Mila. Dann gebe ich dir hiermit einen neuen Befehl. Denn schließlich bin ich deine Hausherrin, noch nicht die junge Misses.", erklärte Narzissa ruhig. „Du wirst bitte diese Verwüstung umgehend in Ordnung bringen. Sollte Astoria die Absicht hegen, dich für das Ausführen meiner Befehle bestrafen zu wollen, kommst du augenblicklich zu mir. Hast du mich verstanden? Ich will nicht, dass meine Schwiegertochter dich bestraft. Du kommst sofort zu mir."

„Jawohl Madame.", antwortete die Elfe erneut gehorsam, erschien jedoch nun um einiges erleichterter und weniger ängstlicher.

„Gut. Dann geh bitte an deine Arbeit.", sprach die ältere Hexe sanft, ehe sie sich erneut bedacht einen Weg durch die Verwüstung bahnte und das gemeinsame Wohnzimmer ihres Sohnes und seiner Ehegattin wieder verließ.

Sie trat den selbigen Rückweg an, wie sie den Westflügeltrakt betreten hatte, um wohlweislich noch einmal einen Blick in die Bibliothek zu ihrem Sohn zu werfen, der ihr zunehmend Sorge bereitete. Ehe sie den Büchersaal jedoch wieder hatte erreichen können, kam ihr überraschenderweise Justus Greengrass entgegen, der offenbar das Anwesen aber bereits wieder verlassen wollte, denn es

schien, als wäre er Richtung Haupteingang unterwegs. Argwöhnisch betrachtete sie den kleinen, dicklichen Zauberer mit dem auffälligen Viktor-Emanuel-Bart, der einen markanten Geruch von Mottenkugeln gemischt mit Nelken verströmte. Zeitgleich fragte sie sich, aus welchem Grund der stolze Justus in ihrem Heim erneut mit seiner Anwesenheit glänzte, wenn seine Tochter Astoria offenbar nicht zugegen war.

„Justus.", begrüßte ihn Narzissa kühl, doch höflich genug, da ansonsten wieder ein Disput mit ihrem Ehegatten los brechen würde, da Lucius Wert legte, Justus Greengrass ein respektierliches Verhalten entgegen zu bringen.

„Was machst du denn hier? Mir war nicht bewusst, dass wir heute die Ehre haben, dich erneut bei uns begrüßen zu können."

„Guten Tag, Narzissa. Ich musste noch etwas klären.", säuselte er, während er die von der Hexe dargebotene Hand ergriff und ihr galant einen Handkuss entgegen brachte.

Mühevoll hielt die Adelsfrau ihr Lächeln aufrecht und unterdrückte zudem den stets auftretenden Drang, sich die Hand an ihrem teuren Rock abzuwischen, nachdem Mr. Greengrass ihre Hand wieder los gelassen hatte.

„Es tut mir leid. Du hast den Weg wohl umsonst gemacht. Deine Tochter besticht heute offenbar nur mit ihrer Abwesenheit. Sie ist nicht hier."

„Das ist kein Dilemma. Mein primärer Grund warum ich nach Wiltshire gereist bin, hatte eher andere Gründe. Ich hatte mit meinem Lieblingsschwiegersohn noch etwas zu klären. Du verstehst?"

„Ach ja? Um was ging es denn?", fragte sie mit süßlich falschem Tonfall, den Justus aber nicht registrierte.

„Um geschäftliches. Nichts, was dich bekümmern müsste, meine Liebe."

„Ist das so?", entkam es ihr mit bösen funkelnden Augen, doch auch dies bemerkte das Oberhaupt der Familie Greengrass nicht, da er viel zu sehr damit beschäftigt war, seinen Blick über die anmutige Gestalt der Hexe gleiten zu lassen, weshalb seine Gesichtszüge kurzzeitig einen gierigen Ausdruck bekamen.

„Bedauerlicherweise kann ich nicht zum Tee bleiben. Meine Gattin erwartet mich in unserem Zuhause. Wir haben heute Besuch. Daphne, Theodore und unser liebreizender Enkel sind zu Besuch."

„Ja.. so liebreizend.", entkam es Narzissa abfällig, jedoch so leise, dass es nicht an Justus Ohren gedrungen war.

„Das ist wirklich bedauerlich.", sprach sie wieder etwas lauter. „Aber dann kommst du ein anderes Mal zum Tee. Reisende soll man schließende nicht aufhalten! Nono wird dich hinaus geleiten."

Mit einem Plopp erschien der Hauself Nono neben seiner Hausherrin, welcher ihr augenblicklich eine Verbeugung entgegen brachte.

„Wohl wahr, wohl wahr, meine Teuerste. Ich empfehle mich.", nickte er noch und verschwand mit dem Hauselfen an seiner Seite in Richtung Haupttüre, um das Anwesen und letztendlich den Vorgarten verlassen zu können. Erst hinter der Appariergrenze, die sich außerhalb des riesigen palastgartenähnlichen Grundstücks befand, war es dem stämmigen Zauberer möglich zu disapparieren.

Narzissa setzte ihren Weg zur Bibliothek des Hauses fort und betrat zwar zielsicher, doch etwas zurückhaltend den saalgroßen Raum. Ihr besorgter Blick fiel zuerst auf den Klavierbereich. Sie musste jedoch feststellen, dass der Platz am Piano nun verlassen war. Als sie sich suchend im riesigen, mit unzähligen Bücherregalen gefüllten Saal umsah, entdeckte sie ihren Spross in einem elegant geschwungenen Sessel der Leselounge, die gut platziert vor dem großen Kamin stand, in dem gerade ein anheimelndes Feuer vor sich hin prasselte. Draco hing mehr in seiner Sitzgelegenheit, als er aufrecht saß und sein rechter Arm, den er aufgestützt auf der Sessellehne hatte, drückte gerade ein volles Whiskeyglas kühlend gegen seine Schläfe.

Die Augen hatte er vor Erschöpfung geschlossen, während sich sein Brustkorb im unruhigen Rhythmus seiner Atmung auf und ab bewegte. Sein niederschmetternder, leidender und kränklicher Anblick schmerzte Narzissa sehr und sie konnte kaum den Drang unterdrücken, auf ihren erwachsenen Sohn zuzugehen und ihn tröstend in die Arme zu schießen. Sie wusste, Draco würde diesen menschlichen Kontakt nicht zulassen, denn zu sehr war ihm seit seiner Kindheit durch die verdrehte und kleinkarierte Reinblutideologie eingetrichtert worden, wie sehr eine tröstende und mitfühlende Geste der eigenen Mutter als Schwäche angesehen wurde.

Seufzend wandte sie den Blick in Richtung teuren Eichenparkettboden, sich deutlich bewusst, wie sehr sie in ihrer Erziehung wohl versagt hatte. Sie hatte all die Jahre untätig zugelassen, dass Lucius durch seinem Wahn mit dem reinen Blut, den gemeinsamen Sohn hatte verderben, sowie unglücklich machen können.

Doch auch jetzt, nach der Befreiung der Zauberwelt von den Machenschaften des Dunklen Lords und Lucius Einsehen – wenn auch nicht 100% - war Draco's Leben offensichtlich immer noch von dieser veralteten Ideologie gezeichnet und erschwert.

Narzissa wünschte sich doch einfach nur ein glückliches Leben für ihren Sohn, warum bei Salazar versagte sie dabei immer? Warum hatten sie Draco zu einer arrangierten Ehe gedrängt, die ihn offenbar nicht so glücklich machte, wie sie vielleicht eigentlich hätte sollen? Sie konnte nur hoffen, dass sich die ständigen Dispute bald wieder legen und Astoria einsichtiger werden würde. Eine andere Möglichkeit gab es nicht, was Lucius ihr erst erneut sehr deutlich klar gemacht hatte. Eine Scheidung gab es in ihren Kreisen nicht.

„Liebling!", wandte sie nun das Wort sanft an ihren Sohn, der immer noch regungslos in dieser Stellung verharrte.

Ermattet öffnete der blonde junge Mann seine Augen, ohne sich jedoch aus seiner Haltung zu lösen oder irgendwie zu bewegen.

„Mutter.", murmelte er als Begrüßung.

„Geht .. geht es dir gut, Draco?", sprach sie leise, während sie sich gegenüber ihrem Sohn in einem weiteren Sessel nieder ließ.

„Sicher.", antwortete er mit deutlich schwerer Zunge.

„Ich habe gerade Justus getroffen. Er war bei dir?"

„Hmm.. ja.", meinte er erneut einsilbig, während er sich endlich aus seiner starren Haltung löste, um das Whiskeyglas an seine Lippen zu führen.

Missbilligend betrachtete sie die kräftigen Züge, die Draco von der starken Spirituose nahm als wäre es nur einfacher Kürbissaft.

Abwesend drehte der junge Mann sein leeres Tumbler-Glas nun in den schlanken Händen, während der Schein des Feuers flackernde Schatten über sein müdes Gesicht warf.

„Was wollte er, Liebling?"

Draco warf einen enttäuschten Blick auf die teure Whiskeyflasche, die gänzlich leer auf einem Bestelltisch neben der Leselounge stand.

Narzissa jedoch schwankte zwischen Erleichterung und Bestürzung über die Inhaltslosigkeit der Alkoholflasche. Sie konnte nur hoffen, dass er sie nicht zur Gänze heute Nachmittag geleert hatte. Sein Zustand wirkte glücklicherweise nicht so vollkommen betrunken, um in Kürze einen Komplettausfall oder Kontrollverlust zu erleiden.

„Kannst du dir nicht denken, was er wollte.", erwiderte der Blonde schließlich abfällig.

„Draco!", mahnte sie ihren Nachkommen über dessen Tonfall, auch wenn sie wusste, dass der Ausdruck nicht ihr geschuldet war, sondern Draco offenbar noch mit den Gedanken bei seinem Schwiegervater war.

„Er hat mich noch einmal ausdrücklich und mit Nachdruck darauf hingewiesen, was für mich oberste Priorität haben sollte und welche Vorrangigkeit Astoria bei mir zweifelslos besitzen müsse und nicht.. nicht ein unbedeutendes, unwürdiges Schlammblut und deren schwacher minderbemittelter Bastard.", schloss Draco zornig.

„Wie bitte?", quiekte Narzissa erschrocken auf.

„Nicht meine Worte.", fauchte er als Antwort.

„Das ist.. das ist doch..", stammelte die ältere Hexe erbost.

„Zudem sah Justus sich gezwungen, mir deutlich zu machen, als welch elitäres Vorbild ich als Abkomme einer jahrhundertalten Reinblutfamilie in unserer Gesellschaft fungiere und welche Verantwortung dahinter liegt.", zischte er voller Wut und mit deutlich erhobener Stimme.

„Es sei schließlich meine Aufgabe, der Würde meines Nachnamens nicht zu schaden und die gewissen traditionellen Werte und Tugenden der unantastbaren 28 zu pflegen. Wir müssten unsere reinblütigen Traditionen und Werte, die Jahrhunderte überstanden hätten, weiterhin bestehen lassen!!!", schrie er voller Hass gegen die alten Ideologien, während er gleichzeitig abrupt aus seinem Sessel hochschoss und voller Zorn sein Whiskyglas in den Kamin mitten ins Feuer schmetterte.

Glücklicherweise befand sich die Leselounge mit genügend Sicherheitsabstand zum Kamin, wodurch die beiden Magier weder von zersprungenen und weggeschleuderten Glassplittern, noch von der kleinen Stichflamme betroffen waren, die aufgrund des Restalkohols im Glas kurzzeitig entstanden war.

Die ältere Hexe war durch den wütenden Gefühlsausbruch ihres Gegenübers erschrocken zusammen gezuckt.

„Liebling!!", entkam es ihr sorgenvoll, während sie sich ebenso ruckartig von ihrem Platz erhob, zu ihrem Sohn aufschloss und ihm daraufhin von hinten zärtlich und mitfühlend über den Rücken strich, während er schwer atmend in das Kaminfeuer starrte.

Dieser lies sich die tröstende Geste nicht lange gefallen, denn der junge Mann wandte sich blitzartig von Narzissa ab und ließ sich letztendlich wieder auf einen Sessel fallen.

„Habe ich wirklich so falsch gehandelt, indem ich entschieden habe, für Scorpius als Vater da zu sein?", entwich es ihm leise, woraufhin Narzissa ihren Sohn geschockt ansah.

„Nein, Liebling. Nein!"

„Dann bist du wohl die Einige, die so denkt.", schloss er matt. „Für alle anderen mach ich einen dummen und unsinnigen Fehler."

„Draco...Das ist Unsinn."

„Aber Scorpius ist kein Fehler!! .. .. Ja, ich habe viele Fehler in meinem Leben gemacht.. aber er war sicherlich keiner davon. Er ist das einzig Gute was ich je geschaffen habe.", erklärte er und sah traurig zu seiner Mutter auf, die überfordert vor ihrem Sohn stand.

Die glasig funkelnden Augen ihres Nachkommen verleiteten die Hexe dazu, vor ihm auf die Knie zu sinken und trostspendend nach seinen Händen zu greifen.

„Hör mir zu, Draco. Es war die richtige Entscheidung. Hörst du? Ich bin so unendlich stolz auf dich und auch darauf, dass du deinem kleinen Sohn so ein hingebungsvoller Vater bist. Vergiss die Meinung von Justus und Astoria. Es ist ganz allein deine Entscheidung, wenn du für Scorpius da sein willst. Auch wenn sie im Moment noch versuchen, dich mürbe zu machen und aufgrund deiner Entscheidung zu rebellieren.. so glaub mir... sie werden es irgendwann einsehen und akzeptieren. Du musst nur durch halten, Liebling."

„Ja?"

„Ja! Du darfst auf Scorpius nicht verzichten. Er ist ein wahrer Goldschatz, Draco. Ich liebe ihn so sehr.."

„Wirklich?", entkam es Draco mit aufgerissenen Augen, die voller Dank und auf der Suche nach der Wahrheit in ihrer Aussage, zu ihr aufblickten.

„Natürlich. Wie könnte ich nicht? Ich bin auch auf ihn furchtbar stolz. Er gehört zu unserer Familie, Draco. Egal was Justus sagt oder will."

„Danke Mum."

Narzissa lächelte gütig.

„Ich mag es, wenn du mich wie früher Mum nennst.", erklärte sie leise, worauf Draco unmännlich kicherte. Okay, seinen betrunkenen Zustand konnte man doch nicht so ganz verleugnen oder schön reden.

Mitfühlend und voller Liebe strich sie ihrem erwachsenen Sohn durch die verwirrten Haare, der daraufhin dankend seine Augen schloss. Viel zu deutlich wurde der Hexe wieder einmal bewusst, wie schnell ihr Sohn doch hatte erwachsen werden und seine Kindheit hatte hinter sich lassen müssen. Auch wenn in ihren Kreisen die meisten jungen Hexen und Zauberer bereits sehr früh verlobt, verheiratet oder selbst schon Kinder hatten, steckte in den jungen Menschen selbst immer noch ein kleiner Teil eines Kindes. Merlin bewahre, Draco war doch erst 22.

„Justus wollte dich noch einmal eindringlich darauf hinweisen, den Kuraufenthalt sein zu lassen, hab ich recht?", ergriff sie nach kurzer Stille wieder das Wort.

Ihr Sohn nickte.

„Was wirst du tun, Liebling?"

„Ich weiß es nicht.", gestand er matt. „Ich bin einfach nur erschöpft."

„Was möchtest du denn? Ganz abgesehen davon, was ich dir rate oder was dein Schwiegervater oder Astoria möchten?"

„Ich möchte mit Granger und Scorp an der Eltern-Kind-Kur teilnehmen. Ich will dabei sein. Scorp soll wieder ganz gesund werden."

„Dann mach das, Liebling. Ich und dein Vater halten Zuhause die Stellung und Astoria hat genügend Zeit sich wieder einzukriegen. Und wenn du wieder zurück bist, fährst du mit ihr gemeinsam an die Cote d'azur. Und dann rauft ihr euch wieder zusammen. In Ordnung?"

„In Ordnung.", bestätigte der Blonde, worauf sich Narzissa Malfoy aus ihr knieenden Stellung wieder erhob.

„Und jetzt geh in dein Schlafzimmer und schlaf dich aus. Du siehst fürchterlich aus.", ermahnte sie ihn liebevoll, während sie sich anschickte, die Bibliothek zu verlassen.

„Danke, Mum.", sprach Draco seiner Mutter leise hinterher.

„Immer gerne, Liebling."



Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro